Austausch - Programm. Jürgen Ruhr

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Название Austausch - Programm
Автор произведения Jürgen Ruhr
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783750224544



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      „Nun, es war etwas Besonderes, das ist wahr“, stimmte er mir zu und ich spürte ein warmes Gefühl der Freundschaft in mir. Der Mann war ja doch nicht so übel, wie ich anfänglich gedacht hatte. „Außergewöhnlich. Und sie gehen da wirklich öfter hin, Jonathan?“

      Ich fühlte mich geschmeichelt. Kyle Maangj war ein Mensch, der das gute Essen liebte. Mit ihm und mir fanden sich zwei gleichgesinnte Seelen.

      Ich nickte: „Curry-Erwin bietet ja nicht nur eine ausgezeichnete Küche, sondern auch ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis.“ Ich hatte für beide Essen und die Getränke nicht einmal sechzig Euro bezahlt. Und natürlich für die zwei zusätzlichen Servietten. Als ich über den günstigen Preis bei Erwin nachdachte, fiel mir ein, dass ich vergessen hatte, ihn um eine Quittung zu bitten. Doch jetzt war es leider zu spät, noch einmal umzukehren.

      „Das müssen wir unbedingt einmal wiederholen“, schlug ich Maangj vor, „und dann probieren sie den Lärpers-Spezial Teller.“

      Maangj nickte und ich sah aus den Augenwinkeln, wie er zufrieden und vor Wonne mit den Augen rollte.

      VI.

      Nach dem außergewöhnlich guten Mittagessen beschäftigten wir uns zunächst mit Büroarbeit. Maangj wurde dann allerdings schon bald von Jennifer angerufen und eingeladen, an einem Lehrgang von Dozer teilzunehmen. Wieder einmal blieb die ganze Arbeit an mir hängen, doch das war ich gewohnt. Ich nutzte die Gelegenheit, mich in meinem Sessel zurückzulehnen und über das Problem Autohaus intensiv nachzudenken. Schon nach kurzer Zeit offenbarte sich mir die Lösung.

      Der Hubschrauber nahm Kyle und mich direkt vor der Detektei auf. Die Maschine machte einen Höllenlärm und ich hoffte, dass jetzt hier mitten in der Nacht niemand auf uns aufmerksam würde. Doch wir befanden uns in einem Industriegebiet und hier gab es kaum Menschen, die durch den lauten Motor aus dem Schlaf gerissen werden konnten. Trotzdem stand eine kleine Menschentraube am Straßenrand und jubelte uns zu.

      „Bravo, Detektiv Lärpers“, hörte ich vereinzelte Rufe durch den Lärm. Doch auch eine mahnende Stimme erreichte mich: „Spezialagent Lärpers, wollen sie nicht auf die Presse warten?“

      Ja, eigentlich hätten wir warten sollen, die ganze Aktion würde werbewirksam für die Detektei ablaufen und eine Erwähnung in Funk und Fernsehen, insbesondere mit dem Hervorheben meines Namens, wäre nicht zu verachten. Doch die Zeit drängte. Ich hatte einen anonymen Hinweis bekommen, dass wieder Autos auf dem Hof des KfZ Handels brannten und jetzt zählte jede Minute.

      „Keine Zeit“, schrie ich und hoffte den Lärm zu übertönen. „Schickt uns die Leute vom Fernsehen hinterher! Die Autos brennen schon!“

      Ich sprang auf die Kufen des Hubschraubers und gab dem Piloten das Signal zu starten. Mich an der Seitentür festhaltend, hoben wir ab. Im Innern saß Kyle Maangj und schnallte sich sorgfältig an.

      „Jonathan“, vernahm ich die Stimme des Piloten, die ich wegen des Rotorenlärms kaum verstehen konnte. „Kommen sie auf den Copilotensitz. Ich brauche sie hier vorne!“

      Ich nickte und kletterte in den Helikopter und über die Bänke auf den vorderen Sitz. Maangj schloss die hintere Schiebtür und es wurde sofort leiser im Innern. Der Pilot hielt mir einen Helm mit Sprechfunkverbindung hin.

      „Wir sind gleich da“, hörte ich seine Stimme über Funk, doch der Hinweis war eigentlich unnötig gewesen. Ich sah mit eigenen Augen, was sich da unter uns abspielte. Ein Wagen auf dem Hof des Autohauses brannte lichterloh. Auf dem Weg vor dem Maschendrahtzaun standen vier hellrot lackierte SUV und mehrere Männer kletterten jetzt vom Hof über den Zaun, als die das charakteristische Geräusch der Helikopterrotoren hörten.

      „Sie versuchen zu entkommen“, schrie der Pilot in Panik, doch meine Stimme blieb eiskalt.

      „Bleiben sie ruhig Mann.“ Ich zählte knapp zwanzig Gestalten die an dem Zaun hochkletterten und schon zu den Wagen rannten. „Keine Panik, die kriegen wir.“

      „Sie müssen die Bordkanone bedienen, Agent Lärpers“, schrie der Pilot erneut, doch seine Stimme klang schon etwas ruhiger. Wer sich mit Jonathan Lärpers im Einsatz befand, brauchte nichts zu befürchten.

      „Welcher Schalter?“, fragte ich kurz und er deutete auf einen Steuerknüppel mit rotem Knopf.

      „Damit zielen und feuern sie. Klappen sie ihr Visier am Helm herunter, Agent Lärpers, die Zieleinrichtung befindet sich in der Scheibe. Ich aktiviere jetzt das Waffensystem!“ Der Pilot legte einen Schaler um und in meinem Visier erschien ein Fadenkreuz, das sich mit dem Knüppel bewegen ließ. Das Ganze erinnerte mich an ein Videospiel, doch dies hier war blutiger Ernst.

      Die Personen am Boden flüchteten in ihre Fahrzeuge und ich bewegte das Kreuz auf die Wagen. Dann hielt ich meinen Daumen fest auf den roten Knopf gedrückt. Zu dem Rotorenlärm gesellte sich das charakteristische Tackern der Kanone. Am Boden blitzten Feuerbälle auf und auf dem Hof zerbarsten die Autos, die dort standen. Ich schwenkte vorsichtig den Steuerknüppel herum, doch meine Bewegung fiel ein wenig zu heftig aus und Mauerwerk und Glasscheiben spritzten über den Platz. In der Wand des Autohauses klaffte ein großes Loch und der nächste Schuss ging direkt hindurch und löste in dem Gebäude eine Explosion aus.

      Der Pilot nickte mir zu und machte das ‚Daumen-hoch‘ Zeichen. „Mauser BK-27“, schrie er über den Lärm hinweg, „Kaliber siebenundzwanzig in einer Spezialversion. Bis zu tausendsiebenhundert Schuss pro Minute! Da muss man sich erst mit einschießen ...“

      Ich nickte und folgte den Fahrzeugen mit dem Fadenkreuz. Immer noch hielt ich den Daumen fest auf dem Knopf. Der schmale Weg wurde in Staub und Feuer gehüllt und Sandfontänen spritzen dort auf, wo die Geschosse auf den Boden trafen. Dann zerplatzte der erste Wagen in einem riesigen Feuerball. Wieder hielt der Pilot grinsend den Daumen hoch.

      Und dann war alles ganz schnell vorüber. Die restlichen Wagen explodierten ebenso spektakulär, wie der erste. Trümmer und Flammen übersäten den Boden und schufen ein bizarres Bild der Apokalypse. Der Pilot flog eine Schleife und das Autohaus geriet in unser Blickfeld. Es brannte lichterloh und aus der Ferne näherten sich Fahrzeuge mit blinkenden Blaulichtern. Wir hatten unsere Arbeit getan und noch einmal hielt der Pilot mir seinen erhobenen Daumen entgegen. Ich streckte ihm die flache Hand hin und wir klatschten uns ab.

      Doch plötzlich schrillte der Alarm los und als ich erschreckt zum Piloten aufblickte, verschwamm erst dessen Gesicht, dann der ganze Körper und selbst der Helikopter löste sich auf.

      Müde öffnete ich die Augen und ärgerte mich über das Telefon, das mich mit seinem schrillen Läuten aus dem Schlaf gerissen hatte. Wer um alles in der Welt rief mich um diese Zeit an? Ein Blick auf die Uhr zeigte mir, dass es schon nach Feierabend war.

      „Jonathan Lärpers, Detektei Argus“, meldete ich mich, obwohl ich ja eigentlich nach Dienstschluss nicht mehr ans Telefon gehen wollte.

      „Hallo Jonathan, Kyle hier“, hörte ich den Schwarzen und ich konnte mir vorstellen, wie er jetzt an der Rezeption des Krav Maga Studios stand und Jennifer anlächelte, so dass sie seine weißen Zähne bewundern konnte.

      „Kyle, ja schön. Was gibt es?“

      „Nimmst du mich zum Hotel mit? Ich meine, wenn du Feierabend machst? Kannst du mich dann hier abholen?“

      Ich nickte. „Ja sicher. Ich komme gleich rüber.“ Schnell schaltete ich den Computer aus und verließ die Detektei. Zwei Minuten später stand ich vor der Tür des Krav Maga Studios und drückte auf die Hupe.

      „Soll ich sie erst zum Hotel bringen, oder kommen sie noch mit zum Autohaus?“, fragte ich Maangj, nachdem er auf dem Beifahrersitz Platz genommen hatte. Ich wollte einen Blick von dem schmalen Weg durch den Zaun werfen und sehen, ob schon neue Wagen geliefert wurden. Danach würde sich entscheiden, ob wir die Nacht über das Autohaus observieren mussten.

      „Fahren sie ruhig zum Autohaus, Jonathan“, entgegnete der Schwarze. „Ich habe