Название | Melea |
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Автор произведения | Alexandra Welbhoff |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783903861749 |
Die Garlitze wiesen Ähnlichkeit mit Bären auf. Sie waren jedoch größer und wuchtiger und besaßen kein Fell. Stattdessen hatten sie silberschimmernde Haut, die sich auch über die großen Schwingen spannte.
Valamar nahm eine Kette ab, an der ein fingerlanger grüner Kristall hing, und ging zum ersten Garlitz. Er befand sich auf Augenhöhe und drückte den Kristall gegen die Stirn des Wesens.
Der Magier flüsterte düstere und unverständliche Worte, die durch die Höhle hallten. Und jeder, der sie vernahm, bekam sofort eine Gänsehaut.
Nalia beobachtete Valamar genau. Auf seinem haarlosen Kopf bildeten sich Schweißtröpfchen, und beim fünften Garlitz begann seine Stimme zu zittern. Aber er führte die Beschwörungen bis zum Ende durch, was Nalia erleichtert aufatmen ließ. Valamar neigte schon mal dazu, etwas tollpatschig zu sein.
Nalia richtete ihre Augen auf den ersten Garlitz in der Reihe, dessen Verwandlung bereits begonnen hatte. Die Statue bekam feine Risse. Steinstaub rieselte zu Boden, und es knackte vernehmlich, als er eine Vorderpfote anhob. Der Stein platzte ab.
Das Meckern einiger Ziegen hallte zu ihnen. Valamar drehte sich um und eilte hinaus.
„Den Göttern sei Dank, gerade noch rechtzeitig“, hörte Nalia den Magier rufen.
Sie schüttelte lächelnd den Kopf und ging ebenfalls in die andere Höhle. Dort standen drei Soldaten, jeder hatte vier Ziegen bei sich.
„Bindet je zwei Tiere an den Eisenringen fest!“
Dabei wies sie mit der Hand zu den Durchbrüchen.
„Danach geht auf Eure Posten zurück“, wies Nalia die Männer an.
Es dauerte einen Moment, weil sich die Tiere sträubten und an den Stricken zerrten, die um ihre Hälse lagen. Aber alle Gegenwehr nutzte nichts. Kaum waren die Männer draußen, kam der erste Garlitz aus der angrenzenden Höhle. Er ging steif und ungelenk, aber er witterte sein Futter und schnappte sich die erste Ziege. Die anderen Ziegen sprangen panisch durcheinander, und Nalia musste tief Luft holen. Es war wahrlich kein schöner Anblick, die armen Tiere in Todesangst zu sehen. Die magischen Wesen nahmen jedoch kein totes Fleisch an, und so blieb ihr keine andere Wahl.
Der Garlitz hatte die Ziege fast vertilgt. Knackende und berstende Geräusche erklangen, als seine starken Kiefer den Kopf zermalmten.
Von der Ziege blieb absolut nichts übrig, ebenso wenig von der zweiten, die er genauso schnell verschlang. So erging es auch den anderen Tieren, nachdem die übrigen Garlitze herbeigekommen waren.
Sichtlich zufrieden setzten sich die geflügelten Boten auf die Hinterbeine und warteten auf ihre Aufträge.
Nalia ging zum ersten und zog eine Lederrolle aus ihrem Beutel, die mit einem grünen Band verschnürt war. Sie streichelte dem Garlitz über den Kopf, als er diesen senkte, und flüsterte den Empfänger in sein aufgestelltes Ohr. Dann hielt sie ihm die Lederrolle hin, die er vorsichtig zwischen die Zähne nahm. Auf diese Weise verteilte sie auch die anderen Rollen und trat ein paar Schritte zurück. Jedem Einzelnen sah sie noch einmal in die grünen leuchtenden Augen.
„Habt ihr eure Aufträge verstanden?“, fragte sie.
Wie auf ein Kommando erhoben sich die magischen Wesen auf die Hinterbeine und senkten kurz die Häupter.
„Überbringt die Lederrollen. Und wartet auf eine Botschaft für mich. Erst wenn ihr diese erhalten habt, kehrt hierher zurück, und ihr werdet eure Belohnung erhalten. Nun macht euch auf den Weg. Die Zeit drängt!“
Die Garlitze sprangen aus den Durchbrüchen. Nalia wandte sich Valamar zu, der fragte: „Erklärt Ihr mir jetzt, was geschehen ist?“
Sie nickte und setzte sich in Bewegung.
„Ja, auf dem Weg nach unten. Ihr müsst einige Menschen kennenlernen, darunter einen Schamanen und eine Hexe. Es geht um die Beschwörung der Elemente, Zukunftsvisionen und die Gabe, mit Tieren zu sprechen. Des Weiteren werden wir ein fremdartiges Wesen begutachten.“
Nalia ging bereits durch den dunklen Gang und ließ einen sehr verwirrten Magier zurück.
„Valamar! Wollt Ihr nun mit mir kommen?“, ertönte Nalias Stimme.
Valamars Augen weiteten sich, als ihm die Worte der Königin so langsam klar wurden. Er eilte ihr nach.
Auf dem Weg in den Palast versuchte sie, ihm so viel wie möglich zu berichten von dem, was sich zugetragen hatte. Als sie schließlich im Bankettsaal ankamen, blieb sie stehen.
„Wisst Ihr schon, über welches Gift die Tiere verfügen, die ich Euch hinaufschicken ließ?“, fragte sie.
„Die Alchimisten arbeiten fieberhaft daran, bisher jedoch ohne Erfolg. Sobald sie etwas herausfinden, werden sie Euch umgehend in Kenntnis setzen.“
„Gut! Geht nun zu Mowanye und nehmt auch Respa mit hinzu. Lasst Euch alles über ihre Visionen berichten. Dann seht Euch bitte auch den jungen Mann an. Es muss eine Erklärung für seine wundersame Heilung geben.“
Valamar verbeugte sich und eilte davon, bis die Königin rief: „Die drei wurden im Gästehaus einquartiert, nicht im Thronsaal.“
Kurz blieb er stehen, murmelte etwas Unverständliches und lief in die richtige Richtung. Nalia sah dem Magier kopfschüttelnd hinterher. Er wirkte verwirrt, was nach diesen Nachrichten wohl kein Wunder war. Dann setzte auch sie sich in Bewegung.
2
Lea wanderte unruhig durch den Saal, in der Hoffnung, dass ihr jemand helfen würde. Es war ihr egal, von wem diese Hilfe kam, ob von den Heilern oder von der Königin.
„Verflucht, kann sich nicht noch einmal eine Tür öffnen? Ich will wissen, was die mit mir machen?“, dachte sie aufgebracht.
Sie war vorhin durch eine weiße leuchtende Tür gegangen und hatte das Gespräch zwischen ihrem Vater, dem Heiler und der Königin mitbekommen. Sie fragte sich zwar, wie es möglich sein sollte, in den Geist eines anderen Menschen vorzudringen, aber dies rückte in den Hintergrund, als sie die schwarze Tür sah. Nach ihrem Besuch in der Realität war sie plötzlich dagewesen. Und allein der Anblick bescherte Lea ein äußerst ungutes Gefühl.
Im Gegensatz zu den anderen Türen, die mitten im Saal erschienen und wahrscheinlich magischen Ursprungs waren, befand sich diese in einer Wand. Dennoch war es keine normale Tür, auch wenn sie auf den ersten Blick den Anschein erweckte. Zum einen tauchten Türen nicht urplötzlich auf, und zum anderen – bewegten sie sich nicht. Denn egal, zu welcher Wand Lea schaute – es dauerte keinen Herzschlag, bis diese Tür darin auftauchte.
„Sie hat etwas mit dem dunklen Nebel zu tun, der in meinen Körper eingedrungen ist“, dachte Lea.
Wieder lief es ihr eiskalt den Rücken hinunter. Sie wusste genau, was es mit dem Dunst auf sich hatte, verdrängte diesen Gedanken jedoch.
„Und was ist, wenn die Königin diese Tür für mich erschuf?“
Ganz langsam ging Lea zur Tür und griff zögernd nach dem Knauf.
„Ich öffne die Tür. Wache auf, und dieser Alptraum hat ein Ende“, murmelte sie und drehte den Knauf.
„Du wirst nie mehr erwachen. Aber bevor ich dir dein Herz herausreiße und es vor deinen sterbenden Augen verspeise, werde ich zu deinem schlimmsten Alptraum.“
Lea starrte Medon an, der lässig an einer Reling lehnte.
„Das kann nicht sein“, flüsterte sie völlig entsetzt.
Er lachte böse und stand von jetzt auf gleich vor der Tür. Lea knallte sie hastig zu. Sie rannte in die hinterste Ecke und kauerte sich zitternd auf den Boden.
„Schon bald wirst du zu mir kommen“, hallte seine Stimme durch den Saal.
„Ich hätte niemals von Kalmar fortgehen sollen“, meinte Celvin.
Rion