Название | Der ultimative Jimi Hendrix Guide |
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Автор произведения | Gary J. Jucha |
Жанр | Изобразительное искусство, фотография |
Серия | |
Издательство | Изобразительное искусство, фотография |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783854456193 |
Creams Rhythmus-Sektion bestand aus Jazz-Musikern, die versuchten, einige der Konzepte von Ornette Colemans Trio auf die Rockmusik zu übertragen. Clapton hatte auf der E-Gitarre einen hohen Grad an Virtuosität erreicht, war aber trotz seiner britischen Nationalität im Grunde seines Herzens ein Blues-Musiker. So gut zu spielen wie der Delta-Blues-Musiker Robert Johnson stellte seine größte Ambition dar. Er erkannte sofort, welchen Song Hendrix spielte – und er musste sich eingestehen, dass Hendrix ein Stück gemeistert hatte, das er niemals auf diese Art überbieten könnte. Jimi teilte sich schätzungsweise nur acht Minuten die Bühne mit Cream, aber in diesem kurzen Zeitraum hatte er bewiesen, dass er Großbritanniens besten Musiker ausstechen konnte. Clapton stellte es später in der South Bank TV Show: Jimi Hendrix bei ITV wie folgt dar: „Er ging wieder [von der Bühne], und mein Leben hatte sich radikal geändert.“
Hendrix’ Freundin in dieser Woche – Kathy Etchingham (sie führte zuvor Beziehungen mit Keith Moon und Brian Jones) – erzählte danach von der Reaktion ihres Freundes. „Er verließ die Bühne mit einem breiten Grinsen, wusste genau, was er geleistet hatte.“ Nicht ahnend, dass aus ihnen Freunde würden, bedauerte Hendrix später, Clapton bei einem Gig seiner eigenen Band blamiert zu haben, und lobte ihn als seinen „favorisierten“ britischen Lead-Gitarristen. Als er dann Creams „Strange Brew“ im Melody Maker besprach, schwärmte er von dem Titel.
Aus einer ursprünglich angespannten Beziehung erwuchs allmählich eine enge Freundschaft, während die beiden bedeutendsten Blues-Gitarristen ihrer Generation im Londoner Speakeasy, im Scene oder in anderen New Yorker Clubs in den kommenden Jahren jammten. Falls Claptons Version – im Gegensatz zu anderen Berichten – tatsächlich der Wahrheit entspricht, plante er, Hendrix am Abend vor dessen Tod bei einem Konzert von Sly and the Family Stone im Londoner Lyceum eine Fender Stratocaster für Linkshänder als Geburtstagsgeschenk zu überreichen. Allerdings tauchte Hendrix nicht auf.
Eric Clapton berührte der Tod von Jimi Hendrix am stärksten, verglichen mit den britischen Zeitgenossen. Er ist möglicherweise der nicht genannte Musiker, der während eines nicht verwerteten Interviews für Joe Boyds Doku Jimi Hendrix weinte. Robin Turner, ein Mann aus dem Zeitungsgeschäft, der seinen Job zugunsten dem des Pressesprechers aufgab, erzählte Chris Welch: „Clapton weinte nach seinem Tod drei Tage lang. Er klagte: ‚Wie konnte er nur gehen und mich zurücklassen?‘ Er sah Parallelen zu Robert Johnsons [frühem Tod]. Eric wollte Robert Johnson gleichen – ein paar gute Jahre und dann verscheiden.“
Wieder taucht ein Name auf: Robert Johnson. Er ist der Vater des Delta-Blues des 20. Jahrhunderts. Nur zwei Fotos von ihm haben die Zeit überstanden, doch das ist nicht der Grund, warum aus Johnson ein Mythos wurde, der Stoff, aus dem die Inspiration erblüht – zuerst im ländlichen Teil des Südens der USA bei Schwarzen und dann, eine Generation später, bei britischen Weißen aus der Mittelschicht. Die Legende besagt, dass Johnson den Teufel an einer Kreuzung in Clarksdale, Mississippi, traf und ihm seine Seele verkaufte, damit aus ihm der beste Blues-Musiker der Welt würde. Der Teufel hielt sich an seinen Teil der Vereinbarung. Johnson spielte nach kurzer Zeit besser als seine Mentoren – und überragte Koryphäen wie Son House – doch nach nur 29 aufgenommenen Songs (41 Takes) verstarb er im Alter von 27 Jahren und wurde in einem nicht näher gekennzeichneten Grab beigesetzt. Entweder war er das Opfer eines eifersüchtigen Ehegatten geworden, der ihn vergiftete, oder – vorausgesetzt man glaubt an Mythen – des Teufels, der kam, um seine Seele einzufordern.
Auch Hendrix starb im Alter von nur 27 Jahren. Er hatte einige gute Jahre und verschwand. Johnson und Hendrix sind „Mitglieder“ im berüchtigten „Club 27“. Die Musik von Robert Johnson war für Clapton von höchster Bedeutung, und schon vor dem 18. September [dem Todestag von Jimi Hendrix; Anm.] hatte er den „Cross Road Blues“ des Musikers aus dem Delta zwei Mal aufgenommen. Für einen Gitarristen, der die Meinung vertrat, Hendrix habe ihn bei jeder Gelegenheit in Grund und Boden gespielt (Clapton fühlte sich wie am Boden zerstört, als er Are You Experienced hörte, ein vollendetes Album, auf dem alles verwirklicht wurde, was eigentlich Creams Disraeli Gears hätte leisten sollen), wäre es die größte Herabwürdigung gewesen, falls sein Freund auch noch Johnson interpretiert hätte. Man kann nur spekulieren, welche Rolle dieser Druck bei Claptons Weg in die Drogenabhängigkeit im folgenden Jahr spielte.
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Jeder kennt sie – dieselbe alte Story
Rhythm and Blues rekonfiguriert
Hendrix’ Erbe wird aus den verschiedensten Gründen (positiver und negativer Natur) von Journalisten, Sensationssüchtigen und Konservativen unterschiedlich dargestellt. Der Musiker, das extravagante Sexsymbol, die Galionsfigur einer Drogengeneration, die das erntete, was sie säte – das sind all die verschiedenen Ausprägungen von Jimi Hendrix, die die Welt heute kennt. Jung und schön gestorben, ist er immer noch vermarktbar und klar erkennbar und kann zum Verkauf von Musikprodukten und Laptops genutzt werden. Da er aufgrund von Drogen so jung verstarb, eignet er sich aber auch als warnendes Beispiel.
Was dabei meist verlorengeht, sind die facettenreichen musikalischen Innovationen. Er verschob die Grenzen des Aufnahmestudios hinsichtlich des Einfangens von bislang unbekannten Klängen, seine Musik war ein Laboratorium, in dem Rock, Blues und Jazz kollidierten und somit den Grundstein für Heavy Metal sowie Fusion legten – nicht zu vergessen die Wurzeln des Rap. Darüber hinaus definierte er das Konzerterlebnis neu.
Was im Trott der Zeit verlorenging, in der sich stetig verändernden Erinnerung, ist die manifeste Kraft von Hendrix’ persönlichen, aber trotzdem universellen Texten und seine fast unheimliche Fähigkeit, die Zeilen anderer verständlich zu machen, speziell von Bob Dylan. Ein Großteil der Texte der späten Sechziger haben sich im Verlauf der Jahre nicht gut gehalten, aber die von Hendrix sind in Würde gealtert, da sie sich vier Kategorien zuordnen lassen, die immer noch relevant sind:
1. Rhythm and Blues
2. Science Fiction und Fantasy
3. Realismus
4. Klassische Elemente
Im Folgenden werden wir uns die Pfeiler von Hendrix’ Œuvre näher anschauen, beginnend mit dem Rhythm and Blues.
Als Chandler von Jimi Hendrix verlangte, eigenes Material zu komponieren, war es offensichtlich, dass dieser sich an dem orientierte, was er kannte: die Reimpaare tausender von Rhythm-and-Blues-Songs, die er als Begleitmusiker auf den Ochsentouren musikalisch untermalte oder zwischen 1963 und 1966 in verschiedenen Studios hörte. Vor dem Zwischenspiel mit Cream und der Idee, sich als Leader eines Trios zu verwirklichen, schwebte Hendrix eine neunköpfige Rhythm-and-Blues-Revue vor.
Der deutlichste Beleg für die musikalischen Lehrstunden des Musikers findet sich auf der ersten CD von West Coast Seattle Boy, einer von Sony Legacy veröffentlichten Anthologie aus vier CDs. Auf dieser CD sind Beispiele von Hendrix-Aufnahmen zu hören, die er als Session-Musiker für andere Rhythm-and-Blues-Sänger und diverse weitere Künstler machte. Dazu zählen die Isley Brothers, Don Covay, Little Richard und King Curtis. Das alles gleicht einer Art Soundtrack für Jackie Brown, an den Regisseur Quentin Tarantino niemals gedacht hätte. Diese Zeitkapsel im CD-Format vermittelt eine Vorstellung, von welchem Song „Foxy Lady“ (an dieser Stelle wähle ich wieder die allgemein gültige Schreibweise) inspiriert wurde („(My Girl) She’s A Fox“ von den Icemen) oder wie der Isley-Brothers-Track „Have You Ever Been Disappointed“ (auch ohne ein Fragezeichen, ähnlich dem Debüt) Hendrix dazu brachte, dem Zuhörer eine ähnliche Frage im Fall von Electric Ladyland zu stellen.
(Da ich die einzigartige CD nur einmal in diesem Buch erwähne und darauf eingehe, möchte ich betonen, dass während dieser Lebensphase der Grundstein für seinen Durchbruch auf der „6-Saitigen“ gelegt wurde. Der Fan wird schnell erkennen, wie Hendrix’ Session-Arbeit die eigenen Aufnahmen nur wenige Jahre später prägte. Ray Sharpes „Help Me“ lässt eine Rhythmus-Gitarre ähnlich der von der „Gloria“-Version der Experience erkennen, der Gitarren-Sound von Jimmy Normans „That Little Old Groove Maker“ deutet auf „Come On (Part 1)“ hin, und in Hendrix’ Spiel auf dem bereits genannten „Have You Ever