Название | Sonntagsgedanken, Lesejahr C - eBook |
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Автор произведения | Elmar Gruber |
Жанр | Документальная литература |
Серия | |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783769880175 |
Gewiß: „Not lehrt beten“,
aber zur verläßlichen Lebenshilfe wird das Gebet
erst durch die gute Gewohnheit,
durch das regelmäßige Beten.
Beten öffnet.
Gott ist an sich immer „offen“;
doch das Beten bewirkt,
daß er mir aufgeht, indem ich offen werde für ihn. Beten macht mich durchlässig für die Kommunikation bewirkende Kraft Gottes. Wenn ich bete für den oder die anderen, vor einer schwierigen Begegnung etwa, verläuft alles besser als ohne Gebet: Ich bin offener (toleranter) und wirke darum öffnender auf die anderen.
Das Gebet alleine und mit anderen,
für mich und für andere – auch für Verstorbene,
bewirkt immer Gemeinschaft, Frieden,
Solidarisierung vor Gott und mit Gott,
vorausgesetzt man glaubt an die absolute Liebe.
Herr, öffne meine Lippen in Angst und Verzweiflung, wenn ich sprachlos geworden bin, und wenn ich für dich und für mich keine Worte mehr finde.
Die Fastenzeit
Aschermittwoch (Mt 6,1-6.16-18)
„Dein Vater, der das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.“
Erkannt sein
Jeder Mensch will er-kannt,
an-erkannt und be-kannt sein.
Ich leide, wenn ich verkannt
und falsch oder ungerecht beurteilt werde.
Andererseits bekomme ich Angst,
wenn ich voll durchschaut werde;
wenn ich entlarvt werde
und mich nicht mehr verstecken kann.
Menschen müssen sich anerkennen.
Sie müssen aber auch ein Geheimnis bleiben
und Geheimnisse haben dürfen,
sonst verlieren sie ihre Anziehungskraft.
Doch einmal kommt alles auf: „Nichts ist verborgen,
was nicht offenbar werden wird“ (Mk 4,22). Am Ende, beim Tod, beim „jüngsten Gericht“ wird das sein.
Unsere Identität ist erst dann vollkommen,
wenn nichts mehr verdrängt wird,
wenn alles so, wie es ist, angenommen wird.
Das Schreckliche beim jüngsten Gericht wird sein,
daß sich jeder so sehen muß,
wie er vor Gott ist
– und das ohne „Narkose“!
Gott sieht mich ganz,
er sieht auch das Verborgene;
vor ihm kann ich mich nicht verstecken.
Nun hängt es von meinem Gottesbild ab,
ob das jüngste Gericht die große Befreiung
und Versöhnung wird
oder die große Rache und Vergeltung,
ob Himmel oder Hölle.
Der allerbarmende Gott bedeutet Himmel,
der strafende Gott Hölle.
Doch alle Schuld muß vergeben werden.
Vergeben heißt nicht ignorieren
oder „unter den Teppich kehren“.
Schuld vergeben heißt:
Die Schuld mit den ihr innewohnenden
vernichtenden Kräften annehmen.
Das kann nur die Liebe.
Sie verwandelt die vernichtenden Kräfte
in kreative Kräfte:
Vergebung kommt aus Barmherzigkeit
und bewirkt Barmherzigkeit.
Das Schwierigste ist,
daß ich mir selbst vergebe,
mich in meiner Schuld annehme:
Wenn ich mich so sehen muß, wie ich bin,
aber gleichzeitig sehe,
daß mich Gott von Ewigkeit her
so geliebt hat, wie ich jetzt vor ihm
und vor mir dastehe,
wird das gelingen.
Durch diese Vorstellung wird Gott jetzt schon zum Ort,
wo ich nichts mehr verstecken muß.
Der Vater, der auch das Verborgene sieht,
wird alles vergelten:
das Gute mit Gutem
und das Böse mit der verwandelnden Kraft seiner Liebe.
Mein Gottesbild entscheidet,
ob die Allwissenheit Gottes Angst macht
oder Trost und Hoffnung gibt.
Herr, du kennst mich ganz. Befreie mich von allem Mißtrauen deiner grenzenlosen Liebe gegenüber.
Erster Fastensonntag (Lk 4,1-13)
Der Geist führte ihn in der Wüste umher.
Sich im klaren sein
Wenn ich zufrieden leben will,
brauche ich Klarheit
über den Sinn meines Lebens,
über meine Aufgaben und Pflichten,
über meine Verantwortung.
Ich muß wissen, was ich will,
und was ich nicht will.
Der Sinn meines Lebens ist schon da;
ich muß ihn nicht machen,
aber ich muß ihn finden.
Trotzdem bin ich frei;
ich bin nicht festgelegt.
Ich bin frei in der Suche nach dem Sinn;
niemand kann mich zwingen,
einen bestimmten Sinn zu erkennen
und anzunehmen.
Irgendwann muß ich mich entscheiden,
wie und wofür ich grundsätzlich leben will.
Und diese Entscheidung
muß immer wieder neu getroffen werden,
damit sie in meinem Leben
zur Verwirklichung und Durchsetzung gelangt.
Um mich zu finden,
brauche ich den Mut,
mich mir ganz alleine auszusetzen.
Kein Mensch
und keine Gemeinschaft
kann und darf mir dieses Alleinsein abnehmen.
Nur durch Alleinsein
gelange ich zum Selbst-Sein
und zum All-eins-Sein,
das heißt zur Beziehung mit allen Geschöpfen.
Nur im Alleinsein finde ich Gott
und die fundamentale Beziehung zu ihm,
die mich im Leben und im Sterben trägt.