Название | Geisel des Piraten |
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Автор произведения | Keira Andrews |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783960894810 |
Die Männer jubelten und hoben die Fäuste. Einer schrie: »Die Rache wird verdammt süß schmecken!«
Hawk stimmte ihm aus vollem Herzen zu. »Jetzt segeln wir nach Nassau, um den Rest der Ladung einzutauschen.«
Noch mehr Jubel. Hawk verschwieg ihnen, dass der Aufenthalt in Nassau sehr viel kürzer ausfallen würde, als ihnen lieb wäre. Aber wenn sie länger dortblieben, würde das Risiko zu groß werden. Wenn sich die Nachricht über ihre Geisel verbreitete, würden sie andere Piraten abwehren müssen. Nein, es war besser, in Bewegung zu bleiben, sich von den Schifffahrtsrouten fernzuhalten und nahe genug an Primrose Isle heranzusegeln. Aber nicht zu nahe.
Die Männer machten sich wieder an die Arbeit. Die Aufregung beflügelte sie.
Hawk drehte sich um, um auf das Meer hinter sich und auf das rauschende Kielwasser zu schauen. Nach einer Weile gesellte sich Snell wieder zu ihm und fragte: »Seht Ihr etwas, das ich nicht sehe?«
Hawk lachte leise. »Ich fürchte, mein Augenlicht ist nicht mehr das, was es einmal war.«
»Alles an mir ist nicht mehr das, was es einmal war.« Snell fuhr sich mit der Hand über sein schütteres blondes Haar und tätschelte seinen dicken Bauch.
Sie standen nebeneinander in kameradschaftlichem Schweigen, und Hawk beobachtete den Horizont. Es stimmte, dass seine Sicht nicht mehr ganz so scharf war wie Jahrzehnte zuvor, als er seinen Spitznamen bekommen hatte, aber er hatte immer noch ein scharfes Auge. Als Junge war er schnell zum besten Ausguck auf dem Schiff geworden, auf dem er zuerst gedient hatte. »Du hast Augen wie ein Adler da oben!«, hatte man ihm gesagt. Er dachte an seine Kindheit auf Cornwalls Klippen zurück, als er die See beobachtet und sich nach ihrer Umarmung gesehnt hatte.
Pass auf, was du dir wünschst.
Manchmal vermisste Hawk den Frieden des Ausgucks, hoch oben über der Betriebsamkeit und dem Geschnatter. Es waren gute Männer, wenn sie doch nur manchmal die Klappe halten würden … Er schüttelte den Kopf. »Ich werde zu alt hierfür.«
Snell schnaubte. »Wenn Ihr zu alt seid, bin ich verdammt nochmal antik.«
»Nun ja, ganz so würde ich es nicht ausdrücken, aber …«
»Schon gut, schon gut.« Dann verblasste Snells Lächeln. »Walter Scheiß-Bainbridge. Dieses dämliche Stück Scheiße. Ich schätze, es war unvermeidbar, dass sich unsere Wege eines Tages wieder kreuzen würden.« Einen Moment lang schwieg er, aber Hawk wusste, dass Snell noch mehr zu sagen hatte, also wartete er ab. Schließlich fuhr Snell, den Blick auf den Horizont gerichtet, fort: »Ich habe mich gefragt, warum wir Bainbridge nach dem, was er getan hat, aus dem Weg gegangen sind. Wegen ihm hätten wir fast gebaumelt. Viele Männer hätten ihm schon längst einen Besuch abgestattet, um mit ihm abzurechnen. Aber Ihr nicht.«
»Am Anfang war es das Risiko nicht wert. Wir mussten unseren Lebensunterhalt sichern. Uns unter der schwarzen Flagge etablieren.«
»Aye. Den Ruf des Sea Hawks aufbauen.«
»Mhm. Als Bainbridge dann zum Gouverneur dieser neuen Kolonie ernannt wurde, habe ich überlegt, ihn zu besuchen. Fantasiert.« Er umklammerte die Reling und beschwor die Vision seiner Hände um Walter Bainbridges Hals herauf … die Haut des Hurensohns war schon blau angelaufen, seine Augen quollen hervor und die Zunge hing ihm aus dem Maul, während Hawk das Leben aus ihm herauswürgte. Oder vielleicht würde er ihn auch mit seinem Schwert durchbohren oder ihn fesseln und …
»Dennoch haben wir uns ferngehalten. Warum?«
Er atmete tief ein und verbannte die Fantasien von Bainbridges blutigem Ableben. »Ich hatte schon viel eher mit Ihrer Frage gerechnet.«
Snell warf ihm einen schnellen Blick zu und grinste. »Ihr glaubt, dass ich nicht gelernt habe, dass Ihr erst handelt, wenn Ihr wirklich bereit dazu sind, und nicht einen Moment eher?«
Hawk musste lächeln. »Gutes Argument. Das Letzte, was ich wollte, war, aus dem Mann einen Märtyrer zu machen. Und das wäre passiert, wenn wir direkt in die neue Kolonie gestürmt wären und ihn aufgeknüpft hätten. Es wäre ein weiteres Zeichen der bösen Piraten gewesen, und er unser unschuldiges Opfer. Sie hätten wahrscheinlich eine verdammte Statue für ihn aufgestellt. Nein. Das hätte ich nicht ertragen. Ich wusste, dass die Zeit für Rache kommen und dass ich sie erkennen würde. Ganz gewiss. Und hier sind wir nun.«
»Und mittlerweile haben wir gehört, dass Bainbridge durch seine Misswirtschaft auf Primrose Isle das Vertrauen der Krone verloren hat. Dass wir seinen Sohn jetzt mitgenommen haben, wird ein weiterer Schlag für ihn sein.«
»Ja. Es gibt Gerüchte, dass seine Zeit der Macht bald enden wird. Ich vermute, die Zukunft der Kolonie selbst steht infrage. England will sein gutes Geld nicht dem Falschen schicken.«
»Warum zum Teufel sollte die Krone das auch tun? Nicht, solange überall in der Neuen Welt dieser Wohlstand herrscht.«
Hawks Blut kochte bei der Aussicht darauf, endlich seine Rache zu bekommen. »Bainbridge wird verzweifelt versuchen, so viel wie möglich von seinem Ruf zu retten und nicht geschwächt zu erscheinen. Das Geld ist das Mindeste, was er uns schuldet, nachdem er unseren Lebensunterhalt mit einem Federstrich vernichtet hat. Und wenn ich ihn jetzt töte, werden nur wenige um ihn trauern und niemand wird ihn mehr heiligsprechen.«
»Der Hurensohn hat uns schon einmal unterschätzt. Wahrscheinlich tut er das nicht noch einmal. Bin nicht sicher, ob das gut ist oder schlecht.«
»Ich auch nicht. Wir müssen vorsichtig sein.«
»Wird der Sohn Ärger machen?«
Hawk schüttelte verächtlich den Kopf. »Er ist ein Nichts, ein kleiner Mann. Ein wehleidiger Feigling wie sein Vater.« Der Gerechtigkeit halber hätte er hinzufügen können, dass Bainbridge bereit zu sein schien, alles zu tun, um seine Schwester zu beschützen. Wollte man den Wert eines Mannes beurteilen, war das aber nur ein kleiner Pluspunkt zu seinen Gunsten. »Er wird keine Probleme machen.«
Snell pfiff leise vor sich hin. »Stellt Euch nur vor, wir würden das schaffen.«
Hawk breitete die Hände über die Reling aus und beobachtete das Sonnenlicht, das auf den Wellen glitzerte. Ungeahnte Hoffnung durchströmte ihn. »Vielleicht wird es der letzte Einsatz des Sea Hawk sein.«
»Pardon?« Halb lachend starrte Snell ihn mit gerunzelter Stirn an. »Was für ein Unsinn soll das sein?«
Hawk widerstand dem Drang, unter dem prüfenden Blick von einem Fuß auf den anderen zu treten, und hielt seinen Blick auf das Meer gerichtet. »Mit diesem Lösegeld wüsste ich Sie und die Männer in guten Verhältnissen. Sie könnten der Captain sein, wenn ich weg bin.«
Snell schnaubte. »Ich bin ein verdammt guter Quartiermeister, weil ich weiß, wie ich die Männer so bei Laune halten kann, dass sie bei der Stange bleiben. Kapitäne müssen Schlachten und dergleichen planen, geheimnisvoll und unnahbar sein. Nicht mein Fachgebiet. Außerdem werdet Ihr nirgendwo hingehen.«
Sein Magen drehte sich. »Werde ich nicht?«
»Ich habe das schon mal an Euch gesehen. Diese Unruhe. Das geht vorbei. Ihr werdet nicht gehen können, wenn es darauf ankommt. Ich meine, was zum Teufel würdet Ihr allein anfangen?«
Er zuckte mit den Schultern und spürte, wie seine Wangen heiß wurden. »Angeln. Ein bisschen Landwirtschaft. Kein Kämpfen mehr.«
Snell lachte herzlich. »Innerhalb eines Tages würdet Ihr Euch zu Tode langweilen! Ich weiß schon, das Gras ist grüner und so weiter, aber könnt Ihr Euch so ein Leben wirklich vorstellen?« Er klopfte Hawk auf die Schulter. Dann verblasste sein Lächeln. »Außerdem gibt das Meer die Seinen nicht so leicht auf. Ihr wisst, dass es für uns nur einen Ausweg gibt. Also sollten wir uns in der Zwischenzeit amüsieren.«