Название | Einmal Kuba und zurück |
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Автор произведения | Petra Reinoso |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783991077299 |
Raul war wütend, weil ich nicht früher da war. Als ich ihm alles erzählte, konnte er sich gar nicht darüber freuen. „Du bleibst aber trotzdem heute hier!“ „Das geht nicht, ich habe meiner Mutter versprochen, dass ich heute wieder nach Hause komme, im Moment läuft alles ganz normal und ich kann ihr das nicht antun.“ Im Stillen dachte ich nur: „Ich bin froh, dass ich wieder nach Hause fahre und ich werde das auf jeden Fall tun, da kann er sich auf den Kopf stellen.“ Er war wieder mal wütend und ich war froh, als Anna mit Fidel kam. Als sie mich sah und erfuhr, dass ich daheim war, sagte sie; „Du siehst wieder richtig gut aus, seit du zu Hause warst.“ Sie versuchte, Raul zu beruhigen, was ihr auch gelang, aber ich wusste, Raul tat nur so, da er sich immer von seiner besten Seite zeigte, wenn andere dabei waren. Anna und ich gingen dann zusammen. Raul sagte noch zum Abschied „Aber morgen bleibst du wieder bei mir.“ Ich hatte ihn so satt und wollte am liebsten nie mehr wieder zu ihm kommen. Mein erster Freund und dann solche Szenen. War das vielleicht normal? Ich kannte es ja nicht anders von meinen Eltern. Ich war aber viel zu sehr verliebt in ihn und merkte auch schnell, wenn wir nicht zusammen waren, hatte ich Sehnsucht nach ihm. Anna hatte ich von unseren Problemen erzählt. Sie konnte es kaum glauben und redete mir ins Gewissen, dass es besser sei, sich zu trennen. Ich wusste ja, dass sie recht hatte, aber irgendwie war ich noch nicht bereit, so schnell aufzugeben. „Er wird sich sicher ändern.“ „Wer einmal schlägt, wird dich immer wieder schlagen“, sagte sie. Ich fühlte mich so leer und traurig, anscheinend hatte ich in dieser Hinsicht nichts gelernt. Ich musste eben meine Erfahrungen selber machen. Die Tage vergingen, ich war jeden Tag zu Hause. Es gab immer wieder Streit wegen Raul. Meine Mutter versuchte, mir ihn auszureden, was mich nur noch bestärkte, weiterhin zu ihm zu fahren, da sie kein gutes Haar an ihm ließ. Sie sprach ja aus eigener Erfahrung. Doch ich wollte ihr das Gegenteil beweisen. Wenigstens sorgte sie aber dafür, dass ich die Pille nahm. Die erste Zeit nach meiner Heimkehr war ich fast täglich bei Raul und fuhr auch immer wieder am Abend nach Hause. Es verging kein Tag, an dem er mir nicht wieder eine Szene machte. Er hätte am liebsten 24 Stunden die Kontrolle über mich gehabt. Er holte mich täglich, außer wenn er Spätschicht arbeitete, von meiner Arbeit oder Berufsschule ab und sobald ein Mann irgendwie in meiner Nähe war, egal ob ich ihn kannte oder nicht oder ob nur rein zufällig, gab es wieder Ärger. Den ganzen Abend machte er mir dann Eifersuchtsszenen, wer das war und was ich mit denen zu tun habe, und jedes Mal schlug er zu, er biss mich ins Gesicht und zog mich an den Haaren. Stets brach ich in Tränen aus, vor Schmerz und vor lauter Entsetzen. Immer wieder drohte er mir, mich zu bestrafen, wenn er wieder einen Mann in meiner Nähe sehen würde. Ich musste mich rechtfertigen für Dinge, die ich nicht getan hatte und nicht einmal die Absicht hatte, diese zu tun. Er glaubte mir kein Wort, war wie besessen. Ich hatte so zu sein, wie er mich haben wollte. Ich hatte keine eigenen Bedürfnisse mehr zu haben, wie ich es auch bereits aus meiner Kindheit kannte. Immer brav den Kopf senken, gefügig und gehorsam zu sein unter Androhung von Strafe. In mir war nur noch die Angst, eine Angst, die mich beherrscht, gesteuert von der Angst, die sich bis in jede Zelle meines Körpers und in die Tiefe meiner Knochen ausbreitete. Gelähmt davon, um mich zu wehren. Wie gefährlich diese Angst für mich war und mich immer weiter abwärts trieb, war mir nie bewusst. Die Pille hatte er mir inzwischen schon längst wieder weggenommen. Ich wurde immer ruhiger und wehrte mich gar nicht in der Hoffnung, dass er sich beruhigen würde. Eigentlich wollte ich dann nur noch nach Hause, obwohl es da auch nicht viel besser war. Da ich nun nach der Arbeit gar nie mehr erst heimkam, sondern erst spät am Abend, gab es auch da immer wieder Ärger mit meinem Vater. Ich wusste überhaupt nicht mehr, was ich machen sollte. Der einzige Rückzugsort führte mich hin und wieder zu Maria. „Beende endlich diese grauenvolle Beziehung. Was willst du denn mit so einem Mann? Sowas würde ich mir nie gefallen lassen“, sagte sie zu mir. „Ich mache Schluss mit Raul, es ist wohl das Beste, ich halte das auch nicht mehr aus.“ Ich nahm mir wirklich vor, nie mehr zu ihm zu fahren. Doch mein größtes Problem war nur, dass Raul nach wie vor jeden Tag nach der Arbeit auf mich wartete, besser gesagt auf mich lauerte. Immer wieder stellte er sich mir in den Weg. „Komm mit!“ „Nein ich will nicht mehr mit dir zusammen sein, du hast mir schon zu viel angetan. Immer wieder dichtest du mir andere Männer an und schlägst mich, das lasse ich mir nicht mehr gefallen, hau ab!“ „Du gehörst mir, du bist mein und niemanden anderem, du kommst jetzt mit.“ Es gelang mir immer wieder, trotzdem nach Hause zu fahren. Ich erzählte es meiner Schwester, die es wieder aus Besorgnis meinen Eltern erzählte. „Das hast du nun davon, wir haben dir es ja gleich gesagt, dass du dich von so einem fernhalten sollst, aber du hast ja nicht auf uns gehört. Wage es bloß nicht, dich wieder mit ihm einzulassen,