Mirabella und die Götterdämmerung. Isabelle Pard

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Название Mirabella und die Götterdämmerung
Автор произведения Isabelle Pard
Жанр Языкознание
Серия Mirabella-Reihe
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783754185971



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errötete, Dvalin hatte recht, damals waren es sicher Sklaven gewesen. Erschrocken sah sie das Amulett an. „Ich werde das klären“, sagte sie schnell. „Aber ich möchte auf gar keinen Fall weiterhin Sklaverei heutzutage unterstützen.“

      Der Zwerg nickte seufzend. „Meine Tochter Dvala hat dieselbe Einstellung wie du, ihr würdet euch prächtig verstehen.“

      Erfreut lächelte das Mädchen und sah plötzlich zu Ragnar. Dieser zog die Augenbrauen nach oben, er ahnte, welche Idee seine Schwester hatte, zuckte dann jedoch mit den Schultern. Er schien keine akuten Vorbehalte zu haben und wusste wohl mittlerweile, dass er sie sowieso nicht von ihren Ideen abbringen konnte.

      „Wir haben einen Stammtisch, wo sich regelmäßig die Halbgötter und junge Götter treffen und sich austauschen. Asen, Wanen, Olympier. Die Kelten wollen wir nun auch einladen. Warum nicht auch die Alben? Es wäre doch gut, wenn wir einander näher kennenlernen würden, oder?“ Sie sah nun auch zu Baldur, der amüsiert nickte. „Wir treffen uns in Stonehenge jeden zweiten Samstagabend im Monat.“

      „Ich werde es ihr ausrichten.“ Ein Lächeln huschte über Dvalins Zwergengesicht. Er stand noch immer vor Mirabella mit dem Ring in der Hand, den er jetzt mit seiner Nase eingehend untersuchte, er schnupperte wie ein Hund daran.

      „Das Gold kommt aus der Mine Bringderman, die schon lange Jahrhunderte geschlossen ist, damals arbeiteten die Lichtalben noch nicht für uns. Zu der Zeit wurden sie noch sofort hingerichtet.“ Der Zwergenkönig sah mit Genugtuung Mirabellas erschrockenes Gesicht. „Das Gold ist also mit freiem Zwergenschweiß gewonnen worden.“

      Sie lächelte leicht gezwungen und wollte nun wirklich guten Willen zeigen. Sie streckte dem Zwerg ihre Hand entgegen und er streifte ihr den Ring über den Finger. Seine klobigen Finger bewegten sich langsam um den Ring, er murmelte für sie Unverständliches, sie spürte eine leichte Hitze am Finger, der Smaragd leuchtete kurz auf, dann war der Spuk vorbei.

      „Danke, wie aktiviere ich ihn?“, fragte sie noch leicht überwältigt.

      „Er wird deinen Wunsch spüren, wenn du an ihn denkst. Hebe dir den Wunsch gut auf, verschwende ihn nicht.“

      Sie nickte und bedankte sich erneut, dann traten sie den Rückzug an, nachdem sich Dvalin versichert hatte, dass Ragnar einen Ring von Laurin in Aussicht gestellt bekommen hatte.

      Aufgeregt betrachtete sie den Ring, als sich die Tür zum Audienzsaal hinter ihnen schloss. Hatte sie nun den Schlüssel für ihr Problem? Was genau sollte sie sich wünschen?

      „Wow“, platzte es aus Ragnar raus. „den hast du ganz schön um deinen kleinen widerspenstigen Finger gewickelt.“

      „Mirabella hat viel natürlichen Charme, es ist nicht einfach, ihr zu widerstehen“, erklärte Baldur ruhig.

      Sie sah erstaunt zum schönen Gott und grinste dann schelmisch. „Das ist gut zu wissen, Onkel Baldur!“

      Er lachte. „Ach, ich fühle mich plötzlich so alt!“

      „Das bist du auch“, entgegnete Ragnar bestimmt. „Mit meiner Schwester wird nicht geflirtet!“

      „Keine Angst, Kinder“, entgegnete Baldur amüsiert, „meine Gefühle sind rein onkelhaft.“ Dann sah er ernst zu seiner Nichte. „Du weißt schon, dass du nun mit Dvalin verlobt bist?“

      „Was?“, schrie sie panisch auf. Selbst Ragnar sah Baldur entsetzt an. Für wenige Sekunden, die ihr wie Stunden vorkamen, behielt Baldur seine ernste Miene, dann lächelte er spitzbübisch. „Früher war dies in der Tat so, aber schon lange gilt diese Tradition nicht mehr. Der Ring verpflichtet dich zu nichts, Mirabella.“

      Ihr fiel ein Stein vom Herzen und sie atmete erleichtert aus. „Wirklich? Verpflichten Geschenke nicht immer zu etwas?“, fragte sie dann plötzlich. „Was erwartet er von mir?“

      „Dankbarkeit. Es war eine gute Idee, seine Tochter einzuladen. Die Zwerge sind seit Jahrtausenden unsere Wegbegleiter, die Hüter unserer Schätze, aber der Kontakt ist rein geschäftlich.“

      „Kannst du Lynt auch einladen?“, fragte sie dann.

      Baldur nickte. „Sicher, aber beeinflusse sie bitte nicht zu sehr mit deinen revolutionären Ideen!“

      „Das ist, glaube ich, gar nicht nötig.“

      Er sah sie fragend an, aber diese schüttelte nur den Kopf.

      Bevor ihr Onkel etwas sagen konnte, erschien der Dienerzwerg von Vindalf, auch die Ratte war wieder zugegen. Nach einem kurzen Fußmarsch durch holzgetäfelte Gänge erschien vor ihnen eine weitere massive Metalltür, die sich wie von Zauberhand öffnete. Der Thronsaal schien leer, auf dem Thron lag eine filigran gearbeitete Goldkrone, die über und über mit Diamanten besetzt war, der Thron selbst war relativ schlicht gehalten. Die Besucher sahen sich suchend um und waren überrascht, dass die kleine Ratte nun an ihnen vorbeihuschte und auf den Thronsessel sprang. Dort verwandelte sie sich in einen Zwerg mittleren Alters mit blonden Haaren und einem langen blonden Bart. Vergnügt zwinkernd setzte er sich seine Krone auf. „Seid gegrüßt, nicht mehr so Fremde!“

      Mirabella sah leicht entsetzt zu Ragnar und überlegte, was die Ratte alles mitangehört hatte.

      Baldur schmunzelte versonnen. „Hätte ich mir denken können, Vindalf! Ihr liebt die Verwandlung. Erstaunlich, dass ich Euch nicht bemerkt habe.“

      „Ihr Götter seid nicht allwissend, nicht einmal Odin erkennt mich, wenn ich es nicht möchte.“

      „Interessant“, kommentierte Baldur nur trocken.

      „Da die hübsche junge Dame uns so sehr hässlich findet, werde ich nun eine andere Gestalt wählen.“

      Vor ihnen saß plötzlich eine niedliche weiße Ziege, die sie erwartungsvoll anmeckerte. Bei Tieren waren die Ohrnymphen, Ohralben und, wie auch immer sie hießen, relativ nutzlos, doch verstanden sowohl die Thorzwillinge als auch Baldur die Tiersprache.

      Mirabella errötete nach der Anschuldigung Vindalfs stark und meckerte eine Entschuldigung, die ihr nicht leichtfiel „Es tut mir leid, ich habe mich nur über Laurins Verhalten geärgert, ich finde euch keineswegs hässlich, es war gemein, dies zu sagen.“

      Die Ziege neigte gnädig ihr Haupt. „Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Dennoch gebe ich dir recht, dass die Natur uns bezüglich der Ästhetik ein wenig vernachlässigt hat und dich überaus wohlwollend bedacht hat. Aber das Leben ist ungerecht, nicht wahr?“

      Sie wusste nicht, was sie darauf antworten sollte und nickte nur.

      „Wieso nennst du eine Tochter Jupiters deine Schwester, Ragnar?“, fragte Vindalf plötzlich Ragnar und Mirabella kam sich vor wie in einem Verhör.

      „Meine Schwester?“, fragte der Jugendliche gespielt erstaunt.

      „Ich hörte dies dich sagen“, antwortete Vindalf genießerisch. Ihm schien die Situation großen Spaß zu machen.

      „Kann sein“, entgegnete Ragnar nun ruhig, während Mirabella innerlich bebte, „wir haben uns scherzhaft zu Bruder und Schwester erklärt, weil wir dieselbe scheußliche Haarfarbe haben und so für einander empfinden.“

      „Scheußliche Haarfarbe? Aber sie ist doch herrlich!“, protestierte Vindalf.

      „Geschmackssache“, antwortete Ragnar standhaft. Nun nickte Mirabella zustimmend. „Ich bin es leid, ‚Streichholz‘ und ‚Hexe‘ genannt zu werden…“

      Der Zwergenkönig verwandelte sich zurück in seine normale Schwarzalbengestalt und fixierte nun Baldur. „Interessant. Diese Verbrüderung. Wird Odin mit Jupiter auch Blutsbrüderschaft trinken?“

      „Ich klinge ungern pessimistisch, aber eher wird hier lichter Tag, als dass ich mir diesen Pakt vorstellen könnte.“

      Vindalf nickte. „Was soll dann dieser Schmusekurs der Jugendlichen?“

      „Es besteht ein Unterschied zwischen einer Blutsbrüderschaft und Krieg, den wir doch alle vermeiden