Название | Die Klinik am See Staffel 1 – Arztroman |
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Автор произведения | Britta Winckler |
Жанр | Языкознание |
Серия | Die Klinik am See Staffel |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740912307 |
»Ich mich auch«, versicherte Astrid. »Jetzt muß ich aber Schluß machen.«
»Moment, Astrid – telegrafiere, wann du in München ankommst, denn ich möchte dich vom Flugplatz abholen…«
»Ja, Paps, ich schicke dir eine Depesche und – danke.«
»Schon gut«, gab Dr. Lindau zurück. »Komm nur schnell nach Hause!« Er wollte noch etwas hinzufügen, aber da kam wieder das Rauschen in der Leitung. Er vernahm noch einmal Astrids Stimme, konnte jedoch durch das plötzlich einsetzende Knistern und Knacken nichts verstehen. »Hallo… hallo… Astrid…«, rief er.
Eine Antwort bekam er nicht mehr. Nur das verstärkte Rauschen in der Leitung war zu hören. Sekunden darauf knackte es einige Male, und dann war Stille. Die Verbindung war unterbrochen.
Geradezu sanft legte Dr. Lindau den Hörer auf die Gabel. In seinen Augen war ein frohes Leuchten, und über seinen Zügen lag ein heller Schein.
»War es Astrid?« In der geöffneten Tür stand Marga Stäuber.
»Ja, Stäuberlein«, erwiderte Dr. Lindau lachend. So nannte er seine Sekretärin manchmal – wenn er besonders guter Stimmung war.
Marga Stäber nahm das ihrem Doktor nicht übel. Im Gegenteil – es freute sie, daß Dr. Lindau sie manchmal so nannte. »Und? Was sagt Astrid?« wurde sie nun neugierig.
Dr. Lindau feixte. »Meine Tochter sagt, daß Sie sich schleunigst erkundigen sollen, was ein Rückflug von Kalkutta nach München kostet, mir das dann sagen sollen und mich gleich morgen früh daran erinnern, daß ich mit meiner Bank rede.«
Marga Stäuber bekam runde Au gen. »Das… das… hat sie… sie gesagt?« fragte sie stotternd.
»Natürlich nicht«, erwiderte Dr. Lindau lächelnd. »Das ist eine Order von mir.«
»Soll das heißen, daß Astrid nach Hause kommt?« fragte die Sekretärin aufgeregt.
»Genau das heißt es«, bestätigte Dr. Lindau.
»Das ist ja herrlich«, entfuhr es Marga Stäuber.
»Das finde ich auch«, meinte Dr. Lindau. »So, und nun…«, wurde er sachlich, »… wieder an die Arbeit. Der Dienst ist noch nicht beendet.«
»Ja, natürlich, sofort, Herr Doktor.« Marga Stäuber lief in ihr Vorzimmer zurück und griff sich das Telefonbuch von München.
*
Obwohl bei seinem Eintreffen in der Klinik am folgenden Tag bereits einige Sprechstundenpatienten im Wartezimmer saßen, ordnete Dr. Lindau zuerst das, was ihm jetzt am meisten am Herzen lag. Von seiner Sekretärin hatte er die gewünschten Informationen über die Kosten eines Fluges von Kalkutta nach München erhalten. Er rechnete noch etwas dazu, rief dann die Bank an und bat um telegrafische Überweisung des Geldes.
»Die Überweisung geht an Frau Astrid Lindau im deutschen Konsulat in Kalkutta.«
»Wir erledigen das noch heute vormittag, Herr Doktor Lindau…«
»Jedenfalls so schnell wie nur möglich«, gab der Leiter der Klinik am See betont zurück. »Ich bedanke mich«, fügte er hinzu und beendete damit das Telefonat. Jetzt konnte er nur noch warten. Astrid hatte versprochen, ihre Ankunft in München zu telegrafieren.
Dr. Lindau rechnete mit Astrids Rückkehr in drei oder vier Tagen. Auf jeden Fall war er wieder beruhigt und freute sich jetzt schon auf das Wiedersehen mit seiner Tochter, die ein Abbild ihrer Mutter war, die so früh diese Welt hatte verlassen müssen.
Nicht nur den Ärzten der Klinik am See und den Krankenschwestern fiel an diesem und auch am folgenden Tag die gute Laune des Chefarztes auf. Auch die verschiedenen Patientinnen bekamen mit, daß Dr. Lindau bei den Visiten in bester Stimmung war. Sehr schnell wurde der Grund dafür auch bekannt. Wahrscheinlich hatte Marga Stäuber, die sich natürlich mit ihrem Doktor freute, dafür gesorgt – bewußt oder unbewußt, das blieb dahingestellt – daß die Rückkehr der Tochter des Chefarztes bekannt wurde.
Dr. Lindau wurde in diesen beiden Tagen auch mehrmals darauf angesprochen. Von Frau Dr. Westphal zum Beispiel.
»Ich war immer der Meinung, daß Ihre Tochter in Heidelberg Medizin studiert«, meinte die Ärztin.
»Das ist richtig, Frau Kollegin.«
»Jetzt aber kommt sie aus Indien zurück, wie ich gehört habe.« Etwas irritiert sah Anja Westphal den Chefarzt an. »Hat der Aufenthalt Ihrer Tochter in Indien etwas mit ihrem Studium zu tun?« wurde sie neugierig.
Dr. Lindau lächelte fein. »Mit ihrem Medizinstudium kaum«, erwiderte er. »Junge Menschen haben eben nun einmal den Wunsch nach Abenteuern«, fügte er ausweichend hinzu. Er sah keinen Anlaß, selbst seiner engsten Mitarbeiterin die Gründe für Astrids Reise nach Indien zu erklären.
»Ihre Tochter ist aber mit dem Studium noch nicht fertigt?« fragte die Ärztin weiter. »Oder irre ich mich da?«
»Sie irren sich nicht, Frau Kollegin«, antwortete Dr. Lindau. »Meine Tochter wird ihr Studium sicher beenden.«
»Für welche Richtung hat sie sich denn entschieden?«
»Sie will Kinderärztin werden, hat sie mir gesagt«, klärte Dr. Lindau die Ärztin auf. »Darüber freue ich mich natürlich.«
»Wird sie dann auch hier in der Klinik arbeiten?« wollte Anja Westphal ihre Wißbegierde befriedigen.
»Das hoffe ich doch sehr«, erwiderte Dr. Lindau. »Ich würde dann auch sofort eine Kinderstation an die Klinik angliedern.«
»Das wäre ja phantastisch«, rief die Ärztin aus. »So eine Station könnten wir hier wirklich brauchen.«
»Warten wir es ab«, meinte Dr. Lindau. »Astrid soll erst einmal ihr Studium beenden. Dann werden wir weitersehen«, beendete er das Gespräch, das von seiten der Ärztin fast wie ein Verhör geführt worden war.
*
Am zweiten Tag nach der Geldüberweisung nach Kalkutta kam endlich das von Dr. Lindau schon sehnlichst erwartete Telegramm, noch während die Hauptvisite im Gange war.
Dr. Lindau befand sich gerade im Krankenzimmer bei Irmgard Ehlers. Dr. Anja Westphal und Assistenzarzt Dr. Bernau begleiteten ihn. Er überflog die Krankentafel der Patientin und reichte sie der Schwester zurück. »Also doch eine Salpingitis«, sagte er zu der Ärztin gewandt.
»Einwandfrei«, bestätigte die. »Glücklicherweise keine Krebserreger im Gebärmutterbereich.«
Dr. Lindau war zufrieden. »Wie fühlen Sie sich, Frau Ehlers?« fragte er die Patientin.
»Danke, gut, Herr Doktor«, kam die Antwort. »Die Schmerzen haben nachgelassen…«
»Ich habe Antibiotika gegeben«, warf die Ärztin dazwischen.
»Sehr gut«, murmelte Dr. Lindau.
»Herr Doktor«, meldete sich die Kunstmalerin wieder, »ich möchte gern nach Hause. Die Frau Doktor habe ich schon gefragt.«
»Und? Was sagt die Frau Doktor?« fragte der Chefarzt lächelnd.
»Sie hat nichts dagegen«, erwiderte Irmgard Ehlers. »Es ist… nämlich… weil…, weil… heute mein… Mann… hm…, mein Freund… wieder von seiner Tour zurückkommt«, setzte sie zögernd hinzu. »Da möchte ich natürlich zu Hause sein.«
»Das verstehe ich«, entgegnete Dr. Lindau. »Na ja, ein Klinikaufenthalt ist bei Ihnen nicht unbedingt erforderlich. Ich habe keine Einwände gegen Ihre Entlassung. Ihre Behandlung kann auch zu Hause durchgeführt werden. Sprechen sie sich also mit Frau Dr. Westphal ab!«
»Danke, Herr Doktor, ich will…« Die Patientin sprach nicht weiter, weil in diesem Augenblick eine Schwester das Zimmer betrat und dem Chefarzt etwas ins Ohr flüsterte.
Dr. Lindau lächelte zufrieden und