Название | Melea |
---|---|
Автор произведения | Alexandra Welbhoff |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783903861749 |
„Nalia wird niemanden zu Melea lassen, solange die Heiler mit ihr beschäftigt sind.“
„Vielleicht ist Lea in der Zwischenzeit aufgewacht und …“
„Auch dann wird Nalia erst mal niemanden zu ihr lassen, abgesehen von Meleas Vater.“
Halldor schob Geralt vorwärts.
„Na, komm!“
Kurz darauf saßen sie in einem guten Gasthaus. Während sich Halldor durch eine Fleischplatte arbeitete, löcherte er Geralt nochmal mit Fragen über die vergangene Nacht. Nach seinem Mahl begann Geralt, Fragen zu stellen. So erfuhr er, dass Halldor bereits als Baby von einem jungen Ehepaar adoptiert worden war. Sein Ziehvater Bigelis tat damals seinen Dienst in der Stadtgarde und hatte sich mittlerweile zum Hauptmann der Stadtsoldaten hochgearbeitet. So war es kein Wunder, dass sein Ziehsohn ebenfalls den Weg eines Soldaten eingeschlagen hatte. Er bewies ein außergewöhnliches Talent mit dem Schwert, und in Dingen wie Strategie und Truppenführung machte ihm schon bald niemand mehr etwas vor. So arbeitete er sich sehr schnell hoch. Zuerst bei den Stadtsoldaten, und später in der Königsgarde. Nun war er mit seinen achtundzwanzig Sommern bereits General der königlichen Truppen.
„Wie hast du das alles in dieser kurzen Zeit geschafft?“
Halldor zuckte mit den Schultern.
„Eigentlich war es nie mein Ziel gewesen, General zu werden. Aber die Königin hielt es für angemessen. Ich ritt fast zwei Sommer lang durch Mesu, auf der Suche nach unserem verschollenen König. Auf diesem Wege habe ich einige Söldnerbanden
hochgenommen, die den Bauern und Lehnsherren das Leben schwergemacht hatten. Ich fand heraus, dass die Söldnerbanden für den gleichen Anführer arbeiteten. Ihn verfolgte ich einen halben Sommer quer durchs Reich. Zeitgleich suchten meine Männer und ich weiter nach unserem König. Wir gingen jedem noch so kleinen Hinweis nach, der zu seinem Verbleib führen konnte. Doch wir fanden weder ihn noch seine Männer.“
„Was wurde aus dem Anführer der Söldner?“
Halldor grinste schief.
„Die Geschichte ist fast aus dem Ruder gelaufen, als wir sein Lager aufspürten. Mit dreißig Bewaffneten marschierte ich dort ein. Allerdings wurde es brenzlig für uns, da wir nicht mit sechzig Söldnern gerechnet hatten. Aber wir haben es geschafft, nicht zuletzt durch die gute Ausbildung meiner Männer. Leider hatten wir auch einige Opfer zu beklagen.“
Halldor trank einen Schluck Bier, bevor er weitererzählte.
„Von meinen Männern überlebten nur neunzehn, von denen sechs schwer verletzt waren. Darunter auch ich.“
„Und die Söldner?“
„Dreiundzwanzig überlebten die Schlacht, acht waren sehr schwer verwundet, sodass wir ihnen an Ort und Stelle den Gnadenstoß gaben. Die anderen legten wir in Ketten und brachten sie nach Mesura, unter ihnen auch der Anführer. Sie sitzen nun im Kerker und erwarten das Urteil der Königin.
Ich bin seit zwei Monden wieder hier, und die Königin ernannte mich für meine Verdienste zum General.“
„Zu Recht. Du bist ein Held.“
Halldor winkte ab und sah zum Eingang, als die Tür aufgestoßen wurde. Er stand direkt auf und ging dem Soldaten der Hafenwacht entgegen, der eilig auf ihn zuschritt.
Geralt folgte ihm und bekam mit, wie Halldor eine kleine Schriftrolle zusammenrollte und unter seine Armschiene schob.
„Wir müssen schnellstmöglich zum Palast.“
Mit diesen Worten war er auch schon aus der Tür. Er nahm von einem Soldaten die Zügel seines Pferdes entgegen und stieg direkt auf den Rücken des kraftstrotzenden Hengstes. Von dort aus schaute er ungeduldig zur Tür des Gasthauses, durch die soeben Geralt heraustrat. Der bedachte ihn mit einem äußerst verärgerten Blick.
„Was ist los?“
„Ich habe gerade dein Mahl bezahlt und rechne noch nach, wie viele Tage ich dafür gearbeitet habe.“
Halldor musste grinsen.
„Das nächste Mal bezahle ich.“
Geralt saß noch nicht ganz im Sattel, als Halldor auch schon lospreschte.
Vor dem Palast trennten sich zunächst ihre Wege. Halldor hetzte die Stufen des mittleren Gebäudes hinauf, und Geralt ging ins linke Nebengebäude. Er wollte Mo seine Sachen geben und ließ sich von einem Diener zu dessen Zimmer führen.
Mo, Respa und Sander saßen an einem kleinen Tisch beisammen und unterhielten sich leise, als Geralt hinzukam.
Mo nahm dankend seinen Beutel entgegen und wies mit der freien Hand auf einen Stuhl.
„Gibt es schon etwas Neues von Lea?“, fragte Geralt angespannt.
Mo sah ihn verwundert an.
„Ich habe gehofft, dass du uns Neuigkeiten bringst.“
„Nein, ich war mit meinem Bruder unterwegs.“
„Ich wusste gar nicht, dass du einen Bruder hast“, sagte Sander verwundert.
„Ich bis heute auch nicht. Aber auf der anderen Seite, wenn ich darüber nachdenke …“
Er schüttelte den Kopf.
„Ich weiß auch nicht, es ist irgendwie schwierig zu erklären. Als er vorhin zur Besprechung kam fühlte es sich an, als würde ich einem alten Freund begegnen, den ich seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen habe.“
„Es ist offensichtlich, dass ihr Zwillinge seid. Und zwischen Zwillingen soll es eine sehr tiefe Bindung geben“, meinte Mo.
Respa horchte auf und blickte Geralt fast schon entsetzt an.
„Zwillinge? Bloß nicht noch einer von der Sorte.“
Geralt musste laut lachen. Er wusste, dass sie es nicht so meinte. Sie konnte es jedoch nicht lassen, ihn zu sticheln. Seitdem er sich bei einer gewissen Dame vor etlichen Jahren etwas eingefangen hatte und sie ihn daraufhin behandeln musste, ließ sie keine Gelegenheit dazu aus.
„Und wie geht es dir?“, fragte er Sander.
„Wenn ich das nur wüsste. Die beiden hier stellen mich auf den Kopf und fragen mich Dinge, von denen ich noch nicht mal wusste, dass es so etwas überhaupt gibt.“
Geralt sah Mo und Respa abwechselnd an, aber die beiden beachteten ihn gar nicht. Ihre Blicke waren auf den armen Sander geheftet.
„Ich will dann auch nicht weiter stören.“
Geralt bekam noch nicht mal eine Antwort, als er sich verabschiedete und die Tür hinter sich schloss.
Nalia ließ die Nachricht sinken, die Halldor ihr überreicht hatte.
„Von wann ist der Bericht?“
„Die Nachricht muss Gento erreicht haben, nachdem ich bei ihm war. Ein Bote brachte sie mir eine Stunde später. Ich kam damit sofort zu Euch.“
„Dann ist es also gewiss. Irgendwer sammelt da draußen seine Truppen und wird früher oder später angreifen.“
„Davon ist auszugehen.“
„Kennt Ihr die Kapitänin der Feindbrecher?“
„Ja! Sie neigt nicht dazu, zu übertreiben. Das heißt, alles, was sie dem Flottenkommandanten in ihrem Bericht niedergeschrieben hat, entspricht der Wahrheit.“
„Sind noch andere Schiffe von uns in der Nähe von Kalmar?“
„Nein. Die Feindbrecher war auf Patrouillenfahrt, und zu unserem Glück segelte sie vor Kalmar. So, wie ich Fanya kenne, schrieb sie direkt den Bericht und schickte diesen dann per Möwe zu Gento.“
„Wann wird die erste Flotte bei ihr eintreffen?“
„Gento gab sofort den Befehl, zwölf Schiffe klarzumachen,