Der Kessel der Götter. Jan Fries

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Название Der Kessel der Götter
Автор произведения Jan Fries
Жанр Религия: прочее
Серия
Издательство Религия: прочее
Год выпуска 0
isbn 9783944180328



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Dich auf der anderen Seite erwartet.

      Oder ein gewaltiger Strom. In der Anderswelt kannst Du unter Wasser atmen. Du kannst mit der Strömung treiben und hinauf zum Himmel schauen. Zu den Weiden und Erlen die das Ufer säumen. Zu den Vögeln die weit über Dir fliegen. Du kannst den Fischschwärmen folgen, den Ottern beim spielen zusehen, und eine Ruhe finden, die Dich durch und durch erfrischt. Und Du kannst die Göttin des Flusses erleben, wie sie, auf Hunderten von Kilometern gleichzeitig, das ganze Land mit Segen erfüllt. Vielleicht möchtest Du mit ihr verschmelzen. Götter sind da, um erlebt zu werden. Und das selbe sagen die Götter über die Menschen. Wir kommen in einander nach Hause, denn Bewußtsein ist eins und überall.

      Diese Trancen laden zur Wiederholung ein. Jedes Mal wenn Du hierher zurück kehrst, werden Deine Erlebnisse intensiver sein. Die Welt der Träume und Imagination wird stabiler, wenn Du sie oft besuchst. Und Dein Erleben wird intensiver, je mehr Du Deine inneren Sinne einbringst. Fühle das Wasser, höre seinen Klang, genieße seinen Geschmack und Geruch. Bring Dich ganz in Deine Vision ein. So wird die Anderswelt real für Dich.

      Hier gibt es viel zu erleben, viel zu lernen und zu staunen.

      Die Anderswelt wird Dich in vielem überraschen. Denn hier ist der Ort, an dem verborgenes Wissen ins Bewußtsein kommt. Hier ist die Chance, Dich selbst in anderer Form zu erleben. Und hier ist die Gelegenheit, Dich und die Welt neu zu erschaffen. Du kehrst verwandelt zurück. Gute Dichter, Barden, Künstler und Zauberer werden in der Anderswelt geboren. Immer und immer wieder.

      Und wenn Du genug hast, kehre einfach auf dem selben Weg zurück. Schließe alle Türen und Durchgänge sorgfältig, komme in Deinen Körper nach Hause und fühle Dich wohl. Sag Dir ‘die nächste Trance erlebe ich noch intensiver.‘. Und jetzt kannst Du in die andere Richtung zählen. Zähle ‘eins‘ und merke wie Du wacher wirst. Zähle ‘zwei‘ und spüre wie Deine innere Stimme schneller wird. Zähle ‘drei‘ und strecke Deine Arme und Beine. Zähle ‘vier‘ und räkele Dich nach allen Seiten. Zähle ‘fünf‘ und Dein Atem wird tiefer und schneller und all der frische Sauerstoff geht belebend in Dich ein. Zähle ‘sechs‘ und Du steigst immer weiter auf, zur Oberfläche des Bewußtseins. Zähle ‘sieben‘ und Deine Augen öffnen sich. Zähle ‘acht‘ und Du bist frisch und wach und klar da. Zähle ‘neun‘ und Du setzt Dich auf, völlig erfrischt und neu und dieses gute Gefühl durchströmt Dich. Zähle ‘zehn!‘ und Du bist klarer und wacher als je zuvor. Willkommen in der Welt!

      Und wenn Du das Ganze richtig erden willst, denn gute Magie will geerdet sein, mach bald einen Ausflug an einen Fluß, See oder Sumpf, um das Wasser auch vom Diesseits zu erleben. Das verbindet die Welten.

       Kultplätze

      Es ist nicht leicht zu entscheiden, ob ein Kultschacht innerhalb einer Viereckschanze nun als Opfergrube gedacht war oder einfach als Brunnen diente. Bei Ausgrabungen in einer Viereckschanze bei Fellbach-Schmiden in der Nähe von Stuttgart hat man einen „Kultschacht” gefunden, bei dem es sich definitiv um einen Brunnen mit holzverkleideten Wänden handelt. Er hatte eine Tiefe von 20 m, und in einer Ecke lehnte sogar eine grobe Leiter. Trotzdem tut das der Heiligkeit des Ortes keinen Abbruch. Für die Kelten, die Germanen und die Völker der Bronzezeit, die ihnen vorausgingen, haftete Wasser und Brunnen immer etwas Heiliges an – und der oben beschriebene enthielt eine Anzahl von Opfergaben, darunter Tongefässe, Tierknochen und drei Holzfiguren, die einen wunderschönen Hirsch darstellen und zwei Tiere mit ziemlich langen, spitzen Hörnern – man denkt an Ziegen oder Steinböcke. Die letzteren beiden flankierten das Abbild eines Gottes, das leider verloren gegangen ist. Eine hohe Konzentration an Phosphat in bestimmten Schichten des heiligen Brunnens zeigt, dass an irgendeinem Punkt der Geschichte unfreundliche Leute eine Menge Mist in das Loch geworfen haben – eine beliebte Methode, um das Wasser zu vergiften. Düngervergiftung finden wir auch in einem Brunnen in Pforzheim, wo eine hölzerne Statue der Göttin Sirona gefunden wurde.

      Uns steht kein Mittel zur Verfügung, um zu erfahren, wie viele Kultschächte ursprünglich mit Wasser gefüllt waren. Andererseits existieren viele Viereckschanzen, die keinerlei Schächte oder Gruben aufweisen, und eine hat sich kürzlich als befestigter Bauernhof herausgestellt, der keinerlei sakralen Zwecken diente. Das wirft eine Menge Fragen auf. Es war eine Zeit lang in Mode, jede halbwegs quadratische Schanze als sakral einzuordnen. Heutige Forscher sind da vorsichtiger, und wenn innerhalb einer Viereckschanze keine Spuren von Opfergaben zu finden sind, wissen sie meist nicht, was sie damit anfangen sollen. Und das trifft auf viele Viereckschanzen zu. Tatsächlich hat sich herausgestellt, dass es sich um einen der wichtigsten Unterschiede zwischen den sakralen Bezirken Galliens und Süddeutschlands sowie des Ostens handelt. Gallische Viereckschanzen, speziell in Nordfrankreich, sind im Allgemeinen reich an Überresten von Opfertieren, sie enthalten zerbrochene Waffen, Kriegstrophäen und oft menschliche Knochen. Viele von ihnen machten mehrere Jahrhunderte des Wandels mit, wiederholte Neuaufbauten des Tempels inbegriffen. Obgleich die Rituale sich stark veränderten, blieben die heiligen Orte populär. Es gibt Kultorte in Gallien, die in der mittleren La Tène-Zeit populär waren und es bis in die Zeit der römischen Besatzung blieben, manchmal sogar bis hinein in das 4. Jahrhundert nach Christus.

      Im Gegensatz dazu weisen die Viereckschanzen Deutschlands gelegentlich faszinierende Kultschächte oder Brunnen auf. Aber abgesehen davon findet man dort kaum Opfergaben vor, und wenn, dann sind sie oft plump, billig oder schlicht Abfall. Wenn Gebäude Teil der Schanze waren, standen sie üblicherweise an den Ecken. Sie scheinen auch nicht mehr benutzt worden zu sein, nachdem die Römer das Land erobert hatten. Was auch immer das bedeuten mag, es macht den Eindruck, dass massive religiöse Unterschiede zwischen diesen Orten bestehen. Hier zu guter Letzt eine verblüffende Frage, gestellt von Ludwig Pauli, in Bezug auf die süddeutschen Viereckschanzen. Wenn die Kelten Süd- und Mitteldeutschlands Viereckschanzen als Versammlungs- und Ritualorte nutzten, wie kommt es dann, dass die süddeutschen Kelten, die sich in der späten La Tène-Zeit in der Schweiz niederliessen, diesen wichtigen Brauch nicht auch in ihrer neuen Heimat einführten? War die Migration von einer religiösen Reform begleitet?

       Heilige Haine

      Du magst Dich nun fragen, was mit unseren naturliebenden Kelten passiert ist, die Bäume und Statuen in heiligen Hainen verehrten. Was macht ein Nemeton aus? Unsere römischen Quellen behaupten wiederholt, dass keltische (oder druidische) Rituale in heiligen Hainen stattfanden, abgeschiedenen bewaldeten Tälern oder sogar in Höhlen. Das mag so gewesen sein oder auch nicht, jedenfalls führte es zu der irrigen Idee, für die Kelten sei das Natürliche und das Heilige mehr oder weniger identisch gewesen, was man auch von den sogenannten Germanen behauptete. Vielleicht war das bei den Kulten der Hallstattzeit der Fall. Wo befinden sich die Kultplätze der Hallstattzeitleute? Abgesehen von den Grabhügeln und einigen verdächtigen Anordnungen von Gräben und „Prozessionsstraßen” sind nur noch einige wenige hoch aufragende Felsen übrig, wo man eine regelmässige Ritual- und Opferpraxis nachweisen kann. Es ist sehr wenig Beweismaterial, und es wirft die Frage auf, ob die Hallstattleute tatsächlich manche ihrer Rituale an wilden Orten in der Natur zelebrierten, wo ihre Aktivitäten kaum Spuren hinterließen. Wie Du weißt, existiert kein archäologisches Beweismaterial für heilige Haine als solche, da heilige Bäume und dergleichen keine Spuren hinterlassen, die spätere Generationen identifizieren können. Hinzu kommt, dass ein Hain schön und gut sein mag für Rituale kleineren Maßstabs wie Initiationen und Übergangsriten, aber war das wirklich der Ort, wo große öffentliche Rituale abgehalten wurden?

      Die Wissenschaftler der letzten Jahrhunderte tendierten eher zu romantischen Visionen. Sie glaubten den römischen Berichten, die auf der Vorstellung beruhen, dass die gallischen Barbaren in der Abgeschiedenheit verborgener Waldtäler primitive Riten praktizierten. Diese Vorstellung hat einen gewissen Charme, besonders für uns heute, die wir fast alle mehr oder weniger gezwungen sind, in Städten zu leben. Je mehr Beton in unserer Umgebung auftaucht, desto stärker sehnen wir uns nach dem Frieden und dem Zauber der grünen Welt. Wir sind