Название | Detektiv Dagobert |
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Автор произведения | Balduin Groller |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783962818814 |
Der Baron richtete sich wieder auf und verließ schweigend das Gemach. Die Gesellschaft bemerkte seine Entfernung kaum, und das Fest nahm seinen weiteren ungestörten Verlauf.
1 chaperonieren: eine junge Dame zu ihrem Schutz begleiten <<<
2 Das unbemerkte Markieren von (zumeist) Spielkarten zu Betrugszwecken. <<<
3 Taschenspieler <<<
4 Jean Eugène Robert-Houdin (1805–1871) war ein französischer Zauberkünstler, Automatenkonstrukteur und Theatergründer. <<<
5 Schemel, Hocker <<<
6 säsieren = ergreifen, in Beschlag nehmen <<<
Der große Unterschleif.
Das schönste Zimmer im Palast der A. B. B. – man sagte immer und überall nur A. B. B., und doch wusste jeder sofort, dass damit die Allgemeine Bauunternehmungs-Bank gemeint sei – war das Büro des Generaldirektors. Dieser, ein verhältnismäßig noch junger Mann von gewinnender Erscheinung, saß vor seinem mächtigen Schreibtisch und ordnete mit seinen wohlgepflegten und ringgeschmückten Händen die vor ihm aufgehäuften Briefe und sonstigen Schriftstücke.
Da öffnete sich, ohne dass vorher angeklopft worden wäre, die nach dem Vorzimmer führende Tür. Er hob den Kopf. Ein hübscher Kopf. Die ob der wohl nicht ungewohnten, in dieser Form aber ungebührlichen Störung erstaunt blickenden Augen waren blau, und selbst durch den augenblicklichen Unmut hindurch, der nun gerade aus ihnen sprach, hätte ein Menschenkenner und Beobachter einen Strahl von Güte und einer gewissen, beinahe künstlerischen Schwärmerei erkennen müssen. Das glänzende braune Haupthaar war gescheitelt, und zu diesem bildete der erheblich lichtere, ja entschieden blonde Vollbart einen ganz bemerkenswerten Kontrast.
Der Kopf, der nun zunächst bei der Tür hereingesteckt wurde, war auch wohl geeignet, Aufmerksamkeit zu erregen. Es war ein Charakterkopf, der so die Mitte hielt zwischen faunischer und biblischer Erscheinung. Das von einem schwarzen Bart umrahmte volle Gesicht sprühte ordentlich von Freude am Lebensgenuss, während das Petrusschöpfchen auf dem gelichteten Scheitel beinahe anlockte, genauer hinzusehen, ob nicht etwa der dazu gehörige Heiligenschein zu entdecken sei.
»Haben Sie ein halbes Stündchen für mich Zeit, Herr Ringhoff?« fragte der Mann mit dem fehlenden Heiligenschein.
»Ah, Herr Dagobert Trostler!« rief der Generaldirektor sich erhebend. Jede Spur des Unmuts war aus seinem offenen Gesicht geschwunden. »Ob ich Zeit habe? Für Sie immer, auch wenn Sie nicht mein gestrenger Verwaltungsrat wären. Welche Freude! Sie waren verreist, Herr Trostler?«
»Jawohl, mehrere Wochen, weit weg – sogar in Amerika!«
»Was Sie nicht sagen! Eine Vergnügungsreise, Herr Trostler?«
»Ja, es war recht vergnüglich, Herr Generaldirektor. Ich habe vieles gesehen.«
»Haben Sie sich auch den Yellowstone-Park angesehen? Der soll ja hochinteressant sein.«
»Natürlich habe ich den auch besucht.«
»Da müssen Sie aber erzählen, Herr Trostler.«
»Dazu bin ich ja zu Ihnen gekommen, Herr Generaldirektor!«
Man richtete sich ein. Dagobert setzte sich an die Seite des Schreibtisches mit dem Rücken zum Fenster. Der Generaldirektor rückte ihm ein Zigarrenkistchen zurecht, aber Dagobert lehnte ab. Er habe als Raucher seine Eigenheiten. Er sei einmal auf eine Sorte eingeschossen und von dieser gehe er nicht ab. Darum rauche er immer nur seine eigenen Zigarren. Tatsächlich habe er auch noch keine bessere Havanna-Marke angetroffen. Der Generaldirektor möge nur versuchen und sich selbst überzeugen. Ringhoff bediente sich und forderte seinen Besuch neuerdings auf, zu erzählen.
»Es ist ein ganzer Roman, den ich Ihnen zu erzählen habe, und ich muss ein bisschen weit ausholen, aber die Geschichte wird Sie interessieren.«
»Mich interessiert alles, was Sie betrifft, Herr Trostler.«
»Danke schön. Sagen Sie ’mal, lieber Generaldirektor, haben Sie sich niemals darüber gewundert, wie ich eigentlich in die A.B.B. hereingekommen bin!«
»Warum soll ich mich nun darüber gewundert haben, Herr Trostler?«
»Aber ich verstehe doch nichts vom Bankwesen, das heißt – ich verstand nichts davon, hatte nicht die blasseste Ahnung. Jetzt natürlich, nach mehr als einem Jahre, habe ich mich ordentlich eingearbeitet.«
»Sie kamen zu uns wie die übrigen Herrn Verwaltungsräte. Sie sind ein sehr vermögender Mann, Herr Trostler, und was das Sachverständnis betrifft, so haben Sie sehr bald alle übrigen Herren überflügelt. Zur Verwunderung lag für mich durchaus kein Anlass vor. Aber Sie wollten ja von Ihrer Amerikareise erzählen –«
»Ich bin dabei, das gehört mit dazu. Sie sollen erst erfahren, wie und warum ich zur A. B. B. kam. Ich war immer der Meinung, dass jeder irgendeinen Sport betreiben solle, und nun gar ein Mensch wie ich, der vollkommen frei und unabhängig ist, und nicht Kind und nicht Kegel hat. Ich habe also gleich zwei große Passionen. Die eine ist die Musik. Ich weiß nicht, ob Sie von meinen Leistungen auf diesem Gebiete schon gehört haben –«
»Gewiss habe ich davon schon gehört«, log der Generaldirektor verbindlich, »und – die andere?«
»Ja die andere – das ist ein ganz absonderlicher Fall. Ich bin Amateurdetektiv. Sie machen große Augen? Ich versichere Sie, – wenn man Passion für die Sache hat und etwas Vokation – es gibt nichts