Austausch - Programm. Jürgen Ruhr

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Название Austausch - Programm
Автор произведения Jürgen Ruhr
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783750224544



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würde Kyle mit mir zum Mittagessen dorthin gehen. Wir könnten so ein richtiges Männeressen veranstalten.

      „Hier Kyle, ihr Laptop.“ Ich stellte das Gerät auf meinen Schreibtisch. „Das ist zwar nicht der Neueste, doch er soll einwandfrei funktionieren. Und für Recherchen im Internet wird er allemal noch genügen. Sie können sich damit in Christines Büro zurückziehen.“

      Maangj lächelte mich an: „Danke, Jonathan. Ich weiß ihre Freundlichkeit zu schätzen. Sie arbeiten hier in Deutschland sehr gut Hand in Hand.“

      „Ja, so ist das halt“, bemerkte ich, weil mir nichts Besseres einfiel. „Wie sieht es denn mit unserem Freund vom Autohaus aus? Haben sie schon irgendwelche Ergebnisse?“

      Der Schwarze schüttelte den Kopf: „Momentan kann ich nichts Genaues sagen. Aber es scheint so, als würde Herr Wolpensky eng mit dem Besitzer des Schrottplatzes zusammenarbeiten. Doch noch kann ich mir keinen Reim darauf machen.“

      Ich nickte: „Wir werden schon dahinterkommen. Ein Jonathan Lärpers hat bis jetzt jeden Fall aufgeklärt. Und sei er auch noch so kompliziert gewesen. Machen sie weiter so, Kyle!“

      „Ja Chef“, grinste Maangj. „Die Arbeit macht Spaß. Das ist hier so ... ganz anders, als in Kapstadt. Viel mehr Ermittlungs- und Detektivarbeit. Ich fühle mich richtig in die Zeit meines Studiums zurückversetzt.“

      „Das ist ja schön für sie, Kyle“, freute ich mich für ihn, auch wenn mein Gefühl ein wenig anders lag. Aber was nach außen drang, war ja schließlich wichtig. „Christines Büro ist offen, gehen sie einfach hinein.“

      Nachdem Maangj gegangen war, lehnte ich mich in meinem Chefsessel bequem zurück und ließ die letzten Tage noch einmal revuepassieren. Seit dem Meeting am vergangenen Donnerstag war aber auch alles schief gegangen. Es fing schon mit dem dämlichen Obstkorb an, den Bernd uns anstelle der leckeren Brötchen anbot. Dann das versäumte Mittagessen bei Curry-Erwin und lediglich dieses ekelhafte Reisgericht bei Chrissi. Ein Tiefschlag folgte dem nächsten. Und die Krönung war das vergangene Wochenende, das ich mit glitschigen Ravioli und Nudeln in Tomatensoße aus der Dose verbracht hatte. ‚Jonathan‘, sagte ich mir, ‚so kann das nicht weitergehen‘. Heute würde ich zu Curry-Erwin gehen, komme, was da wolle! Ich brauchte endlich einmal wieder etwas Anständiges zwischen die Zähne.

      Ein Räuspern schreckte mich aus den Gedanken und als ich die Augen langsam öffnete, blickte ich in ein grinsendes, schwarzes Gesicht.

      „Jonathan, bist du eingeschlafen?“, fragte Maangj.

      „Nein, ich habe nur nachgedacht.“ Das war ja noch nicht einmal gelogen.

      „Das ist sehr gut, Jonathan“, lobte mich der südafrikanische Polizist. „Ich wollte auch nur noch die Ergebnisse mit ihnen kurz durchgehen, bevor wir Mittagspause machen.“

      Ich warf einen Blick auf die Uhr und erschrak. Wie die Zeit doch verflog, wenn man so seinen Gedanken nachhing. „Darf ich sie zu einem Mönchengladbacher kulinarischen Erlebnis einladen, Kyle?“, fragte ich unvermittelt und war mir sicher, dass er absagen würde. Vielleicht hatte ihn Birgit heute schon eigeladen. Obwohl die Kleine mit den bunten Haaren bisher noch nicht aufgetaucht war. Ich ärgerte mich, vorhin bei Jenny nicht daran gedacht zu haben, denn sie konnte mir bestimmt Auskunft über den Verbleib meiner Kollegin geben.

      „Danke, Jonathan. Das ist sehr nett von ihnen.“

      „Heißt das ‚Ja‘?“

      „Ja.“

      Ich lächelte. Curry-Erwin sollte schon einmal das Frittierfett anheizen, denn dieser Baum von einem Mann würde sich bestimmt beim Essen nicht lumpen lassen. Wir könnten mehrere Gerichte durchprobieren und so eine kleine kulinarische Reise durch Mönchengladbach unternehmen.

      „Können wir dann jetzt noch einmal über den Fall sprechen?“, fragte Maangj und ich nickte großzügig.

      Maangj zog einen Zettel mit handschriftlichen Notizen hervor. Er saß mittlerweile wieder auf dem Besucherstuhl. „Ich habe mir einige Stichpunkte notiert, bin aber zu noch keinem abschließenden Ergebnis gekommen. Doch es gibt einige Tatsachen, die überdacht werden müssen.“

      „Ja“, bestätigte ich. „Dafür bin ich ja hier. Aber fahren sie doch fort, Kyle.“

      „Wie ich vorhin schon erwähnte, unterhält das Autohaus eine ziemlich innige Beziehung zu dem Schrottplatz. Außerdem ist mir aufgefallen, dass regelmäßige Fahrzeuglieferung vom Internationalen Autozentrum Wolpensky nach Polen erfolgen. Und die finden immer einige Tage nach den Bränden der Autos auf dem Hof statt.“

      Ich war erstaunt, wie viele Informationen Maangj im Internet gefunden hatte. „Und das haben sie alles aus dem Internet, Kyle?“

      „Nein, nein“, lachte der schwarze Polizist. „Ich habe ein paar Anrufe getätigt und unter anderem auch mit dem Mann bei der Versicherung gesprochen, der uns beauftragt hat, in dem Fall zu ermitteln. Es gibt da erstaunliche Zusammenhänge, vor allem, wenn man den Gesamtablauf betrachtet.“

      „Sehr gut, Kyle“, lobte ich ihn. Es wurde allerdings Zeit, jetzt zum Schluss zu kommen, denn wir befanden uns kurz vor der Mittagspause. Mein Magen knurrte vernehmlich und vor meinen Augen entstand das Bild von Curry-Erwins Leckereien. Bei ‚Gesamtablauf‘ dachte ich jetzt eher an den Ablauf der Speisenfolge. „Also, was haben sie noch herausgefunden?“

      „Der Gesamtablauf gestaltet sich folgendermaßen: Wolpensky bekommt die Luxusautos geliefert. Die brennen dann eines Nachts ab. Die Versicherung schickte einen Gutachter, der sich die Wracks ansieht. Danach werden die Autos auf dem Schrottplatz nebenan entsorgt und Wolpensky erhält eine Entschädigung.“ Maangj lehnte sich lächelnd zurück.

      Na, da hatte er ja wirklich ganze Arbeit geleistet. Ich unterdrückte mühsam ein Grinsen. Allerdings handelte es sich um den Standardablauf bei solchen Fällen und das alles hätte ich ihm auch erzählen können. „Gute Arbeit, Kyle“, lobte ich trotzdem. Mir war unser weiteres Vorgehen schon klar und da spielten auch solche Erkenntnisse keine Rolle. „Das haben sie wirklich gut gemacht. Wir werden ab heute das Autohaus im Auge behalten und sobald eine Lieferung von Luxuswagen erfolgt, observieren wir nachts den Platz. Es wäre doch gelacht, wenn wir den Feuerteufel nicht schnappen würden!“

      Ein einfacher Fall, den jeder Detektivlehrling lösen konnte.

      „Und jetzt machen wir erst einmal Mittagspause. Sie werden überrascht sein, Kyle, was Mönchengladbach an feinem Essen so zu bieten hat.“

      Ich musste in Rheydt eine Weile nach einem Parkplatz suchen, doch endlich stand der Mercedes sicher auf einem Parkstreifen. Ich erinnerte mich daran, wie ich einmal meinen postgelben Kia Venga stolz vor Curry-Erwins Frittenbude parkte, um ihm den neuen Wagen zu präsentieren. Eine Minute war ich unachtsam gewesen und schon wurde das Fahrzeug abgeschleppt. Mit Bernds Wagen wollte ich so etwas gar nicht erst riskieren.

      Wir wanderten quer durch Rheydt und Maangj besah sich interessiert die vielen leerstehenden Geschäfte. „So schlimm ist es bei uns in Kapstadt noch nicht“, erklärte er und zeigte auf ein heruntergekommenes Gebäude, in dem einst ein Porzellangeschäft gewesen war. „Was ist hier geschehen? Ich sehe nur noch Billigläden und alles scheint mir ziemlich heruntergekommen zu sein.“

      Ich zuckte mit den Schultern. Was ging mich das an, wie es hier in Rheydt aussah? Die einzigen Adressen, die mich interessierten, waren Curry-Erwin und das Chez-Duedo. Und beide Lokalitäten befanden sich schließlich in einem einwandfreien Zustand. Bestens gepflegt. „Keine Ahnung“, erwiderte ich deswegen auch. „Ich nehme an, verfehlte Stadtplanung. Zu viele Billigläden und zu viele Billigkunden.“

      Kurze Zeit später standen wir vor der Eingangstüre zu Curry-Erwins Imbiss. „Tatatata“, machte ich und hob theatralisch beide Arme. „Wir haben unser Ziel erreicht.“

      „Ein Imbiss?“, fragte Maangj entgeistert und machte sich bei mir mit dieser Negativfrage schon wieder ein weniger unbeliebter.

      „Nicht irgendein Imbiss“, erklärte ich. „Das ist der Imbiss in Rheydt schlechthin.