Название | Das Passagen-Werk |
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Автор произведения | Walter Benjamin |
Жанр | Документальная литература |
Серия | |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9788026829706 |
»Denken wir diesen Gedanken in seiner furchtbarsten Form: das Dasein, so wie es ist, ohne Sinn und Ziel, aber unvermeidlich wiederkehrend, ohne ein Finale in’s Nichts: ›die ewige Wiederkehr‹. [p 45] … Wir leugnen Schluß-Ziele: hätte das Dasein eins, so müßte es erreicht sein.« Friedrich Nietzsche: Gesammelte Werke München 〈1926〉 XVIII (Der Wille zur Macht, Erstes Buch) p 46 [D 8, 1]
»Die Lehre der ewigen Wiederkunft würde gelehrte Voraussetzungen haben.« Nietzsche: Ges. Werke München XVIII p 49 (Der Wille zur Macht, Erstes Buch) [D 8, 2]
»Die alte Gewohnheit aber, bei allem Geschehen an Ziele … zu denken, ist so mächtig, daß der Denker Mühe hat, sich selber die Ziellosigkeit der Welt nicht wieder als Absicht zu denken. Auf diesen Einfall – daß also die Welt absichtlich einem Ziele ausweiche … – müssen alle Die verfallen, welche der Welt das Vermögen zur ewigen Neuheit aufdecretiren mochten [p 369] … Die Welt, als Kraft, darf nicht unbegrenzt gedacht werden, denn sie kann nicht so gedacht werden … Also – fehlt der Welt auch das Vermögen zur ewigen Neuheit.« Nietzsche: GW XIX 〈München 1926〉 p 370 (Der Wille zur Macht, Viertes Buch) [D 8, 3]
»Die Welt … lebt von sich selber: ihre Excremente sind ihre Nahrung.« Nietzsche: GW XIX p 371 (Der Wille zur Macht, Viertes Buch) [D 8, 4]
Die Welt »ohne Ziel, wenn nicht im Glück des Kreises ein Ziel liegt, ohne Willen, wenn nicht ein Ring zu sich selber guten Willen hat.« Nietzsche: Gesammelte Werke München XIX p 374 (Der Wille zur Macht, Viertes Buch) [D 8, 5]
Zur ewigen Wiederkunft: »Der große Gedanke als Medusenhaupt: alle Züge der Welt werden starr, ein gefrorener Todeskampf.« Friedrich Nietzsche: Gesammelte Werke München 〈1925〉 XIV Aus dem Nachlaß 1882-1888 p 188 [D 8, 6]
»Wir schufen den schwersten Gedanken, – nun laßt uns das Wesen schaffen, dem er leicht und selig ist!« Nietzsche: Gesammelte Werke München XIV Aus dem Nachlaß 1882-1888 p 179 [D 8, 7]
Analogie der späten Hinwendung zu den Naturwissenschaften bei Engels und bei Blanqui〈.〉 [D 8, 8]
»Wenn die Welt als bestimmte Größe von Kraft und als bestimmte Zahl von Kraftcentren gedacht werden darf – und jede andre Vorstellung bleibt … unbrauchbar –, so folgt daraus, daß sie eine berechenbare Zahl von Combinationen, im großen Würfelspiel ihres Daseins, durchzumachen hat. In einer unendlichen Zeit würde jede mögliche Combination irgendwann einmal erreicht sein; mehr noch: sie würde unendliche Male erreicht sein. Und da zwischen jeder Combination und ihrer nächsten Wiederkehr alle überhaupt noch möglichen Combinationen abgelaufen sein müßten …, so wäre damit ein Kreislauf von absolut identischen Reihen bewiesen … Diese Conception ist nicht ohne Weiteres eine mechanistische: denn wäre sie das, so würde sie nicht eine unendliche Wiederkehr identischer Fälle bedingen, sondern einen Finalzustand. Weil die Welt ihn nicht erreicht hat, muß der Mechanismus uns als unvollkommne und nur vorläufige Hypothese gelten.« Nietzsche: Gesammelte Werke München 〈1926〉 XIX p 373 (Der Wille zur Macht, Viertes Buch) [D 8 a, 1]
In der Idee der ewigen Wiederkunft überschlägt der Historismus des 19ten Jahrhunderts sich selbst. Ihr zufolge wird jede Überlieferung, auch die jüngste, zu der von etwas, was sich schon in der unvordenklichen Nacht der Zeiten abgespielt hat. Die Tradition nimmt damit den Charakter einer Phantasmagorie an, in der die Urgeschichte in modernster Ausstaffierung über die Bretter geht. [D 8 a, 2]
Nietzsches Bemerkung, die Lehre von der ewigen Wiederkunft schließe den Mechanismus nicht ein, scheint das Phänomen des perpetuum mobile (nichts anderes würde die Welt nach seiner Lehre sein) als Instanz gegen die mechanistische Weltauffassung geltend zu machen. [D 8 a, 3]
Zum Problem: Moderne und Antike. »Jenes haltlos und sinnlos gewordene Dasein und diese unfaßlich und unsinnlich gewordene Welt kommen zusammen im Wollen der ewigen Wiederkunft des Gleichen als dem Versuch: auf der Spitze der Modernität im Sinnbild zu wiederholen das griechische Leben im lebendigen Kosmos der sichtbaren Welt.« Karl Löwith: Nietzsches Philosophie der ewigen Wiederkunft des Gleichen Berlin 1935 p 83 [D 8 a, 4]
»L’éternité par les astres« ist vier, spätestens fünf Jahre nach Baudelaires Tod geschrieben (gleichzeitig mit der Commune de Paris?) – Es zeigt sich in dieser Schrift, was die Sterne in der Welt anrichten, aus der Baudelaire sie mit gutem Grunde ausschloß. [D 9, 1]
Die Idee der ewigen Wiederkunft zaubert aus der Misere der Gründerjahre die Phantasmagorie des Glücks hervor. Diese Lehre ist ein Versuch, die einander widersprechenden Tendenzen der Lust mit einander zu vereinbaren: die der Wiederholung und die der Ewigkeit. Dieser Heroismus ist ein Gegenstück zu dem Heroismus von Baudelaire, der aus der Misere des second empire die Phantasmagorie der Moderne hervorzaubert. [D 9, 2]
Der Gedanke der ewigen Wiederkehr kam auf als die Bourgeoisie der bevorstehenden Entwicklung der von ihr ins Werk gesetzten Produktionsordnung