Das Erbe von Tench'alin. Klaus D. Biedermann

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Название Das Erbe von Tench'alin
Автор произведения Klaus D. Biedermann
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783937883830



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blickte seinen Freund erschrocken an, »die Anderen werden kommen und versuchen, es aus mir herauszuholen. Sie werden nicht viel Zeit damit verschwenden, das Rätsel selber zu lösen. Wenn dort drüben erst einmal bekannt wird, dass sie meine Pläne haben – und das werden sie veröffentlichen –, werden sie unter enormem Erfolgsdruck stehen.

      Viele Menschen wissen, dass damit der Ewige Vertrag gebrochen wurde. Nikitas Reise wird man nicht geheim halten können. Man wird bei der Bevölkerung aber mehr Verständnis bekommen, wenn sie das Ergebnis schnellstmöglich liefern.«

      »Dann sollte Perchafta besser nicht helfen. Lass sie nur kommen. Damit werden wir schon fertig«, sagte Soko selbstbewusst und ballte eine Faust. Das Lachen war aus seinem Gesicht verschwunden und hatte einem grimmigen Ausdruck Platz gemacht.

      »Außerdem haben wir immer noch die Krulls und deren Freunde an unserer Seite ... wie heißen die Burschen noch? Emurks? Ja genau, die Emurks. Die scheinen ja nicht gerade zimperlich zu sein, nach allem, was man so hört. Und vergiss nicht den Rat der Welten, den es ja auch noch gibt. Du glaubst doch nicht, dass sie sich das ein zweites Mal bieten lassen? Sie würden sich ja selbst vollkommen unglaubwürdig machen. Es wäre geradezu eine Einladung für alle, uns auf dem Kopf herumzutanzen! Wir sind der Rat der Welten, kommt her, wir sind harmlos, wir tun nix, wir reden nur! Das würden sie denen damit sagen«, endete er und schenkte sich ein weiteres Glas ein.

      »Du hast recht, Soko, der Rat der Welten hat sich bisher weitgehend aus allem herausgehalten. Sie haben sogar Nikita erlaubt, die Pläne nach Hause zu nehmen, was mich, ehrlich gesagt, gewundert hat. Vielleicht haben sie dem nicht so viel Bedeutung beigemessen wie ganz offensichtlich Nikitas Bosse. Ich habe ihr alles gerne überlassen, weil sie dieses Projekt verwirklichen kann. Wenn es ihnen dort in der Neuen Welt gelingt, das Rätsel zu lösen, werden sie es schaffen, meine Maschine zu bauen. Dieser Professor Rhin scheint ja ein helles Köpfchen zu sein und dass Nikita viel von ihrem Handwerk versteht, steht außer Frage. Was die Emurks betrifft, mein Freund, vergiss sie! Auf die werden wir nicht zählen können. Die müssten inzwischen längst in ihrer Heimat angekommen und verdammt froh sein, nichts mehr mit der ganzen Sache zu tun zu haben. Die werden sich in gar nichts mehr einmischen. Freiwillig haben sie es das letzte Mal ja auch nicht getan.«

      »Aber warum hast du Nikita nichts davon erzählt, als sie noch hier war? Seit wann weißt du das mit dem Rätselcode?«

      »Das ist eine berechtigte Frage. Ich wollte es ihr als mein letztes Geschenk mitgeben. Sie mag doch Rätsel genauso wie ich … und das wertvollste wollte ich ihr eben zum Abschied schenken. Es sollte eine Überraschung sein. Es war schwer genug, so lange den Mund zu halten. Wie gesagt, kannte ich das Rätsel mit Lösung nach einer meiner Zeitreisen, die ich mit Perchafta unternommen hatte. Da hatte ich alles gesehen, ganz klar. So sicher, wie ich hier sitze. Ich wollte es ihr am Waldrand von Elaine verraten, bevor sie in dieses U-Boot gestiegen ist, bis dahin wusste ich es noch. Aber plötzlich war ich total blockiert! So als ob mir genau in diesem Moment jemand verboten hätte, es zu verraten. So verrückt das auch klingen mag. So sehr ich mich später auf dem Heimweg auch angestrengt habe, mich zu erinnern … es war weg und es blieb weg. Bis heute.«

      »Warum sollte es jemanden geben, der das verbietet? Das macht doch keinen Sinn, dann hätten sie die Pläne nicht erst mitzugeben brauchen.«

      »Du meinst, es sei jemand vom Rat der Welten gewesen? Ich habe keine Ahnung und irgendwie ist das ja auch, wie du schon sagst, ein Widerspruch. Ich habe mir mehr als einmal die Frage gestellt, warum sie es den Forschern drüben unnötig schwer machen sollten, wenn es für sie keine Bedeutung hat«, Effel zuckte mit den Schultern und trank einen Schluck Rotwein.

      »Was sagt denn Mindevol dazu?«

      »Das weiß ich nicht. Ich konnte es ihm noch nicht erzählen. Er ist in Winsget und kommt erst morgen zurück. Jedenfalls bin ich letzte Nacht schweißgebadet aufgewacht, als ich von diesem blöden Rätsel geträumt habe und was das für Konsequenzen haben könnte, wenn sie es nicht lösen können.«

      »Nun, dann bin ich auf Mindevols Meinung gespannt ... obwohl ... aus irgendeinem Grund glaube ich, dass er von allem bereits weiß. Vielleicht von Perchafta, diesem Schlaufuchs.«

      Soko schnitt sich eine dicke Scheibe Käse ab. Er legte sie auf ein Stück Schwarzbrot und biss herzhaft hinein.

      »Du solltest auch etwas essen«, meinte er dann undeutlich, »dann sieht die Welt gleich ganz anders aus. Falls Nikita doch zurückkommt, wäre sie sicher nicht erfreut, wenn du inzwischen verhungert wärest ... ich möchte jedenfalls daran nicht schuld sein.«

      Er schob seinem Freund Käse und Brot hinüber.

      »Vielleicht hast du recht«, meinte Effel lächelnd und griff zu. Kauend fragte er dann: »Wie kommst du darauf, dass es Mindevol von Perchafta weiß?«

      »Weil Perchafta ihn stets auf dem Laufenden hält, das hat er dir doch selbst gesagt.«

      »Das macht Sinn, sie sind sehr gute Freunde ... warten wir also Mindevols Rückkehr ab, er wird sicher einen Rat zur Hand haben. Aber jetzt zu einem anderen Thema, mein Freund. Was ist mit dir und Agatha? Wie geht es euch Turteltäubchen? Entschuldige, ich habe nur von mir geredet.«

      Der Schmied errötete leicht und nahm sein Glas. Er drehte es in seinen riesigen Händen hin und her, so als erwarte oder erhoffte er von dem Wein, dass er für ihn das Sprechen übernehmen würde.

      »Was soll mit uns sein?«, fragte er dann mit Unschuldsmiene. Ihm war klar, dass Effel nicht locker lassen würde.

      »Ach komm schon, lass dir die Würmer nicht einzeln aus der Nase ziehen.«

      Effel lächelte amüsiert.

      »Was soll ich dazu schon sagen ... ich hätte jedenfalls nie gedacht, dass sie …«

      »Sich für dich interessiert«, wurde er von Effel unterbrochen, »wolltest du das sagen? Mann, Mann, Soko, das ganze Dorf hat es gemerkt, nur du nicht! Die Leute haben sich schon lustig gemacht über dich. So krank war deine Mutter nun auch wieder nicht, dass sie eine Dauerpflege gebraucht hätte. Agatha kam auch deinetwegen!«

      »Sie ist so wunderschön …«, meinte der Schmied versonnen und schaute wie ein frisch verliebter Teenager.

      »Ja klar ... und du bist der hässlichste Mensch auf Erden, nicht wahr? Die Schöne und das Biest. Dass ich nicht lache! Unsere Theatergruppe kann das Stück ja beim nächsten Mal gleich hier bei dir aufführen ... hinter deinem Haus … auf der Waldbühne!« Effel lachte, seine Stimmung hatte sich schlagartig gewandelt.

      »Ja, lach du nur. Schau dir meine Hände an, alles voller Schwielen ... und …« Der Schmied hielt Effel seine Hände hin. Der unterbrach ihn.

      »Soko, jetzt hör aber auf, ich habe deine Hände schon hundertmal gesehen. Agatha scheint jedenfalls kein Problem mit ihnen zu haben«, grinste er, »schau dich doch an. Ich kenne keinen stattlicheren Mann. Und was noch viel wichtiger ist, du hast ein großes Herz. Das sehe ich auch, wenn ich hinter dein Haus gehe und all die kranken Tiere betrachte. Du hast einen tollen Beruf, in dem du wunderschöne und nützliche Dinge herstellst. Du bist ein angesehener Mitbürger und die Leute mögen dich ... und ... ich bin wirklich stolz, dein Freund zu sein. Das Einzige, was dir allerdings jetzt zur Vollkommenheit noch fehlt, ist ein passendes Hemd. Aber das wird sich ja jetzt wohl ändern, wo eine Frau im Haus ist.«

      Effel lachte auf und Soko schaute ihn dankbar an. »Danke für die Komplimente, mein Freund, es tut gut, das zu hören. Ich glaube, ich war zu lange alleine ... mit meiner alten Mutter und all den Tieren dort hinten. Ich bin zurzeit der glücklichste Mann auf Erden, das kann ich dir sagen ... und weißt du was? Wenn Agatha nicht den ersten Schritt getan hätte, säße ich wahrscheinlich heute noch allein in meiner Schmiede.«

      »Machen die Frauen nicht immer den ersten Schritt?«

      »Wahrscheinlich ist es so, jedenfalls ... wenn man sich so umhört. Nikita hat ja sogar einen Riesenschritt gemacht.«

      Soko lächelte und bereute es sofort, als er sah, dass Effels Miene gerade wieder im Begriff war, sich zu verfinstern, allerdings nur für einen kurzen Moment.

      »Ja,