Detektiv Dagobert. Balduin Groller

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Название Detektiv Dagobert
Автор произведения Balduin Groller
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783962818814



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mich um die Ver­wal­tung zu küm­mern. Was Kü­che und Kel­ler be­trifft, habe ich mich schon um­ge­tan. Es ist al­les in schöns­ter Ord­nung, und – trös­te dich – das De­fi­zit aus die­sen Be­trie­ben wird uns un­ge­schmä­lert er­hal­ten blei­ben. Dann woll­te ich mich auch für das Kar­ten­de­par­te­ment in­ter­es­sie­ren. Von ei­nem Ama­teur­de­tek­tiv wird dich das nicht wun­der­neh­men. Auch da, was die Ver­rech­nung be­trifft, al­les in Ord­nung.«

      »Ich dan­ke für eine sol­che Ord­nung!« rief Grum­bach mit Bit­ter­keit da­zwi­schen.

      »Da kam mir die Idee«, fuhr Da­go­bert fort, »die ei­nem an­de­ren viel­leicht nicht ge­kom­men wäre. Ich woll­te ein­mal die über­spiel­ten Kar­ten über­prü­fen. Ich ließ mir also alle Kar­ten­spie­le, die wäh­rend der ab­ge­lau­fe­nen Wo­che zur Ver­wen­dung ge­langt wa­ren, ins Vor­stands­zim­mer brin­gen, sperr­te die Tür ab und nahm dann die Über­prü­fung vor.«

      »Wie vie­le Spie­le hat man Ih­nen denn hin­ge­schleppt?« frag­te Frau Vio­let.

      »Vier­hun­dert­und­fünf­zehn Spie­le, mei­ne Gnä­di­ge.«

      »Herr­gott, da ha­ben Sie ja eine furcht­ba­re Ar­beit ge­habt!«

      »Es war nicht so arg. Sie müs­sen nicht glau­ben, dass ich jede ein­zel­ne Kar­te un­ter die Lupe ge­nom­men habe, sonst säße ich ja noch dort. Ich nahm aus je­dem Spie­le nur eine Kar­te, al­ler­dings ein Hon­neur. Wenn näm­lich die wich­ti­gen Kar­ten nicht ge­zeich­net wa­ren, dann wa­ren es die üb­ri­gen si­cher auch nicht. War aber ein Spiel mar­kiert, dann muss­ten es in ers­ter Li­nie jene Blät­ter sein, auf die es in der Par­tie haupt­säch­lich an­kommt. So konn­te ich doch in drei Stun­den fer­tig wer­den.«

      »Und was hast du ge­fun­den?« frag­te Grum­bach.

      »Wie ich be­reits be­merkt, – dass im Klub falsch ge­spielt wird. Ich habe sechs ge­zeich­ne­te Spie­le be­sei­tigt und un­ter Ver­schluss ge­nom­men. Ei­nes da­von ist das hier.«

      »Sie ha­ben uns noch im­mer nicht ge­zeigt, wie sie mar­kiert sind.«

      »Ich glau­be es doch schon ge­sagt zu ha­ben, – Ma­quil­la­ge, ein­fa­che Ma­quil­la­ge!«

      »Wir sind nicht vom Fach, lie­ber Da­go­bert. Mit uns müs­sen Sie schon et­was deut­li­cher re­den.«

      »Wohl­an, hö­ren Sie mir zu, gnä­di­ge Frau. Sie wer­den ent­täuscht sein, wie ein­fach die Ge­schich­te ist. Se­hen Sie sich die­se Rück­sei­te der Kar­ten an. Sie ist be­druckt und weist ein ein­fa­ches, mit Ab­sicht so ge­wähl­tes Mus­ter auf, dass es dem Auge kei­ne be­son­de­ren An­halts­punk­te bie­te. Wir ha­ben hier zahl­lo­se Punk­te und klei­ne, nicht ganz ge­schlos­se­ne Kreis­li­ni­en. Der Falsch­spie­ler hat nun fol­gen­de Metho­de ge­wählt: er nahm eine sei­ne Nähna­del, tauch­te ihre Spit­ze in rei­nes, farb­lo­ses und durch Er­hit­zung flüs­sig ge­mach­tes Wachs. Dann stach er leicht an be­stimm­ter Stel­le in die Rück­sei­te, na­tür­lich nicht so stark, dass die Spit­ze durch das Blatt durch­ge­drun­gen wäre. So leicht er auch stach, die Spit­ze hat doch eine klei­ne Ver­tie­fung ver­ur­sacht, und in die­ser setz­te sich ein Atom von Wachs fest.«

      »Das kann man aber doch un­mög­lich mit den Fin­ger­spit­zen spü­ren!« be­merk­te Frau Vio­let, in­dem sie gleich die Pro­be zu ma­chen ver­such­te.

      »Wenn er sich auf sei­nen Tast­sinn hät­te ver­las­sen wol­len, hät­te er eine an­de­re Metho­de ver­sucht. Es gibt sol­che, sie sind aber ge­fähr­li­cher und dar­um we­ni­ger emp­feh­lens­wert.«

      »Aber se­hen kann er die­se Pünkt­chen doch auch nicht!« fuhr Frau Vio­let fort, wie­der be­müht, dem Ge­heim­nis auf den Grund zu kom­men.

      »Man kann sie sehr gut se­hen. Las­sen Sie nur das Licht auf der Rück­sei­te spie­len!«

      »Ja, wahr­haf­tig!« rief Frau Vio­let er­freut. »Hier sieht man es ganz deut­lich, – ein mat­ter Punkt!«

      »Das ist der gan­ze Witz. Das Kar­ten­pa­pier glänzt, und in den Licht­re­fle­xen macht sich ein to­ter Punkt leicht be­merk­bar, al­ler­dings nur für den Wis­sen­den. Al­les üb­ri­ge er­gibt sich von selbst. Sie se­hen, da ste­hen acht klei­ne Kreis­li­ni­en in ei­ner Rei­he, und es gibt zwölf Rei­hen. Ein Spiel könn­te also aus sechs­und­neun­zig Blatt be­ste­hen, und der Künst­ler käme noch im­mer nicht in Ver­le­gen­heit, wo er für je­des Blatt sei­nen Punkt hin­set­zen soll, wenn er sein Sys­tem ein­mal fest­ge­stellt hat. Sei­nem Ge­dächt­nis ist da­bei gar nicht viel zu­ge­mu­tet. Die ers­te Rei­he gilt für Coeur, die zwei­te für Car­reau und so wei­ter. An­ge­fan­gen wird mit dem Kö­nig, dann kommt die Dame, – die gan­ze Sa­che, so frech sie ist, ist bei­na­he kin­disch.«

      Grum­bach hat­te bei Wei­tem nicht das In­ter­es­se für die De­tails wie sei­ne Frau. Ihn pei­nig­te die kri­ti­sche Lage, in die nun er und mit ihm der gan­ze Klub ge­ra­ten war. Sei­ne Ge­dan­ken be­weg­ten sich nach ganz an­de­rer Rich­tung.

      »Ich bin nur glück­lich, Da­go­bert«, be­gann er, »dass ich dich jetzt zur Hand habe. Du bist der Mann, dem Schwin­del ein Ende zu ma­chen.«

      »Ich schmeich­le mir al­ler­dings, der rich­ti­ge Mann zur rich­ti­gen Zeit an der rich­ti­gen Stel­le zu sein. Ich ver­bür­ge mich da­für, dass ich dir den Gau­ner in we­ni­gen Ta­gen stel­le!«

      »Du bist zu gü­tig, Da­go­bert, aber da­für dan­ke ich ganz ent­schie­den!«

      »Habe ich mir so ge­dacht.«

      »Wenn ich ihn ken­ne, muss ich ihn dem Ge­rich­te aus­lie­fern. Muss ich, geht gar nicht an­ders; und dann ha­ben wir den öf­fent­li­chen Skan­dal mit all sei­nen Kon­se­quen­zen.«

      »Das glau­be ich auch. Was soll ich aber sonst tun?«

      »Brin­ge mir den Schur­ken in al­ler Stil­le weg. Er soll sich sei­nen Strick an­ders­wo su­chen. Kein Mensch darf von der Ge­schich­te auch nur ein Ster­bens­wört­chen er­fah­ren, und was mich be­trifft, so will ich nie mehr et­was von ihr hö­ren.«

      »Bon! Soll be­sorgt wer­den.«

      Vier Tage spä­ter sa­ßen sie wie­der zu dritt im Grum­bach­schen Hau­se. Bei Tisch, wo die Die­ner­schaft ab und zu ging, wur­de nur von gleich­gül­ti­gen Din­gen ge­spro­chen, von den Soi­reen bei Eichs­tedts, von dem nächs­ten Da­men­abend, der im Klub ver­an­stal­tet wer­den soll­te, und der­glei­chen mehr. Als sie aber dann im Rauch­zim­mer sa­ßen, si­cher vor Stö­run­gen durch die Die­ner­schaft, und Da­go­bert sich an­schick­te, harm­los wei­ter­zu­plau­dern über die all­täg­li­chen Er­eig­nis­se, da konn­te Grum­bach doch nicht län­ger an sich hal­ten und brach mit der span­nungs­vol­len Fra­ge los: »Nun, Da­go­bert, wie steht’s?«

      »Wo­mit?«

      »So sei doch nicht so, – du kannst dir ja den­ken!«

      »Du meinst doch nicht die – die ge­wis­se Af­fä­re?«

      »Na­tür­lich mei­ne ich die! Was soll­te ich sonst mei­nen?!«

      »Ich dach­te, da­mit dür­fe man dir über­haupt nicht mehr kom­men!«

      »Sei nicht kin­disch, Da­go­bert, ich muss doch wis­sen, was vor­geht!«

      »Ich habe selbst­ver­ständ­lich dei­nen Auf­trag er­füllt. Die Sa­che ist er­le­digt. Du kannst ru­hig sein: es ist all right

      »Gott