Название | Das Passagen-Werk |
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Автор произведения | Walter Benjamin |
Жанр | Документальная литература |
Серия | |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9788026829706 |
Et quand il nous faut du beau temps
Nous l’attendons de son étoile.«
cit bei Théodore Muret: L’histoire par le théâtre 1789-1851 Paris 1865 I p 262 [D 2, 4]
»cette tristesse diserte et plate qu’on appelle l’ennui.« Louis Veuillot: Les odeurs de Paris Paris 1914 p 177 [D 2, 5]
»Jede Tracht reservirt sich einige Stücke, mit welchen sie vorzüglich nobel thut, d. h. welche viel Geld kosten, weil sie schnell ruinirt sind, namentlich weil jeder Regen sie verderbt.« Dies bei Gelegenheit des Cylinders □ Mode □ F. Th. Vischer: Vernünftige Gedanken über die jetzige Mode 〈in: Kritische Gänge Neue Folge 3. Heft Stuttgart 1861〉 p 124 [D 2, 6]
Langeweile haben wir, wenn wir nicht wissen, worauf wir warten. Daß wir es wissen oder zu wissen glauben, das ist fast immer nichts als der Ausdruck unserer Seichtheit oder Zerfahrenheit. Die Langeweile ist die Schwelle zu großen Taten. – Nun wäre zu wissen wichtig: der dialektische Gegensatz zur Langenweile? [D 2, 7]
Das höchst komische Buch von Emile Tardieu: L’ennui Paris 1903, dessen Hauptthese lautet, das Leben sei zweck- und bodenlos und strebe dem Zustande des Glückes und des Gleichgewichts vergeblich nach, nennt unter den vielen Umständen, die Ursache der Langeweile sein sollen auch das Wetter. – Man kann dies Buch eine Art Andachtsbuch des 20ten Jahrhunderts nennen. [D 2, 8]
Langeweile ist ein warmes graues Tuch, das innen mit dem glühendsten, farbigsten Seidenfutter ausgeschlagen ist. In dieses Tuch wickeln wir uns wenn wir träumen. Dann sind wir in den Arabesken seines Futters zuhause. Aber der Schläfer sieht grau und gelangweilt darunter aus. Und wenn er dann erwacht und erzählen will, was er träumte, so teilt er meist nur diese Langeweile mit. Denn wer vermöchte mit einem Griff das Futter der Zeit nach außen zu kehren? Und doch heißt Träume erzählen nichts anderes. Und nicht anders kann man von den Passagen handeln, Architekturen, in denen wir traumhaft das Leben unserer Eltern, Großeltern nochmals leben wie der Embryo in der Mutter das Leben der Tiere. Das Dasein in diesen Räumen verfließt denn auch akzentlos wie das Geschehen in Träumen. Flanieren ist die Rhythmik dieses Schlummers. 1839 kam über Paris eine Schildkrötenmode. Man kann sich gut vorstellen, wie die Elegants in den Passagen leichter noch als auf den Boulevards das Tempo dieser Geschöpfe nachahmen. ■ Flaneur ■ [D 2 a, 1]
Langeweile ist immer die Außenseite des unbewußten Geschehens. Deshalb ist sie den großen Dandys vornehm erschienen. Ornament und Langeweile. [D 2 a, 2]
Über die Doppelbedeutung von »temps« im Französischen. [D 2 a, 3]
Die Fabrikarbeit als ökonomischer Unterbau der ideologischen Langeweile der Oberklassen. »Der trübselige Schlendrian einer endlosen Arbeitsqual, worin derselbe mechanische Process immer wieder durchgemacht wird, gleicht der Arbeit des Sisyphus; die Last der Arbeit, gleich dem Felsen, fällt immer wieder auf den abgematteten Arbeiter zurück.« Friedrich Engels: Die Lage der arbeitenden Klasse in England 〈2. Aufl. Leipzig 1848〉 p 217 (zit. bei Marx: Kapital Hamburg 1922 I p 388) [D 2 a, 4]
Das Gefühl einer »imperfection incurable« (vgl. Les plaisirs et les jours cit im Hommage von Gide) »dans l’essence même du présent« ist vielleicht für Proust der Hauptgrund gewesen, die mondäne Geselligkeit bis in ihre letzten replis kennen zu lernen, ja ist vielleicht ein Grundmotiv geselliger Zusammenkünfte aller Menschen. [D 2 a, 5]
Über die Salons: »Auf allen Physiognomien zeigten sich die unverkennbarsten Spuren der Langenweile, und die Unterhaltungen waren im Allgemeinen spärlich, still und ernst. Das Tanzen wurde von den Meisten wie eine Frohn-Arbeit angesehen, der man sich unterwerfen müsse, weil es einmal guter Ton sei zu tanzen.« Ferner die Behauptung, daß man »vielleicht in den Gesellschaften keiner Stadt Europas weniger zufriedene, heitere und belebte Gesichter entdeckt, als in den pariser Salons; … ferner nirgends in Gesellschaft mehr als hier, und zwar eben so sehr aus Mode, als aus wirklicher Ueberzeugung, über unausstehliche Langeweile klagen hört.« »Eine natürliche Folge davon ist, daß in den Reunionen eine Stille und Ruhe herrscht, die man in andern Städten bei größeren Gesellschaften gewiß nur ausnahmsweise bemerken wird.« Ferdinand von Gall: Paris und seine Salons Oldenburg 1844 I p 151-153 und 158 [D 2 a, 6]
Man sollte über die Pendülen in den Appartements unter dem Eindruck der folgenden Zeilen nachdenken: »Ein gewisser leichter Sinn, ein ruhiger sorgenloser Blick auf die dahineilende Zeit, ein gleichgültiger Verbrauch der nur zu rasch schwindenden Stunden – dies sind Eigenschaften, welche das oberflächliche Salonleben begünstigen.« Ferdinand von Gail: Paris und seine Salons II Oldenburg 1845 p 171 [D 2 a, 7]
Langeweile der auf den Historienbildern dargestellten Zeremonieszenen und das dolce far niente der Schlachtenbilder mit alle〈m〉 was im Pulverdampfe wohnt. Von den Images d’Epinal bis zu Manets »Erschießung Kaiser Maximilians von Mexiko« ist das die immer gleiche, immer neue Fata Morgana, immer der Dampf, in dem der Mogreby 〈?〉 oder der Geist aus der Flasche vor den träumenden, geistesabwesenden Kunstverständigen auftaucht. □ Traumhaus, Museen □ [D 2 a, 8]
Schachspieler im Café de la Régence: »C’était là que l’on voyait quelques habiles joueurs faire leur partie en tournant le dos à l’échiquier: il leur suffisait qu’on leur nommât à chaque coup la pièce que l’adversaire avait touchée, pour qu’ils fussent assurés de gagner.« Histoire des Cafés de Paris Paris 1857 p 87 [D 2 a, 9]
»En somme, l’art classique urbain, après avoir donné ses chefs-d’œuvre, s’était stérilisé au temps des philosophes et des faiseurs de systèmes; le XVIIIe siècle finissant avait donné le jour à d’innombrables projets, la Commission des Artistes les avait réunis en corps de doctrine, l’Empire les appliquait sans originalité créatrice. Au style classique flexible et vivant succédait le pseudo-classique, systématique et rigide … L’Arc-de-Triomphe répète la porte Louis XIV, la Colonne est imitée de Rome, la Madeleine, la Bourse et le Palais-Bourbon sont des temples antiques.« Lucien Dubech, Pierre d’Espezel: Histoire de Paris Paris 1926 p 345 □ Interieur □ [D 3, 1]
»Le premier Empire copia les arcs de triomphe et les monuments des deux siècles classiques. Puis, on croit réinventer en ranimant des modèles plus éloignés: le second Empire imita la Renaissance, le gothique, le pompéien. Puis, on tombe à l’ère de la vulgarité sans style.« Dubech-D’Espezel: Histoire de Paris Paris 1926 p 464 □ Interieur □ [D 3, 2]
Annonce eines Buches von Benjamin Gastineau »La vie en chemin de fer«: »La Vie en chemin de fer est un ravissant poëme en prose. C’est l’épopée de la vie moderne, toujours emportée et tourbillonnante, le panorama de gaieté et des larmes passant comme la poussière des rails près des stores du wagon.« Par Benjamin Gastineau: Paris en rose Paris 1866 p 4 [D 3, 3]
Man muß sich nicht die Zeit vertreiben – muß die Zeit zu sich einladen. Sich die Zeit vertreiben (sich die Zeit austreiben, abschlagen): der Spieler. Zeit spritzt ihm aus allen Poren. – Zeit laden, wie eine Batterie Kraft lädt: der Flaneur. Endlich der Dritte: er lädt die Zeit und gibt in veränderter Gestalt – in jener der Erwartung – wieder ab: der Wartende. [D 3, 4]
»Die jungen Kalkflöze, auf denen Paris liegt, lösen sich äußerst leicht in Staub auf, und dieser Staub ist, so wie aller Kalkstaub, äußerst schmerzlich für die Augen und die Brust. Ein wenig Regen hilft nicht einmal ein wenig sondern gar nicht, weil sie das Wasser schnell in sich trinken und auf der Oberfläche gleich wieder trocken sind.« »Hiezu kommt das unansehnliche abgebleichte Grau der Häuser, die alle aus dem mürben Flözkalkstein gebaut sind, welcher bei Paris gebrochen wird; – die falben Ziegeldächer, die mit den Jahren schmutzig schwarz werden; – die hohen breiten Schornsteine, die selbst die öffentlichen Gebäude entstellen … und die in einigen Gegenden der Altstadt so dicht auf einander stehen, daß man kaum zwischen ihnen durchsehen kann.« J. F. Benzenberg: Briefe geschrieben auf einer Reise nach Paris Dortmund 1805 I p 112 u 111 [D 3, 5]
»Engels erzählte mir, daß Marx 1848 in Paris im Café de la Regence, einem der ersten Zentren der Revolution von 1789, ihm zum erstenmal den ökonomischen Determinismus