Название | Detektiv Dagobert |
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Автор произведения | Balduin Groller |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783962818814 |
Als der Dienstmann wieder draußen war, fuhr er fort: »Du musst schon entschuldigen, Grumbach, dass ich dir da dazwischengefahren bin, aber es ging nicht anders. Dabei bin nämlich auch ich beteiligt, und wenn das der Fall ist, muss ich wenigstens auf fair play halten. Ich habe dem Mann einige Verpflichtungen auferlegt. Die hat er erfüllt, zum Teile wird er sie noch erfüllen. Damit habe ich stillschweigend als Gegenleistung übernommen, ihn nicht zu verraten.«
»Mit Gaunern paktiert man nicht!«
»Das ist richtig. Dann hatte ich ihn aber kurzerhand der Polizei übergeben müssen. Das wolltest du nicht. Da musste also ein Ausweg gefunden werden. Jedenfalls geht es nicht an, einen Menschen, und sei es auch ein Verbrecher, für eine Sache doppelt zu strafen, ihn erst privatim zu brandschatzen und ihn dann auch noch dem Gerichte auszuliefern. Das wäre nicht fair.«
»Wer ist denn nun aber der Unglücksmensch?« fragte Grumbach erregt.
»Ja, wie soll ich das wissen?!« antwortete Dagobert mit sehr unschuldiger Miene.
»Da hört doch alles auf – wer sonst?!« rief Grumbach.
»Ich gebe dir mein Ehrenwort, Grumbach, dass ich es nicht weiß.«
Frau Violet sah mit offenem Munde zu Dagobert auf.
»Sie wissen es nicht, Sie geben Ihr Ehrenwort – und das soll ein Mensch glauben?! Und hier liegen die fünftausend Kronen! Ja, Dagobert Trostler, sind Sie von Sinnen?«
»Ach, die fünftausend Kronen, – die sollten nur eine sinnige Überraschung für Sie sein, meine Gnädigste. Sie sehen, ich denke immer an Sie. Im Übrigen bin ich wirklich kein Hexenmeister. Es geht alles sehr natürlich zu. Grumbach wollte den Übeltäter nicht kennen. Mir war es auch lieber, wenn ich seine persönliche Bekanntschaft nicht machen musste und wenn ich eine persönliche Begegnung vermeiden konnte. Ich hätte ihn doch wenigstens ohrfeigen müssen. Das wäre das mindeste gewesen, was mir geblüht hätte. Und – Sie begreifen – man regt sich nicht gern ohne Not auf. Da habe ich es doch vorgezogen, an unserem Programm festzuhalten, den Mann nicht zu entlarven, den Skandal zu vermeiden und nur seinen weiteren Betrügereien einen Riegel vorzuschieben.«
»Und wie haben Sie das angestellt?«
»Es war kein besonderes Kunststück. Ich wusste, dass der Gauner die präparierten Spiele selber mitbringen müsse, und zwar zwei Spiele, da er gerüstet sein musste sowohl für französische Karten wie für Tarock. Zur Verwendung bringen konnte er nur ein Spiel, und im vornhinein konnte er nicht wissen, welches. Es schien mir nicht wahrscheinlich, dass er zwei Spiele bei sich am Leibe tragen werde. In einem knappen, eleganten Salonanzug hätte das doch leicht auffallen können. Ich begab mich also, als alles beim Spiele an der Arbeit war, in die Garderobe, und indem ich tat, als suchte ich meinen Überzieher, fuhr ich mit beiden Händen an allen dort hängenden Röcken herunter. Einen Diener, der mich hilfsbereit fragte, ob ich etwas suche, schnauzte ich so furchtbar grob an, dass er sofort spurlos verduftete. Dann fand ich auch, was ich suchte.«
»Ein Kartenspiel?«
»Ich fühlte es von außen, dass es ein Kartenspiel sei. Ich griff in die Tasche. Die Karten waren unter ein seidenes Taschentuch gesteckt, damit sie nicht etwa von außen gesehen werden konnten. Ich nahm die Karten an mich. Eine kurze Prüfung im Vorstandszimmer überzeugte mich, dass ich an den richtigen Mann, beziehungsweise an den richtigen Rock geraten war. Nun war die große Frage: was tun? In Anbetracht aller Umstände entschied ich mich für folgenden Ausweg: ich schrieb hastig einen Brief, den ich nun an Stelle der Karten in jene Tasche steckte.«
»Was schrieben Sie in dem Brief, Dagobert?« fragte Frau Violet gespannt.
»Ich kann ihn wörtlich zitieren: ›Die Beweise habe ich in der Hand. – Zwei Bedingungen: 1. Sie werden den Klub nicht mehr betreten. 2. Der Präsident wird von Ihnen am nächsten Dienstag um sieben Uhr abends, pünktlich! fünftausend Kronen als wohltätige Spende für den Verein für entlassene Sträflinge zugeschickt erhalten.‹«
»Der Verein für entlassene Sträflinge!« rief Frau Violet erfreut.
»Eine Buße musste ich ihm auferlegen, und ich entschied mich auf gut Glück für die genannte Summe, obschon ich natürlich nicht wissen kann, wie viel er seinen Opfern abgenommen hat. Drei Tage ließ ich ihm Zeit, weil ich annahm, dass es ganz gut möglich sei, dass ein Spieler momentan kein Geld hat, dass er es sich aber in drei Tagen beschaffen kann, wenn es unbedingt sein muss. Daraus kann man sich bei Spielern schon verlassen.«
»Dagobert, Sie denken aber auch an alles!«
»Ich bin noch nicht fertig, Gnädigste. Weiterungen wollten wir ja vermeiden; ich durfte also auch nicht nach den Opfern forschen, um ihnen etwa den Verlust ganz oder teilweise zu ersetzen. Dabei hätte ja die ganze Geschichte aufkommen müssen. Ich entschloss mich also, den Verein für entlassene Sträflinge zu bedenken. Aus zwei Gründen: erstens, um Ihnen eine Freude zu machen, da Sie doch eine der eifrigsten Vorstandsdamen des Vereines sind, und zweitens, weil ich es nur für recht und billig hielt. Ich dachte mir nämlich, wenn der Mann schon das Geld hergibt, soll er wenigstens die Möglichkeit haben, einmal auch etwas davon zu haben.«
»Dagobert, Sie sind ein Humorist!«
»Indem ich ihm aber die Bedingungen stellte, habe ich einen Vertrag mit ihm geschlossen und mich meinerseits stillschweigend verpflichtet, ihn nicht, wenigstens nicht gleich zu verraten. Du siehst also, Grumbach, es wäre nicht loyal gewesen, den Dienstmann über den Absender auszuholen. Übrigens – verlass dich darauf – hätte es auch nichts genutzt. So klug war er jedenfalls, dass er nicht selber den Boten abgefertigt, sondern dass er sich einer unverfänglichen Mittelsperson bedient hat, deren Personalbeschreibung uns gar nichts nutzen würde.«
Grumbach hätte nun doch gern erfahren, wer der Betrüger sei, der den Klub geschändet hatte, aber er wusste, dass Dagobert einen harten Schädel hatte und sich nicht nach Belieben weiter treiben ließ, als er gehen wollte. Im Innern war er doch sehr zufrieden über diese Art der Lösung, weil sie dem öffentlichen Skandal vorbeugte, der sonst unvermeidlich gewesen wäre.
Dagobert ließ sich einige Tage nicht blicken und kam erst wieder, um verabredetermaßen Frau Violet zu einer Soiree bei Eichstedt abzuholen. Grumbach, geschäftlich aufgehalten, wollte erst eine Stunde später nachkommen. Während der Fahrt kam Frau Violet wieder auf den Falschspieler zurück. Der Fall interessierte sie doch sehr.
»Dagobert«, begann sie, »ich glaub’s nicht, dass Sie’s