Название | Das Passagen-Werk |
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Автор произведения | Walter Benjamin |
Жанр | Документальная литература |
Серия | |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9788026829706 |
Es gibt einen Entwurf, in dem Cäsar statt Zarathustra der Träger von Nietzsches Lehre ist. (Löwith p 73) Das ist von Wichtigkeit. Es unterstreicht daß Nietzsche die Komplizität seiner Lehre mit dem Imperialismus ahnte. [D 9, 5]
Löwith nennt Nietzsches »neue Wahrsagung … die Einheit … erstens von der aus den Sternen des Himmels und zweitens von der aus dem Nichts, welches die letzte Wahrheit in der Wüste der Freiheit des eigenen Könnens ist«. Löwith p 81 [D 9, 6]
Aus Les étoiles von Lamartine:
»Alors ces globes d’or, ces îles de lumière,
Que cherche par instinct la rêveuse paupière,
Jaillissent par milliers de l’ombre qui s’enfuit,
Comme une poudre d’or sur les pas de la nuit;
Et le souffle du soir qui vole sur sa trace
Les sème en tourbillons dans le brillant espace.«
»Tout ce que nous cherchons, l’amour, là vérité,
Ces fruits tombés du ciel, dont la terre a goûté,
Dans vos brillants climats que le regard envie
Nourrissent à jamais les enfants de la vie;
Et l’homme un jour peut-être, à ses destins rendu,
Retrouvera chez vous tout ce qu’il a perdu.«
Lamartine: Œuvres complètes I Paris 1850 p 221 und 224 (Méditations) Die Meditation schließt mit einer Träumerei, in der Lamartine sich selber als Stern unter die Sterne versetzt wissen will. [D 9 a, 1]
Aus L’infini dans les cieux von Lamartine:
»Et l’homme cependant, cet insecte invisible,
Rampant dans les sillons d’un globe imperceptible,
Mesure de ces feux les grandeurs et les poids,
Leur assigne leur place, et leur route, et leurs lois,
Comme si, dans ses mains que le compas accable,
Il roulait ces soleils comme des grains de sable!«
»Et Saturne obscurci de son anneau lointain!«
Lamartine: Œuvres complètes Paris 1850 p 81/82 und 82 (Harmonies poétiques et religieuses) [D 9 a, 2]
Dislokation der Hölle: »Et, finalement, quel est le lieu des peines? Toutes les régions de l’univers d’une condition analogue à la terre et pires encore.« Jean Reynaud: Terre et Ciel Paris 1854 p 377 Das ungewöhnlich törichte Buch gibt seinen theologischen Synkretismus, seine philosophie religieuse als die neue Theologie aus. Die Ewigkeit der Höllenstrafen ist ein Irrglaube: »l’ancienne trilogie Terre, Ciel et Enfer se trouve donc finalement réduite à la dualité druidique Terre et Ciel.« p XIII [D 9 a, 3]
Das Warten ist gewissermaßen die ausgefütterte Innenseite der Langenweile. (Hebel: Die Langeweile wartet auf den Tod.) [D 9 a, 4]
»J’arrivais le premier; j’étais fait pour l’attendre.« J-J Rousseau: Les confessions éd Hilsum Paris 〈1931〉 III p 115 [D 9 a, 5]
Erste Andeutung der Lehre von der ewigen Wiederkunft am Ende des vierten Buches der »Fröhlichen Wissenschaft«: »Wie, wenn dir eines Tages oder Nachts ein Dämon in deine einsamste Einsamkeit nachschliche und dir sagte: ›Dieses Leben, wie du es jetzt lebst und gelebt hast, wirst du noch ein Mal und noch unzählige Male leben müssen; und es wird nichts Neues daran sein, sondern jeder Schmerz und jede Lust und jeder Gedanke und Seufzer und alles unsäglich Kleine und Große deines Lebens muß dir wiederkommen, und alles in derselben Reihe und Folge – und ebenso diese Spinne und dieses Mondlicht zwischen den Bäumen, und ebenso dieser Augenblick und ich selber. Die ewige Sanduhr des Daseins wird immer wieder umgedreht – und du mit ihr, Stäubchen vom Staube!‹ – Würdest du … nicht … den Dämon verfluchen, der so redete? Oder hast du einmal einen ungeheuren Augenblick erlebt, wo du ihm antworten würdest: ›du bist ein Gott und nie hörte ich Göttlicheres!‹« (cit Löwith: Nietzsches Philosophie der ewigen Wiederkunft 〈des Gleichen Berlin 1935〉 p 57/8〈)〉 [D 10, 1]
Die Blanquische Theorie als eine répétition du mythe – ein fundamentales Exempel der Urgeschichte des neunzehnten Jahrhunderts. In jedem Jahrhundert muß die Menschheit nachsitzen. Vgl die fundamentale Formulierung zur Urgeschichte des neunzehnten Jahrhunderts N 3 a, 2, auch N 4,1 [D 10, 2]
Die »ewige Wiederkehr« ist die Grundform des urgeschichtlichen, mythischen Bewußtseins. (Es ist wohl eben darum ein mythisches, weil es nicht reflektiert.) [D 10, 3]
Die Eternité par les astres ist mit de〈m〉 esprit quarante-huitard zu konfrontieren, wie er in Reynauds »Terre et Ciel« lebendig ist. Darüber Cassou: »L’homme, découvrant son destin terrestre, en reçoit une sorte de vertige, et ne peut tout de suite se conformer à ce seul destin terrestre. Il faut qu’il y associe la plus vaste immensité possible de temps et d’espace. C’est sous sa dimension la plus étendue qu’il veut s’enivrer d’être, de mouvement, de progrès. Alors seulement il peut en toute confiance et en toute fierté prononcer cette sublime parole du même Jean Reynaud: ›J’ai longtemps pratiqué l’univers.‹« »Nous ne rencontrons rien dans l’univers qui ne puisse servir à nous élever, et nous ne pouvons nous élever réellement qu’en nous aidant de ce que nous offre l’univers. Les astres eux-mêmes, dans leur sublime hiérarchie, ne sont que les degrés superposés, par lesquels nous montons progressivement vers l’infini.« 〈Jean〉 Cassou: Quarante-huit (Paris 1939) p 49 et48 [D 10, 4]
Das Leben im Bannkreis der ewigen Wiederkehr gewährt eine Existenz, die aus dem Auratischen nicht heraustritt. [D 10 a, 1]
Je mehr das Leben administrativ genormt wird, desto mehr müssen die Leute das Warten lernen. Das Hasardspiel hat den großen Reiz, die Leute vom Warten freizumachen. [D 10 a, 2]
Der Boulevardier (Feuilletonist) wartet, worauf er denn eigentlich wartet. Hugos Attendre c’est la vie gilt in erster Linie für ihn. [D 10 a, 3]
Die Essenz des mythischen Geschehens ist Wiederkehr. Ihm ist als verborgene Figur die Vergeblichkeit einbeschrieben, die einigen Helden der Unterwelt (Tantalus, Sisyphos oder die Danaiden) an der Stirne geschrieben steht. Den Gedanken der ewigen Wiederkunft im neunzehnten Jahrhundert noch einmal denkend, macht Nietzsche die Figur dessen, an dem das mythische Verhängnis sich neu vollzieht. (Die Ewigkeit der Höllenstrafen hat der antiken Idee der ewigen Wiederkunft vielleicht ihre furchtbarste Spitze abgebrochen. Sie setzt die Ewigkeit der Qualen an die Stelle, an der die Ewigkeit eines Umlaufs stand.) [D 10 a, 4]
Der Glaube an den Fortschritt, an eine unendliche Perfektibilität – eine unendliche Aufgabe in der Moral – und die Vorstellung von der ewigen Wiederkehr sind komplementär. Es sind die unauflöslichen Antinomien, angesichts deren der dialektische Begriff der historischen Zeit zu entwickeln ist. Ihm gegenüber erscheint die Vorstellung von der ewigen Wiederkehr als eben der »platte Rationalismus« als der der Fortschrittsglaube verrufen ist und dieser letztere der mythischen Denkweise ebenso angehörend wie die Vorstellung von der ewigen Wiederkehr. [D 10 a, 5]
Haussmannisierung, Barrikadenkämpfe
»Das Blüthenreich der Dekorationen,
Der Reiz der Landschaft, der Architektur
Und aller Scenerie-Effekt beruhen
Auf dem Gesetz’ der Perspektive nur.«