Название | Das Erbe von Tench'alin |
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Автор произведения | Klaus D. Biedermann |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783937883830 |
»Mann, das ist schnell erzählt ... zumindest der Teil, der dich etwas angeht«, grinste Soko.
»Als ich eines Abends von der Arbeit kam, war der Tisch, also dieser Tisch hier, festlich gedeckt ... mit allem, was so dazugehört ... sogar Blumen waren drauf und Agatha stand da, in einem Kleid ... Mann, Mann, Mann! Ich muss ziemlich bescheuert ausgesehen haben, wie ich so mit offenem Mund in der Tür gestanden bin. Ungefähr wie ein Kind, das den Nikolaus sieht, obwohl es nicht mehr an ihn glaubt. Und sie? Sie hat nur gelacht und gemeint, dies sei ihr letzter Abend bei uns, denn meine Mutter sei wieder vollkommen gesund, und das wolle sie mit uns gemeinsam feiern. Sie hatte sogar gekocht, mein Lieblingsessen ... meine Mutter hatte es ihr verraten.
Zwei Stunden haben wir zusammengesessen und getafelt ... alles vom Feinsten, sag ich dir ... und als sich meine Mutter in ihr Zimmer zurückgezogen hatte, haben wir bestimmt nochmals zwei Stunden drüben am Kamin gesessen und erzählt und erzählt. Danach wussten wir alles voneinander. Ich glaube, ich habe Agatha an diesem Abend zum ersten Mal richtig angesehen ... wenn du weißt, was ich meine ... nicht nur angeschaut.
Wenn ich sie in der Goldenen Gans oder sonst wo getroffen habe, habe ich mich einfach nie getraut sie anzusprechen. Meistens war sie ja auch mit einer Freundin unterwegs. Eigentlich sollte ich meiner Mutter dafür danken, dass sie hingefallen ist.« Soko lachte. »Gut, dass sie das jetzt nicht gehört hat.«
»Wie gesagt, alles ist für irgendetwas gut«, meinte Effel.
»Bin nur gespannt, wofür das mit diesem bescheuerten Rätsel gut sein soll. Aber erzähl mal weiter, da kommt doch noch was?«
Es war eher eine Feststellung als eine Frage.
»Sie hat so ein wunderschönes Lachen. Wusstest du, dass sie Grübchen hat? Nun ... ich kann dir wirklich nicht sagen, was mich beim Abschied – sie hatte schon ihren Mantel an – geritten hat. Jedenfalls habe ich sie spontan in den Arm genommen, um mich bei ihr für alles zu bedanken. Ich wüsste gar nicht, wie ich das alles alleine geschafft hätte ... hab ich ihr noch gesagt. Und dann, plötzlich, hat sie mich einfach geküsst ... und das war ... wie soll ich dir das erklären ... einfach unbeschreiblich! So ... und der Rest geht dich nichts an. Jedenfalls ist sie an diesem Abend nicht mehr heimgegangen. Auf Agathas Wohl, mein Freund.«
Der Schmied hob sein Glas, trank es in einem Zug aus und nickte Effel lachend zu.
Der leerte sein Glas ebenfalls. Seiner Erinnerung nach hatte Soko noch nie so viel an einem Stück geredet.
»Ich freue mich für euch«, sagte er, nachdem Soko nachgeschenkt hatte, »ihr habt es beide verdient und es gibt wohl niemanden hier, der euch euer Glück neidet.«
»Und ich hatte schon gedacht, dass ich mein Lebtag alleine bleiben werde. Dass ich das noch erleben darf, ist wirklich ein großes Wunder. Und weißt du was? Sie liebt Tiere. Ist das nicht großartig? Und wie du siehst, fühlen sich ihre Katzen hier auch schon zu Hause.«
»Ich habe immer darauf vertraut, dass eines Tages die Richtige kommt und dich aus deinem Einsiedlerdasein, oder sollte ich besser sagen Dornröschenschlaf, herausholt«, sagte Effel lächelnd, »aber dass sie bereits so nah war … wer hätte das gedacht? Nun, das bestätigt mal wieder, was Mindevol mehr als einmal gesagt hat: Warum denn in die Ferne schweifen, denn das Gute liegt so nah. Das stimmt ganz offensichtlich – von wenigen Ausnahmen abgesehen«, ergänzte er und ein Hauch von Wehmut huschte über sein Gesicht. Dann aber fuhr er gut gelaunt fort: »Jetzt weiß ich auch, warum du einen solch großen Tisch hier hast. Es passen noch ein paar Kinder dran.«
»Nun mach aber mal halblang, gut Ding will schließlich Weile haben. Erst genießen wir mal die Zeit zu zweit. Für Kinder ist dann immer noch Zeit. Agatha ist noch jung.«
Effel gefiel es, wie sein Freund abermals rot geworden war.
»Hast du etwas von Saskia gehört? Weißt du, wie es ihr geht?«, fragte der Schmied jetzt und schalt sich sogleich innerlich dafür, in dieses Fettnäpfchen, wie er glaubte, getreten zu sein.
Aber Effel schien ihm die Frage nicht übel zu nehmen.
»Ich weiß zwar nicht, wie du gerade jetzt auf Saskia kommst … nein, Soko du brauchst keine schlechtes Gewissen zu haben«, meinte Effel, dem die Mimik seines Freundes nicht entgangen war.
»Ihna ist gerade mit Brigit bei ihr in Haldergrond zu Besuch. Das hat mir ihre Mutter erzählt. Sie wird mir später bestimmt berichten, wie es Saskia geht ... und zwar in allen Details«, lächelte er und fuhr fort. »Wenn du mich fragst, es war die richtige Entscheidung von ihr, nach Haldergrond zu gehen. Da gehört sie einfach hin ... es war schon ihr Kindheitstraum.
Sie hat so viele Talente und wie du weißt, hat sie sich seit Langem der Heilkunst verschrieben gehabt. Sie konnte gar nicht erwarten, ihren Schulabschluss zu machen, damit sie mit ihrer Ausbildung beginnen konnte. Mira sagte mir neulich erst, dass sie nie eine begabtere Schülerin gehabt hätte, und Petrov weint sich heute noch die Augen aus, weil sie nicht bei ihm Musik studiert. In Haldergrond hat sie jetzt beides, Heilkunst und Musik. Für unsere Ehe hätte sie diesen Traum geopfert und ich glaube, dass ich immer ein Schuldgefühl gehabt hätte. Wirklich eine tolle Voraussetzung für eine dauerhafte Ehe ... nein, es ist schon alles richtig, so wie es gekommen ist, glaub es mir. Aber ich werde mich ja sehr bald persönlich überzeugen können.«
»Persönlich?«
»Ja, ich werde zum Tag der offenen Tür hinfahren. Sie veranstalten zweimal im Jahr nach den Prüfungen solch einen Tag, mit verschiedenen Konzerten, einem Markt und Vorträgen. Wusstest du das nicht? Fährst du mit? Wir können die Räder nehmen. Kannst dein neues Fahrrad gleich einweihen. Du warst auch noch nie dort, stimmts?«
»Nein, ich war noch nie in Haldergrond, aber ich werde nicht mitfahren können. Neugierig bin ich schon, besonders weil Saskia dort ist. Aber ich habe sehr viel zu tun, nicht nur in der Schmiede. Ich werde mir wohl demnächst einen Mitarbeiter suchen. Agatha hat schon angedeutet, dass sie mehr Zeit mit mir verbringen möchte.«
»Was ich sehr gut verstehen kann.«
In diesem Moment klopfte es an der Tür. Sam hatte schon vor kurzer Zeit den Kopf gehoben und die Ohren gespitzt, sich dann aber wieder entspannt niedergelegt.
»Wer mag das sein ... um diese Zeit?«, fragte der Schmied mehr sich selbst und erhob sich langsam.
»Na, das werden wahrscheinlich deine Frauen sein«, meinte Effel, »oder hast du die schon vergessen? Sam hat sie eben schon gehört.«
»Du Spaßvogel … die klopfen nicht an … nein, ich geh mal schauen. Es will hoffentlich niemand dringend ein Pferd beschlagen haben, ich habe schon zwei Gläser getrunken – oder waren es drei?«
»Es waren eher vier, mein Freund.«
Kurz darauf kam Soko mit einem sehr verzweifelt dreinblickenden Jussup im Schlepptau wieder herein. Schweißnasse Haarsträhnen hingen ihm über der Stirn, als er seine Mütze abnahm und in seinen Händen unbeholfen knetete. Mit traurigen Augen begrüßte er Effel.
Der sprang auf und hatte sofort eine böse Ahnung.
»Was ist passiert? Was treibt dich zu solch später Stunde hierher? Ist etwas mit ...«
»Ja,« wurde er von dem Mann unterbrochen, »Jelena ist plötzlich sehr schwach geworden, sie konnte nicht mehr aufstehen ... ich bin so schnell gefahren, wie ich konnte. Ich war schon bei Mindevol, aber der ist nicht da. Mira meinte, er sei für ein paar Tage nach Winsget. Sie packt nur schnell ein paar Sachen zusammen. Ich soll dich, Soko, fragen, ob du mitkommst. Sie könne jede Unterstützung brauchen, meinte sie.
Jelena weiß nicht, dass ich losgefahren bin. Sie sagte vor zwei Tagen noch, als es anfing schlechter zu werden, alles sei richtig so, wie es ist, wir sollten uns keine Sorgen machen ... ob wir denn annähmen, dass sie ewig leben würde ... na, ihr kennt sie ja.«
»Ich bin ebenfalls dabei ... wenn du noch Platz in deiner Kutsche hast …«, bot sich Effel gleich an. Er verehrte