Das Passagen-Werk. Walter Benjamin

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Название Das Passagen-Werk
Автор произведения Walter Benjamin
Жанр Документальная литература
Серия
Издательство Документальная литература
Год выпуска 0
isbn 9788026829706



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essentiels de cette poésie, en effet, c’est l’ennui dans la brume, ennui et brouillard mêlés (brouillard des villes); en un mot, c’est le spleen.« François Porche: La vie douloureuse de Charles Baudelaire Paris 1926 p 184 [D 1, 4]

      Emile Tardieu ließ 1903 in Paris ein Buch »L’ennui« erscheinen, in dem alle menschliche Aktivität als ein untauglicher Versuch soll erwiesen werden, dem ennui zu entgehen, zugleich aber alles was war, ist und sein wird als die unerschöpfliche Nahrung dieses selben Gefühls. Hört man das, so möchte man glauben irgend ein gewaltiges Literaturdenkmal 〈vor sich zu haben〉: ein Monument aere perennius dem taedium vitae der Römer zu Ehren. Es ist aber nur die süffisante, mesquine Wissenschaft eines neuen Homais, der alles Große, den Heroismus des Helden und die Askese des Heiligen als Beweisstücke seinem einfallsarmen, spießbürgerlichen Mißvergnügen hörig macht. [D 1, 5]

      »Quand les Français allèrent en Italie soutenir les droits de la couronne de France sur le duché de Milan et sur le royaume de Naples, ils revinrent émerveillés des précautions que le génie italien avait trouvées contre l’excessive chaleur; et, de l’admiration pour les galeries, ils passèrent à l’imitation. Le climat pluvieux de ce Paris, si célèbre par ses boues, suggéra les piliers, qui furent une merveille du vieux temps. On eût ainsi, plus tard, la place Royale. Chose étrange! ce fut par les mêmes motifs que, sous Napoléon, se construisirent les rues de Rivoli, de Castiglione, et la fameuse rue des Colonnes.« Auch der Turban kam so aus Ägypten⁠〈.〉 Le diable à Paris Paris 1845 II p 11/12 (Balzac: Ce qui disparaît de Paris)

      Um wieviel Jahre war der anfangs erwähnte Krieg von der napoleonischen Expedition nach Italien getrennt? Und wo liegt die rue des Colonnes? [D 1, 6]

      »Les averses ont donné naissance à lieu des aventures.« Abnehmende magische Kraft des Regens. Imperméable. [D 1, 7]

      Als Staub nimmt der Regen an den Passagen seine Revanche. – Staub legte sich unter Louis-Philippe sogar über die Revolutionen. Als sich der junge Herzog von Orléans »mit der Prinzessin von Mecklenburg vermählte, feierte man ein großes Fest in jenem berühmten Ballsaale, auf dem sich die ersten Symptome der Revolution gezeigt hatten. Man räumte den Saal für das Fest des jungen Brautpaares auf und fand ihn so, wie ihn die Revolution verlassen hatte. Noch sah man auf der Erde die Spuren des militairischen Bankettes, sah Lichtstumpfe, zerbrochne Gläser, Champagnerkorke, sah die zertretenen Cokarden der Gardes du Corps und die festlichen Bänder der Offiziere des Regiments von Flandern.« Karl Gutzkow: Briefe aus Paris Leipzig 1842 II p 87 Eine historische Szene wird zum Panoptikumsbestandteil. ■ Diorama ■ Staub und erstickte Perspektive ■ [D 1 a, 1]

      »Il explique que la rue Grange-Batelière est particulièrement poussiéreuse, qu’on se salit terriblement dans la rue Réaumur.« Louis Aragon: Le paysan de Paris Paris 1926 p 88 [D 1 a, 2]

      Plüsch als Staubfänger. Geheimnis des in der Sonne spielenden Staubes. Der Staub und die »gute Stube«. »Kurz nach 1840 erscheinen die französischen ganz überpolsterten Möbel und mit ihnen gelangt der Tapezierstil zu ausschließlicher Herrschaft.« Max von Boehn: Die Mode im XIX. Jahrhundert II München 1907 p 131 Andere Anstalten, Staub aufzuwirbeln: die Schleppe. »Neuerdings ist gleichzeitig auch die wirkliche Schleppe wieder mehr aufgekommen, wird nun aber, um den Übelstand des Straßenfegens zu vermeiden, mit Hülfe eines Hakens und einer Schnur im Gehen gehalten und getragen.« Friedrich Theodor Vischer: Mode und Zynismus Stuttgart 1879 p 12 ■ Staub und erstickte Perspektive ■ [D 1 a, 3]

      Die galerie du thermomètre und galerie du baromètre in der passage de l’opéra. [D 1 a, 4]

      Ein Feuilletonist der vierziger Jahre, der einmal vom pariser Wetter handelt, hat festgestellt, daß Corneille nur ein einziges Mal (im Cid) von den Sternen gesprochen, Racine nur ein einziges Mal von »soleil« geschrieben hat und er behauptet, die Sterne und Blumen seien erst in Amerika durch Chateaubriand für die Literatur entdeckt und in Paris heimisch gemacht worden. (Nach Victor Méry: Le climat de Paris im Diable à Paris 〈Bd. 1 Paris 1845 p 245〉) [D 1 a, 5]

      Zu einigen lasziven Bildern: »Ce n’est plus l’éventail, mais bien le parapluie, invention digne de l’époque du roi garde-national. Le parapluie propice aux fantaisies amoureuses! Le parapluie servant d’abri discret. La couverture, le toit de l’île de Robinson.« John Grand-Carteret: Le décolleté et le retroussé Paris 〈1910〉 II p 56 [D 1 a, 6]

      »Nur hier«, hat Chirico gesagt, »läßt sich malen. Die Straßen haben solche Skalen von Grau …« [D 1 a, 7]

      Die Pariser Atmosphäre erinnert Carus an das Aussehen der neapolitanischen Küste wenn der Skirokko weht. [D 1 a, 8]

      Städtisches Regenwetter mit seiner ganzen durchtriebenen Lockung, in frühe Kinderjahre sich zurückzuträumen, ist nur dem Kind einer Großstadt verständlich. Regen hält überall mehr verborgen, macht Tage nicht nur grau sondern ebenmäßig. Vom Morgen bis zum Abend kann man dann dasselbe tun, schachspielen, lesen, sich streiten, während Sonne, ganz anders, die Stunden schattiert und dem Träumer nicht wohl will. Darum muß er die strahlenden Tage mit Listen umgehen, vor allem sehr früh aufstehen wie die großen Müßiggänger, die Hafenbummler und die Vaganten: er muß früher zur Stelle sein als die Sonne. Ferdinand Hardekopf, der einzige echte Dekadent, den Deutschland hervorgebracht hat, hat in der Ode vom seligen Morgen, die er vor vielen Jahren Emmy Hennings schenkte, dem Träumer für die sonnigen Tage die besten Schutzmaßregeln anvertraut. [D 1 a, 9]

      »donner à cette poussière un semblant de consistance qu’en l’arrosant de sang.« Louis Veuillot: Les odeurs de Paris Paris 1914 p 12 [D 1 a, 10]

      Andere europäische Städte nehmen die Kolonnaden in ihr Stadtbild auf; Berlin maßgebend im Stil seiner Stadttore. Besonders bezeichnend das Hallesche Tor und mir unvergeßlich in einer blauen Ansichtskarte, den nächtlichen Belle-Alliance-Platz darstellend. Es war ein Transparent und gegen das Licht gehalten, erleuchteten all seine Fenster sich in ganz genau dem gleichen Lichte, das oben am Himmel der Vollmond ausstrahlte. [D 2, 1]

      »Les constructions du nouveau Paris relèvent de tous les styles; l’ensemble ne manque pas d’une certaine unité, parce que tous ces styles sont du genre ennuyeux, et du genre ennuyeux le plus ennuyeux, qui est l’emphatique et l’aligné. Alignement! fixe! Il semble que l’Amphion de cette ville soit caporal … / Il pousse quantité de choses fastueuses, pompeuses, colossales: elles sont ennuyeuses; il en pousse quantité de fort laides: elles sont ennuyeuses aussi. / Ces grandes rues, ces grands quais, ces grands édifices, ces grands égouts, leur physionomie mal copiée ou mal rêvée, garde je ne sais quoi qui sent la fortune soudaine et irrégulière. Ils exhalent l’ennui.« Veuillot: Les odeurs de Paris 〈Paris 1914〉 p 9 □ Haussmann □ [D 2, 2]

      Pelletan schildert den Besuch bei einem Börsenkönig, einem vielfachen Millionär: »Als ich in den Hof des Hotels eintrat, war eine Schar von Stallknechten in rothen Westen beschäftigt, ein halbes Dutzend englischer Pferde abzureiben. Ich stieg eine Marmortreppe hinan, über welcher eine kolossale vergoldete Laterne hing, und fand im Vestibule einen Kammerdiener mit weißer Kravatte und aus gestopften Waden, welcher mich in eine große glasgedeckte Galerie führte, deren Wände ganz mit Camellien und Treibhauspflanzen decorirt waren. Etwas wie heimliche Langeweile lag in der Luft; beim ersten Schritt athmete man einen Dunst wie von Opium. Man ging zwischen einer doppelten Reihe von Stangen, auf welchen Papagaien aus verschiedenen Ländern saßen. Sie waren roth, blau, grün, grau, gelb und weiß; aber alle schienen an Heimweh zu kranken. An dem äußersten Ende der Galerie stand ein kleiner Tisch einem Renaissancekamin gegenüber: denn um diese Zeit frühstückte der Hausherr … Nachdem ich eine Viertelstunde gewartet, ließ er sich herab, zu erscheinen … Er gähnte, war schläfrig, schien immer auf dem Punkt, einzunicken; er ging wie einer, der im Schlaf geht. Seine Müdigkeit hatte die Wände seines Hotels angesteckt. Die Papagaien sahen aus wie seine abgelösten Gedanken, verkörpert und auf einer Stange befestigt …« □ Intérieur □ Rodenberg: Paris bei Sonnenschein und Lampenlicht 〈Leipzig 1867〉 p 104/105 [D 2, 3]

      Rougemont und Gentil lassen in den Variétés die »Fêtes françaises ou Paris en miniature« spielen. Es handelt sich um die Heirat Napoleons I mit Marie-Louise und dabei ist von den geplanten