Название | Detektiv Dagobert |
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Автор произведения | Balduin Groller |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783962818814 |
»Um Gottes willen!« rief Grumbach und fuhr wie von der Tarantel gestochen auf. Er war ganz blass geworden. »Das ist ja entsetzlich! Und das sagst du mir erst jetzt?!«
»Ich weiß es selber erst seit heute Vormittag, und ich wollte dir nicht vor Tisch den Appetit verderben.«
»Ich danke ab!«
»Das heißt, du willst dich um nichts kümmern. Dein Nachfolger soll dann sehen, wie er mit der Geschichte fertig wird.«
»Jedenfalls will ich mit solchen Geschichten nichts zu tun haben.«
»Von dir aus soll also dann ruhig weiter falsch gespielt werden?«
»Aber Dagobert, siehst du denn nicht, dass meine Lage furchtbar ist?«
»Angenehm ist sie allerdings nicht, Herr Präsident!«
»Da wird sich ein namenloser Skandal entwickeln!«
»Das ist wohl anzunehmen.«
»Und der Klub wird dabei zugrunde gehen! Was haben wir uns nicht alles auf unsere bürgerliche Ehrbarkeit zugute getan! Mit welcher Beruhigung haben nicht unsere alten Herren uns ihre Söhne zugeführt, – und nun das, das Allerschrecklichste. Ich geh’!«
»Ich denke, dass du gerade bleiben musst, um den Klub zu retten.«
»Ich danke dir! Wessen Name wird mit der schmutzigen Geschichte in Zusammenhang gebracht werden? Der meinige! Das Regime Grumbach! Unter seinem Vorgänger war derlei doch nicht möglich! Den Klub retten? Der ist so wie so verloren. Es braucht nur ein Wort davon in die Öffentlichkeit zu dringen, – und wie willst du das verhindern? – und jeder, der nur etwas auf seine Reputation hält, wird sich zurückziehen. Mit Recht. Polizei, Staatsanwalt, ein Skandal, wie er noch nicht da war, – und mitten drin throne ich als Präsident!«
»Es ist eine böse Geschichte, Grumbach, aber eben deshalb müssen wir trachten, den Kopf nicht zu verlieren.«
»Da lässt sich nichts mehr machen, wenn die Sache einmal ins Rollen gekommen ist. Soll ich’s vielleicht auf mich nehmen, solche Geschichten zu vertuschen?! Es ist meine Pflicht, die Anzeige zu machen, und damit reiße ich den Klub zusammen.«
»Hja – ehrlich gestanden, bin ich mir in diesem Falle selber nicht klug genug.«
»Was weißt du, Dagobert?«
»Ich weiß zunächst nur, dass falsch gespielt wird, mehr nicht.«
»Hast du Beweise?«
»Ich habe sie in der Tasche.«
Er griff in die Rocktasche und brachte ein Spiel Karten zum Vorschein, das er Grumbach überreichte. Frau Violet, die schon still vor sich hinzuweinen begonnen hatte, weil sie nicht ohne Grund ihre glücklich errungene gesellschaftliche Stellung ernstlich bedroht sah, wenn Grumbach wirklich abdankte, gesellte sich nun zu den beiden Herren und begann mit ihrem Gatten das verhängnisvolle Spiel zu prüfen. Beide waren aber außerstande, irgendetwas Verdächtiges zu entdecken.
»Die Sache ist ja nicht schlecht gemacht«, gab Dagobert zu, »aber es ist doch die einfachste Form der Maquillage.2 Es gibt noch bessere Methoden. Diese ist nur die bequemste und für ein Publikum, das nicht argwöhnisch ist, vollkommen ausreichend.«
»So zeigen Sie uns doch«, drängte Frau Violet, »wie und wo diese Karten gezeichnet sind!«
»Aber mit Vergnügen, meine Gnädigste. Zuerst will ich Ihnen aber beweisen, dass sie wirklich markiert sind. Wollen Sie so freundlich sein und das Spiel mischen. Nur noch mehr! So! Haben Sie gut gemischt?«
»Gewiss!«
»Gut, und nun, Grumbach, hebe du ab. Noch einmal! Man kann nicht vorsichtig genug sein. Und nun werde ich Blatt geben. Wie viele Karten soll ich Ihnen geben, Gnädigste?«
»Sagen wir vier.«
»Gut, da haben Sie vier Karten. Halten Sie sie nur recht vorsichtig, damit ich sie nur ja nicht sehe. Hier auch für dich vier Karten, Grumbach. Glauben Sie, dass ich sehen konnte, was ich Ihnen gab?«
»Unmöglich!«
»Natürlich ganz unmöglich, aber Sie, meine Gnädigste, haben Herz Dame, Carreau König, Herz acht und Pique Dame, und du, Grumbach: Pique König, Herz Buben, Treff Aß und Carreau Aß. Stimmt es?«
Es stimmte.
»Und glauben Sie nun«, fuhr Dagobert fort, »dass mir diese Wissenschaft einen recht erheblichen Vorteil über meine Mitspieler sichert?«
»Ob ich das glaube!« rief Frau Violet. »Hören Sie, Dagobert, Sie sind mir unheimlich. Sie sind ja förmlich selber ein vollendeter Falschspieler!«
»Ich könnte es wenigstens sein, meine Gnädige. Denn alles, was dazu gehört, weiß und beherrsche ich vollkommen. Mein Gott, man macht seine Studien. Es gibt nämlich auch dafür eine Literatur. Ein sehr belehrendes Buch über das Falschspiel hat der hervorragende französische Polizist Mr. Cavaillé geschrieben. Unterhaltend ist auch das Buch des Prestidigitateurs3 Houdin4 über denselben Gegenstand. Das gründlichste Buch darüber schrieb aber natürlich ein Deutscher, der unter dem Pseudonym Signor Domino sich nur notdürftig verbarg. Sogar eine eigene Zeitschrift war dieser nobeln Disziplin gewidmet. Sie erschien knapp vor Ausbruch der großen Revolution und führte den Titel Diogène à Paris. Das Falschspiel dringt auch in weitere Kreise und höher hinauf, als man gemeiniglich annimmt. Von Kardinal Mazarin wird mit aller Bestimmtheit behauptet, dass er ein Falschspieler gewesen sei. Vielleicht ist das Mythe, sicher aber und beglaubigt ist es, dass im Jahre 1885 Graf Callado, der Gesandte des Kaisers von Brasilien, in Rom beim Falschspielen abgefasst worden ist.«
»Hören Sie, Dagobert, Sie wissen aber auch alles!«
»An mir ist, vielleicht nicht nur meiner Überzeugung nach, ein Detektiv verloren gegangen, und eine was für klägliche Rolle müsste ein solcher gegebenenfalls spielen, wenn er das alles nicht wüsste und könnte.«
»Jedenfalls mochte ich mit Ihnen nicht spielen«, sagte Frau Violet lachend.
»Ich danke für das ehrende Vertrauen, aber ich möchte es Ihnen selbst nicht anraten. Ich bin nämlich ein starker Spieler und in allen Sätteln gerecht. Ich habe das Spieltalent. Viel tue ich mir darauf nicht zugute, aber es ist einmal da. Ich wäre also auch ohne Mogelei für jeden, geschweige denn für Ihr kindliches Gemüt, meine Gnädige, ein sehr gefährlicher