Der ultimative Jimi Hendrix Guide. Gary J. Jucha

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Название Der ultimative Jimi Hendrix Guide
Автор произведения Gary J. Jucha
Жанр Изобразительное искусство, фотография
Серия
Издательство Изобразительное искусство, фотография
Год выпуска 0
isbn 9783854456193



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Dieser Mitschnitt ist verschwunden, aber glücklicherweise haben zahlreiche Fernsehaufzeichnungen der Experience in Großbritannien, Frankreich und Schweden „überlebt“ und sind auf Bootleg-DVDs erhältlich. Die Qualität variiert; die Auftritte sind ein Mix aus Live- und Playback-Takes (Hendrix hasste Playback), aber dennoch lohnenswert, speziell Live-Fassungen von „Purple Haze“, die man später aus Zeitgründen gekürzt ausstrahlte. Bei den frühen Aufnahmen erlebt der Zuschauer eine Band, die sich noch bemühen muss, die musikalische Energie im Zaum zu halten, die sie später meisterhaft bändigt. Das ähnelt einem Clark Kent mit seinen Superkräften, als er noch Superboy war, oder Harry Potter und seinen magischen Fähigkeiten im Verlauf der Romane von J. K. Rowling.

      Die Songs sind wie zu erwarten meist A- und B-Seiten der ersten vier Singles der Experience, weshalb man verschiedenste Fassungen von „Hey Joe“ sieht, von „Stone Free“, „Purple Haze“, „The Wind Cries Mary“ und „Burning Of The Midnight Lamp“. Früheste Aufnahmen zeigen Mitch Mitchell noch ohne Dauerwelle (was sich schnell änderte), und man erlebt, wie die Garderobe der Experience im Laufe des Jahres immer psychedelischer wird. Hervorzuheben sind Hendrix’ Auftritte in der Jacke des Royal Veterinary Corps und Szenen, in denen die Band durch die Stadt schlendert und ähnlich den Monkees herumalbert, womit sich die anfängliche Kameradschaft der drei belegen lässt.

      Monterey Pop

      Jimi Hendrix schrieb den Text zu „Little Wing“ während des Monterey International Pop Festival. Der von D. A. Pennebaker in Szene gesetzte Film Monterey Pop spiegelt die Emotionen, die Hendrix bei dem Festival empfand, perfekt wider. Zusammen mit Woodstock muss Monterey wohl das glücklichste Festival gewesen sein, dass man je dokumentierte, wobei seine Bedeutung nicht genug betont werden kann. Es fängt die Hippie-Ära in ihrer Blütezeit ein, nicht zu vergessen einige Karrieren definierende Performances, etwa von Janis Joplin oder Otis Redding – und natürlich die der Experience. Der vollkommen verblüffte Ausdruck auf den Gesichtern – nachdem Hendrix seine Gitarre verbrannt hat und die Bühne verlässt – darf man sich einfach nicht entgehen lassen. (Auch Mama Cass Elliot scheint bei Joplins Interpretation von Big Mama Thorntons „Ball And Chain“ zu verstummen, einem Song, den man ähnlich wie „Wild Thing“ von den Troggs, nicht mehr mit den ursprünglichen Interpreten assoziierte, sondern mit der neuen Generation.)

      Der Film lässt sich als variationsreiche Reflexion der Musik der Zeit beschreiben. Im Gegensatz zu Woodstock, das insgesamt die Rebellion der sogenannten „elektrischen“ Künstler widerspiegelt, wird bei Monterey Pop ein größeres Netz ausgeworfen, worin sich auch Acts der Top 40 wiederfinden (die Mamas and the Papas, Scott McKenzie), Soul-Künstler (Lou Rawls, Otis Redding), Folk-Musiker (Simon & Garfunkel) sowie internationale Interpreten (Hugh Masekela, Ravi Shankar). Noch mehr Facetten lassen sich dank Complete Monterey Pop Festival erkennen, einer 2002 von Criterion auf den Markt gebrachten Box, die Kurzfilme von Otis Redding bereithält (der innerhalb der nächsten sechs Monate nach dem Festival verstarb) und der Experience.

      Jimi Plays Monterey

      Als Hendrix-Fan darf man Jimi Plays Monterey von Pennebaker und Chris Hegedus nicht verpassen. Unter der Maxime „Wie es John Phillips erlebte“ zeigt die kurze Dokumentation einen Großteil des Experience-Konzerts. Der ehemalige Sänger der Mamas and the Papas und zugleich Festival-Organisator bereitet den Zuschauer auf das große Ereignis vor, und zwar mit Film-Clips der Experience vor dem Festival und Aufnahmen aus London (darunter Auszüge aus dem Beatles-Video „A Day In The Life“).

       Noch wichtiger sind jedoch Aufnahmen der Experience und von Hendrix (der einen breitkrempigen Hut trägt), die „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ spielen und ein gekürztes „Wild Thing“ (mit einem weihnachtlich anmutenden Feedback-Intro). Sie stammen von dem Konzertfilm Christmas On Earth, Continued, mitgeschnitten am 22. Dezember 1967 im Pariser L’Olympia. (Dort traten auch Pink Floyd und die Who auf – ja, so war das damals!)

      Eric Burdons Stück „Monterey“ wird als Soundtrack für Clips genutzt, bei denen das Publikum und einige Künstler gezeigt werden, darunter die Who, Jefferson Airplane und Grateful Dead.

      Höchst interessant wirken Brian Jones’ Ankündigung der Experience und der Audio-Kommentar des Kritikers Charles Shaar Murray sowie ein Ausschnitt aus einem Pete-Townshend-Interview (1987), bei dem er sich an Monterey erinnert und die klassische Who-Experience-Rivalität, wer denn nun nach wem die Bühne betreten solle. Ein Lob gilt hier den Booklet-Liner-Notes von David Fricke, der sowohl Otis Redding als auch Hendrix als „R&B-Klassizisten“ identifiziert.

      Die Soundtrack-CD unterscheidet sich von der vom Hendrix-Estate 2007 veröffentlichen Version, da die Vorstellung länger ausfällt und zudem Joe Gastwirt für die Abmischung verantwortlich zeichnete. Damit will ich nicht behaupten, dass es besser als der Kramer-Mix von 2007 ist – ist es nämlich nicht –, sondern nur anders.

      The Jimi Hendrix Experience: Live At Monterey

      Die Firma Experience Hendrix LLC veröffentlichte im Oktober 2007 The Jimi Hendrix Experience: Live At Monterey. Obwohl die DVD das originale Konzert-Material des Regisseurs D. A. Pennebaker enthält, führte hier Bob Smeaton Regie, der einen neuen Schnitt anfertigte.

      Die DVD präsentiert einen guten Überblick zum Thema der Entdeckung von Jimi Hendrix, wobei man rares Material und Interviews mit Chas Chandler nutzt, dem Animals-Tourmanager Tappy Wright, Mitchell und Redding von der Experience, Chris Stamp, Andrew Loog Oldham und Dave Mason von Traffic.

      Zur Einstimmung des Zuschauers gibt es eine lange Einleitung, bei der Schlüsselfiguren wie John Phillips, Michelle Phillips, Derek Taylor und weitere beschreiben, wie das Festival zustande kam und wie die Veranstalter nach der Verpflichtung der Headliner (die Mamas and the Papas, Simon & Garfunkel sowie Otis Redding) ihr Konzept ausweiteten und exotische und/oder unbekannte Acts buchten, darunter die Jimi Hendrix Experience.

      Das komplette Konzert der Experience vom 18. Juni 1967 wird in korrekter Reihenfolge gezeigt, abgesehen von „Can You See Me“, das bedauernswerterweise nicht aufgezeichnet werden konnte, da die Kamera-Crew in dem Moment die Filmrollen auswechselte. (Es ist schade, da vermutlich überhaupt keine Live-Aufnahmen des Songs, einer der frühesten Experience-Nummern, existieren.) Nach Jahrzehnten, in denen man nur das Audio-Material hören konnte, ist es eine wahre Freude, endlich Bob Dylans „Like A Rolling Stone“ und B. B. Kings „Rock Me Baby“ zu sehen. Man erlebt einen Jimi Hendrix, der während des ersten Stücks sein „Gypsy Eyes“-Jackett trägt und gegen Ende des Auftritts auf seinem Gitarren-Plektrum kaut, während er zum Intro von „Wild Thing“ einen wilden Mix der amerikanischen und der britischen Nationalhymne vorträgt. Der Hendrix-Estate produzierte in diesem Fall eine ausgezeichnete DVD, die vor dem Hintergrund aller exklusiven Hendrix-Filmaufnahmen zu den ein oder zwei DVDs zählt, die man besitzen muss. Das Bild wirkt kraftvoll und strahlend – im Grunde genommen schon psychedelisch –, und die Audio-Mixe (5.1 und 2.0 Stereo) wurden von Eddie Kramer neu angefertigt. In dem beiliegenden Booklet finden sich Liner Notes von Mitch Mitchell und John McDermott sowie von Jimi vor dem Konzert (beim Einkaufen, beim Electric-Flag-Gig, bei der Probe) und während des bedeutsamen Auftritts.

      Zusätzlich zu Smeatons Film kann die DVD mit folgendem Bonus-Material aufwarten:

      • „American Landing“ – Eine Dokumentation über Hendrix’ Aufstieg quasi „über Nacht“ vom unbekannten Musiker aus Greenwich Village zum Star. Hier finden sich Interviews mit Chandler, Mitchell und Redding.

      • „A Second Look“ – Der Monterey-Pop-Auftritt der Experience, den man sich aus ungewöhnlichen Kameraeinstellungen anschauen kann.

      • „Never Before Released Live Performances“ – Schwarz-Weiß-Material des ersten bekannten Auftritts, der gefilmt wurde. Am 25. Februar 1967 in Chelmsford, England, aufgezeichnet, sind hier die selten mitgeschnittenen „Like A Rolling Stone“ und „Stone Free“ zu sehen.

      • „Music, Love & Flowers“ – Mitbegründer Lou Adler erinnert sich an das legendäre Festival.

      The Lulu Show

      Als Elvis Costello and the Attractions am 17. Dezember 1977 die Aufführung von „Less Than Zero“ abrupt beendeten