Detektiv Dagobert. Balduin Groller

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Название Detektiv Dagobert
Автор произведения Balduin Groller
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783962818814



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auch so eine un­an­ge­neh­me Ge­schich­te. Da­mals kam er zu mir und ich habe ihm her­aus­ge­hol­fen. Das könn­te ich Ih­nen ei­gent­lich auch er­zäh­len. Es war eine ganz fei­ne Gau­ne­rei; aber das wür­de uns doch zu weit füh­ren. Die­ses Mal kam er also auch wie­der. Wenn ei­ner hel­fen könn­te, so sei ich es. Ich ließ mir den Fall ge­nau aus­ein­an­der­set­zen, aber es gab nicht viel zu er­zäh­len. Die Bü­cher wa­ren schein­bar in der größ­ten Ord­nung, aber der Kas­sier und das Geld ver­schwun­den. Zu­dem hat­te der Kas­sier be­reits einen Vor­sprung von reich­lich zwei Wo­chen.«

      »Ich er­in­ne­re mich lei­der nur zu ge­nau.«

      »Er hat­te un­be­hel­ligt sei­nen ver­trags­mä­ßi­gen Ur­laub an­ge­tre­ten, und als dann der große Un­ter­schleif auf­kam, war jede Spur sei­nes Er­den­wal­lens ver­wischt. Nun soll­te ich ihn su­chen.«

      »Das war al­ler­dings viel ver­langt!«

      »Grum­bach hat in sol­chen Din­gen einen har­ten Schä­del. Von ei­ner An­zei­ge bei den Be­hör­den woll­te er durch­aus nichts wis­sen, und ich konn­te ihm in die­sem Fal­le nicht ein­mal Un­recht ge­ben. Drei Mil­lio­nen – das ist al­ler­dings ein ko­los­sa­ler Be­trag, aber der Dieb­stahl muss­te eine Bank mit sech­zig Mil­lio­nen ein­ge­zahl­tem Ka­pi­tal nicht gleich zu­grun­de rich­ten. Wohl aber hät­te das schwin­den­de Ver­trau­en sie zu­grun­de rich­ten müs­sen, wenn es ruch­bar ge­wor­den wäre, dass schon nach kur­z­em Be­stan­de der­lei mög­lich ge­we­sen sei.«

      »Das war auch mei­ne Mei­nung, Herr Trost­ler.«

      »Ich weiß. Auf An­trag des Prä­si­den­ten be­schloss also der Ver­wal­tungs­rat, die fa­ta­le Ge­schich­te voll­kom­men ge­heim zu hal­ten, den Fehl­be­trag auf die Ver­wal­tungs­rä­te zu re­par­tie­ren und aus Ei­ge­nem zu er­set­zen.«

      »Es war schließ­lich doch der bes­te Aus­weg.«

      »Ja­wohl. Also nun soll­te ich hel­fen. Ich über­leg­te. Zu­nächst muss­te ich einen voll­kom­men kla­ren Ein­blick in das Ge­trie­be der A. B. B. ge­win­nen. Ich dach­te dar­an, mich zu die­sem Zwe­cke als Be­am­ten an­stel­len zu las­sen, ver­warf aber die Idee sehr bald. Dazu konn­te und wuss­te ich zu we­nig, und das hät­te mich sehr schnell auf­fäl­lig oder ver­däch­tig ge­macht. Ich ließ mich also als Ver­wal­tungs­rat ko­op­tie­ren. Der macht sich nicht auf­fäl­lig, wenn er nichts weiß und nichts kann.«

      Der Ge­ne­ral­di­rek­tor schmun­zel­te dis­kret zu die­ser sa­ti­ri­schen Be­mer­kung und äu­ßer­te leicht­hin: »Dann wa­ren Sie ja ei­gent­lich nicht so­wohl als Ver­wal­tungs­rat, denn als De­tek­tiv bei uns tä­tig?«

      »Na­tür­lich!«

      »Sie wer­den es be­greif­lich fin­den, Herr Trost­ler, dass es mich ei­ni­ger­ma­ßen ver­stim­men muss, dass man mir da­von nicht ein Ster­bens­wört­chen ge­sagt hat!«

      »Mein lie­ber Herr Ge­ne­ral­di­rek­tor, wenn die Kat­ze dar­auf aus­geht, Mäu­se zu fan­gen, da wird sie sich nicht erst eine Schel­le um den Hals bin­den. Kein Mensch au­ßer dem Prä­si­den­ten hat da­von ge­wusst, und Sie sind nun der ers­te, dem ich die of­fen­her­zi­gen Mit­tei­lun­gen ma­che – wenn Sie’s über­haupt in­ter­es­siert, was ich ja nicht wis­sen kann.«

      »Es in­ter­es­siert mich sehr!«

      »Dann will ich also wei­ter er­zäh­len von mei­ner – Ame­ri­ka­rei­se. Ich muss­te mich also erst or­dent­lich ein­ar­bei­ten bei uns. Das hat sich ge­macht, nicht schlecht ge­macht, wie Sie zu be­zeu­gen die Güte ge­habt ha­ben, Herr Ge­ne­ral­di­rek­tor.«

      »Ich kann nur sa­gen, dass Sie die See­le un­se­rer Ver­wal­tung ge­wor­den sind, Herr Trost­ler.«

      »Bes­ten Dank, Herr Ge­ne­ral­di­rek­tor. Ein sol­ches Ur­teil von so kom­pe­tenter Sei­te muss mich stolz ma­chen. Mei­ne ers­te Sor­ge muss­te also dar­auf ge­rich­tet sein, die Wie­der­ho­lung sol­cher Er­eig­nis­se un­mög­lich zu ma­chen. Sie be­grei­fen, dass sol­che Wie­der­ho­lun­gen auf die Dau­er doch ein we­nig er­mü­dend wir­ken müss­ten.«

      »Ich be­grei­fe voll­kom­men.«

      »Das ist ge­lun­gen. Ich darf sa­gen, dass die Kon­trol­lein­rich­tun­gen der A.B.B. jetzt ge­ra­de­zu mus­ter­gül­ti­ge und schul­bil­den­de ge­wor­den sind.«

      »Sie sind es und wer­den über­all an­er­kannt und nach­ge­ahmt.«

      »Mei­ne wei­te­re Sor­ge war dann die Nach­for­schung nach dem ver­schwun­de­nen Kas­sier, und was ei­gent­lich noch wich­ti­ger war, nach dem ver­schwun­de­nen Gel­de. Kei­ne leich­te Sa­che. Der Mann war spur­los ver­schwun­den und dann – der Vor­sprung! Alle Be­mü­hung schi­en von Haus aus aus­sichts­los.«

      »Und ha­ben Sie wirk­lich einen Er­folg ge­habt?«

      »Mein Gott, ich bin zu­frie­den. Man konn­te mir auf mei­nen Wunsch eine Fo­to­gra­fie des Ver­schwun­de­nen und meh­re­re Schrift­pro­ben zur Ver­fü­gung stel­len. Das war nicht viel, nicht wahr? Aber was will man ma­chen, wenn man nicht mehr hat?! Dann – Sie dür­fen wich aber nicht aus­la­chen, Herr Ge­ne­ral­di­rek­tor! – wand­te ich mich an eine Aus­kunf­tei um eine In­for­ma­ti­on über den ab­gän­gi­gen Herrn Jo­sef Benk.«

      »Da war al­ler­dings für den vor­lie­gen­den Fall vor­aus­sicht­lich we­nig zu ho­len.«

      »Ich gebe es zu und habe es auch im Voraus ge­wusst, aber ich er­fuhr doch ei­ni­ge Ein­zel­hei­ten, mit de­ren Er­he­bung ich mich sonst selbst hät­te be­schäf­ti­gen und auf­hal­ten müs­sen und die doch not­wen­dig wa­ren zu mei­nen wei­te­ren Er­he­bun­gen. Die Aus­kunft war eine glän­zen­de: Jo­sef Benk Rit­ter von Bren­ne­berg – von sei­nem Adels­ti­tel hat­te er kei­nen Ge­brauch ge­macht und in der Bank hat­te man nichts da­von ge­wusst – ge­we­se­ner Of­fi­zier, höchst eh­ren­haf­ter Cha­rak­ter, un­be­dingt ver­läss­lich –«

      »Da­für hat­te er auch bei uns im­mer ge­gol­ten bis –«

      »Voll­kom­men.«

      »Ich glau­be da ent­schie­den im Rech­te zu sein.