Kaffee - Fahrt. Jürgen Ruhr

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Название Kaffee - Fahrt
Автор произведения Jürgen Ruhr
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783752927597



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grinste. Der also. „Na, habe ich doch gesagt“, rechtfertigte ich mich. Ministerpräsident war auch nicht schlecht. Präsident ist halt Präsident. Und Eberson hatte ja sowieso überall die Finger drin.

      Bernd winkte ab und es sah für mich ein bisschen nach Resignation aus. Er zog eine zusammengefaltete Seite aus der Tasche und schob sie mir über den Schreibtisch zu. „Jedenfalls erwartet man dich und Bingo um zehn Uhr am Flughafen. Auf dem Zettel stehen alle wichtigen Informationen. Es wird so eine Art Testlauf für kommende Sicherheitsstandards, wobei du eine beratende Funktion ausüben sollst. Das Ganze ist keine große Sache und gilt auch zunächst nur für diese Woche. Gegebenenfalls wird der Zeitraum noch verlängert, doch das bleibt abzuwarten. Noch Fragen?“

      Ich unterdrückte ein Stöhnen. Ich steckte doch jetzt schon bis über beide Ohren in Arbeit. „Bernd, da ist doch der Lehrgang ... also, ich muss doch lernen und mich auf die Prüfung vorbereiten. Kann denn Birgit nicht dieses Airport-Sache übernehmen?“

      Bernd lächelte mich an: „Hat Birgit so eine Spürnase, wie Bingo? Nein, Jonathan, der Job lässt sich bequem neben dem Lehrgang bewältigen. Du musst ohnehin nur von acht bis dreizehn Uhr dort sein. Danach kannst du noch pünktlich zu deinem Kurs gelangen.“

      Ich blickte auf die Uhr und grinste: „Für acht Uhr ist es aber schon ein wenig zu spät, Bernd. Das schaffe ich nicht mehr ...“

      Wieder stöhnte mein Freund. „Ja, leider hat mich Eberson auch erst vorhin angerufen. Heute bist du um zehn Uhr dort und ab morgen um Acht. Und ...“ Bernd fixierte mich mit den Augen und ich merkte, dass es ihm bitterernst war: „Sei pünktlich!“

      Nachdem mein Chef und Freund sich mit einigen Tipps zu Mitteln, die die Durchblutung im Gehirn und damit das Denken anregen würden, verabschiedet hatte, warf ich einen Blick auf die zerknitterte Seite. Viel war dort nicht zu lesen, lediglich die Uhrzeit, eine Büronummer und der Name der Person, an die ich mich wenden sollte. Als ich ihn las, stahl sich ein Lächeln auf meine Lippen. ‚Claire Rouyer‘ stand dort und mir war sofort klar, dass dieser französischklingende Name nur einer wunderhübschen, jungen Dame zuzuordnen war. Einer Dame, die mich in absehbarer Zeit zu einem gemeinsamen Essen begleiten würde!

      III.

      ‚Eigentlich hört sich Beratertätigkeit für einen internationalen Aviation Airport doch gar nicht schlecht an‘, dachte ich, als ich meinen Kia auf den nahezu leeren Parkplatz neben dem Flughafengebäude parkte. Es war vermutlich noch zu früh für die Hektik des internationalen Reiseverkehrs, doch das würde sich bestimmt im Laufe des Tages ändern. Dann bekämen wir Sicherheitsleute alle Hände voll zu tun.

      In der Ankunftshalle herrschte gähnende Leere, lediglich eine Angestellte hinter dem Abflugschalter blickte gelangweilt auf, als Bingo und ich durch die Tür traten. Ein Sicherheitsmann in dezenter Phantasieuniform tat so, als würde er uns nicht beobachten, glotzte sich aber fast die Augen aus dem Kopf, um uns auch ja im Blick zu behalten.

      Ich kramte meinen Zettel hervor und ging zielstrebig auf den Abflugschalter zu.

      „Guten Morgen“, grüßte die junge Dame, die mich zuvor gelangweilt angeschaut hatte und mir nun ein strahlendes Lächeln zeigte. „Was kann ich für sie tun?“

      „Guten Morgen. Mein Name ist Jonathan Lärpers, ich habe einen Termin mit Frau Rouyer. Können sie mir sagen, wo ich ihr Büro finde?“

      Die junge Frau nickte und wies auf einen kleinen Gang. „Gehen sie dort lang. Sie können das Büro nicht verfehlen, der Name unserer Sicherheitschefin steht an der Tür.“

      Ich wollte gerade in den Gang treten, als der Security-Mitarbeiter mich ansprach. „Hallo, sie. Wo wollen sie hin? Haben sie das Schild dort nicht gelesen, der Bereich ist nur dem Personal zugänglich.“

      Ich drehte mich um und bemerkte, dass der Mann die Pistolentasche an seiner Hüfte geöffnet hatte und seine Hand dicht darüber schwebte. Irgendwie kam ich mir vor wie im Wilden Westen. Ich hob beide Hände. „Keine Sorge“, beruhigte ich ihn. „Mein Name ist Jonathan Lärpers, ich habe einen Termin bei Claire Rouyer.“

      „Dann können sie mir doch bestimmt auch ihren Ausweis zeigen.“

      Ich sah auf meine Uhr. Wenn das hier noch lange dauerte, würde ich zu meinem Termin zu spät kommen. „Kommen sie, junger Mann“, versuchte ich die umständliche Kontrolle zu umgehen. Sie können mich doch zu Frau Rouyer begleiten. Ich habe jetzt keine Zeit, für irgendwelchen Schnickschnack.“ Ich wandte mich um und wollte den Gang bis zu dem Büro der Sicherheitschefin entlanggehen, doch der Sicherheitsmitarbeiter rief mich scharf an.

      „Stehenbleiben! Entweder zeigen sie mir jetzt ihren Ausweis oder ich muss sie festnehmen.“

      Ich drehte mich erneut um und lächelte ihn an. „Was soll das? Kommen sie doch einfach mit, dann sparen wir uns die Zeit.“

      „Nichts da“, grunzte er, „ich darf meinen Posten nicht verlassen. Sie kommen jetzt sofort in die Halle zurück und zeigen mir ihren Ausweis.“

      Ich blickte erneut auf meine Uhr und musste an den Ausdruck in Bernds Augen denken. Mir blieb nicht mehr viel Zeit und wenn der Kerl mich jetzt hier aufhielt, kam ich auf jeden Fall zu spät. Drei Minuten noch.

      Meine Gedanken rasten. ‚Sei pünktlich‘, hatte mein Freund und Chef gesagt und offengelassen, was geschah, wenn dies nicht der Fall war. Ich musste handeln und das sofort!

      Ich befahl dem Malinois, sich hinzusetzen und ging achselzuckend auf den Wachmann zu. Der grinste zufrieden, dass er nun doch noch die Oberhand behielt. „Sie hätten mich zu Claire Rouyer begleiten sollen“, murmelte ich, als ich kurz vor ihm stand. „Dann wäre alles einfacher gewesen.“

      Zehn Sekunden später lag der Mann mit auf dem Rücken gefesselten Händen am Boden. Er wollte um Hilfe schreien, doch ich hob den Zeigefinger und schob meine Jacke zur Seite, so dass er meine Waffe sehen konnte. „Keinen Ton, mein Freund, sonst muss ich sie erschießen!“

      Als er ängstlich nickte, zog ich ihn auf die Beine. „Sehen sie, jetzt gehen wir doch zusammen zu deiner Chefin“, grinste ich und schob ihn vor mir her. Bingo sah mich fragend an. Als ich nickte, folgte er mir und zog die Leine hinter sich her.

      Ich klopfte an die Bürotür, bekam aber kein ‚Herein‘ zu hören. Den Wachmann hatte ich mit dem Rücken gegen die Wand gelehnt. Ich würde ihn wieder freilassen, sobald ich in das Büro ging.

      Doch auch auf erneutes Klopfen, reagierte niemand. Ich sah mich um, dann drückte ich die Klinke herunter. Nichts. Die Tür war verschlossen. Verdutzt sah ich den Mann an der Wand an. „Ist Frau Rouyer nicht im Haus?“ Ich sah auf meine Uhr. „Wir hatten vor einer Minute einen Termin ...“

      Der Security-Mann sah stur geradeaus, sagte aber nichts. Meine Aktion hatte ihn wohl bei seinem Stolz getroffen, doch das war mir egal. Um pünktlich zu sein, ging ich auch über Leichen.

      Doch was nützte mir das jetzt? Diese Claire Rouyer befand sich offensichtlich nicht in ihrem Büro. Was sollte ich machen? Ließ ich den Wachmann jetzt frei, dann würde der Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um mich festzunehmen und vielleicht sogar noch die Polizei rufen. Ich entschied, dass wir einfach hier auf Frau Rouyer warten würden.

      Fünfzehn Minuten später - der Mann sprach immer noch nicht mit mir, obwohl ich ständig versuchte, ein Gespräch mit ihm zu beginnen, sah ich eine korpulente, dunkelhäutige Frau mit weiß gefärbten Haaren durch den Gang auf uns zu schlurfen. Sie trug in der einen Hand einen Kaffeebecher und in der anderen eine Brötchentüte. Ich hoffte, dass es sich um die Putzfrau handelte, die mir vielleicht etwas über den Verbleib der Sicherheitschefin sagen konnte.

      Doch bevor ich die Frau ansprechen konnte, baute sie sich vor mir auf, blickte den Sicherheitsmann an und meinte mit schriller Stimme: „Wer verdammt ist das denn hier? Wen haben sie mir da angeschleppt und wieso haben sie ihren Posten verlassen? Sie dürfen ihren Posten auf keinen Fall verlassen, das wissen sie doch!“

      Die Frau bemerkte zum Glück nicht, dass die Hände