Sonntagsgedanken, Lesejahr C - eBook. Elmar Gruber

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Название Sonntagsgedanken, Lesejahr C - eBook
Автор произведения Elmar Gruber
Жанр Документальная литература
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Издательство Документальная литература
Год выпуска 0
isbn 9783769880175



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nicht gefunden habe,

       findet mein Haß- und Rachebedürfnis

       eine gewisse Berechtigung dadurch,

       daß es viele andere (die meisten?) auch haben.

       Auch das Böse verbindet.

      Die Ehebrecherin steht heute in der Mitte,

       im Mittelpunkt für die Pharisäer

       und im Mittelpunkt für Jesus,

       als die Pharisäer verschwunden waren.

       Hier wird der Kontrast

       zwischen der Strafgerechtigkeit der Menschen

       und der Gnadengerechtigkeit Gottes

       in voller Klarheit sichtbar.

      Menschen müßten total schuldlos sein,

       wenn sie andere „gerecht“ beurteilen,

       verurteilen und bestrafen wollten.

       Mein Bedürfnis, die eigene Schuld abzuwälzen,

       zu vertuschen und in Wohlanständigkeit zu verstecken,

       nimmt mir jedes Recht,

       andere zu verurteilen.

      Jesus allein, der Sündelose, hätte das „Recht“,

       zu verurteilen und zu bestrafen.

       Aber gerade er verurteilt nicht, er vergibt.

       Solange wir als Sünder unterwegs sind,

       brauchen wir ein hohes Maß an Strafgerechtigkeit.

       Aber das Ziel ist in Sicht:

       Die Barmherzigkeit Gottes befähigt uns,

       daß auch wir allen alles vergeben

       und keine Verurteilungen mehr brauchen.

      Der Glaube an die absolute Liebe Gottes

       macht mich schließlich jetzt schon fähig,

       nicht mehr sündigen zu „müssen“;

       denn der Sünder sucht subjektiv

       in der Sünde sein Heil, sein Glück.

       Wer das wahre Heil in der allvergebenden Liebe

       gefunden hat,

       „braucht“ nicht mehr zu sündigen.

       Herr, laß mich immer mehr dein Wort begreifen: „Verurteilt nicht, dann werdet auch ihr nicht verurteilt werden“ (Lk 6,37).

      „Gesegnet sei der König, der kommt im Namen des Herrn.“

      Loben und preisen

      Loben: jemanden oder etwas lieb nennen, gutheißen;

       Preisen: vor-sagen, für gut erklären;

       Segnen: etwas zum Zeichen machen.

       Huldigen, rühmen, benedeien –

       all diese Worte haben dieselbe Grundbedeutung:

       erkennen, anerkennen, bekennen.

      Jesus wird von seinen Jüngern gepriesen

       als der wahre König von Israel.

       Im Alten Bund hatte Samuel gegen seinen eigenen Willen

       und gegen den ursprünglichen Willen Gottes

       dem Volk nachgegeben

       und ihm einen irdischen König gesalbt,

       dem alle mit Leib und Leben unterworfen sind.

       In Jesus, der nicht gekommen ist,

       „sich bedienen zu lassen,

       sondern um zu dienen“,

       hat Gott selbst

       seine ewige Königs-Herr-schaft angetreten

       bzw. geoffenbart.

      Gott preisen bringt den Menschen immer

       „Heil und Segen“,

       Freude, Glück und Hoffnung.

       Ich kann Gott preisen,

       wenn ich ihn in allem, was ist

       und was geschieht, erkenne.

       Ich kann Gott preisen,

       wenn ich glaube,

       daß der grenzenlos hebende Gott

       alles in seinen Händen hält – auch das, was ich noch nicht begreife, und was seiner Liebe zu widersprechen scheint: das Böse, das Leid, der Haß der Menschen und unsere subjektive Gottlosigkeit.

      Gott preisen im Glück und in der Freude heißt:

       wissen und sich bewußt machen,

       daß Er es ist, der alles schenkt; daß ich mich freuen und andere erfreuen kann, daß ich geliebt werden und lieben kann.

      Wenn ich Gott preise im Glück,

       mache ich ihn zum Mittelpunkt meines Lebens;

       von ihm erwarte, erbitte und erhoffe ich alles.

       Jetzt kann ich die Menschen

       und alles andere

       aus der Haftpflicht für mein Glück entlassen.

      Gott preisen in Unglück und Leid heißt:

       wissen und sich bewußt machen,

       daß der liebende Gott immer da ist,

       auch im tiefsten Leid.

       Durch diesen Glauben

       wird mein Leid nicht begreiflicher,

       aber erträglicher.

       Gerade der Tod Jesu zeigt,

       wie der unbegreifliche Gott

       in tiefstem Leid

       nahe sein und nahe bleiben kann.

      Martin Buber hat den Lobpreis Gottes in seinem Du-Gebet in einfachster Weise gestaltet: „Wo ich gehe, Du, wo ich stehe, Du, Du, Du, wieder Du, immer Du, Du, Du, Du. Ergehts mir gut, Du, wenn‘s weh mir tut, Du, Du, Du, wieder Du, immer Du, Du, Du, Du. Himmel: Du, Erde: Du, oben Du, unten Du. Wohin ich mich wende, an jedem Ende: Nur Du, wieder Du, immer Du, Du, Du, Du.“

       Herr, – du – mein Gott und mein Alles.

      Er erwies ihnen seine Liebe bis zur Vollendung.

      Unsterblich werden

      Unser Nachdenken über Jesus

       und sein Wirken in der Welt

       und in den Sakramenten

       stößt oft auf unnötige Schwierigkeiten,

       weil wir „Leib“ und „Körper“ nicht unterscheiden.

       Ich bin Leib, und ich habe einen Körper. „Zur Zeit“ bin ich Leib in irdischer, sinnenhafter, vergänglich-verweslicher Verkörperung. Weil wir „zur Zeit“ nur den irdisch verkörperten Leib kennen, gebrauchen wir die Worte „Leib“ und „Körper“ meist gleichbedeutend, obwohl sie unterschiedliche Bedeutung haben.

      „Leib“ Jesu,

       „leibhaftige“ Auferstehung und Himmelfahrt

       besagen nicht „Körper“ Jesu,

       „körperliche“ Auferstehung und Himmelfahrt.

       „Leib“ ist das innere Erleben.

       „Körper“ das äußere.

       Zum Beispiel bei einem Händedruck (vgl. Friedensgruß)