Название | Das Erbe von Tench'alin |
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Автор произведения | Klaus D. Biedermann |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783937883830 |
»Ich wusste gar nicht, dass Abbado eine Tochter hat«, sagte Soko und wandte sich an Effel.
»Ist dir bekannt, dass die Abbados seit vielen Generationen immer Dirigenten in ihrer Familie hatten?«
»Nein ist es nicht, aber ich bin ja auch nicht so bewandert in klassischer Musik wie du und Saskia.«
»Jetzt tu aber nicht so«, lachte der Schmied und wandte sich wieder an Jussup, der inzwischen das große Wasserglas, das er ihm eingeschenkt hatte, in einem Zug geleert hatte.
»Ich bin bereit, Jussup, eine Tasche ist für solche Fälle immer gepackt.«
»Mein Überfall zu solch später Stunde tut mir leid, Soko, ich wollte deine Mutter nicht erschrecken und hier mit Getöse vorfahren«, entschuldigte sich der Angesprochene. »Wie gesagt, Effel, du kannst auch gerne mitkommen. Jelena wird sich sicher freuen, dich zu sehen. Sie ist über dein Abenteuer immer informiert gewesen. Mein Gott, wir kommen hoffentlich nicht zu spät.«
»Dann werde ich schnell ein paar Sachen packen und Sam bei meinen Eltern abgeben ... wir treffen uns bei Mira, gib mir eine halbe Stunde ... höchstens! Länger brauche ich nicht«, erwiderte Effel und im Hinausgehen rief er noch: »Vielen Dank für alles, Soko, wir reden später weiter.«
Dann war er auch schon verschwunden und Sam sprang ihm hinterher.
»Komm, Jussup«, Soko machte eine einladende Geste, »setz dich, es ist noch Brot und Käse da … und ein Schluck Wein kann jetzt auch nicht schaden, was meinst du? Nur von Wasser kann der Mensch schließlich nicht leben. Ich mache dir auch gerne einen Kaffee oder einen Tee?«
»Vielen Dank, mach dir bitte keine Mühe«, Jussup rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her, die Jacke hatte er anbehalten.
»Das ist sehr freundlich, ich nehme deine Einladung an. Das Wasser genügt mir und das Brot … hm …das riecht gut und sieht sehr gut aus, sicher selbst gebacken nicht wahr?«
»Ja, Agatha hat es gebacken«, sagte Soko stolz.
»Dann bin ich so frei und nehme mir eine Scheibe.«
»Warte, ich schneide dir noch etwas von dem Bergkäse ab und nimm auch von der Butter. Du musst hier kein trockenes Brot essen. Iss du mal in Ruhe, ich gehe schnell nach draußen und schaue nach deinen Pferden. Die dürften ebenfalls durstig und hungrig sein … die Pause wird ihnen guttun. Gib uns allen eine halbe Stunde. Fühl dich bitte wie zu Hause, Jussup.«
Mit diesen Worten verließ der Schmied die Stube, griff sich einen Wassereimer, der neben dem Eingang stand, und lief zum Brunnen. Bald darauf waren Jussups Pferde trocken gerieben und mit Hafer und Wasser versorgt. Soko hatte darauf geachtet, nicht zu viel zu geben, da Jussup sie auch auf der Rückreise sicher nicht schonen würde. Nachdem er die Tiere versorgt hatte, verstaute er seine Tasche im Inneren der Kutsche. Ein paar Minuten später saßen die beiden Männer auf dem Bock, Jussup nahm die Zügel in die Hand und ließ die Pferde zunächst in einem leichten Trab den Weg nach Seringat nehmen. Soko hatte noch einen Zettel geschrieben, ihn auf den Küchentisch gelegt und zum Schluss, fast schon im Gehen, ein kleines, ungelenk gemaltes Herz hinzugefügt.
***
Kapitel 5
Chalsea Cromway hatte Nikitas MFB aufgesetzt und betrachtete kopfschüttelnd und staunend die Bilder aus der Alten Welt.
»Der sieht aber toll aus!«, rief sie auf einmal begeistert.
»Ich glaube, ich lebe in der falschen Welt«, fuhr sie dann leiser fort, weil sich einige Gäste an den Nebentischen umgedreht hatten. Dann runzelte sie die Stirn und flüsterte: »Aber ... was um Himmels willen ... hat er da bloß an?«
»Das ist ein Wollpullover. Stell dir vor, ein Pullover aus echter Schafswolle! In der Alten Welt trägt jeder Kleidung aus natürlichen Stoffen. Vieles von dem wäre wahrscheinlich nicht ganz nach deinem Geschmack, einmal davon abgesehen, dass du allergisch reagieren und dir die Haut vom Leib kratzen würdest … wie die meisten hier.«
Nach einem kleinen Moment fügte sie hinzu: »Weißt du, es war wie eine ... Zeitreise in die Vergangenheit oder in ein anderes Universum ... und doch war es fast nebenan. Außerdem habe ich einen Traum bestätigt bekommen, den ich immer wieder gehabt hatte ... noch lange bevor ich wusste, dass ich diese Reise antreten würde.«
Chalsea nahm die Brille ab.
»Einen Traum? Du hast mir nie davon erzählt.«
»Weil ich weiß, wie du dazu stehst. Aber ich hatte mehr als einmal von dem Tor in dem Tal von Angkar Wat geträumt ... und es sah wirklich genauso aus wie in meinem Traum ... einfach unglaublich! Nur Effel Eltringham ist dort nie aufgetaucht. Mir ist er in der Realität auch lieber«, lächelte sie.
»Und wie ist er so ...«, Chalsea zögerte einen Moment.
»Im Bett ... wolltest du doch fragen«, lachte Nikita. »Ich kann dich beruhigen, auch da gibt es keinen Grund zur Klage. Mehr wirst du aus mir aber nicht herausbekommen.«
»Brauchst nix mehr zu sagen«, zwinkerte Chal ihr zu, »ich kann verstehen, dass es dir schwergefallen ist zurückzukehren.«
Sie winkte den Kellner heran.
»Was darf ich den Damen bringen? Nikita, schön Sie zu sehen, ich hatte Sie schon vermisst. Mrs. Cromway hatte mir schon erzählt, dass Sie in den Südstaaten waren.«
Er lächelte freundlich.
»Für mich einen Eisbecher mit Früchten und einen Café, schwarz bitte.«
»Danke, Paul. Bringe mir bitte einen Café Crème … ach, und eine Flasche Wasser.«
Paul tippte die Bestellungen in sein Tablet und ging zum nächsten Tisch.
»Du hast ihm was erzählt? Dass ich in den Südstaaten war?«
»Was sollte ich denn machen, ich wusste doch selbst nicht mehr und er hat ständig nach dir gefragt. Ich wollte schon gar nicht mehr herkommen, richtig nervig war das.«
Dann wandte sich Chalsea wieder den Fotografien zu. Sie betrachtete eingehend eines der letzten Bilder. Effel stand mit zwei Pferden an einem Waldrand und schien zu winken. Es war eine Nahaufnahme, obwohl Nikita zu diesem Zeitpunkt schon kurz davor gewesen war, das U-Boot zu besteigen. Es war ihr letzter Blick auf Effel gewesen.
»Was ist das denn?«, fragte Chalsea plötzlich.
»Was ist was?«
»Na das hier, gar nicht weit von deinem Freund … steht da nicht jemand? Da ist doch eine Frau zu sehen! Zwar nur schemenhaft, aber … schau selbst.«
Sie reichte Nikita die Brille.
Beide schwiegen einen Moment lang, während sich Nikita das Bild eingehend betrachtete.
»Hm«, meinte sie dann, »das war mir beim ersten Mal Anschauen gar nicht aufgefallen, aber ich glaube, du hast recht. Da ist noch jemand auf dem Bild. Eine Frau, glaube ich. So sieht es aus … oder es ist der Schatten eines Baumes. Das könnte sein. Merkwürdig. Ich bin mir ziemlich sicher, dass uns niemand gefolgt war. Na ja, vielleicht waren wir auch nicht so aufmerksam … kannst dir ja denken, warum.«
Nikita konnte sich gut vorstellen, dass jemand vom Rat der Welten beauftragt worden war, ihre Abreise zu überwachen, wollte dies aber im Moment nicht weiter kommentieren. Chal hatte schon genug Merkwürdigkeiten zu verdauen. Sie reichte ihr die Brille zurück.
»Machst du dir keine Sorgen?«
»Worüber?«
»Na,