Название | Der ultimative Jimi Hendrix Guide |
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Автор произведения | Gary J. Jucha |
Жанр | Изобразительное искусство, фотография |
Серия | |
Издательство | Изобразительное искусство, фотография |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783854456193 |
Keith Altham vom New Musical Express – einer der frühen Verfechter der Experience – hielt sich in der Garderobe des Astoria auf und scherzte Tony Browns Angaben nach: „Was würde wohl geschehen, wenn er seine Gitarre anzündet?“ Kurz danach hatte Althams Idee buchstäblich gezündet, woraufhin man den Roadie Gerry Stickells zur Beschaffung von Feuerzeug-Benzin losschickte. Hendrix beendete den Gig mit dem Song „Fire“ und setzte danach die Fender Stratocaster in Brand. Er wiederholte diesen seinen wohl berühmtesten Stunt nur zwei Mal. Aufgrund der Filmaufnahmen vom Monterey Pop Festival verfestigte sich dieses Image, was sich auf den Rest von Hendrix’ Karriere auswirkte, wobei ihn zunehmend das Gefühl beschlich, das Publikum käme nicht wegen seiner Musik zu den Konzerten, sondern wegen des Spektakels.
Eine der großen „bekannten Unbekannten“ von Jimi Hendrix’ Karriere – um einen Begriff zu benutzen, den George W. Bushs Verteidigungsminister Donald Rumsfeld prägte – besteht in seiner zusehends schwindenden Begeisterung für heiße und außergewöhnliche Showeinlagen, die er als Begleitmusiker von Little Richard und ähnlichen Interpreten nachdrücklich umsetzen wollte. Wen sollte es stören, wenn einige Fans aufgrund einer „falschen“ Motivation zu den Konzerten kämen? Dieses Phänomen war immer eine variable Konstante im Showbusiness. Jeff Beck erläuterte schon früh gegenüber dem New Musical Express Hendrix’ Unbehagen: „Jimis einziges Problem wird sich zeigen, wenn er sich von dem Schema lösen will, dem er sich verschrieben hat. Das Publikum wird etwas anderes wollen, doch Jimi hat sich in eine bestimmte Ecke drängen lassen, wodurch es ihm schwerfallen könnte, in einem anderen Umfeld Akzeptanz zu finden.“
3
Sie werden vor Schreck erstarren
Hendrix und die Elite der britischen Gitarristen
Obwohl die Theorie des „Exzeptionalismus“ für gewöhnlich auf Nationalstaaten angewandt wird, kann sie auch auf bestimmte Musiker zutreffen, Instrumentalisten wie Keith Moon oder Jimi Hendrix. Sie waren Künstler, die sich „in lebhafter Art und Weise deutlich von anderen Musikern unterschieden und oftmals weit über ihnen standen“, wie es ein Wörterbuch definiert.
Michael Bloomfield zählte zu den talentierten und stilistisch deutlich erkennbaren Gitarristen und wurde in der Rubrik „100 Greatest Guitarists of All Time“ des Rolling Stone (2002) auf Platz 22 gewählt. Als man ihm 1966 den Tipp gab, sich gemeinsam mit John Hammond Jr. einen Gitarristen im Café Au Go Go anzuschauen, leuchte sein Stern schon auf. Das geschah während des bereits angesprochenen einwöchigen Engagements von Hendrix, zu einer Zeit, in der Chandler noch den Verpflichtungen mit den Animals nachkommen musste. „Direkt vor meinen Augen hat er mir die Schamesröte ins Gesicht getrieben, mich regelrecht verbrannt.“ Das zu hören, mag für Hendrix wohl sehr angenehm gewesen sein, denn obwohl Jimi nicht wusste, wem er da gegenübertrat, kannte er die Arbeit des Gitarristen von dem Bob-Dylan-Album Highway 61 Revisited.
Jimi Hendrix lässt sich als ein äußerst großzügiger und kollegialer Mensch beschreiben, der nach dem ersten Erfolg freimütig Gitarren verschenkte, bei Jams Bass spielte, damit sein frustrierter Bassist wieder zur E-Gitarre greifen konnte, und es seinen Blues-Helden wie zum Beispiel Albert King ermöglichte, bei Konzerten vor ihm aufzutreten. Doch er hatte auch eine konkurrierende Seite an sich und wollte anderen beweisen, dass er der Beste war. Wie lässt es sich sonst erklären, dass Jimi Eric Clapton, Pete Townshend, Mike Bloomfield und andere in Grund und Boden spielte, wenn er ihnen erstmalig begegnete oder es um einen hohen Einsatz ging? Hatte er sich gegenüber einem Rivalen aber erst mal durchgesetzt, verhielt er sich überaus freundlich und unterstützend.
Der Konkurrenzgedanken in beinahe schon athletischen Dimensionen bestimmte auch das harte und beschwerliche Leben während der sogenannten „Ochsentouren“. Auf seinem Weg zum Ruhm war Hendrix selbst einmal in eine Falle getappt, die ihm von Johnny Jones von den Imperials gestellt wurde. Junior Wells wiederum hatte Hendrix einmal auf die Bühne eingeladen, die Muddy Waters’ Mundharmonika-Spieler dann allerdings schnell verließ. Zur größten Verwirrung von Hendrix kehrte Wells kurz danach aber wieder zurück, beleidigte ihn und unterstellte ihm, seine Band abzuwerben. Es war ein mehr als peinlicher Augenblick.
Bloomfields beeindruckende Erfolgsgeschichte bis zu seinem Tod 1981 beinhaltet die Mitgliedschaft in der legendären Paul Butterfield Blues Band und die Rolle als Leader von Electric Flag. (Bei Electric Flag trommelte Buddy Miles, der neben Mitch Mitchell der Drummer war, der immer in Zusammenhang mit Jimi Hendrix genannt wird.) Der Einfluss von Electric Flag überdauerte die Zeit der in Chicago gegründeten Gruppe, die bei der Einspielung des Debüts gerade mal ein Jahr zusammenspielte. Bloomfield machte später noch mit Al Kooper Musik (zum Beispiel auf dem erfolgreichen Album Super Session), mit Janis Joplin, John Cale und Dr. John.
Bloomfields Karriere wurde durch Schlafprobleme und seine Heroinabhängigkeit stark beeinträchtigt. (Bei einer Party setzte er sich eine Überdosis, und wie in einer Szene aus Lou Reeds „Street Hassle“ beförderte man den leblosen Körper an einen anderen Ort.) Jedoch attestierten ihm Journalisten und Musikerkollegen ein herausragendes Talent für das E-Gitarrenspiel. Trotz des eigenen Könnens erkannte Bloomfield Hendrix’ überragendes Talent sofort, als er ihn im Café Au Go Go hörte. Er wird in Jerry Hopkins Buch The Jimi Hendrix Experience wie folgt zitiert: „Er kreierte jedes Klangbild, das ich je von ihm hören sollte, in diesem Raum, mit einer Stratocaster, einem Twin (Verstärker der Marke Fender) und einem Maestro Fuzztone [Verzerrer; Anm.] – das war schon alles. Hauptsächlich spielte dabei die große Lautstärke eine Rolle. Ich wünschte, ich würde verstehen, wie er das genau machte. Er schlug mir die Gitarre quasi ins Gesicht. Ich wollte ein Jahr lang nicht mehr spielen.“
Schon bald sollten die Gitarristen im Swinging London ähnlich wie Bloomfield reagieren und mit ihm übereinstimmen.
Jeff Beck
Als Jeff „Beckson“ – ein Spitzname, den ihm Hendrix aufdrückte – am 21. Dezember 1966 aus dem in Kensington gelegenen Blaises Club stürmte, traf er auf den Who-Gitarristen Pete Townshend und meinte mit sich überschlagender Stimme: „Der knallt seine Gitarre gegen den Verstärker. Du musst ihm sagen, dass das dein Ding ist!“ In der empfehlenswerten Who-Biografie Anyway, Anyhow, Anywhere von Andrew Neill und Matthew Kent ist zudem eine Aussage von Curtis Knight verzeichnet, dem Townshend erzählte, dass er an dem Abend, an dem er das Blaises mit Eric Clapton besucht habe, einen Jimi Hendrix vorfand, „der vieles von dem machte, was ich auch tat. Er schleuderte seine Gitarre in der Gegend herum und nutzte oft höhenreiche Rückkopplungen. Aber er spielte auf eine Art, der ich niemals nahekommen würde.“
Chas Chandler erklärte hingegen gegenüber Chris Welch: „Jimi hatte das nicht von Pete Townshend. Die einzigen Gitarristen, von denen er etwas vor seiner Ankunft in England gehört hatte, waren Eric Clapton und Jeff Beck. Er wusste nicht, was Pete mit den Rückkopplungen anstellte, denn die Who standen zu der Zeit in den USA noch vor dem großen Durchbruch.“ Jeff Beck war der einzige britische Gitarrist, dessen Stil Hendrix’ Spiel beeinflusste, als dieser noch in den Staaten lebte. Das mag Becks erste Reaktion erklären: Hendrix drang in sein Territorium ein, woraufhin Becks Selbstschutz-Mechanismus die Technik des Musikers einem anderen Gitarristen zuschrieb.
Bei einer Diskussion ihrer Spieltechnik und der Rückkopplungen erwähnte Hendrix gegenüber Mike Bloomfield seinen Einfluss. Jimi spielte immer laut, meinte, er wolle aus seiner Gitarre den gleichen Sound herauskitzeln, den er wahrgenommen habe, als er als Fallschirmjäger der 101st Airborne der U.S. Army aus dem Flieger gesprungen sei. Nachdem er aus Versehen wegen der extremen Lautstärke einen Lautsprecher zerstört hatte, faszinierte ihn der verzerrte Klang, den der Verstärker über die Box wiedergab. Als er die Yardbirds-Singles „I’m A Man“ und „Shapes Of Things“ mit Jeff Beck hörte, stieß er auf einen weiteren Gitarristen, der dasselbe klangliche Feld beackerte, und muss ähnlich wie Jeff Beck empfunden haben, als dieser Hendrix erstmalig sah. Beck erklärte gegenüber dem Daily Telegraph in einem Interview 2010: „Als er kam, erschütterte