Kaffee - Fahrt. Jürgen Ruhr

Читать онлайн.
Название Kaffee - Fahrt
Автор произведения Jürgen Ruhr
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783752927597



Скачать книгу

doch die war damit beschäftigt, ihre Unterlagen zusammenzupacken und in eine Plastiktüte zu packen. Ich wandte mich zum Gehen und dachte über dog waste bags nach, als ich eine der Frauen zu ihren Freundinnen sagen hörte: „Weiß eine von euch, was diese bags sein sollen?“

      „Ja sicher“, lachte ihre Freundin und man sah ihr an, dass sie den Triumph über ihr geballtes Wissen auskostete. „Hundekotbeutel.“

      „Ach so“, meinte die erste enttäuscht. „Die habe ich doch sowieso immer dabei. Ihr etwa nicht?“

      Sie entfernten sich und ich bekam die Antwort nicht mehr mit, wurde mir aber plötzlich bewusst, dass ich solche Tüten nicht bei mir trug. Rasch beeilte ich mich zu meinem Wagen zu kommen, bevor die dicke Sophie die übergroße Tretmine neben der Scheune entdecken würde, die Bingo dort hinterlassen hatte.

      Am nächsten Morgen befand ich mich frühzeitig im Büro. Christine, Bingo und ich waren wieder zusammen um Schloss Wickrath herum gejoggt und diesmal hatte ich peinlich genau auf den Weg geachtet. Das ersparte mir die dämliche Putzerei des Treppenhauses. Da ich nachmittags wieder zu dem Mantrailing - Lehrgang musste, bildeten Chrissi und ich momentan auch keine Fahrgemeinschaft.

      Sie traf kurz nach mir in unserer Privatdetektei ein. „Willst du auch einen Kaffee, Jonathan?“, fragte sie, im Türrahmen zu meinem Büro stehend. Ich nickte. Anders als bei Birgit, die mir jetzt ein schnippisches ‚dann koch dir doch einen‘ hingeworfen hätte - jedenfalls tat sie das damals noch - lächelte Christine mich an. „Ich brühe einen auf. In fünf Minuten kannst du ihn dir in der Küche abholen.“

      Die Kleine war doch wirklich Gold wert.

      Ich ließ mich in meinem Bürosessel zurücksinken und dachte über den Lehrgang nach. Wir waren eine bunt gemischte Truppe und ich fragte mich, ob die Ausbildung bei der dicken Sophie Fengeler überhaupt einem anerkannten Standard entsprach. Irgendwie stellte ich mir die Sache ganz anders vor, als ich an Polizei oder Zoll, meinetwegen auch Grenzschutz, dachte. Ich seufzte und blickte auf Bingo, der zufrieden an einem Knochen kauend neben mir lag. Bingo hatte bei unserem letzten Auftrag bewiesen, dass er über eine hervorragende Nase verfügte und ich machte mir keine Sorgen, dass er den Lehrgang oder jedwede anfallende Prüfung nicht schaffen würde.

      Jedenfalls würde ich heute streng darauf achten, pünktlich zu erscheinen.

      Ich musste ein wenig eingenickt sein oder war zu sehr in meine Gedanken versunken, denn ein Klopfen an meiner Tür und ein anhaltendes Räuspern ließen mich erschreckt hochfahren.

      „Guten Morgen, Jonathan“, grinste Bernd und trat an meinen Schreibtisch. „Schon so früh so tief in Gedanken versunken? Ich kann doch davon ausgehen, dass du nachgedacht - worüber auch immer - und nicht geschlafen hast?“

      Ich unterdrückte es, mir die Augen zu reiben und warf einen verstohlenen Blick auf die Uhr an der Wand. Gut, es war noch nicht allzu spät, erst kurz nach halb Neun. „Ich war gerade dabei, die einzelnen Punkte des Lehrgangs noch einmal zu überdenken“, erklärte ich und im Grunde log ich ja noch nicht einmal. Zum Glück lagen die Unterlagen, die wir im Kurs bekommen hatten, noch auf dem Schreibtisch und ich hob jetzt einige Blätter davon an. „Der gestrige Tag war angefüllt mit Theorie“, ließ ich Bernd wissen, „und ich habe alles noch einmal verinnerlicht. Dieses ganze Mantracking und die frei herumschwebenden Duftpheremone und ...“ ich überlegte, was die dicke Sophie noch gesagt hatte. „DNA - Moleküle. Du weißt schon, Bernd.“

      Mein Freund verdrehte die Augen und sah mich prüfend an. „Jonathan: Mantrailing, Duftmoleküle und es heißt Pheromone, nicht Pheremone.“ Er stöhnte leise und fügte hinzu: „Hoffen wir, dass du keine theoretische Prüfung machen musst!“ Dann überlegte er einen Moment und sah mich strafend an: „Und beim Nachdenken solltest du weniger laut schnarchen ...“

      Mein Blick blieb starr auf die vor mir liegenden Blätter gerichtet, als ich vorsichtig nickte. Vielleicht sollte ich meine Tür abschließen, wenn ich wieder einmal nachdenken musste. „Bernd, was führt dich überhaupt her?“, fragte ich und hoffte, damit das Thema geschickt zu wechseln. „Oder ist das nur ein Höflichkeitsbesuch?“ Ich vermied es ‚Kontrolle‘ zu sagen, obwohl der Ausdruck mir eher zu passen schien.

      Bernd lächelte mich an: „Da du ja mit dem Lernen sehr gut voranzukommen scheinst, wird es dir doch sicher nichts ausmachen, einen kleinen Teilzeitjob anzunehmen?“

      „Teilzeitjob?“ Ich wurde skeptisch. Bernd wollte mir doch wohl nicht noch zusätzliche Arbeit aufbrummen? Als wenn ich mit diesem dämlichen Lehrgang nicht schon genug zu tun hätte.

      Mein Chef nickte. „Keine große Sache. Es wird dir - und Bingo - auch bestimmt Spaß machen.“

      Bingo, der seinen Namen hörte, spitzte die Ohren und plötzlich wurde der Kauknochen uninteressant. Er erhob sich träge, streckte die Vorderläufe und reckte sich kurz, dann ging er zu Bernd und ließ sich vor dem auf den Rücken fallen. Bernd verstand die Aufforderung und kraulte dem Malinois ausgiebig Brust und Bauch.

      „Bernd?“, erinnerte ich meinen Freund daran, dass ich auch noch vorhanden war, „von was für einem Teilzeitjob sprichst du? Du hast doch nicht vergessen, dass ich mit dem Lehrgang schon voll ausgelastet bin?“

      Bernd richtete sich wieder auf und Bingo ließ ein enttäuschtes Fiepen hören. Wenn ich es nicht besser wusste, so würde ich diesen Malinois ausschließlich für einen Schmuse- und Schoßhund halten, doch Bingo hatte auch andere, gefährliche Seiten. „Es geht um eine ...“, er suchte nach dem richtigen Ausdruck, „... Testreihe quasi. Der Verkehrslandeplatz Mönchengladbach ist der größte Flugplatz des Landes Nordrhein-Westfalen für die Allgemeine Luftfahrt und besitzt damit einen hohen Stellenwert.“

      Ich nickte lächelnd und fragte mich, wer das eigentlich wissen wollte. Mir schwirrten mit den ganzen Mantracking-Molekülen schon genug unnötige Daten im Kopf herum.

      Bernd unterbrach seinen Monolog und sah mich an. „Das hast du gewusst? Dann kannst du mir sicher auch sagen, welches der bedeutendste General-Aviation-Airport Deutschlands ist.“

      Ich sah Bernd an und versuchte meinen Gesichtsausdruck möglichst wissend erscheinen zu lassen. Wenn aber jemand schon drei mir unbekannte Fremdworte in einem Satz benutzt und dies auch noch mit einer Frage verknüpft, dann wird mir aber wohl gestattet sein, ein wenig nachzudenken. Doch das fiel mir nicht sonderlich schwer: General kannte ich und auch Airport. Dieses Aviäschon konnte ich getrost streichen, blieb also noch der Airport, als der Flughafen, auf dem der General landen würde. Die Frage war jetzt lediglich, welcher General? Und: Was hatte Bernd ursprünglich gefragt?

      Ich grinste meinen Freund an: „Natürlich. Ich soll bei der Ankunft des Generals auf dem Flugplatz Mönchengladbach dabei sein.“ Dann sah ich ihm tief in die Augen und fügte hinzu: „Bernd, das ist mir eine Ehre!“

      Als er die Augen nach oben verdrehte, musste ich ein Lachen unterdrücken. „Oh Jonathan“, grollte mein Chef dann, „machst du das absichtlich, oder bist du so dumm? Und unterlass doch endlich dieses blöde Grinsen! Der bedeutendste Flugplatz der Allgemeinen Luftfahrt, nämlich ‚General Aviation Airport‘, ist der in Frankfurt-Egelsbach und gleich danach, an unbestrittener zweiter Stelle, steht Mönchengladbach. Worum es nun aber geht, ist die Tatsache, dass die Sicherheitsgesellschaft des Flughafens ihr Konzept erweitern möchte. Und zwar um die Kontrolle mittels eines Spürhundes. Jetzt rate doch einmal, wer da nun schon wieder seine Finger im Spiel hat?“

      Bernd verlangte mir an diesem Vormittag allerhand ab. Ich dachte sehnsüchtig an den Kaffee, den Christine aufgebrüht und den ich bei all meinem Nachdenken vergessen hatte. Ein Becher davon würde mir jetzt guttun.

      „Der Präsident?“, riet ich auf gut Glück.

      Bernd sah mich irritiert an. „Der Präsident? Jonathan, welchen Präsidenten meinst du? Den Bundespräsidenten?“

      Ich nickte. Mir spukte zwar eher der französische, amerikanische oder irgendein nicaraguanischer Präsident im Kopf herum, doch der Bundespräsident war auch nicht schlecht. „Genau der, Bernd.“

      Mein Freund stöhnte vernehmlich und ließ sich