Der ultimative Jimi Hendrix Guide. Gary J. Jucha

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Название Der ultimative Jimi Hendrix Guide
Автор произведения Gary J. Jucha
Жанр Изобразительное искусство, фотография
Серия
Издательство Изобразительное искусство, фотография
Год выпуска 0
isbn 9783854456193



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Stills, Nash und Youngs Déjà Vu trommelte und zu ihrer Tourneeband gehörte.

      Nach seiner Rückkehr in die USA führte er ernsthafte Beziehungen mit Devon Wilson und dem Playboy-Häschen Carmen Borrero. Kurz vor seinem Tod waren schon zwei Vaterschaftsklagen bei Gericht eingereicht worden, die als begründet anerkannt wurden. Hendrix hatte einen Sohn mit einer schwedischen Frau namens Eva Sundquist und davor (sogar noch vor seiner Karriere) eine Tochter mit der New Yorker Prostituierten Diana Carpenter, einer Freundin von ihm.

      All diese Frauen ließen sich von Hendrix’ gutmütigem Charakter und seiner sanften und leisen Stimme verführen. Nachdem aus ihm ein umherreisender Musiker geworden war, wurden die Vertreterinnen des holden Geschlechts von seinem Gitarrenspiel und der reiferen Sexualität angezogen. Angeblich drückte ihm einen Reihe von Frauen in Nashville den Spitznamen „Buttons“ („Knöpfe“) auf, da sie immer die wenigen Kleidungsstücke flicken mussten, die er besaß. Die Frauen, denen er zwischen 1963 und 1966 begegnete, mussten oftmals seine Gitarre aus dem Leih- und Pfandhaus auslösen.

      Mit Blick auf all die „Mädels“, mit denen er flirtete, Partys feierte oder schlief, die beiden „Damen“, denen er angeblich Wochen vor seinem Tod einen Heiratsantrag machte, und sogar „Bil aus einer Stadt in England“, der er teilweise Electric Ladyland widmete, gab es jedoch nur drei in seinem Leben, die ihm tatsächlich nahestanden. Die beiden ersten versprachen ihm eine ganz unterschiedliche Zukunft.

      Betty Jean Morgan

      Die Tatsache, dass Hendrix nur ein Mal eine Gitarre nach einer Frau benannte und dabei sogar so weit ging, den Namen „Betty Jean“ in großen weißen Buchstaben auf seine rote Silvertone Danelectro zu malen, beweist, dass er es mit Betty Jean Morgan, seiner Freundin aus Seattle, ernst meinte. Sie begegneten sich im Herbst 1958 an der Garfield-Highschool. Trotz aller Prahlerei gegenüber seinem Kindheitsfreund Jimmy Williams war die Beziehung wohl kaum sexueller Natur. Die beiden lassen sich als schüchterne Teenager aus Seattle beschreiben. Da Hendrix aus einer verarmten Familie stammte, verbrachten die beiden ihre Zeit mit Streifzügen durch den nahegelegenen Leschi Park. Hendrix besuchte die Morgans auch zu den Familien-Mahlzeiten – er verstand sich prächtig mit Betty Jeans Mutter, ähnlich wie auch mit den „Mums“ von Noel Redding und Kathy Etchingham – und versuchte danach, die Angebetete mit seinem Gitarrenspiel auf der Veranda zu umwerben.

      Hendrix datete Betty Jean während der High-School-Jahre, deren Zahl sich für ihn im Vergleich mit anderen Schülern reduzierte, da er bereits im Oktober 1960 abging. Die beiden sahen sich auch noch weiterhin, während Hendrix nachts in lokalen Bands spielte und am Tag seinem Vater bei der Gärtnerarbeit half. Später erzählte der Musiker, dass sein Vater den Schulabgang gewollt habe. Zwar zeigte sich Hendrix auf der Highschool nicht sonderlich interessiert, doch er beschwerte sich, dass sich der Vater das gesamte mit der Gartenarbeit verdiente Geld einstecke.

      Im Zeitraum von nur vier Tagen im Mai 1961 wurde Hendrix zwei Mal aufgrund von Spritztouren mit gestohlenen Autos festgenommen. Er erzählte seinen späteren Interviewpartnern, dass er freiwillig zur Armee gegangen sei, um einer Zwangsrekrutierung und dem damit verbundenen Auslandseinsatz zu entgehen, aber das ist eins seiner Lügenmärchen, die die frühen Biografen jedoch ernst nahmen. Es ist weitaus wahrscheinlicher, dass er gegenüber dem ihm zur Verfügung gestellten Pflichtverteidiger sein Interesse an einer Anwerbung bekundete, um damit einer möglichen Haftstrafe zu entkommen.

      Hendrix äußerte sogar den Wunsch, die Laufbahn eines Fallschirmjägers der in Nashville, Kentucky, stationierten berühmten 101st Airborne-Einheit einzuschlagen, da Fred Rollins, der Chef seiner Band Rocking Kings dort schon diente. Wenn Rollins während seines Urlaubs Seattle besuchte, zeigten sich alle von seinem Uniform-Aufnäher beeindruckt, der einen schreienden Adler zeigte. Auch die Tatsache, dass Fallschirmjäger einen höheren Sold erhielten als andere Soldaten, gefiel dem ständig klammen Musiker.

      Nachdem er seinen Namen auf die gestrichelte Linie des Anwerbungs-Formulars gesetzt hatte, wurde Hendrix instruiert, sich in Fort Ord zu melden, ganz in der Nähe von Salinas, Kalifornien. (Fort Ord lag ungefähr 25 Meilen von Monterey entfernt, der Stadt, wo die Jimi Hendrix Experience ihr legendäres Debüt auf dem ebenso legendären International Pop Festival geben sollte.) Hendrix meldete sich am 31. Mai zum Dienst. Kurz vor seiner Abreise verlobte er sich mit Betty Jean und überreichte ihr einen billigen Ring aus Rheinkiesel, direkt nach seinem letzten Auftritt mit den Velvetones in Seattle. Er vertraute ihr zudem seine Gitarre an, sich dessen bewusst, dass sie bei ihr sicherer war als bei seinem Vater.

      Allen Berichten nach blieb auch Hendrix nicht von dem „in der Ferne schmerzt das Herz“-Syndom verschont, weshalb er regelmäßig mit Betty Jean und anderen Mitgliedern ihrer Familie korrespondierte. Zwei Monate nach seiner Ankunft im Bootcamp schrieb er sogar seinem Vater und bat ihn, ihm Betty Jean zu schicken – die Gitarre, nicht die Freundin. Jimi plagte Heimweh. Betty Jeans Briefe waren hochemotional und von einer starken Eifersucht geprägt. Laut Harry Shapiros Biografie warnte sie ihn davor, „die Finger von den Schlampen zu lassen“. Es ist nicht klar, was sie zu so einem Kommentar bewegte.

      Trotz des Verlobungsrings und der vielen schwärmerischen Briefe sah sich das Teenager-Pärchen nach Hendrix’ Dienstantritt nur selten. Allen Aussagen nach besuchte er Seattle nur ein einziges Mal während eines Urlaubs, bevor man ihn nach Fort Campbell in Kentucky versetzte. Von dort aus schrieb er seiner Freundin weiterhin Briefe.

      Hendrix gelang es, sich vorzeitig wieder vom Militärdienst befreien zu lassen, und zwar wegen angeblich psychischer Probleme, die er einem Militärpsychologen glaubhaft vorspielte. Es war jedenfalls nicht der gebrochene Knöchel, von dem er Journalisten so häufig erzählte. Sein dringlichster Wunsch bestand darin, in Clarksville, Kentucky, in einen Greyhound-Bus zu steigen und so schnell wie möglich nach Seattle zurückzukehren, wo ihn Betty Jean, eine Hochzeit und die Aussicht auf harte körperliche Arbeit erwarteten.

      Mit 400 Dollar in seiner Tasche hielt er bei einer Bar an und spendierte großzügig Runde nach Runde. Es war eine Art Vorspiel der Tage, in denen Hendrix die Rechnung für die ganzen „Abhänger“ beglich, die sich um ihn scharten. Er bezahlte Drinks und verlieh Geld, bis ihm nur noch 14 Dollar übrig blieben – womit 26 Dollar fehlten, um das 40 Dollar teure Ticket für den Bus nach Seattle zu bezahlen. Sich vor der blamablen Situation fürchtend, seinem Vater von der Geldverschwendung erzählen zu müssen, entschied sich Hendrix, mit der Gitarre einige Dollar zu verdienen und sein Glück zu versuchen. Er hatte sie zuvor einem Armeeangehörigen verkauft und holte sie entweder zurück oder stahl sie (was zutrifft, war nicht eindeutig zu klären). Der befreundete Soldat Billy Cox stand kurz vor seinem Dienstende, und so hoffte Hendrix, mit ihm eine Band zu gründen.

      Obwohl er Betty Jean aus ganzem Herzen liebte, vertraute er der UPI-Journalistin Sharon Lawrence später an, dass sie „es nicht gerne hörte, wenn ich darüber sprach, in Städte wie Los Angeles oder New York zu ziehen“.

      Was Hendrix im Fall der ersten seiner drei ernsthaften Beziehungen erwartete, war die Aussicht auf die gleichen Erwartungen, die schon sein Vater geäußert hatte: Vergiss all den Unsinn mit der Gitarre, und gib die Idee auf, Musiker werden zu wollen. Wie Betty Jean in zahlreichen Briefen bemerkt hatte, war der Lockruf der Musik für Hendrix immer wichtiger geworden. Vielleicht schlug er dank seines „ausweichenden“ Verhaltens – als er das Geld in Clarksville verschleuderte – unterbewusst den für ihn richtigen Weg ein.

      Kathy Etchingham

      Jimi Hendrix erzählte einem Londoner Reporter zu Beginn des Jahres 1969 von Kathy Etchingham: „Kathy ist meine verflossene Freundin, meine aktuelle Freundin und möglicherweise meine zukünftige Freundin.“ Kathy Etchingham hatte einen langen Weg zurückgelegt, und zwar von der Freundin, die Manager Chas Chandler noch zwei Jahre zuvor verstecken wollte bzw. von der er hoffte, dass sie im günstigsten Fall verschwände, bis zur festen Freundin von Hendrix. Zwischenzeitlich war Chandler selbst verschwunden, und sie freute sich, nicht im Küchenschrank der gemeinsamen Wohnung der beiden in der Brook Street versteckt zu sein. Etchingham lässt sich im Grunde genommen als bodenständige Frau beschreiben, und sie fand, dass sich Hendrix gegenüber dem Schreiberling „sentimental-kitschig“ geäußert habe. (Mittlerweile wurde an der Fassade des Hauses Brook Street 23 eine Gedenktafel angebracht – maßgeblich aufgrund