Der ultimative Jimi Hendrix Guide. Gary J. Jucha

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Название Der ultimative Jimi Hendrix Guide
Автор произведения Gary J. Jucha
Жанр Изобразительное искусство, фотография
Серия
Издательство Изобразительное искусство, фотография
Год выпуска 0
isbn 9783854456193



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zugleich der Soundtrack des gleichnamigen Films. Die erstgenannte Platte ist möglicherweise sein bestes Live-Album.

      Heutzutage stellen Groupies ein eher amerikanisches Phänomen dar, glaubt man Kid Rock, der angeblich sagte: „Europäer scheinen die Groupie-Mentalität nicht zu kennen.“ Der Hendrix-Biograf Harry Shapiro schrieb, dass sich die Londoner „Groupie-Szene auf einen harten Kern von vielleicht einem Dutzend beschränkte“. In den USA fanden sich bei jedem Konzert in jeder Stadt ein Dutzend Mädchen – und häufig fand man dieses Dutzend in Hendrix’ Bett. Tournee-Berichte der Experience erinnern an John Lennons Vergleich der Beatles-Touren mit Fellinis Satyricon. Laut Noel Redding (der es wissen muss) war die Experience Ende Sommer 1968 „nicht mehr im Waldorf Astoria willkommen, denn in einer Nacht musste man sich schon im betriebsamen Flur ausziehen, um zur Orgie in Jimis Zimmer eingelassen zu werden“.

      Auch Mitch Mitchell und Noel Redding zogen ihren angemessenen Anteil der verdorbenen Luder an, denn sie sahen durch und durch wie dünne, langhaarige britische Rockmusiker aus und hatten einen exotisch anmutenden Akzent. Besonders Redding scheint ein Lieblings-Objekt der Groupies gewesen zu sein. Super-Groupie Pamela Des Barres zeigte sich von Hendrix’ Sexualität eingeschüchtert, doch sie verfolgte Redding ohne jegliches Bedauern. Sie schrieb in ihrem Buch Light My Fire: Bekenntnisse eines Groupies: „Ich befand mich total unter seiner Kontrolle. Er nahm mich in Hunderten von Stellungen und stellte unglaubliche Dinge mit mir an. Ich zweifle, dass irgendein anderer so eine ‚Standfestigkeit‘ und Ausdauer hatte. Ich fühlte mich wie in einem Netz gefangen, unfähig, mich zu befreien – darauf wartend, noch weiter gefesselt zu werden … Noel sagte: ‚Das, meine Liebe, nennt man einen Fick.‘“

      Redding zeigte sich am 25. Februar 1968 jedoch nicht von seiner besten Seite. Die Experience war für zwei Auftritte im Chicago Opera House gebucht worden, davon einer als „15 Uhr-Matinee“ geplant. Zwischen den Shows ins Conrad Hilton zurückkehrend, wurden die drei Musiker von ebenso vielen Groupies angesprochen. Man kannte die Damen als die Plaster Casters. Sie gingen weiter als andere, die mit Rockstars schliefen und danach einen Eintrag für das Tagebuch verfassten, denn sie wollten das Ereignis für die Nachwelt verewigen, indem sie einen Abguss vom erigierten Geschlechtsteil des Musikers machten. Hendrix und Redding waren mit von der Partie, wohingegen sich Mitchell schüchtern zurückhielt.

      Die Plaster Casters bestanden aus Cynthia (ihrer Anführerin), Dianne und Marilyn, Letztere beteiligte sich nicht an den sexuellen Aktivitäten, machte aber jedes Mal Notizen, wenn ein Rockstar auf den ungewöhnlichen Vorschlag des Damen-Trios einging. Diannes Rolle bestand laut Cynthia darin, die Erektion des Musiker zu gewährleisten: „Ich habe niemals Nervosität in ihrem Gesicht entdeckt. Ich glaube, sie konzentrierte sich einfach darauf, das ganze Ding in ihren Mund zu bekommen. Über Hendrix schrieb sie in ihrem Tagebuch: „Er hatte den größten Pfahl, den ich jemals gesehen habe!“ Hinsichtlich des Abdrucks bemerkte sie: „Ich war ganz begierig darauf, das fertige Produkt zu sehen. Versehentlich öffnete ich die Form, die dann in Stücke zerfiel. Sorgfältig klebte ich sie wieder zusammen, und das Endresultat war fast intakt. Es ist recht groß, sehr dick und ziemlich lang!“

      Reddings Performance verlief nicht so unproblematisch. Er beschrieb das in seiner Autobiografie: „Mein Beitrag fiel eher ungewöhnlich aus – eine Art verkorkste Vorstellung, das Resultat einer Kombination schlechten Timings hinsichtlich der Aushärtung des Gipses und des überraschenden Hereinplatzens von Stickells (dem Road Manager) genau in dem bedeutsamen Moment.“

      Die Geschichte des verschollenen Sex-Tapes

      Man könnte meine, dass es sich bei dem Band um eine Racheaktion wegen der Abschiedsfilme von Hendrix, betitelt „The Goodbye Girls“, handelt. Es ist ein 8mm-Schmuddelstreifen – um den Jargon der Ära zu benutzen –, 2006 in einem Schrankkoffer gefunden und versteigert bei einer Auktion. Die Filmdose war mit „Black Man“ beschriftet. Als sich der Höchstbietende den Film anschaute, vermutete er sofort, dass es sich bei dem schwarzen Mann, der von zwei weißen Mädchen mit Sixties-Frisuren bedient wird, um Jimi Hendrix handelt. Um den Verdacht zu bestätigen, wurden die im vorhergehenden Kapitel angesprochenen Groupies ausfindig gemacht und gebeten, einer Aufführung des Films beizuwohnen. Dann stellte man den beiden Frauen mittleren Alters die Frage nach der Authentizität.

      Zur Erinnerung: Des Barres schlief niemals mit Hendrix – sie enthüllt in ihrem Buch, dass sie zum Zeitpunkt des Lust versprechenden Angebots noch minderjährig gewesen sei – und wurde stattdessen Reddings „Freundin“, als die Experience in ihrer kalifornischen Heimatstadt ein oder zwei Tourneen später auftrat. Nun lag es an Cynthia Plaster Caster, die Hendrix’ „Hampton Wick“ [sgl.: Schwanz; Anm.], wie sie seinen Penis bezeichnete, tatsächlich sah, die Theorie auf Basis ihrer Erinnerung und dem von ihr in Chicago angefertigten Gipsabdruck zu verifizieren. Mit der „Seriennummer“ #00004 0“ beschriftet (und laut Plaster Caster an George Harrisons Geburtstag gegossen), kennt man ihn auch als „Penis de Milo“.

      Im Grunde genommen beschränkt sich der Inhalt der Porno-DVD auf Des Barres und Plaster Caster, die sich den 8mm-Film anschauen und kommentieren. Keine hegt Zweifel daran, dass der dünne, nur mit einem „Stirnband bekleidete“ und Ringe tragende Mann Hendrix ist. Die wenigen körnigen Aufnehmen des Gesichts – zuerst, als er sich zurücklehnt, ein weiteres Mal bei der Fellatio – scheinen das zu bestätigen. Plaster Caster erinnert sich an die Farbe von Hendrix’ Oberschenkel, die dem Teint des Mannes gleicht, wie auch an den „Penis de Milo“.

      Des Barres erzählt dann, Kathy Etchingham habe ihr verraten, dass Hendrix es mochte, beim Sex mit unterschiedlichen Mädchen gefilmt zu werden. Angeblich produzierte er eine Reihe von Filmen, in denen Frauen ihm nach einer gemeinsam verbrachten Nacht zum Abschied winken. Vom Hotelzimmer aus mitgeschnitten, nannte er die Streifen „The Goodbye Girls“. Dann führte er unbestätigten Berichten nach Freunden die Filme vor, äffte die Frauen nach und ließ obszöne Kommentare vom Stapel.

      Ich möchte die DVD niemanden empfehlen. Sie wird von Aufnahmen von Haight-Ashbury 1967 und Hippie-Konzerten dominiert und hat einen fürchterlichen Soundtrack, bei dem jemand versucht, Hendrix mit der Gitarre zu imitieren. Wenn dann endlich der 8mm-Film beginnt, ist er zensiert wie ein japanischer S&M-Streifen. Es ist eine Schande, denn „Black Man“ ist – mit Blick auf das, was man von ihm sehen kann – tatsächlich erotisch, insbesondere, wenn sich die beiden Frauen küssen. Er wirkt erotisch, weil es sich sicherlich nicht um inszenierte Szenen handelt.

      Unsere beiden Groupies glauben, dass die beiden Frauen aus Skandinavien stammen. Das scheint belegbar zu sein, denn Hendrix tourte oft in Skandinavien, einer damals sexuell freizügigen Region. Jeder, der sich an die schwedischen Magazine erinnert, von denen Iggy Pop in „Five Foot One“ singt, weiß, was ich damit meine. Des Barres sagt auf der DVD: „Das sieht nicht wie ein Hotelzimmer aus. Es scheint, als habe er die beiden Mädchen in einem Club aufgerissen, woraufhin sie ihn wie zwei kluge Mädels mit nach Hause genommen haben.“

      6

      Can You See Me?

      Hendrix im Film

      In Universal City sind Straßen nicht nur nach Filmstars benannt (Jimmy Stewart) und Regisseuren (Alfred Hitchcock), sondern auch nach Musikern: Muddy Waters, Buddy Holly und Jimi Hendrix. Obwohl Hendrix niemals einen Film für Universal drehte, ist das völlig angemessen, bedenkt man seine Rolle in einigen bedeutenden Streifen.

      Zum Beispiel enthält der Soundtrack von Easy Rider das Anti-Establishment-Credo der Experience „If 6 Was 9“. Der kommerzielle Erfolg des Albums führte zu der heute gängigen Praxis, den Soundtrack neuer Produktionen komplett mit zeitgenössischer Musik zu untermalen. Zwei der besten Rockkonzert-Filme – Monterey Pop und Woodstock – lassen sich nur schwerlich ohne einen Jimi Hendrix vorstellen. Es ist sicherlich kein Zufall, dass die beiden Auftritte seitdem von der Firma Experience Hendrix auf DVD veröffentlicht wurden, da sie dabei halfen, die Hendrix-Legende nachfolgenden Generationen zu vermitteln. Nicht vergessen sollte man auch, dass Hendrix selbst die Magie des Films evozierte.

      Folgend liste ich in chronologischer Reihenfolge die empfehlenswerten DVDs auf. Es ist klug, den Film Rainbow Bridge und die DVD Blue Wild Angel dabei nur kurz zu erwähnen.

      Auftritte