Название | Das Passagen-Werk |
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Автор произведения | Walter Benjamin |
Жанр | Документальная литература |
Серия | |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9788026829706 |
Der Fortifikationscharakter bleibt wie den Möbeln so auch den Städten unter der Bourgoisie: »La ville fortifiée était jusqu’ici la contrainte qui paralysa toujours l’urbanisme.« Le Corbusier: Urbanisme Paris 〈1925〉 p 249 [I 1 a, 8]
Die uralte Korrespondenz zwischen Haus und Schrank bekommt eine neue Variante durch den Einsatz von Butzenscheiben in Schranktüren. Seit wann? Gab es das auch in Frankreich? [I 1 a, 9]
Der bürgerliche Pascha in der Phantasie der Zeitgenossen: Eugène Sue. Er hatte ein Schloß in Sologne. Darin sollte es einen Harem mit farbigen Frauen geben. Nach seinem Tode entstand die Legende, die Jesuiten hätten ihn vergiftet. [I 2, 1]
Gutzkow berichtet, die Ausstellungssalons seien voll orientalischer Szenen, die für Algier begeistern sollen. [I 2, 2]
Zum Ideal der »Apartheit«. »Alles strebt zum Schnörkel, zur Schweifung und zur komplizierten Verdrehung. Aber was der Leser vielleicht nicht auf den ersten Blick sieht, ist, daß sich auch in der Art, die Dinge zu stellen und zu legen, das Aparte durchsetzt – und das eben führt uns wieder auf den Ritter zurück. / Der Teppich im Vordergrunde liegt schräg, übereck. Die Stühle vorn stehen schräg, übereck. Gewiß – das könnte Zufall sein. Aber wenn wir dieser Neigung, die Gegenstände schräg und übereck zu stellen, auf Schritt und Tritt in allen Wohnungen aller Stände und Klassen begegnen – und das tun wir –, dann kann es nicht Zufall sein … Zunächst: Schrägstellen, Überecklegen wirkt apart. Auch hier wieder ganz wörtlich. Durch seine Überecklage hebt sich der Gegenstand, hier der Teppich, vom Ganzen ab … Aber die tiefere Ursache für das alles liegt auch hier im Festhalten an einer im Unterbewußtsein weiterwirkenden Kampf- und Verteidigungshaltung. / Um ein Stück Boden zu verteidigen, stelle ich mich zweckmäßig übereck, weil ich dann freien Ausblick nach zwei Seiten habe. Deshalb sind die Bastionen der Festung als vorspringende Winkel gebaut … Und erinnert nicht der Teppich in seiner Lage an eine solche Bastion? … / So wie sich der Ritter, wenn er einen Angriff wittert, a parte stellt, in Ausfallstellung nach rechts und nach links, ordnet Jahrhunderte später hier noch der harmlose Bürger seine Kunstgegenstände – nämlich so, daß ein jeder, und sei es nur durch die Herausdrehung aus dem Ganzen, Wall und Graben um sich hat. Er ist also wirklich ein Spießbürger.« Adolf Behne: Neues Wohnen – Neues Bauen Lpz 1927 p 45-48. Zur Erklärung, doch mit halbem Ernst, bemerkt der Verfasser: »Die Herren, die sich eine Villa leisten konnten, wollten ihren höheren Stand markieren. Was lag näher, als daß sie feudale Formen, Ritterformen entlehnten.« Behne: l. c. p 42 Universaler greift hier Lukács Bemerkung ein, es sei geschichtsphilosophisch für das Bürgertum kennzeichnend, daß sein neuer Gegner, das Proletariat, den Kampfplatz betreten habe, bevor es noch den alten, den Feudalismus, bewältigt habe. Und es werde niemals ganz mit ihm fertig werden. [I 2, 3]
Maurice Barrès hat von Proust gesagt: »un poète persan dans une loge de concierge«. Konnte der erste, der an das Rätsel des Interieurs des vergangnen Jahrhunderts ging, ein anderer sein? (Das Wort steht bei Jacques-Emile Blanche; Mes modèles Paris 1929(?) [I 2, 4]
Annonce publiée dans les journaux: »Avis. – Monsieur Wiertz offre de faire gratuitement des tableaux pour les amateurs de peinture qui, possédant un Rubens ou un Raphaël, – véritables, – voudraient placer son œuvre pour pendant à l’un ou l’autre de ces maîtres.« A. J. Wiertz: Œuvres littéraires Paris 1870 p 335 [I 2, 5]
Interieur des 19ten Jahrhunderts. Der Raum verkleidet sich, nimmt wie ein lockendes Wesen die Kostüme der Stimmungen an. Der satte Spießer soll etwas von dem Gefühl erfahren, nebenan im Zimmer könnte sowohl die Kaiserkrönung Karls des Großen, wie die Ermordung Heinrichs IV., die Unterzeichnung des Vertrags von Verdun wie die Hochzeit von Otto und Theophano sich abgespielt haben. Am Ende sind die Dinge nur Mannequins und selbst die großen welthistorischen Momente sind nur Kostüme, unter denen sie die Blicke des Einverständnisses mit dem Nichts, dem Niedrigen und Banalen tauschen. Solch Nihilismus ist der innerste Kern der bürgerlichen Gemütlichkeit; eine Stimmung, die sich im Haschischrausche zu satanischem Genügen, satanischem Wissen, satanischem Ruhen verdichtet, eben damit aber verrät, wie das Interieur dieser Zeit selbst ein Stimulans des Rausches und des Traums ist. Übrigens schließt diese Stimmung eine Abneigung gegen den freien, sozusagen uranischen Luftraum ein, der auf die ausschweifende Tapezierkunst der damaligen Innenräume ein neues Licht wirft. In ihnen leben war ein dichtes sich eingewebt, sich eingesponnen haben in ein Spinnennetz, in dem das Weltgeschehen verstreut, wie ausgesogene Insektenleiber herumhängt. Von dieser Höhle will man sich nicht trennen. [I 2, 6]
Aus meinem zweiten Haschischversuch. Treppe im Atelier von Charlotte Joël. Ich sagte: »Ein nur Wachsfiguren bewohnbarer Aufbau. Damit fange ich plastisch so viel an; der ganze Piscator kann einpacken. Habe die Möglichkeit, mit winzigen Hebelchen die ganze Beleuchtung umzustellen. Kann aus dem Goethehaus die londoner Oper machen. Kann die ganze Weltgeschichte daraus ablesen. Mir erscheint im Raum, weshalb ich die Kolportagebilder sammle. Kann alles im Zimmer sehen; die Söhne Karls III. und was Sie wollen.« [I 2 a, 1]
»Die gezackten Kragen und die Puffen um die Schultern …, die man sich fälschlicherweise als Tracht der alten Ritterdamen dachte.« Jacob Falke: Geschichte des modernen Geschmacks Lpz 1866 p 347 [I 2 a, 2]
»Seitdem die glänzenden Passagen durch die Straßen gebrochen sind, hat das Palais Royal verloren. Manche sagen, seitdem es tugendhaft geworden ist. Die einst so übel berufenen kleinen cabinets particuliers sind jetzt die Rauchzimmer der Kaffeehäuser geworden. Jedes Kaffeehaus hat ein Rauchzimmer, das man Divan nennt.« Gutzkow: Briefe aus Paris Lpz 1842 I p 226 □ Passagen □ [I 2 a, 3]
»Die große Berliner Gewerbeausstellung ist angefüllt von schweren Renaissancezimmern, sogar der Aschenbecher gibt sich antikisch, die Portieren müssen von Hellebarden gehalten werden, und die Butzenscheibe regiert in Fenster und Schrank.« 70 Jahre deutsche Mode 1925 p 72 [I 2 a, 4]
Eine Bemerkung aus dem Jahre 1837. »Es war damals die Zeit wo das Antike herrschte wie heutzutage das Rococo. Die Mode … hat mit einem Schlage ihres Zauberstabes den Salon in ein Atrium, die Lehnsessel in curulische Stühle, die Schleppkleider in Tuniken, die Trinkgläser in Schalen, die Schuhe in Kothurne, und die Guitarren in Lyras metamorphosiert.« Sophie Gay: Der Salon der Fräulein Contet (Europa Chronik der gebildeten Welt hg von August Lewald 1837 Bd I Lpz u Stuttgt p 358〈)〉 Also stammt der Witz: »Was ist der Höhepunkt der Verlegenheit?« »Wenn einer eine Harfe in Gesellschaft mitbringt und keiner fordert ihn zum Spielen auf〈«〉 – dieser Witz, der auch ein Interieur beleuchtet – wohl aus dem Empire. [I 2 a, 5]
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