Austausch - Programm. Jürgen Ruhr

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Название Austausch - Programm
Автор произведения Jürgen Ruhr
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783750224544



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er nicht. Als wir langsam den Weg zwischen dem Autohaus und dem Schrottplatz entlangrollten, genügte mir ein kurzer Blick durch den Maschendrahtzaun. Die verbrannte Stelle auf dem Hof lag leer und verlassen da. „Gut“, konstatierte ich, „dann wird es eine ruhige Nacht. Ich bringe sie jetzt zum Hotel, Kyle und hole sie morgen Früh dann wieder ab.“

      Am Dienstag erfolgte wieder keine Lieferung von Fahrzeugen und ich fragte mich, ob uns Wolpensky überhaupt korrekt informiert hatte. Doch die Woche begann ja gerade erst und wer konnte schon wissen, wann die Luxusautos geliefert wurden.

      Das war dann endlich am Mittwoch der Fall. Wieder ließ ich den Mercedes langsam den Weg entlangrollen, als mir diesmal die drei hochwertigen Wagen sofort ins Auge fielen. Ein dunkelroter Porsche stand neben zwei schwarzen Mercedes SUV.

      Maangj grinste mich an und deutete auf die Wagen.

      „Ja, die habe ich gesehen“, kommentierte ich seinen Hinweis. „Dann bereiten wir uns mal auf eine lange Nacht vor. Sobald es einigermaßen dunkel wird, werden wir die Sache hier beobachten.“ Ich hoffte den Täter heute zu schnappen, damit wir uns nicht allzu viele Nächte um die Ohren schlagen mussten. „Halb elf Uhr hole ich sie wieder ab, Kyle“, informierte ich den Neger, als er vor dem Hotel aus dem Wagen stieg. Bis dahin würde ich mich noch ein wenig aufs Ohr legen.

      Kyle Maangj wartete schon an der Straße auf mich. Diesmal trug er keinen seiner kostbaren Anzüge, sondern eine schwarze Trainingshose und ein schwarzes, langärmeliges T-Shirt. Außerdem hielt er in der Hand eine Sturmhaube. Ich musste schmunzeln, denn ebenso wie er, war auch ich ganz in schwarz gekleidet. Nur dass ich einen unserer Overalls trug, die wir bei Kampfeinsätzen immer benutzten. Und auch ich führte eine Sturmhaube mit, sowie meine Beretta 92 FS, die ich vergangenes Jahr gegen meinen Revolver getauscht hatte.

      Den Wagen parkte ich diesmal zwei Straßen weiter und im Schutz der aufkommenden Dunkelheit schlichen Maangj und ich auf dem schmalen Weg zum Hof des Autohauses. Alles schien ruhig und verlassen. In dem Gebäude brannte kein Licht, offensichtlich befand sich dort niemand mehr.

      Wir erreichten ungesehen den Zaun, zogen die Sturmhauben über den Kopf und überkletterten wortlos den Drahtzaun. Dann suchten wir uns ein Versteck, in dem sich bequem die Nacht verbringen ließ. Ich zeigte auf eine Stelle hinter den Gebrauchtwagen, doch Maangj schüttelte den Kopf. Er ging gebückt zu dem Wagen, der den Luxusautos am nächsten stand und fingerte am Türschloss herum. Dann öffnete er leise die Tür und stieg auf den Fahrersitz. Zwei Minuten später ließ ich mich neben ihn auf den Beifahrersitz fallen.

      „Sehr gut, Kyle“, lobte ich ihn und ärgerte mich ein wenig, denn auf die Idee hätte ich auch selber kommen können. Hier im Wagen ließ es sich sehr gut auch längere Zeit warten. Ich probierte den Hebel an der Sitzseite und fuhr die Lehne langsam in Liegeposition. Dann grinste ich Maangj an, erinnerte mich aber daran, dass er das nicht sehen konnte, da wir ja Sturmhauben trugen.

      „Teilen wir uns die Wache. Ab Mitternacht übernehme ich. Wecken sie mich, Kyle, wenn sich etwas ergeben sollte.“ Ich wartete seine Antwort nicht mehr ab, sondern drehte mich leicht zur Seite in eine bequeme Lage.

      Der Afrikaner rüttelte leicht an meiner Schulter, als ich gerade mit der Blonden in mein Schlafzimmer gehen wollte. Ein wenig unwirsch, aus meinem Traum gerissen worden zu sein, knurrte ich: „Was gibt’s denn?“

      „Es tut sich etwas“, gab Maangj zurück. „Schauen sie selbst, Jonathan.“ Er war schon fleißig dabei, mit seinem Handy zu filmen und Fotos zu machen. Ich konnte zunächst mit der Szene, die sich auf dem Autohof abspielte, nicht viel anfangen. Dies war nicht der Täter, der die Wagen anzündete. Vielmehr fuhr jetzt Wolpensky mit zwei anderen Männern zusammen die Luxuswagen vom Hof.

      „Waren das die Käufer?“, meinte ich enttäuscht. Kein Wagen war angezündet worden und alles sah eher danach aus, als hätte der Autohändler seine Ware korrekt ausgeliefert.

      „Nein“, antwortete Maangj und hielt das Handy in Position, um erneut zu filmen oder zu fotografieren. „Schauen sie, was jetzt geschieht, Jonathan.“

      Ein Gabelstapler fuhr langsam auf den Hof. Vorne befand sich das verbrannte Wrack eines Porsches auf der Gabel. „Was soll denn das jetzt?“, fragte ich leise, doch so langsam glomm in mir eine Ahnung auf. Nach und nach folgten noch die Wracks zweier SUV, dann verschwand der Gabelstapler wieder und mit ihm die zwei Männer. Wolpensky blieb allein zurück. Eine Weile stand er ruhig da und besah sich alles, dann betrat er durch die Seitentür sein Autohaus. Wenige Minuten später kam er mit zwei Metallkanistern auf den Hof zurück.

      „Der zündet seine Wagen selber an“, gab ich entgeistert von mir. Doch so etwas in der Art war mir ja schon zuvor in den Kopf gekommen. Zwischen Wissen und Glauben klaffte allerdings ein himmelweiter Unterschied. Maangj filmte weiter, während ich jetzt leise aus dem Wagen glitt. Eine Wolke von Benzingeruch wehte mir entgegen und ich bemerkte, wie Wolpensky die schon verbrannten Wracks mit Benzin überschüttete. Er benutzte dazu nur einen der Kanister, den anderen stellte er hinter einem SUV ab.

      Dann zündete Wolpensky das Benzin an.

      Jetzt war es an mir, ebenfalls ein paar Fotos zu machen. Rasch kramte ich mein Handy hervor, aktivierte die Fotofunktion und nahm den Autohändler ins Visier. Dann drückte ich auf dem Display den symbolischen Auslöser. Ein greller Blitz erhellte plötzlich die Szene. Wolpensky blickte auf und sah mir direkt ins Gesicht. Ich machte noch ein Bild von seinem erschreckten Gesichtsausdruck, dann sprintete er zur Tür des Autohauses, die kurz darauf mit einem lauten Krachen zuschlug. Mein nächstes Bild galt den brennenden Wagen, dann folgte ich dem Mann zu der Tür. Doch die war fest verschlossen und ließ sich nicht öffnen, so sehr ich auch daran rüttelte.

      In der Ferne hörte ich schon die Feuerwehrsirenen, als Maangj mir zurief: „Die Benzinkanister, Jonathan. Wenn sie zu heiß werden, explodieren sie!“ Er sprintete schon zu einem der Kanister, nahm den Griff in die Hand und zog sie dann mit einem Schmerzensschrei zurück.

      Ich blickte mich um und entdeckte in dem flackernden Schein des Feuers einige achtlos hingeworfene Putzlappen. Rasch bewaffnete ich mich mit zweien davon und lief auf Maangj zu. „Hier“, rief ich und warf ihm einen Lappen hin, den er geschickt auffing. Die Hitze des Feuers war jetzt so groß, dass ich mich dem Kanister kaum nähern konnte, doch endlich schaffte ich es, den Putzlappen um den Griff zu wickeln und den Behälter aus der Gefahrenzone zu ziehen. „Da rüber“, rief ich Maangj zu, der jetzt ebenfalls einen Kanister in der Hand hielt. Wir würden sie in sicherer Entfernung zum Feuer an die Hauswand stellen.

      Doch dazu kamen wir nicht mehr. Vier Polizisten mit vorgehaltener Waffe standen uns plötzlich gegenüber. Aus der geöffneten Tür zum Autohaus eilten jetzt mehrere Feuerwehrmänner mit einem Löschschlauch auf die brennenden Fahrzeuge zu.

      „Die Kanister abstellen und die Hände hinter den Kopf“, befahl einer der Polizisten und schlenkerte mit seiner Waffe gefährlich herum. Ich hoffte nur, dass die gesichert war.

      Fast synchron stellten Maangj und ich die Kanister auf den Boden und hoben die Hände hinter den Kopf. „Das ist nicht so, wie es aussieht“, versuchte ich zu erklären, doch der Polizist herrschte mich nur an: „Ruhe. Und keine Bewegung!“

      Er nickte einem Kollegen zu, der sich hinter uns stellte und die Hauben vom Kopf zog. Bei dem Afrikaner bekam er wegen dessen Größe einige Schwierigkeiten. Schließlich durchsuchte er uns und förderte grinsend meine Pistole zum Vorschein. „Eine Pistole, Chef“, meinte er dann und hielt die Waffe hoch.

      „Das sehe ich. Bringen sie sie zu mir.“

      „Ich kann alles erklären. Ich bin Jona...“

      „Ruhe, verdammt. Lange genug haben wir auf diesen Moment gewartet.“ Der Polizist besah sich die Waffe, die ihm der Kollege hinhielt. „Dafür wandert ihr Brüder eine lange, lange Zeit hinter Gitter. Einbruch, unerlaubter Waffenbesitz und das Anzünden von fremdem Eigentum. Ihr werdet eine ganze Weile aus dem Verkehr gezogen ...“

      „Ich habe einen Waffenschein“, beeilte ich mich trotz des Sprechverbotes zu sagen. „Bei meinen Papieren.“ Doch der Polizist hörte mir schon nicht mehr zu,