Название | Das Passagen-Werk |
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Автор произведения | Walter Benjamin |
Жанр | Документальная литература |
Серия | |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9788026829706 |
»Le triomphe de la bourgeoisie modifie le costume féminin. Le vêtement et la coiffure se développent en largeur … les épaules sont élargies par des manches à gigot, et … on ne tarda pas à remettre en faveur les anciens paniers et à se faire des jupons bouffants. Ainsi accoutrées, les femmes paraissaient destinées à la vie sédentaire, à la vie de famille, parce que leur manière de s’habiller n’avait rien qui donnât l’idée du mouvement ou qui parût le favoriser. Ce fut tout le contraire à l’avénement du second empire; les liens de famille se relâchèrent; un luxe toujours croissant corrompit les mœurs, au point qu’il devint difficile de distinguer, au seul caractère du vêtement, une femme honnête d’une courtisane. Alors la toilette féminine se transforma des pieds à la tête … Les paniers furent rejetés en arrière et se réunirent en croupe accentuée. On développa tout ce qui pouvait empêcher les femmes de rester assises; on écarta tout ce qui aurait pu gêner leur marche. Elles se coiffèrent et s’habillèrent comme pour être vues de profil. Or, le profil, c’est la silhouette d’une personne … qui passe, qui va nous fuir. La toilette devint une image du mouvement rapide qui emporte le monde.« Charles Blanc: Considérations sur le vêtement des femmes (Institut de France 25 oct〈obre〉 1872) p 12/13 [B 5 a, 3]
»Um das Wesen der heutigen Mode zu begreifen, darf man nicht auf Motive individueller Art zurückgreifen, wie es … sind: Veränderungslust, Schönheitssinn, Putzsucht, Nachahmungstrieb. Es ist zweifellos, daß diese Motive sich zu den verschiedensten Zeiten … an der Gestaltung der Kleidung … versucht haben … Aber die Mode in unserem heutigen Sinn hat keine individuellen Motive, sondern ein sociales Motiv, und auf der richtigen Erkenntniß desselben beruht das Verständniß ihres ganzen Wesens. Es ist das Bestreben der Abscheidung der höheren Gesellschaftsklassen von den niederen oder richtiger den mittleren … Die Mode ist die unausgesetzt von neuem aufgeführte, weil stets von neuem niedergerissene Schranke, durch welche sich die vornehme Welt von der mittleren Region der Gesellschaft abzusperren sucht, es ist die Hetzjagd der Standeseitelkeit, bei der sich ein und dasselbe Phänonem unausgesetzt wiederholt: das Bestreben des einen Theils, einen wenn auch noch so kleinen Vorsprung zu gewinnen, der ihn von seinem Verfolger trennt, und das des anderen, durch sofortige Aufnahme der neuen Mode denselben wiederum auszugleichen. Daraus erklären sich die charakteristischen Züge der heutigen Mode. Zuerst ihre Entstehung in den höheren Gesellschaftskreisen und ihre Nachahmung in den mittleren. Die Mode geht von oben nach unten, nicht von unten nach oben … Ein Versuch der mittleren Klassen, eine neue Mode aufzubringen, würde … niemals gelingen, den höheren würde nichts erwünschter sein, als wenn jene ihre eigene Mode für sich hätten. ([Anm.] Was sie aber gleichwohl nicht abhält, in der Kloake der pariser demi-monde nach neuen Mustern zu suchen und Moden aufzubringen, welche den Stempel ihres unzüchtigen Ursprungs deutlich an der Stirn tragen, wie Fr. Vischer in seinem … vielgetadelten, meines Erachtens aber … höchst verdienstlichen Aufsatz über die Mode … schlagend nachgewiesen hat.) Sodann der unausgesetzte Wechsel der Mode. Haben die mittleren Klassen die neuaufgebrachte Mode adoptirt, so hat sie … ihren Werth für die höheren verloren … Darum ist Neuheit die unerläßliche Bedingung der Mode … Die Lebensdauer der Mode bestimmt sich im entgegengesetzten Verhältnis zur Raschheit ihrer Verbreitung; ihre Kurzlebigkeit hat sich in unserer Zeit in demselben Maße gesteigert, als die Mittel zu ihrer Verbreitung durch unsere vervollkommneten Communicationsmittel gewachsen sind … Aus dem angegebenen socialen Motiv erklärt sich endlich auch der dritte charakteristische Zug unserer heutigen Mode: ihre … Tyrannei. Die Mode enthält das äußere Kriterium, daß man … ›mit zur Gesellschaft gehört‹. Wer darauf nicht verzichten will, muß sie mitmachen, selbst wenn er … eine neu aufgekommene Gestaltung derselben noch so sehr verwirft … Damit ist der Mode ihr Urtheil gesprochen … Gelangten die Stände, welche schwach und thöricht genug sind, sie nachzuahmen, zum Gefühl ihrer Würde und Selbstachtung, … so wäre es um die Mode geschehen, und die Schönheit könnte wiederum ihren Sitz aufschlagen, wie sie ihn bei allen Völkern behauptet hat, welche … nicht das Bedürfniß fühlten, die Standesunterschiede durch die Kleidung zu accentuiren oder, wo es geschah, verständig genug waren, sie zu respectiren.« Rudolph von Jhering: Der Zweck im Recht II Lpz 1883 p 234-238 [B 6; B 6 a, 1]
Zur Epoche Napoleons III: »Das Geldverdienen wird Gegenstand einer fast sinnlichen Inbrunst und die Liebe eine Geldangelegenheit. Zur Zeit der französischen Romantik war das erotische Ideal die Grisette, die sich verschenkt; jetzt ist es die Lorette, die sich verkauft … In die Mode kam eine gaminhafte Nuance: die Damen tragen Kragen und Krawatten, Paletots, frackartig geschnittene Röcke …, Zuavenjäckchen, Offizierstaillen, Spazierstöcke, Monokies. Man bevorzugt grell kontrastierte, schreiende Farben, auch für die Frisur: feuerrote Haare sind sehr beliebt … Der Modetypus ist die grande dame, die die Kokotte spielt.« Egon Friedell: Kulturgeschichte der Neuzeit III München 1931 p 203 Der »plebejische Charakter« dieser Mode stellt sich dem Verfasser als »Invasion … von unten« durch die nouveaux riches dar. [B 6 a, 2]
»Les étoffes de coton remplacent les brocards, les satins … et bientôt, grâce … à l’esprit révolutionnaire, le costume des classes inférieures devient plus convenable et plus agréable à la vue.« Edouard Foucaud: Paris inventeur Physiologie de l’industrie française Paris 1844 p 64 (bezieht sich auf die große Revolution). [B 6 a, 3]
Gruppe, die bei genauerer Betrachtung nur aus Kleidungsstücken nebst einigen Puppenköpfen zusammengesetzt ist. Beschriftung: »Des Poupées sur des chaises, des Manequins chargés de faux cols, de faux cheveux, de faux attraits … voilà Longchamp!« C〈abinet〉 d〈es〉 E〈stampes〉 [B 6 a, 4]
»Si, en 1829, nous entrons dans les magasins de Delisle, nous trouvons une foule d’étoffes diverses: des japonaises, des alhambras, des gros d’Orient, des stokolines, des méotides, de la silénie, de la zinzoline, du bagazinkoff chinois … Par la révolution de 1830 … le sceptre de la mode avait traversé la Seine et la chaussée d’Antin remplaçait le noble faubourg.« Paul D’Ariste: La vie et le monde du boulevard (1830-1870) 〈Paris 1930〉 p 227 [B 6 a, 5]
»Der bemittelte Bürgersmann bezahlt als Ordnungsfreund seine Lieferanten mindestens alljährlich; aber der Mann der Mode, der sogenannte Löwe, bezahlt seinen Schneider alle zehn Jahre, wenn er ihn überhaupt bezahlt.« Acht Tage in Paris Paris Juli 1855 p 125 [B 7, 1]
»C’est moi qui ai inventé les tics. A présent le lorgnon les a remplacés … Le tic consistait à fermer l’œil avec un certain mouvement de bouche et un certain mouvement d’habit … Une figure d’homme élégant doit avoir toujours … quelque chose de convulsif et de crispé. On peut attribuer ces agitations faciales, soit à un satanisme naturel, soit à la fièvre des passions, soit enfin à tout ce qu’on voudra.« Paris-Viveur Par les auteurs des mémoires de Bilboquet [Taxile Delord] Paris 1854 p 25/26 [B 7, 2]
»La mode de se faire habiller à Londres n’atteignit jamais que les hommes; la mode féminine, même pour les étrangères, fut toujours de se faire habiller à Paris.« Charles Seignobos: Histoire sincère de la nation française Paris 1932 p 402 [B 7, 3]
Marcelin, der Begründer der »Vie Parisienne« hat »die vier Zeitalter der Krinoline« dargestellt. [B 7, 4]
Die Krinoline »ist das unverkennbare Symbol der Reaktion durch den Imperialismus, der sich breit und hohl ausspannt …, der … seine Macht wie eine Glocke über Gutes und Schlimmes, Berechtigtes und Unberechtigtes der Revolution gestürzt hat … Sie schien eine Grille des Augenblicks und sie hat sich für eine Periode festgesetzt wie der 2. Dezember«. F. Th. Vischer cit Eduard Fuchs: Die Karikatur der europäischen Völker München II p 156 [B 7, 5]
Im Anfang der vierziger Jahre befindet sich ein Zentrum der Modistinnen Rue Vivienne. [B 7, 6]
Simmel weist darauf hin, daß »die Erfindung der Mode in der Gegenwart mehr und mehr in die objektive Arbeitsverfassung der Wirtschaft eingegliedert« wird. »Es entsteht nicht irgendwo ein Artikel, der dann Mode wird, sondern es werden Artikel zu dem Zweck aufgebracht, Mode zu werden.« Der Gegensatz, den der letzte Satz herausstellt, dürfte in gewissem Maße den des bürgerlichen und feudalen Zeitalters betreffen. Georg Simmel: Philosophische