Kaffee - Fahrt. Jürgen Ruhr

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Название Kaffee - Fahrt
Автор произведения Jürgen Ruhr
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783752927597



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auch Privatpersonen dabei.“

      Ich überlegte und nickte. Kein Wunder, dass der Wachmann überfordert war. Die Passagiere verließen die Maschine gerade über eine kleine Treppe und ich zählte drei Männer, die über den Platz auf das Gebäude zukamen. Alle zogen große Koffer hinter sich her. „Wissen sie, woher die Maschine kommt?“

      Die Frau tippte auf ihrer Tastatur herum, sah auf den Bildschirm und nickte. „Direktflug vom Flughafen Cluj. Der liegt bei Cluj-Napoca in Rumänen. Angeblich Geschäftsleute.“

      Ich wurde hellhörig und hakte nach: „Angeblich?“

      Die Dame hinter dem Schalter lächelte ein wenig verlegen und ich meinte sogar, dass eine gewisse Röte ihr Gesicht überzog. „Na ja, schauen sie sich die Leute doch selber an. Irgendwie sehen die nicht wirklich wie Geschäftsleute aus ... Aber das ist nur meine Meinung, entschuldigen sie, wenn ich ein wenig vorschnell urteile.“

      „Das ist schon okay“, murmelte ich und besah mir die Männer, die jetzt lachend das Gebäude betraten. Alle drei waren das, was ich als ‚finstere Gesellen‘ bezeichnen würde, doch auch ich wollte nicht vorschnell urteilen. „Werden die Leute bei der Einreise überprüft?“

      Die Dame nickte und seufzte. „Sie müssen mir ihre Pässe zeigen“, meinte sie dann, „und ich registriere ihre Ankunft am Computer. Und bei Bedarf kann sie unsere Security kontrollieren, doch das ist noch nie vorgekommen. Wie sie vielleicht schon bemerkt haben, ist die Sicherheitsabteilung hier ständig unterbesetzt.“

      „Ja, das ist mir auch schon aufgefallen.“ Ich trat ein wenig zur Seite, als die Männer sich dem Schalter näherten. Sie sprachen laut in ihrer rauen Sprache miteinander und beachteten mich nicht. Offensichtlich waren sie sich sicher, dass sie niemand verstehen konnte und es hatte für mich den Anschein, als würden sie über die Dame hinter dem Schalter schmutzige Witze reißen. Alle drei hielten es nicht für notwendig, die Frau zu grüßen und legten ihre Pässe auf den Tresen, während sie sich gegenseitig angrinsten.

      Die Frau schien solche Kunden schon zu kennen, trotzdem lächelte sie weiterhin freundlich und nahm den ersten Ausweis vom Tresen. Rasch tippte sie ein paar Daten in den Computer, dann folgte das nächste Papier. Ich beobachtete die Männer, konnte aber nichts Auffälliges erkennen. Alle drei trugen dunkelgraue Anzüge mit weiten Sakkos und dünne, schwarze Lederhandschuhe, was mir dann doch ein wenig merkwürdig vorkam. Immerhin befanden wir uns mitten im Sommer und draußen herrschten Temperaturen um die fünfundzwanzig Grad Celsius. Es gab also keinen Grund, Handschuhe zu tragen. Doch vielleicht war das so eine Marotte dieser Geschäftsleute und hatte nicht wirklich etwas zu sagen.

      Plötzlich stupste Bingo meine Hand mit seiner weichen Schnauze an und gab ein leises Knurren von sich, das mir sehr bekannt vorkam. Dann blickte er auf die Koffer der Männer und knurrte erneut. Ich erinnerte mich daran, wie der Hund sich in der Motorradgarage oder in dem Büro des korrupten Anwalts Maximilian Mürkens verhalten hatte. Dort knurrte er damals ebenso und wies mich damit auf versteckte Drogen hin. Wenn Bingo sich nicht fürchterlich irrte, dann transportierten die Männer in ihren Koffern augenscheinlich Drogen.

      Ich wandte mich um und nahm langsam meine Pistole heraus. Bei dem Lärm, den die Männer mit ihrer Unterhaltung machten, war es mir ein Leichtes, die Waffe durchzuladen. Rasch steckte ich sie wieder ein, sah aber zu, dass ich jederzeit schnellstmöglich danach greifen konnte. Ich beugte mich zu Bingo herab und näherte meinen Mund seinem Ohr. „Gib fein acht“, ermahnte ich den Malinois. „Greif nur ein, wenn es gefährlich für mich wird.“

      Dann trat ich zu den drei Männern an den Tresen, die gerade auf den letzten ihrer Pässe warteten. „Guten Tag, die Herren“, grüßte ich freundlich. „Sprechen sie unsere Sprache? Darf ich ihre Pässe noch einmal sehen? Lärpers, Flughafen Security.“

      Die Angestellte hinter dem Tresen blickte erschrocken auf und hielt mit ihrer Tipparbeit inne. Das Gerede der Männer verstummte plötzlich und sie sahen mich lauernd an.

      „Du Ausweis Security?“, ließ sich einer der Männer vernehmen und baute sich breitbeinig vor mir auf. Er überragte mich um einen halben Kopf und war bestimmt doppelt so breit wie ich.

      Ich schüttelte den Kopf. „Sorry, aber das ist mein erster Tag hier. Warten sie, ich lasse die Sicherheitschefin kommen.“ Ich wandte mich der Angestellten zu, behielt die drei Männer dabei aber im Auge. Der Rumäne, der mit mir gesprochen hatte, stand weiter lässig da, während die Hände der anderen beiden unter ihre Jacken glitten. „Würden sie bitte Frau Rouyer anrufen und sie bitten, hierher zu kommen? Sie soll auch ihren Ausweis nicht vergessen ...“

      Die junge Frau nickte und griff zum Telefon, doch der Anführer der drei Männer schüttelte den Kopf. „Nicht Telefon. Alles gut. Wir gehen, gib Pass zurück.“

      Jetzt war es an mir, den Kopf zu schütteln. „Bitte seien sie vernünftig. Dies ist lediglich eine Routinekontrolle.“ Dann verlegte ich mich aufs betteln: „Das ist mein erster Tag heute und ich möchte doch alles richtig machen ...“

      „Ist richtig“, grollte der Mann und hielt der Angestellten die Hand hin. „Nix Sorge, alles gut, nix passieren. Jetzt Pass her. Alles schon Kontrolle, nix Ärger.“

      Die Frau sah mich fragend an und in ihren Augen stand die Angst. Ich nickte ihr zu und sie gab dem Mann den Pass zurück.

      Die drei Männer grinsten sich gegenseitig an und wollten in Richtung des Ausgangs gehen, als ich mich ihnen in den Weg stellte. „Ich würde auch noch gerne einen Blick in ihre Koffer werfen“, lächelte ich sie an. „Zollkontrolle. Haben sie etwas zu verzollen?“

      Der Sprecher der Männer sah mich an, als käme ich von einem anderen Planeten. Dann sprach er ein paar Worte auf Rumänisch mit den anderen beiden und alle drei lachten, als hätte ich einen überaus lustigen Witz von mir gegeben.

      „Zoll? Was soll Zoll? Ist Witz oder? Du erste Tag Security?“ Er übersetzte wieder für seine Freunde, fügte wohl etwas hinzu und die anderen beiden lachten erneut. Wieder verschwanden ihre Hände unter den Jacken. „Du nicht willst, dass heute ist letzte Tag Security“, fügte er dann drohend hinzu. Ich blickte auf die Männer mit den Händen in ihren Jacken. Wenn sie darunter Schusswaffen trugen, könnte dies hier böse enden. Auch wenn ich verdammt schnell sein würde, gelänge es mir kaum beide auszuschalten, bevor einer von ihnen zum Schuss käme. Dann aber bemerkte ich Bingo, der sich im toten Winkel der Drei heranschlich. Gut, jetzt standen die Chancen schon wesentlich besser.

      Ich wollte gerade den Kopf schütteln und den Männern erklären, dass sie den Flughafen nicht ohne Kontrolle verlassen würden, als ich Wolfgangs Stimme vernahm. Ich schwenkte für eine Sekunde den Kopf, dann fixierte ich wieder die Männer. Aber ich spürte, wie mein Gesicht vor Schreck weiß wurde und meine Gedanken überschlugen sich.

      Was ich gesehen hatte, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Wolfgang Nottkens, der Arbeitslose mit dem zwei Wochen Lehrgang trat aus dem Gang, der zu den Umkleideräumen führte. In der Hand hielt er die Walther P22, während er über das gesamte Gesicht strahlte. „Jonathan, hey Jonathan“, rief er durch die Halle, „eine Sekunde noch, ich bin gleich wieder bei dir. Ich bring das Ding nur noch schnell zu Frau Rouyer.“

      In dem Moment brach die Hölle los.

      „Wolfi runter“, schrie ich dem Wachmann zu, konnte aber nicht kontrollieren, ob er auch entsprechend reagierte. Einer der Männer zog eine Pistole mit Schalldämpfer hervor, der andere eine Uzi, ebenfalls mit Schalldämpfer. Sie brauchten wegen der langen Rohre auf den Waffen einige Sekunden und das rettete mir das Leben. Ich hechtete zur Seite und schoss noch, während ich durch die Luft flog. Der Mann mit der Pistole wurde von mir in die Schulter getroffen und stürzte zu Boden. Der andere bekam die Uzi noch in die Waagerechte und gab einen langen Feuerstoß ab. Hinter mir hörte ich Wolfgang aufschreien und ich wusste in dem Moment, dass er sich nicht hatte zu Boden fallen lassen.

      Dann verstummte die Waffe, als Bingo seine Zähne in den Arm des Rumänen schlug und böse knurrend an ihm herumzerrte.

      Der Sprecher der Gruppe schien nicht mit einer Pistole bewaffnet zu sein, denn er stürzte sich jetzt mit einem großen Kampfmesser