Austausch - Programm. Jürgen Ruhr

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Название Austausch - Programm
Автор произведения Jürgen Ruhr
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783750224544



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bitte.“

      Sie ging mit schlurfenden Schritten voraus und wir hatten keine Mühe ihr zu folgen. Die Rauchwolken aus ihrer Zigarette wiesen uns den Weg.

      „Guten Tag“, begrüßte ich den Mann, der hinter einem Schreibtisch saß und seiner Angestellten in Punkto Körpermasse kein Gramm nachstand. Freundlich hielt ich ihm die Hand hin, die er ignorierte. „Mein Name ist Jonathan Lärpers und ich bin von der Detektei Argus. Ihre Versicherung hat uns beauftragt, die Sache mit den brennenden Autos zu klären. Anscheinend hat die Polizei bei ihren Ermittlungen erhebliche Probleme.“

      Der Dicke nickte und zeigte auf Maangj: „Und der da?“

      Bevor ich noch antworten konnte, zauberte Maangj erneut sein Lächeln hervor und meinte: „Ich persönliche Sklave von Massa Lärpers.“

      Jetzt schaute der Dicke schon etwas interessierter. „Gibt es das wieder, Sklaven?“

      Ich nickte mit ernstem Gesicht und fragte mich, wo ich hier hineingeraten war. „Seit einer Woche dürfen sie wieder gehalten werden“, erklärte ich dann. Aus den Augenwinkeln erkannte ich, wie Kyle sich ein Lachen verkniff. Der Knabe gefiel mir, vielleicht würden wir ja doch noch gute Freunde werden. Wenn er jetzt noch mit mir darin übereinstimmte, dass das Essen von Curry-Erwin einmalig war und er die Finger von Jennifer ließ ... Wir mussten unbedingt einmal meinen Freund in seinem Imbiss besuchen. „Momentan sind noch Sonderangebotswochen“, fügte ich hinzu. „Wegen der Wiedereinführung der Sklaverei.“

      „Ob sie mir vielleicht auch so einen besorgen können?“

      Ich schüttelte den Kopf: „Nein, das ist leider verboten. Da müssen sie sich schon selber bemühen. Es wäre mir aber ganz lieb, wenn wir jetzt ein paar Fragen an sie stellen könnten.“ Es wurde allmählich Zeit, zum Thema zu kommen.

      „Ja fragen sie ruhig. Worum geht es denn?“

      Ich stöhnte leise und sah, wie Maangj die Augen verdrehte. „Nachts soll es schon öfter zu Bränden von Autos auf ihrem Hof kommen. Können sie uns dazu etwas sagen?“

      Der dicke Autohausbesitzer nickte: „Die Autos brennen immer nachts. Ich muss das dann der Versicherung melden, damit die den Schaden bezahlen. Und die Autos entsorgen. Zum Glück haben wir gleich nebenan einen Schrottplatz.“

      „Aha“, gab ich verstehend von mir. Was Wolpensky da erzählte, waren allerdings keine Neuigkeiten. „Haben sie denn jemanden in Verdacht? Sind das bestimmte Fahrzeuge, die da brennen?“

      „Nein. Ja.“ Wolpensky sah Maangj lauernd an. „Würden sie mir ihren Neger verkaufen?“

      Wieder schüttelte ich den Kopf: „Unverkäuflich. Und was heißt ‚Nein‘ und ‚Ja‘?“

      „Schade. Ich würde ihnen auch einen guten Preis machen.“

      „Nein, ich sagte doch: unverkäuflich. Also, was meinten sie mit ‚Nein‘ und ‚Ja‘?“

      Der Dicke überlegte einen Augenblick. „Ich glaube mit ‚Nein‘ meinte ich, dass ich niemanden in Verdacht habe und mit ‚Ja‘, dass es immer neue und hochwertige Wagen sind, die brennen.“

      Ich dachte an den Verkaufsraum zurück und die drei veralteten Autos, die dort vergeblich auf Käufer warteten. „Sie haben auch hochwertige Fahrzeuge?“

      Wolpensky nickte: „Mehrere Male im Monat bekomme ich eine Lieferung von zwei, drei Wagen. Porsche, Mercedes und sogar einmal einen Ferrari. Was sich halt so ergibt. Aber, kaum dass die Wagen auf dem Hof stehen“, er schnippte mit den dicken Wurstfingern, „schwupp brennen sie auch schon.“

      „Haben sie eine Videoüberwachung? Können wir uns die Aufnahmen ansehen?“ Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Wolpensky keine Maßnahmen ergriffen hatte, um dem Täter oder den Tätern auf die Spur zu kommen.

      „Nein, leider nicht. Es gibt keine Überwachung. Das hat mich die Polizei doch alles auch schon gefragt.“ Er seufzte vernehmlich und stöhnte dann: „Ach, es ist doch immer das Gleiche. Die schönen Autos. Und dann sind sie verbrannt und der Lack ist hin. Da zerreißt es einem doch die Seele oder etwa nicht?“

      „Und warum haben sie noch keine Videoüberwachung installiert?“ War es nicht selbstverständlich, dass er den Hof überwachte, insbesondere, wenn so hochwertige Autos dort standen?

      Wolpensky nickte: „Das ist eine gute Frage. Ich denke aber, das ist nicht alles so einfach ...“

      Ich glaubte dem Mann kein Wort. Irgendwie beschlich mich das Gefühl, dass etwas faul an der Sache war. Ich beschloss mit Informationen, was unser weiteres Vorgehen betraf, ihm gegenüber sehr vorsichtig umzugehen. „Die Wagen, die sie sonst so verkaufen“, bohrte ich weiter, „was sind das denn für welche?“

      „Keine“, antwortete der Dicke und blickte mich treuherzig an. „Der Verkauf geht sehr schleppend und ich habe schon seit einiger Zeit keinen Wagen mehr verkauft.“

      Ich schüttelte den Kopf: „Was ich sagen wollte, ist: Was für Fahrzeuge bieten sie denn sonst so an? Sind davon auch schon einmal welche in Mitleidenschaft gezogen worden?“

      Wolpensky überlegte eine Weile, dann nickte er: „Schauen sie sich die Autos doch selbst an. Ich führe sie gerne herum.“

      Er erhob sich mühsam, doch ich winkte ab. Zunächst gab es noch mehr Fragen zu klären. „Gleich, Herr Wolpensky. Das ist sehr nett von ihnen, doch zunächst habe ich noch weitere Fragen.“

      Der Dicke stöhnte auf: „Na, wenn es sein muss. Sie sind ja schlimmer als diese Frau von der Polizei. Kriminalhauptkommissarin Ur... Kommissarin Unr...“ Er suchte nach dem Namen, gab es aber schließlich auf. „Naja, die Frau eben.“

      Ich winkte ab: „Das ist jetzt nicht wichtig. Wovon leben sie eigentlich, wenn sie schon lange keine Wagen mehr verkauft haben?“

      Wolpensky sah mich lauernd an: „Wozu wollen sie das wissen? Sie arbeiten doch nicht auch noch für das Finanzamt? Ich habe gewisse Rücklagen ... Ja genau, Rücklagen ...“

      „Schon gut, schon gut“, beruhigte ich ihn. „Das sind alles Routinefragen, die ich stellen muss. Erwarten sie eigentlich in nächster Zeit wieder eine Lieferung Fahrzeuge?“

      Der Mann nickte und die Erleichterung, dass ich mich nicht weiter nach seinen Einkünften erkundigte, war ihm anzusehen. „Irgendwann nächste Woche. Bei den teuren Wagen arbeite ich auf Vorbestellung und ich habe drei Interessenten. Ein Porsche und zwei Mercedes SUV. Wenn nicht immer alle Wagen abbrennen würden, könnte mein Geschäft richtig gut gehen.“

      Ich stellte ihm noch die eine oder andere Frage, doch das war alles eher belanglos. Schließlich führte Wolpensky uns auf den Hof seines Autohauses. Auch hier gammelten drei Wagen älteren Baujahrs vor sich hin, so dass momentan insgesamt wohl nur sechs Fahrzeuge von ihm angeboten wurden. „Das ist alles?“, fragte ich erstaunt. „Diese drei Wagen hier und die drei im Verkaufsraum? Sind das denn Neuwagen?“

      Wolpensky strich über den Lack eines der Fahrzeuge und betrachtete anschließend seine dreckige Hand. „Im Moment ja. Alles hervorragende Gebrauchtfahrzeuge in bestem Zustand.“

      Ich betrachtete den Hof. Das Gelände war von einem Maschendrahtzaun umgeben, der sich problemlos überklettern ließ. Ein schmaler Weg führte hinter dem Grundstück vorbei und auf der anderen Seite des Weges befand sich eine durchgehende Steinmauer, von bestimmt zweieinhalb Metern Höhe. „Was ist dort?“, wollte ich wissen und zeigte auf die Mauer.

      Wolpensky blickte angestrengt in die Richtung und meinte dann: „Der Schrottplatz.“

      In einer Ecke des Hofes entdeckte ich eine Stellfläche, an der der Boden schwarz verrußt war. Wolpensky bemerkte meinen Blick und erklärte: „Der Stellplatz für die Sportwagen. Wir bringen sie durch das Tor da hinten herein und parken sie hier, bis die Käufer sie abholen.“ Er druckste ein wenig herum und ergänzte dann: „Also im Moment, bis der Abschleppwagen vom Schrottplatz drüben sie abholt ...“

      Ich betrachtete den verkohlten Boden genauer, doch mehr