Название | Einmal Kuba und zurück |
---|---|
Автор произведения | Petra Reinoso |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783991077299 |
Kapitel 2
Es war nun schon März. Im Sommer würde ich fertig sein mit meiner Ausbildung. Aber etwas war anders mit mir, meine Periode blieb aus. Das kam zwar immer wieder mal vor, aber dieses Mal dauerte es einfach zu lange. Raul ging mit mir zum Arzt. „Sie sind schwanger, möchten Sie eine Überweisung in die Klink zu einem Schwangerschaftsabbruch? Das müsste ich dann schnellstens wissen, da Sie bereits in der elften Woche sind. Sie sind ja noch jung.“ Was dachte der sich eigentlich? Schon wieder einer, der meinte, er müsse mir sagen, was ich zu tun hatte. „Ich muss die Nachricht erst mal verdauen, natürlich will ich nicht in eine Klinik. Ich möchte das Kind.“ Zum Glück war ich vor Kurzem 18 Jahre geworden und somit konnte mir niemand mehr reinreden. Raul konnte es kaum glauben, er war total erfreut über diese Nachricht und wir stellten uns das süße Baby vor, wie es wohl aussehen würde. „Ich weiß aber nicht, wie ich es meinen Eltern sagen soll, schließlich wohne ich noch zu Hause. Sie werden mich rausschmeißen. Mit einem Kind zu Hause zu wohnen, damit werden sie niemals einverstanden sein.“ „Dann wohnst du eben bei mir oder wir suchen uns eine Wohnung.“ „Es ist sehr schwer, eine Wohnung zu finden, es gibt kaum welche und wenn dann nur mit Beziehungen und Geld haben wir ja auch nicht, um eine Wohnung überhaupt erst mal einzurichten und bei dir im Wohnheim, niemals.“ „Es bleibt uns ja noch etwas Zeit, jetzt muss ich es erst mal meinen Eltern sagen.“ Ich fühlte mich wohl und war glücklich. Ich würde es meinen Eltern sagen aber nicht heute und auch nicht morgen. Auf jeden Fall würde ich das Kind bekommen. Dann würde alles anders mit Raul und mit meinen Eltern. Eines Abends sagte ich zu meiner Mutter: „Ich muss dir was sagen, ich bin schwanger.“ Sie schaute mich schockiert an und brachte kein Wort raus. Ihre Augen waren so starr und ihr Mund war zusammengekniffen. Diese Stille machte mich ganz nervös. Was war denn los mit ihr, wieso sagt sie nichts. „Was soll das? Dass du dir mit solchen Angelegenheiten einen Scherz erlaubst, hätte ich dir nicht zugetraut.“ „Das ist kein Scherz, ich bin wirklich schwanger.“ „Du nimmst doch die Pille, das kann gar nicht sein.“ „Ich habe sie eben vergessen, zu nehmen.“ Dass Raul sie mir weggenommen hatte, habe ich ihr lieber nicht erzählt. So langsam merkte ich, dass sie mir nun doch glaubte. „Du wirst es abtreiben, darüber bist du dir hoffentlich im Klaren. Wir gehen morgen zusammen zum Arzt und machen einen Termin.“ Ich sagte dazu gar nichts mehr, egal was sie vorhatte, ich würde das Kind bekommen. Der Arzt gab mir die Einweisung für eine Klinik für den nächsten Tag. Da ich keinen Ton mehr sagte, ließ mich meine Mutter alleine zur Klinik fahren. Ich verließ das Haus und fuhr erst gar nicht hin, denn ich wusste, dass ich keinen Abbruch machen würde. Am Abend als ich nach Hause kam, sagte sie: „Wieso bist du nicht in der Klinik?“ „Ich war da, aber die Ärzte haben gesagt, es ist schon zu spät für einen Abbruch.“ „Das glaube ich dir nicht, wäre ich doch bloß mitgefahren. Wir fahren morgen zusammen hin.“ „Nein, das werde ich nicht, es ist zu spät und ich will das Kind bekommen.“ „Dann sagst du es deinem Vater selbst, du wirst schon sehen, was er dazu sagt. Hier kannst du jedenfalls nicht wohnen bleiben mit einem Kind. Das kannst du alleine großziehen, denn dein Raul wird eines Tages nach Kuba zurückgehen und dann stehst du alleine da. Auf unsere Hilfe brauchst du gar nicht erst zu hoffen. Das kannst du dir aus dem Kopf schlagen.“ Ich ließ sie reden und zum ersten Mal wurde mir klar, dass ich diese Entscheidung alleine treffen konnte. Keine Bevormundung von niemandem. In dieser Hinsicht waren sie machtlos, sie konnten es mir nicht verbieten. Das Erste und das Einzige, was sie mir nicht verbieten konnten und wo ich mich nicht wie sonst ergeben musste. Endlich keine Schläge mehr, sie hatten damit keine Macht mehr über mich, kein erzwungener Gehorsam mehr. Das befreite mich unheimlich. Mein kleines Baby unter meinem Herzen hatte mir diese Freiheit verschafft. Was für ein Schatz, so ungeplant hat es in mir seinen Platz eingenommen und mit so einer großen Wirkung. Mein Vater kam nach Hause, „Deine Tochter ist schwanger.“ Wieso plötzlich dieser Sinneswandel, ich dachte, ich sollte es ihm selber sagen, na ja auch gut. Jetzt war es raus, dann war nur noch abzuwarten, wie er reagiert. Ich war in meinem Zimmer, er kam rein. „Was habe ich da gehört? Mach doch, was du willst, aber suche dir eine Wohnung, hier bleibst du nicht mit einem Kind.“ Er winkte mit einer Handbewegung ab, wie er es immer tat, wenn er sein Gegenüber für blöd hält und ging wieder raus. Von meinen Arbeitskollegen und Freundinnen aus der Schule hörte ich nur Positives, sie teilten meine Freude und das gab mir sehr viel Mut. „Deine Eltern werden sich schon wieder beruhigen!“, sagten sie. „Warte es erst einmal ab, spätestens wenn das Baby da ist, dann können sie nicht mehr widerstehen, so ist es immer.“ Obwohl ich das zwar nicht ganz glauben konnte, hoffte ich es zumindest, denn schließlich war auch Maria schwanger. Ihr Baby sollte fünf Wochen vor meinem geboren werden und wenn sie dann die Erste war, hatte sich dann vielleicht die erste Freude über Enkelkinder wieder gelegt. Nun hatte ich einen Termin bei meinem Lehrausbilder. Ich machte mir Sorgen, dass ich vielleicht meinen Abschluss nicht mehr machen könnte. Das wäre eine Katastrophe, eine angefangene Ausbildung nicht zu beenden, ein Kind zu bekommen und irgendwann vielleicht ohne Berufsabschluss