Название | Das Erbe von Tench'alin |
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Автор произведения | Klaus D. Biedermann |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783937883830 |
»Nein«, hatte Nikita ehrlicherweise zugegeben, »ich hätte es Ihnen nicht geglaubt ... nein, sicher nicht.«
»Sehen Sie, Nikita, genau deswegen musste ich mir eine andere Strategie ausdenken ... aber alles, was ich damals gesagt habe, habe ich auch so gemeint! Ich hoffe, Sie sind mir nicht böse.«
»Nein, bin ich nicht, und ich glaube Ihnen, Herr Professor ... und wissen Sie was? Ich bin Ihnen sogar dankbar, dass Sie damals die richtigen Knöpfe bei mir gedrückt haben. Sie kennen mich wirklich gut. Das, was ich in der anderen Welt erleben durfte, hat mich reicher gemacht ... unendlich reich. Ich
erzähle es Ihnen, wenn es Sie interessiert.«
Uns alle hat Ihre Reise hoffentlich reicher gemacht, hatte Professor Rhin gedacht.
»Selbstverständlich interessiert es mich, Nikita, lassen Sie uns später in der Kantine essen gehen, dann können Sie in aller Ruhe erzählen … auch, in wen Sie sich dort drüben verliebt haben.«
Nikita war rot geworden, obwohl ihr natürlich klar war, dass sie einer Koryphäe in Verhaltenspsychologie nichts vormachen konnte. Er konnte Menschen lesen wie kein anderer.
Später hatte Nikita ihre Eltern angerufen und ihnen versprochen, sie sehr bald zu besuchen. Dabei hatte sie erfahren, dass ihr Vater inzwischen über ihre Reise Bescheid wusste.
Präsident Wizeman hatte den Senat persönlich informiert.
Das war ihr nur recht gewesen und hatte ihr die einleuchtende Erklärung für das Interview, das sie bald führen sollte, geliefert.
Sie hatte sowieso nie geglaubt, dass ihr Vater ihr abgekauft hätte, sie sei in den Südstaaten gewesen, um dort bei einem internen Firmenprojekt zu helfen. Sie war noch nie gut im Lügen gewesen und ihrem Vater hatte sie noch nie etwas vormachen können.
Abends hatte sie dann endlich Zeit gehabt, ihre Eltern zu besuchen. Sie war ihnen in die Arme gefallen und Manu hatte daneben gestanden und vor Glück geweint. Dann hatten auch sie sich umarmt.
»Niki, es ist so wunderbar, dass du wieder hier bist … und wie gut du aussiehst!«, hatte Emanuela gestrahlt. »Du hast dich verliebt, nicht wahr?«
»Sieht man mir das so deutlich an?«
»Ich sehe so etwas, Nikita.«
»Ich werde dir später ein Soufflérezept geben, das mir seine Mutter zum Abschied geschenkt hat. Wenn du das kochst, wird dir mein Vater zu Füßen liegen, Manu. Erinnere mich daran.«
»Du musst uns alles haarklein berichten«, hatte ihr Vater zu ihr gesagt, als sie sich an den Tisch zum Abendessen gesetzt hatten, »du kannst dir gar nicht vorstellen, was in der Zeit deiner Abwesenheit hier alles passiert ist ... aber alles der Reihe nach. Erst bist du mal dran.«
Es war sehr spät geworden. Sie waren am Esstisch sitzen geblieben, auch nachdem Manu das Geschirr abgeräumt hatte.
Als Nikita alles erzählt hatte, war es an ihr gewesen, staunend den Schilderungen ihres Vaters zuzuhören. Nur manchmal hatte sie ihn unterbrochen.
»Will Manders hat sich dir anvertraut?«, hatte sie ungläubig gefragt. »Er wollte ebenfalls Nachforschungen anstellen? Mein Gott, wenn er sich da mal nicht zu weit aus dem Fenster gelehnt hat ... ich habe nach ihm gefragt, weil es mich überrascht hatte, ihn nicht im Labor anzutreffen, normalerweise wäre er der Erste gewesen, der ...«
»Und was hat man dir gesagt?«, hatte der Senator gefragt.
»Man wisse es nicht. Also, da stimmt etwas nicht.«
»Das ist nicht das Einzige, das nicht stimmt«, hatte ihr Vater ernst erwidert. »Die gesamte Mannschaft des U-Bootes, das dich rübergebracht hat, ist verunglückt. Es gibt keine Überlebenden. Ich rate dir, nicht weiter nachzufragen, Kind. Überlasse das jetzt mal deinem Vater.«
In ihrer Abteilung war sie mit großem Hallo von ihren Kollegen empfangen worden, die noch vor den Medien über den wahren Grund ihrer Reise informiert worden waren. Sie hatte sofort Will Manders vermisst, hatte es merkwürdig gefunden, dass er nicht unter den Ersten gewesen war, um sie zu begrüßen.
Sie wusste, dass Will ein besonderes Faible für sie hatte, und ihre Freundin Chal hatte ihr mehr als einmal empfohlen, ihm eine Chance zu geben. Hatte er etwa gespürt, dass sie inzwischen einen Mann getroffen hatte, der jetzt einen großen Platz in ihrem Leben einnahm? Oder war er eingeschnappt, weil man ihr für den großen Auftrag in den Südstaaten, so war die offizielle Verlautbarung gewesen, den Vorzug gegeben hatte? Nun, irgendetwas musste der Grund gewesen sein für Wills Nichterscheinen.
Als sie sich das erste Mal mit Chalsea auf dem Golfplatz getroffen hatte, hatte sie es ihrer Freundin erzählt.
»Ich wette, der ist eingeschnappt«, hatte Chal gemeint, »du weißt doch, wie ehrgeizig er ist, und er ist bestimmt enttäuscht, dass er diesen Auftrag nicht bekommen hat. Er ist doch schon viel länger im Unternehmen und in seinem Beruf scheint er ja echt gut zu sein ... hast du selbst immer gesagt.«
Dann hatte sie gekichert. »Stell dir ihn mal da drüben vor ... der hätte vielleicht Augen gemacht, wenn sie ihn geschickt hätten ... ich glaube nicht, dass er sich in der Alten Welt zurechtgefunden hätte.«
»Leise Chal, nicht dass dich jemand hört, mein Gott, ich glaube, ich bekomme noch eine Paranoia, überall wittere ich Agenten und Abhöranlagen, sogar hier in den Büschen des Golfplatzes.«
»Ja, aber stell dir Will doch mal da drüben vor«, hatte Chal nun geflüstert und immer noch leise gekichert, »ich glaube, er hätte nicht einen Tag überlebt, meinst du nicht auch?«
Sie hatte den nächsten Flight vorgelassen.
»Komm jetzt Chal, so ungeschickt ist er auch wieder nicht. Ich glaube, er ist intelligent genug, sich auf neue Situationen einzustellen. Ich denke, wir haben ihn immer ein wenig unterschätzt, weil er nur seine Karriere im Kopf hatte ... und dadurch irgendwie so lebensfremd schien.«
»Guten Tag, die Damen«, hatte einer der Spieler, ein hochgewachsener, gut aussehender Mann in rot karierten Golfhosen, herübergerufen, »im Clubhaus ist es doch viel gemütlicher für Ihre Unterhaltung, hahaha!«
»Sehr witzig, Tom«, hatte Chalsea gekontert, »konzentrieren Sie sich mal lieber auf Ihren Ball. Gleich kommt das Wasserhindernis, das Sie so lieben!«
»Blödmann«, hatte sie noch geraunt, als die Spieler außer Hörweite waren. Dann hatte sie den Gesprächsfaden wieder aufgenommen: »Ja, und Will hatte dich im Kopf ... Mensch, Nik, der ist doch zum Lachen in den Keller gegangen.«
»Mag ja sein, aber er hat für seinen Beruf gelebt ... und für seine Karriere. Weißt du was? Wenn er morgen auch nicht erscheint, rufe ich Matt an, der wird wissen wo er steckt.«
»Matt, du meinst diesen arroganten Nachrichtenfuzzi? Na, der wird dir sicher gerne Auskunft geben.«
»Warum denn nicht? Er ist sein bester Freund, Chal ... und«, jetzt hatte Nikita gelächelt, »gibt es hier nicht jemanden, der in der gleichen Branche arbeitet?«
»Ruf ihn an, ruf ihn ruhig an ... er wird nix sagen, denn wenn Will nicht möchte, dass du weißt, wo er ist oder was mit ihm los ist, wird er seinen besten Freund sicher eingeweiht haben. Der hält dicht. Da gebe ich dir Brief und Siegel.«
»Wir werden ja sehen. Und wer war das eben, dieser freundliche Herr in der karierten Hose? Irgendwoher kenne ich ihn, ich glaube, ich habe ihn einmal bei uns in der Firma gesehen. Da hatte er allerdings etwas anderes an.« Nikita grinste.
»Der? Das war Tom Glacy, Vorstand bei Sisko ESS. Die Firma, die den ICD herstellt.«
»Dass die den ICD herstellen, weiß ich. Bei der Entwicklung der Brille haben wir ja eng mit Sisko zusammengearbeitet.«
»Ich habe ihn im letzten Monat für unser neuestes Onlinemagazin fotografiert. Arrogantes Arschloch, wenn du mich fragst.«
Auch