Melea. Alexandra Welbhoff

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Название Melea
Автор произведения Alexandra Welbhoff
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783903861749



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von den feindlichen Schiffen fernzuhalten.“

      „Nach dem fehlgeschlagenen Versuch, mit einem der Schiffe in Kontakt zu treten, wird sie sich sicherlich zurückgezogen haben. Sie kann froh sein, dass sie nur in einen Pfeilhagel geriet und ihr Schiff nicht versenkt wurde.“

      „Schickt einen Boten zu Gento! Ich will, dass er auch die übrigen Schiffe bereit machen lässt. Außerdem soll er die anderen Küstenstädte benachrichtigen. Wir werden unsere gesamte Flotte brauchen.“

      Während ihrer Worte zog Nalia eine Schublade auf und beförderte einige in Leder gebundene Schriftrollen auf den Tisch. Sie entrollte eine und nahm eine Schreibfeder in die Hand.

      „Auf dem Kamintisch steht ein Krug Wein. Seid so gut und holt uns zwei Kelche.“

      Halldor erhob sich direkt und warf dabei einen Blick auf das Pergament, welches bereits beschrieben war. Nalia kritzelte noch zwei Sätze unter den Text und setzte ihr Siegel darunter, bevor sie aufsah.

      „Ich war nicht untätig und habe die Nachrichten an die Herrscher bereits vorbereitet.“

      Halldor nickte und ging zum Tisch, um zwei Kelche mit tiefrotem Wein zu füllen. Als er zum Schreibtisch zurückkehrte, verstaute Nalia die Schriftrollen bereits in einem Beutel und wollte damit zur Tür.

      „Halt!“

      Sie blieb abrupt stehen und bewegte sich keinen Zoll. Halldor bekam einen hochroten Kopf.

      „Oh … ich meinte … wartet bitte.“

      Nalia wandte sich ihm zu und sah ihn amüsiert an. Er räusperte sich leise.

      „Euer Wein, Hoheit.“

      Sie nahm Halldor einen Kelch ab, setzte diesen an die Lippen und drückte ihm kurz darauf den leeren Kelch wieder in die Hand.

      „Darf ich nun gehen, General Halldor?“, fragte sie lächelnd.

      Er glotzte den leeren Kelch verblüfft an, zuckte dann aber mit den Schultern und leerte den anderen ebenfalls in einem Zug. Nachdem er die beiden Kelche auf dem Schreibtisch abgestellt hatte, nickte er Nalia zu.

      „Jetzt dürft Ihr!“

      Halldor eilte ihr nach, als sie zur Tür lief.

      „Ich werde Botschaften an die Herrscher der geeinten Reiche schicken. An den Zwergenkönig, den Elfenkönig und an Torgulas ebenfalls.“

      Halldor blieb kurz stehen und lief dann wieder hinter ihr her.

      „Torgulas? Wollt Ihr ihn wirklich einbeziehen?“

      „Mir graut es ebenfalls, allein bei dem Gedanken. Aber es gibt zwei Gründe, wieso ich ihm eine Nachricht zukommen lasse. Einer davon sind dreiundneunzig feindliche Schiffe vor Kalmar. Laut Fanya nähern sich weitere Segel am Horizont. Zudem dürfen wir diese blutrünstigen Kreaturen nicht vergessen, von denen wir heute zu hören bekamen.“

      „Und der zweite Grund?“, fragte Halldor.

      „Ihr wart dabei, als Mowanye von seinen Visionen berichtete.“

      „Ich war anwesend und hörte dem Mann auch genau zu. Was aber nicht heißt, dass ich ihm Glauben schenke.“

      Nalia blieb abrupt stehen und blickte in die graublauen Augen ihres Generals. „Mowanye hat nicht gelogen, Halldor. Er sah diese Dinge. Und nicht nur er. Mit Respa habe ich mich zwar noch nicht unterhalten, aber eines könnt Ihr mir glauben – ein Schamane und eine Hexe mit fast den gleichen Visionen, das kann kein Zufall sein.“

      „Ihr kennt Euch besser mit solchen Dingen aus. Verzeiht mir, Hoheit.“

      „Es gibt nichts zu verzeihen. Sagt mir lieber, was mein Sekretär herausgefunden hat.“

      Halldor grinste breit.

      „Nun, ich habe einen kleinen Bruder.“

      Nalia ergriff seine Hand und drückte diese sanft. Aus dem Grinsen wurde ein verträumtes Lächeln.

      „Das freut mich für Euch, Halldor. Wir sollten dies feiern, wenn es die Zeit erlaubt. Aber jetzt haben wir erst mal einiges zu tun.“

      Sie eilte weiter und rief ihm über die Schulter zu: „Schickt Gento bitte umgehend eine Nachricht wegen der Flotte.“

      Halldor lächelte immer noch. Bis er die amüsierten Blicke der Leibwachen auffing, die Nalia hinterherliefen. Daraufhin machte er auf dem Absatz kehrt, um seinem Auftrag nachzukommen.

      Die Königin eilte etliche Stufen hinauf und folgte einem ansteigenden Gang, der sich durch die Königsklippe zog. Hier gab es keinen Prunk, nur blanken Felsen. Alle fünf Meter beleuchteten Feuerschalen den Weg.

      Von solchen Gängen gab es einige. Sie führten zu den Gemächern der Alchimisten und Magier, zu Alchemie- und Forschungshöhlen. Auch eine große Bibliothek gab es hier oben. Diese Abzweigungen ließ sie jedoch alle hinter sich, denn sie wollte zu ihrem Meistermagier.

      Valamars Höhlen lagen hoch über dem Palast. Die Erbauer des Palastes hatten nicht nur die drei Gebäude in die Klippe integriert. Darüber befanden sich noch vier weitere Etagen, die jedoch nicht ausgebaut waren. Die vielen Höhlen sollten in Notzeiten als Schutz dienen. Hier war es stets kühl, sodass man über längere Zeit Lebensmittel lagern konnte, um zum Beispiel eine Belagerung auszusitzen. Zudem waren Gänge und Höhlen so angelegt, dass sie mit wenigen Soldaten zu verteidigen wären. Da es aber schon sehr lange Frieden gab, hatten sie die Höhlen umfunktioniert und den Alchimisten und Magiern zur Verfügung gestellt. Weit ab von den Palastbewohnern konnten sie hier oben ihren Experimenten und Forschungen nachgehen, ohne jemanden zu gefährden.

      Nalia trat in eine große Höhle ein.

      „Valamar, seid Ihr hier?“, rief sie.

      Der Magier kam unvermittelt aus einem Seitengang und beugte ein Knie.

      „Ich bin hier drüben, meine Königin.“

      Er trug eine graue Robe, in deren viel zu langen Ärmeln seine Hände verschwanden.

      „Was kann ich für Euch tun?“

      Seine Ketten klimperten leise. Ein paar Funken stoben auf, als sich die Anhänger berührten. Das veranlasste Nalia zu einem Stirnrunzeln, doch sie ging an ihm vorbei und hielt auf einen dunklen Gang zu, der von zwei Wachen versperrt wurde. Die Männer traten hastig zur Seite, um ihre Königin passieren zu lassen.

      „Kommt, Valamar. Wir haben keine Zeit zu verlieren. Ich muss den Rat einberufen, und das auf schnellstem Wege.“

      Der Magier schaute ihr verwundert nach, bis sie von der Dunkelheit verschluckt wurde. Dann keuchte er entsetzt auf und beeilte sich, ihr zu folgen.

      „Ihr wollt doch nicht die Garlitze wecken? Eure Hoheit, ich bitte Euch. Es gibt auch noch andere Boten.“

      Die Königin reagierte nicht auf seine Worte und eilte weiter, bis sie ihr Ziel erreichte. Die lichtdurchflutete Höhle war mit Käfigen, hohen Regalen und drei Experimentiertischen ausgestattet. Mehrere Durchbrüche sorgten für Tageslicht und einen fantastischen Ausblick aufs Meer.

      Nalia wartete ungeduldig auf Valamar, der nun endlich bei ihr ankam. Etwas außer Atem und seine Robe ordnend blieb er im Höhleneingang stehen.

      „Valamar, wir haben wirklich keine Zeit. Ich brauche sechs Boten. Also beeilt Euch! Oder soll ich die Beschwörungen selbst sprechen?“

      Seine Augen weiteten sich.

      „Wieso sechs Boten? Für den Rat brauchen wir maximal zwei.“

      Die Königin seufzte genervt.

      „Ich brauche sechs. Eure Neugier muss vorerst warten, denn wie ich schon sagte – es eilt!“

      Valamar rang nervös die Hände.

      „Eure Hoheit! Wie Ihr wisst, verlangen sie nach Fressen, sobald sie erwachen. Und ich habe hier nicht so viele Ziegen.“

      „Beginnt mit der Beschwörung! Die Ziegen sind