Mirabella und die Götterdämmerung. Isabelle Pard

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Название Mirabella und die Götterdämmerung
Автор произведения Isabelle Pard
Жанр Языкознание
Серия Mirabella-Reihe
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783754185971



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schüttelte den Kopf. „Sie ist zu… launisch, zu hitzig.“

      „Hm, ist wirklich schwierig. Es fällt mir keine Göttin ein, die so perfekt ist wie du. Außer vielleicht Vesta.“

      Baldur lächelte amüsiert. „Hast du vergessen, dass sie sich nicht binden will.“

      Mirabella beobachtete gebannt seine Miene. „Du magst sie aber, oder?“

      Der schöne Gott sah fast ertappt auf. „Wer mag sie nicht? Sie ist klug, gütig und empathisch.“

      „Schön ist sie auch, auf eine dezente Weise“, ergänzte Ragnar, der schmunzelnd Mirabellas und Baldurs Konversation verfolgte.

      „Die Gestalt, die sie gewählt hat, ist ansprechend, ja“, gab Baldur zu, „aber das Äußerliche ist bei uns Energiewesen wirklich nicht so wichtig, da austauschbar und frei wählbar.“

      „Es entspricht aber auch etwas eurem Charakter, oder nicht?“, hakte Mirabella nach.

      „Die Hauptgestalt, die wir gewählt haben, wahrscheinlich schon“, gab er zu.

      „Baldur und Vesta, ihr wärt ein tolles Paar!“, beschloss das Mädchen bestimmt.

      „In welcher Welt lebst du, Mirabella?“, fragte der Gott plötzlich ernst und leicht kopfschüttelnd.

      „Ich hoffe, bald in einer, in der sich alle miteinander vertragen!“

      Baldurs Augenbrauen stiegen nach oben. „Eine ohne Loki, Odin, Mars und Jupiter?“

      „Jupiter ist nicht wie die anderen“, verteidigte sie automatisch ihren Wunschvater, „die anderen drei können gerne zur Hölle gehen!“

      Mit einer schnellen Handbewegung erschuf der Gott des Lichts eine Blase. „Den Gefallen werden sie dir nicht tun…Runa…“

      Mirabella fuhr herum und blickte Baldur erschrocken an. Auch Ragnar war in der Bewegung erstarrt und schaute ungläubig zu ihm.

      „Du weißt auch Bescheid?“, fragte sie entsetzt. „Ich dachte, du als einziger würdest nicht mit denen unter einer Decke stecken!“ Sie klang ehrlich enttäuscht und sah Baldur so verzweifelt an, dass er mit beiden Händen nach den ihren griff. „Ich stecke nicht mit ihnen unter einer Decke, Mirabella. Das musst du mir glauben. Es ehrt mich, wie hoch du mich schätzt, du scheinst jedoch meinen Verstand ein wenig zu unterschätzen…“

      Er lächelte sie aufmunternd an. „Ich mag manchmal etwas naiv sein, aber ich bin nicht dumm. Nach Lokis Ausbruch habe ich mit deinem Vater, mit Thor, gesprochen. Er hat meinen Verdacht bestätigt und mir alles gesagt. Euer“, er sah nun auch zu Ragnar, „Geheimnis ist bei mir sicher. Ich möchte euch helfen, so gut ich kann. Als ich die Wahrheit erfuhr, war ich entsetzt, was sie dir zumuten, mein Kind.“

      Erleichtert lächelte die Halbgöttin. Sie hätte den Glauben an das Gute verloren, wenn Baldur mit Loki und Odin gemeinsame Sache machen würde.

      „Ich bin tatsächlich froh, dass du es weißt, ich hätte dich nicht gerne angelogen.“

      Ragnar räusperte sich. „Ich will ja nicht stören, aber da draußen warten ein paar Zwerge schon eine Weile...“

      Baldur sah sich um. „Wir dürfen sie nicht warten lassen.“ Mit diesen Worten verließ er die Blase und die Jugendlichen folgten ihm.

      Die Zwergengesandtschaft bestand aus drei langbärtigen kostbar gekleideten Zwergen. Sie verkündeten den genauen Besuchsplan, der sich komplizierter als eine Audienz beim Papst anhörte. Mirabella blickte zu Ragnar, dessen Mundwinkel auch verdächtigt zuckten. Sie musste sich sehr bemühen, den notwendigen Ernst aufzubringen. Zuerst wurde König Laurin besucht und der Tross setzte sich in Bewegung. Sie gingen durch einen anderen Gang erneut in das Höhlensystem hinein.

      „War Laurin nicht der Zwergenkönig aus Südtirol, mit dem Rosengarten?“, fragte Mirabella verwundert.

      Baldur nickte. „Ja, das war in der Tat ein Zwerg aus dem Süden, Dietrich von Bern hat ihn besiegt, nachdem Laurin eine Königstochter entführte. Laurin versteckte sich mit seiner Tarnkappe im Rosengarten, der ihn jedoch durch seine Bewegungen verriet. Aus Ärger verzauberte er ihn nach seiner Gefangennahme. So die Geschichte. Unser Laurin trägt nur seinen Namen.“

      „Haben alle Zwerge eine Tarnkappe?“, fragte sie neugierig.

      „Die Könige immer, auch manche mächtigen Zwerge“, gab Baldur zu. Sie nickte bedächtig, es konnten also noch weit mehr Tarnkappen in Umlauf sein, als die zwei, von denen sie wusste.

      „Dietrich von Bern, der aus der Nibelungensage?“, fragte Ragnar nach einem Moment des Schweigens plötzlich.

      Der Gott des Lichts lächelte wohlwollend. „Ja, er hat viele Heldentaten vollbracht.“

      „Ein Halbgott?“

      Baldur nickte.

      „Ein Ase aus der Schweiz?“ Mirabella guckte ungläubig.

      „Dieses Bern war eigentlich Verona und er hieß Theoderich, genannt der Große. Er wuchs in Konstantinopel auf, war ein König der Ostgoten und eroberte im Verlauf das Reich des Odoakers, Italien. Die Legenden passen nicht alle zusammen, aber er vollbrachte in der Tat vieles. Er war ein Sohn der Kelten.“

      „Apropos Kelten, wir würden gerne die Kelten zu unserer Feier und unseren Treffen einladen. Kyell meinte, die Tochter von Fand wäre in unserem Alter.“

      Baldur musterte sie kurz. „Eine gute Idee, ich werde mich darum kümmern.“

      „Danke. Müssen wir irgendwas zu diesem Laurin wissen?“

      „Er ist der mächtigste der drei momentan. Offiziell teilen sie sich zu dritt das Reich, aber Laurin dominiert die Troika.“

      „Wie heißen die anderen zwei?“

      „Dvalin und Vindalf.“

      „Gibt es auch Frauen oder ist das hier wie bei den Schlümpfen?“, fragte Mirabella scherzhaft.

      „Es gibt Zwergenfrauen“, erwiderte Baldur verständnislos, offensichtlich waren ihm die Schlümpfe kein Begriff.

      „Aber keine Königinnen?“

      „Nein, es gibt aber den Rat der Zwerginnen, er berät den König. Beide Geschlechter beteiligen sich am Goldschürfen und am Kämpfen.“ Er sah amüsiert zur Vestalin. „Die Gleichberechtigung hat auch hier Einzug gehalten.“

      Mirabella grinste zufrieden, als sie sich eines peitsche-schwingenden Zwerges in einiger Entfernung gewahr wurde. Hinter ihm erkannte sie hochgewachsene Wesen, die mit hängenden Häuptern hinter dem Zwerg gingen. Vielmehr schleppten sie sich unter großer Anstrengung vorwärts, miteinander verbundene Fußfesseln verhinderten die Flucht des Einzelnen. Als sie näherkamen, sah das Mädchen, dass es sich um Lichtalben handelte, ausgemergelte Gestalten mit grauer Haut, die zahlreiche Verletzungen zeigte, bekleidet nur mit einer Art Leinensack, barfüßig und mit leerem Blick. Haarfarben waren bis auf die weißen der ersten Klasse alle vertreten. Mirabella war stehengeblieben, als die Gefangenenkolonne im nächsten Moment abbog und aus ihrer Sicht verschwunden war. Entsetzt sah sie zu Baldur. „Was war das?“

      „Lichtalben in der Verbannung, sie werden für die Minenarbeiten hier verwendet.“

      „Das ist ja grauenvoll. Hält man sie wie Sklaven?“

      „Es sind Gefangene, sie erhalten genug zu essen und annehmbare Schlafstätten, aber die Alben leiden unter dem Mangel an Sonnenlicht, davon werden sie krank und schwach.“

      „Und sterben?“

      Baldur nickte. „Oft schon nach wenigen Wochen.“

      „Das ist Mord, kann man da gar nichts machen?“

      „Das ist ein Vertrag unter den Alben, er nützt sowohl den Lichtalben als auch den Schwarzalben, wir haben kein Recht, hier einzugreifen.“

      „Und wer kommt alles