Название | Der Kessel der Götter |
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Автор произведения | Jan Fries |
Жанр | Религия: прочее |
Серия | |
Издательство | Религия: прочее |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783944180328 |
Kopfkulte
Das andere Thema, mit dem wir uns noch beschäftigen sollten, ist der sogenannte Kopfkult. Ob es tatsächlich ein spezifischer Kult war oder ob Köpfe einfach ein grundlegendes Element verschiedener Religionen sind, steht zur Debatte. Viele keltische Völker waren begeisterte Kopfjäger. Die klassischen Autoren wiesen ausgiebig darauf hin, wohl hauptsächlich, weil sie es nicht verstanden. Kopfjagd folgt nicht überall auf der Erde den gleichen Gesetzen, daher sollten wir uns hüten, das alte Europa aus dem Blickwinkel eines Schrumpfkopfherstellers aus dem Amazonasgebiet zu interpretieren.
Was genau hinter den keltischen Kopfjagden steckte, ist schwer zu sagen. Griechische Händler waren laut Diodorus und Strabo sehr verblüfft, zu sehen, dass adlige gallische Krieger einbalsamierte Köpfe in Holzkisten aufbewahrten, und als sie für diese schaurigen Souvenirs gutes Geld boten, waren sie noch verblüffter, zu erfahren, dass sich ihre Besitzer für keinen Preis von ihnen trennen wollten. Archäologisches Beweismaterial stützt diese These. Die berühmtesten Schädel findet man in den Tempeln von Roquepertuse und Entremont. Ersterer hatte ein von einem Raubvogel gekröntes Portal, obgleich manche Autoritäten ihn für einen Wasservogel halten. Darunter befand sich eine Reihe von Nischen, die menschliche Schädel beherbergten. Laut Ann Ross stammten sie alle von Männern, keiner im Alter über 40. Im letzteren waren die Köpfe grob aus Stein gehauen. Beide Traditionen können in vielen Fällen zurückverfolgt werden. Abbilder von Köpfen schmückten viele Kultplätze, Schreine und Wälle und gelegentlich sogar mittelalterliche Kirchen. Man findet Köpfe auf Kultgegenständen, Dolchgriffen, Kesseln und Trinkgefäßen. Köpfe waren bei den Kelten so populär, dass Ann Ross sie zum keltischen religiösen Symbol par excellence erklärte. Oft sehen die Köpfe sehr primitiv aus. Es ist schwer zu glauben, dass die hervorragenden Handwerker der La Tène-Zeit nichts Besseres hätten anfertigen können. Wenn die Köpfe rudimentär, ungestalt oder völlig entstellt waren, muss das Absicht gewesen sein. Ein Kopf war ein Kopf – das funktionierte immer.
Ob diese Köpfe eine apotropäische Funktion hatten oder ob sie Ahnen, erschlagene Feinde oder gar Götter darstellten, kann man nicht sagen. Die Kelten haben keine Aufzeichnungen darüber hinterlassen, was man mit Köpfen anfangen kann. Wenn wir uns die echten Schädel ansehen, die sie hinterlassen haben, wird es sogar noch verzwickter. Stell Dir vor, wie die schlachtenmüden Krieger zu ihrer Gemeinschaft zurückkehren; blutüberströmte Köpfe baumeln von ihren Sätteln, und mit Fliegen bedecktes Aas steckt auf den Spitzen ihrer Lanzen. So mancher irische Mythos stellt die Kopfjagd als schöne Kunst und netten Zeitvertreib für echte Männer dar. Echte Männer scheinen dann auch verblüffend wenige Freunde zu haben. Wie Conall so stolz verkündet, als er das Heldenrecht beansprucht, ein Schwein zu zerlegen (Die Geschichte von Mac Da Thos Schwein, Übers. Gantz):
„Ich schwöre bei dem, auf was mein Stamm schwört: Seit ich zum ersten Mal den Speer in die Hand nahm, ist kein Tag vergangen, ohne dass ich einen Krieger aus Connacht getötet habe, keine einzige Nacht, in der ich nicht Brände gelegt habe, und niemals habe ich geschlafen ohne einen Connachta-Kopf unter meinem Knie.”
„Du bist ein besserer Krieger als ich, das ist wahr” erwiderte Cet. „Wäre Anluan hier, er würde Dir eine größere Herausforderung bieten. Es ist unser Unglück, dass er nicht im Haus ist.”
„Oh, aber das ist er doch”, sprach Conall, und er zog Anluans Kopf aus seinem Beutel und warf ihn Cet gegen die Brust, so dass eine Mundvoll Blut über die Lippen spritzte.
Falls Du Dir je die Kelten als romantisch vorgestellt hast, denk an diesen Kopf. Es überrascht kaum, dass Joyce auf derartige Geschichten über hirnlose Heldentaten mit einem epischen Roman über normale Leute reagierte, die einen ganz und gar unheroischen Tag hatten. Ich zweifle zwar daran, dass alle Kelten derartig einfältige Gemetzel genossen, aber das Faktum bleibt, dass Köpfe etwas Besonderes waren. Irische Geschichten berichten, dass Köpfe von Feinden enden konnten, indem man sie am Spiess räucherte oder auf einer Stange in den Misthaufen steckte.
Andererseits wurden viele Köpfe verehrt. Wie uns Livius berichtet, wurde der Kopf eines vielversprechenden römischen Staatsmanns in ein sehr geschätztes Trinkgefäß verwandelt und von den Boiern um das Jahr 216 vor unserer Zeit in einem Schrein aufbewahrt. Ein Altar aus Apt, der mit dem Namen des Mars und einer Anzahl seiner keltischen Anhänger versehen war, thronte oberhalb einer Sammlung von acht bis neun Menschenschädeln. Die einfachste Erklärung ist nun, dass die Köpfe von Feinden in diesen Tempeln als Trophäen verehrt wurden. Natürlich kann man genauso gut annehmen, dass die Köpfe der Priesterschaft auf diese Weise aufbewahrt wurden, oder dass es sich um eine Sammlung besonderer Helden handelte, die hier ausgestellt wurden.
Wenn der Kopf tatsächlich der Sitz der Seele ist, wie einige Kelten geglaubt zu haben scheinen, dann ist es vielleicht sogar eine Ehre, wenn Dein Kopf unter dem Altar aufbewahrt wird. Es ist schwieriger zu verstehen, wenn man sich die Schriften der römischen Autoren ansieht, die behaupten, dass die Völker Galliens an eine Reinkarnation glaubten. Mit welcher Art von anderem Leben oder Wiedergeburt darfst Du rechnen, wenn Dein Kopf an einem Ehrenplatz ruht oder bei irgendwem im Klo verwest? Das führt uns zum nächsten Schritt unserer Reise. Wer waren die Priester der keltischen Religion?
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