Kaffee - Fahrt. Jürgen Ruhr

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Название Kaffee - Fahrt
Автор произведения Jürgen Ruhr
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783752927597



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zu mir unterwegs war. Rasch hob der junge Mann seinen Hund auf den Arm und folgte uns.

      „So, jetzt können wir“, lächelte ich die Dicke an, als Bingo wieder neben mir stand.

      „Herr Lärpers“, begann Sophie Fengeler, als wir in einem kleinen Büro in dem Bauernhaus standen. „Ich möchte sie nicht aus dem Kurs werfen, jedoch ...“ Sie überlegte, was sie sagen wollte, dann atmete sie tief durch. „Wenn es ihnen so sehr auf das Zertifikat ankommt, dann bin ich bereit, es ihnen auszustellen. Den Lehrgangstoff haben wir ja in der Theorie zur Genüge durchgenommen und ich bin sicher, dass sie anhand des Gelernten auch selbständig in der Lage sein dürften, Praxisübungen durchzuführen. Falls sie also einverstanden sind, fertige ich jetzt die Bescheinigung aus, womit der Lehrgang für sie dann endet. Wäre das in ihrem Sinne?“

      Ich nickte und Bingo ließ ein freudiges Fiepen hören. Ich war mir sicher, dass er ebenfalls mit dieser Lösung einverstanden war. Ebenso wie Bernd, der dem Oberstaatsanwalt die Urkunde würde vorlegen können. Und vermutlich auch die Sicherheitschefin des Flughafens Claire Rouyer, der ich fortan dann ganztätig zur Verfügung stehen könnte.

      Alles in allem eine Win-Win Situation, die alle zufriedenstellen dürfte.

      Wenige Minuten später ratterte der Tintenstrahldrucker los und die dicke Sophie überreichte mir die Urkunde. „Herzlichen Glückwunsch zum bestandenen Lehrgang“, lächelte sie erleichtert und gab mir zum Abschied sogar die Hand.

      Im Wagen zog ich mein Handy hervor und wählte Bernds Nummer. Sekunden später meldete sich mein Freund auch schon. „Jonathan. Nett von dir zu hören. Meinen Glückwunsch zu der Aktion am Flughafen heute Vormittag. Das war gute Arbeit und diesmal gab es sogar keine Toten.“

      Ich nickte. „Danke Bernd. Aber das war reiner Zufall. Dank Bingos Spürnase fiel mein Verdacht auf die drei Herren und als ich sie überprüfen wollte, zogen sie ihre Waffen. Das Sicherheitskonzept am Flughafen muss unbedingt überarbeitet werden.“

      Bernd lachte leise. „Deswegen haben wir ja dich dorthin geschickt. Ich denke aber, du hast mich nicht angerufen, um mit mir darüber zu plaudern?“

      „Nein, das weniger. Bist du noch eine Weile im Büro, ich muss kurz mit dir sprechen.“

      „Ich bin im Studio. Lässt sich das nicht am Telefon klären? Geht es um den Mantrailing Lehrgang?“

      „In gewisser Weise. Warte einfach auf mich. Ich muss dir auch etwas zeigen.“

      „So geheimnisvoll? Du findest mich im Schießstand, Jonathan. Bis gleich.“ Er unterbrach das Gespräch und ich betrachtete zufrieden die Urkunde, die in einer Klarsichthülle steckte. Da sollte noch jemand behaupten, Jonathan Lärpers wäre kein Überflieger.

      Bernd befand sich in der Waffenkammer neben dem Schießstand und überprüfte die dort lagernden Waffen. Ich wusste, dass er das regelmäßig machte, um sichergehen zu können, dass sie sich stets in einem einwandfreien Zustand befanden. Mein Freund reichte mir die Hand und umarmte mich kurz. „Das muss ja wichtig sein, wenn du nach Feierabend noch mit mir sprechen willst.“

      „Ist es auch. Außerdem bin ich morgen früh ja wieder am Flughafen.“ Ich zog die Urkunde hervor und reichte sie ihm.

      Band blickte auf das Papier, sah mich kurz an und überlegte. „Es hat Ärger gegeben, nicht wahr?“, schlussfolgerte er schließlich. „Der Lehrgang dauert doch eigentlich noch eine Weile, doch du hast schon nach zwei Tagen bestanden? Was war los, Jonathan.“ Er betrachtete das Zertifikat von allen Seiten. „Und erzähl mir keinen Scheiß. Zumindest scheint es sich hierbei nicht um eine Fälschung zu handeln.“

      „Fälschung?“ Ich tat entrüstet. „Traust du mir wirklich zu, dass ich eine Urkunde fälschen würde?“

      Bernd legte mir eine Hand auf die Schulter und sah mir in die Augen. „Nein, natürlich nicht, Jonathan. Also, was ist schiefgelaufen?“

      Ich seufzte. Ich würde schonungslos bei der Wahrheit bleiben müssen, denn Bernd besaß die Eigenschaft, mich zu durchschauen. Oder er war in der Lage Gedanken zu lesen, was aber auf das Gleiche herauskam. „Der Lehrgang war ein Witz“, erklärte ich. „Die Hundetrainerin scheint mir nicht wirklich für den Umgang mit Tieren geeignet zu sein und bei den Lehrgangsteilnehmern handelte es sich um eine bunt zusammengewürfelte Truppe von Hausfrauen, einem Rentner, sowie einem Jugendlichen, dessen Interesse mehr seinem Smartphone, als dem Unterricht galt. Allerdings bestand der theoretische Teil lediglich aus einem heruntergeleierten Monolog und anschließend erhielten wir die Informationen noch einmal als Fotokopien. Da habe ich in unserer Bibliothek oben bessere und umfangreichere Unterlagen gefunden.“

      Ich machte eine kurze Pause und blickte auf Bingo, der sich von meinem Freund den Kopf kraulen ließ. Bernd nickte und bedeutete mir, fortzufahren.

      „Das eigentliche Fiasko aber waren die Hunde. Kein einziger von denen zeigte auch nur das geringste Maß an Erziehung. Der Junge hatte einen Mops bei sich, bei dem Rentner bin ich mir nicht sicher, ob er seinen Husky mitgebracht hatte oder es vielleicht doch umgekehrt war und die drei Frauen traten allesamt mit Malteserhunden an. Tja und dann ...“

      „Was dann?“, forschte Bernd und hielt mit dem Kraulen des Hundes inne.

      „Dann kam der Praxisteil, bei dem uns die Hundetrainerin ernsthaft Befehle wie ‚Sitz‘ beibringen wollte, während die Hunde wie wild herumgetollt sind.“ Ich musste lächeln, als ich an den Mops dachte. „Lediglich der Mops von diesem Jungen lag die ganze Zeit ruhig im Gras und schlief. Der Husky hatte den Rentner an der Leine spazieren geführt und als die Trainerin, wenn ich sie überhaupt so nennen sollte, mich auch noch als Sündenbock auserkoren hatte, wurde es mir zu bunt.“

      Jetzt blickte Bernd mich interessiert an und um seine Mundwinkel spielte ein Lächeln. „Und? Was ist dann passiert? Hast du die Hunde erschossen?“

      Ich sah meinen Freund entsetzt an. „Natürlich nicht, Bernd.“

      „Hätte ich auch nicht gedacht. Das war nur ein Witz, obwohl ... zuzutrauen wäre es dir ja.“

      „Na danke. Nein, ich habe lediglich Bingo von der Leine gelassen und gebeten, ein wenig für Ordnung zu sorgen. Und das hat er dann auch gemacht. Als dann endlich alle schön ordentlich und ruhig vor der Hundetrainerin standen, war allerdings die Stunde auch schon wieder um.“

      „Und dafür hast du das Zertifikat bekommen?“ Bernd blickte skeptisch auf Bingo und mich. „Das war alles?“

      „Nun ja, eigentlich schon. Bingo knurrte lediglich ein wenig böse und alle, einschließlich dieser tollen Hundetrainerin, hatten Angst vor ihm. Und wohl auch vor mir“, fügte ich leise hinzu.

      „Und um dich loszuwerden, überreichte sie dir dann das Zertifikat“, folgerte mein Freund und ich sah, dass er keine Spur böse auf mich war. „Du meinst also, diese Hundeschule sollte man nicht weiterempfehlen?“

      „Auf keinen Fall. Zumindest nicht, wenn man Wert auf eine seriöse Ausbildung legt. Das Geld für den Lehrgang kann man sich sparen.“

      Bernd nickte. „Okay. Aber wenigstens haben wir das Zertifikat. Das wird dem Oberstaatsanwalt Eberson mit Sicherheit genügen. Wie aber steht es mit euren tatsächlichen Kenntnissen? Glaubst du, Bingo wäre in der Lage, Menschen aufzuspüren? Und könntest du alle entsprechenden Schritte durchführen?“

      „Ja. Bingo hat jetzt schon bei diesen Drogen gezeigt, dass er sein Handwerk versteht. Ich hatte geplant, mit ihm das Aufspüren von Menschen zu üben und zu sehen, wie er sich dabei anstellt. Ich muss nur noch jemanden finden, den der Malinois noch nicht kennt.“

      „Gut, Jonathan. Das kann Frank übernehmen. Ich werde mit ihm sprechen, wie seine Auftragslage momentan ist und ob er nächste Woche vielleicht Zeit hat.“

      „Frank Behrmann?“, fragte ich und mein Freund nickte. Bei Frank handelte es sich auch um einen der Adrenalinjunkies, die lieber für Bernd im Personenschutz arbeiteten, als dass sie ihrem ursprünglichen Beruf nachgingen. Frank Behrmann durfte sich Professor Dr. phil. nat. habil. nennen - was immer das auch heißen mochte - und