Detektiv Dagobert. Balduin Groller

Читать онлайн.
Название Detektiv Dagobert
Автор произведения Balduin Groller
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783962818814



Скачать книгу

sag­te Da­go­bert. »Jetzt tun Sie nur Ihre Zi­gar­ren­ta­sche her­aus; wir wol­len sie ein­mal or­dent­lich an­fül­len.« Und er griff jetzt mit der gan­zen Hand in das Kist­chen.

      Franz lach­te mit dem gan­zen Ge­sicht über den her­ab­las­sen­den Scherz und ver­si­cher­te noch ein­mal, dass er kein Rau­cher sei.

      »Na, dann ist’s ja gut«, be­merk­te Da­go­bert leut­se­lig, »dann wer­den wir uns schon noch mit­ein­an­der ver­rech­nen. Sie sol­len des­halb nicht zu kurz kom­men.«

      Der Die­ner ver­beug­te sich und ver­ließ ge­räusch­los das Zim­mer.

      »Sie se­hen. Gnä­di­ge«, nahm dar­auf Da­go­bert wie­der das Wort. »Er ist es nicht ge­we­sen.«

      Nun war es an Frau Vio­let, hell auf­zu­la­chen.

      »Wenn das Ihre gan­ze Kunst ist, Da­go­bert, dann las­sen Sie sich nur ru­hig wie­der das Lehr­geld zu­rück­ge­ben! Ich sage ja nicht, dass er’s ge­we­sen ist – er ist es be­stimmt nicht ge­we­sen –, aber selbst, wenn er sich schul­dig ge­fühlt hät­te, glau­ben Sie wirk­lich, dass er Ih­nen in die­se plum­pe Fal­le ge­gan­gen wäre?«

      »Wer sagt Ih­nen denn, Frau Vio­let, dass das mei­ne gan­ze Kunst ist? Ich woll­te Ih­nen nur vor­de­mons­trie­ren, dass er der Schul­di­ge nicht sein kann.«

      »Weil Sie ihm so­fort al­les glau­ben! Sie sind naiv, Da­go­bert.«

      »Für mich war es ganz zweck­los, ihn vor­zu­la­den. Ich woll­te nur vor Ih­nen sei­ne Ehren­ret­tung be­werk­stel­li­gen. Ei­gent­lich recht über­flüs­si­ger Wei­se. Denn auch Sie sind von sei­ner Un­schuld über­zeugt, und da­mit könn­ten wir ja die Sa­che als ab­ge­schlos­sen be­trach­ten.«

      »Da­go­bert, Sie wis­sen mehr, als Sie sa­gen wol­len.«

      »Ich will al­les sa­gen, wenn es Sie in­ter­es­siert, mei­ne Gnä­di­ge.«

      »Es in­ter­es­siert mich sehr.«

      »Wäre es nicht bes­ser, über­haupt nichts mehr da­von zu re­den?«

      »Ja, warum soll­te das nun bes­ser sein, Da­go­bert?«

      »Ich dach­te nur – ich weiß näm­lich al­les.«

      »Umso bes­ser! Las­sen Sie hö­ren, was Sie her­aus­ge­bracht ha­ben.«

      »Es ist ja mög­lich, dass ich im ein­zel­nen irre, dann wer­den Sie in der Lage sein, mich zu kor­ri­gie­ren.«

      »Ich?!« Sie sah ihn groß an.

      »Sie, mei­ne Gnä­di­ge. Es ist ja auch mög­lich, dass ich mich schwer bla­mie­re – ich glau­be es nicht, aber mög­lich wäre es im­mer­hin. Sie müs­sen be­rück­sich­ti­gen, dass ich aus­schließ­lich auf mei­ne Kom­bi­na­ti­on an­ge­wie­sen war und es ganz selbst­ver­ständ­lich ver­schmäht habe, Ihre Die­ner­schaft aus­zu­hor­chen.«

      »Kei­ne so lan­ge Ein­lei­tung, Da­go­bert; zur Sa­che, wenn ich bit­ten darf.«

      »Gut, ich de­cke mei­ne Kar­ten auf. Sie er­in­nern sich, mei­ne Gnä­digs­te, dass ich am letz­ten Mitt­woch zum ers­ten Mal von den Ab­gän­gen er­fuhr. Fünf Mi­nu­ten spä­ter hat­te ich die ge­naue Per­so­nen­be­schrei­bung –«

      »Wie ha­ben Sie denn das an­ge­fan­gen?«

      »Die ge­naue Per­so­nen­be­schrei­bung des – des Rau­chers. Ich den­ke, wir blei­ben bei die­ser Be­zeich­nung und ver­mei­den den odio­sen Aus­druck Dieb oder auch nur Zi­gar­ren­dieb. Die Zi­gar­ren sind ja tat­säch­lich nicht ge­stoh­len, son­dern nur ge­raucht wor­den, ohne dass der Haus­herr da­von wuss­te. Der Rau­cher ist also ein hoch­ge­wach­se­ner jun­ger Mann, einen gu­ten Kopf grö­ßer als ich, mit ei­nem wohl­ge­pfleg­ten schwar­zen Bart und pracht­vol­len Zäh­nen.«

      »Wo­her wis­sen Sie das?«

      »Ich wer­de Ih­nen al­les sa­gen, Gnä­digs­te. Üb­ri­gens hof­fe ich, die Rich­tig­keit der von mir ge­lie­fer­ten Per­so­nen­be­schrei­bung heu­te noch ekla­tant be­stä­tigt zu se­hen. Ich rech­ne näm­lich dar­auf, dass der vor­treff­li­che jun­ge Mann bin­nen kur­z­em uns die Ehre sei­ner Ge­sell­schaft ge­wäh­ren wird. Ich habe auch schon das Kist­chen mit sei­ner Lieb­lings­sor­te zu­recht­ge­rückt.«

      Da tat sich die Tür auf, und der Die­ner trat mit der Mel­dung ein, dass der Wa­gen für den gnä­di­gen Herrn be­stellt sei und pünkt­lich zur fest­ge­setz­ten Zeit vor­fah­ren wer­de. Dann rich­te­te er an die Haus­frau die Fra­ge, ob es ihm nun er­laubt sei, zu »ge­hen«. Die Er­laub­nis wur­de er­teilt, und er zog sich dann mit ei­ner de­vo­ten Ver­beu­gung und ei­nem dan­ken­den »Küß d’ Hand!« wie­der zu­rück.

      »Franz ist näm­lich ein Thea­ter­narr«, er­läu­ter­te Frau Vio­let. »Ein­mal in der Wo­che muss er ins Thea­ter ge­hen, und da gebe ich ihm am liebs­ten den Diens­tag­abend frei, wo mein Mann oh­ne­dies nicht zu Hau­se ist, er also am leich­tes­ten ent­behrt wer­den kann.«

      »Ach sooo!« er­wi­der­te Da­go­bert nach­denk­lich. »Nun, das ist ja ganz in der Ord­nung.«

      »Las­sen Sie sich aber da­durch nur nicht ab­len­ken, lie­ber Da­go­bert«, fuhr Frau Vio­let fort. »Sie sind mir die Auf­klä­rung schul­dig, wie Sie zu je­ner Per­so­nen­be­schrei­bung ge­langt sind.«

      »Ich hat­te am Mitt­woch, als Sie und Ihr Herr Ge­mahl sich zu­rück­zo­gen, um sich fürs Thea­ter fer­tig zu ma­chen, ei­ni­ge Mi­nu­ten Zeit zur Un­ter­su­chung. Die Sa­che wäre viel­leicht schwie­rig ge­wor­den, wenn ich am Schau­platz der Tat kei­ne Spu­ren ge­fun­den hät­te.«

      »Und Sie ha­ben wel­che ge­fun­den?«

      »Ja. In der Spal­te des Rauch­ti­sches ein Haar und hier oben am Ka­min einen Zi­gar­ren­rest.«

      »Die konn­ten aber schon lan­ge hier und dort lie­gen!«

      »Ich hat­te mei­ne gu­ten Grün­de, an­zu­neh­men, dass es wirk­lich cor­po­ra de­lic­ti und erst am Tage vor­her dort­hin ge­langt sei­en. Ich habe dann bei mir zu Hau­se die bei­den Ge­gen­stän­de ge­nau, das Haar so­gar mi­kro­sko­pisch un­ter­sucht.«

      »Und das Re­sul­tat?«

      »Ein voll­kom­men be­frie­di­gen­des. Das Haar wies auf einen Tä­ter mit schö­nem schwar­zen Bart. Na­tu­rech­tes Schwarz, kei­ne Spur von künst­li­chem Farb­stoff – also ein al­ter Mann ist un­ser Rau­cher nicht. Ich kann so­gar sa­gen, dass es ein jun­ger Mann ist. Denn das Haar war weich, bieg- und schmieg­sam. Nicht ge­ra­de ers­ter Flaum, aber doch noch im­mer zart. Es hät­te der­ber, bors­ti­ger sein müs­sen, wenn da vor­her schon jah­re­lang ein Ra­sier­mes­ser ge­wal­tet hät­te. Der jun­ge Mann hält auch et­was auf sei­nen Bart, denn un­ter dem Mi­kro­skop wies das Haar eine Spur von Bril­lan­ti­ne auf. Das ist ein ganz harm­lo­ses, kos­me­ti­sches Mit­tel, aber ein we­nig ei­tel muss man doch sein, um es an­zu­wen­den. Da Sie den Tä­ter ken­nen, Gnä­digs­te, wer­den Sie ja be­ur­tei­len kön­nen, ob mei­ne An­nah­me eine rich­ti­ge oder ir­ri­ge ist.«

      »Ich glau­be, dass Sie sich da in eine fixe Idee ver­rannt ha­ben.«

      »Mög­lich; aber das ist ja nicht von Be­lang. Ge­hen wir wei­ter. Hier oben am Ka­min­sims lag der Zi­gar­ren­rest.«

      »Zu wel­chen Schlüs­sen führ­te Sie der?«

      »Es