Eine wie wir. Dana Mele

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Название Eine wie wir
Автор произведения Dana Mele
Жанр Книги для детей: прочее
Серия
Издательство Книги для детей: прочее
Год выпуска 0
isbn 9783038801214



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starre sie an. »So viel Einfluss habe ich nicht. Der Trainer trifft solche Entscheidungen.«

      Sie glaubt mir kein Wort. »Du hast genügend Einfluss.«

      »Ich müsste eine Spielerin rauswerfen, die wirklich hart dafür trainiert hat, um ins Team zu kommen.«

      »Tja«, sagt sie gedehnt. »Das ist die Wahl, die ich dir überlasse.«

      Ich denke darüber nach. Ich habe tatsächlich genügend Einfluss. Als Kapitänin leite ich das Team. An der Bates ermuntern Lehrer und Trainer die Schülerinnen dazu, die volle Verantwortung und Leitung zu übernehmen. Ich hasse die Vorstellung, eine Mitspielerin rauszuschmeißen, die ihren Platz verdient hat. Andererseits brauche ich Nolas Hilfe. Widerwillig gebe ich ihr meine Hand, die sie mit kühlen Fingern schüttelt.

      »Ausgezeichnet«, sagt sie. »Ich wollte schon immer cool sein.« Sie grinst mich spöttisch an. »Ich kann doch jetzt cool sein, richtig?«

      Ich überlasse ihr meinen Laptop. »Schließ bloß keine Anwendungen.«

      »Schon kapiert.« Sie öffnet den Deckel und tippt drauflos. Dann startet sie einen Download.

      »Hey!« Ich will mir den Computer schnappen, aber sie zerrt ihn aus meiner Reichweite.

      »Entspann dich. Ich mache dein steinaltes Betriebssystem schon nicht kaputt. Ich lade nur ein Programm herunter, das ich ständig benutze und mit dem man echt gut Passwörter knacken kann. Jessica war eine ziemlich raffinierte Programmiererin, aber der menschliche Verstand kann sich nur so viele Kombinationen ausdenken …«

      »Kanntest du sie?«

      »Aus dem Informatikkurs. Hab nie mit ihr gesprochen.« Sie öffnet das Programm und tippt wie wild, dann sieht sie mich triumphierend an. »Siehst du?«

      Das Wort L@br@d0r ist auf dem Bildschirm markiert.

      Ich starre sie an. »Kannst du mein Passwort auch so leicht herausfinden?«

      Sie gibt mir den Laptop zurück. »Das willst du bestimmt nicht wissen.«

      Ich klicke wieder auf den Blog und gebe das Passwort ein. Der Backofen öffnet sich und in seinem Inneren taucht erneut die Überschrift der Seite in verbrannten roten Buchstaben auf: Rache ist süß: Eine köstliche Anleitung zum Beseitigen von Feinden. Ich klicke auf den Titel und darunter erscheinen sechs Kategorien: Vorspeise, erster Gang, Hauptgang, Zwischengang, Beilage, Dessert. Ich klicke auf Vorspeise. Die Abbildung eines verbrannten Tennisballs mit einem Rezept für Tai Burned Chicken taucht auf. Gleichzeitig erscheint ein Backofen-Timer, der auf 24:00:00 eingestellt ist und sofort abwärts zu ticken beginnt. Ich klicke auf den Timer, aber es gibt keine Möglichkeit, ihn anzuhalten oder die Zeit zu ändern.

      Nola versucht es mit ein paar Befehlen und zuckt dann mit den Schultern. »Vielleicht bleibt der Link nur vierundzwanzig Stunden aktiv?«

      Ich weiß genau, was dahintersteckt. Es ist die Zeit, in der ich die Aufgabe erfüllen muss.

      Ich klicke auf die nächste Kategorie, bekomme aber nur eine Fehleranzeige: Ofen bereits in Betrieb. Küche erst wieder verfügbar, wenn der Timer zurückgesetzt ist.

      »Wie entzückend«, sagt Nola.

      Als ich mir das Rezept genauer ansehe, wandern meine Mundwinkel nach oben. Das muss ein Scherz sein.

       Tai Burned Chicken

       Nimm ein Hühnchen, weiß und rot

       Mock, mock, verspotte es bis zum Tod

       Brandmarke es mit 3,5 im Schnitt

       Verbrenn es lebendig Schritt für Schritt

       Stopfe es mit Scharapowas Skandal

       Sieh es an und erkenn das Flammenmal.

      Nola schaut mich aus den Augenwinkeln an. »Ich bin kein Meister der poetischen Bildsprache, aber es sieht fast so aus, als hätte Jessica irgendwelche großen Pläne mit Tai Carter. Was hat Tai ihr getan?«

      Ich runzele die Stirn. »Ich glaube nicht, dass sie sich wirklich kannten.« Als wir die Leiche gefunden haben, wusste Tai nicht mal ihren Namen. Wie sehr kann man jemanden verletzen, dessen Namen man nicht kennt?

      Nola zuckt mit den Schultern. »Von Gedichten bekomme ich Migräne. Alles bedeutet immer irgendwas anderes. Zumindest wenn es nach Mr Hannigan geht. Vielleicht sehen wir uns das Ganze mal im Hannigan-Stil an und beginnen mit der Überschrift.« Sie fährt mit dem Finger unter den Zeilen entlang und ahmt dabei den leicht singenden irischen Tonfall unseres Englischlehrers nach. Schade, dass sie nicht seine markanten, attraktiven Gesichtszüge hat, denn das würde die verstörende Metaphorik vielleicht etwas abmildern. Ihre Finger sind schlank und zierlich und ihre Nägel in einem glänzenden Auberginenfarbton lackiert. Während sie auf den Bildschirm starrt, lässt das bläuliche Licht, das von meinem Laptop ausgeht, sie noch blasser und dünner erscheinen.

      »Tai Burned Chicken«, liest sie vor. »Eigentlich müsste es Thai geschrieben werden, es sei denn, es ist wirklich das Mädchen gemeint. Burned. Es geht um Essen, aber auch um Rache, richtig? Und Chicken. Wieder Essen, aber das könnte sich auch auf einen Feigling beziehen.«

      »Tai ist kein Feigling«, sage ich.

      Sie sieht mich interessiert an. »Ach ja?«

      Ich habe null Bock, meine Freundinnen ausgerechnet vor Nola Kent zu verteidigen. »Vertrau mir.«

      Nola wirkt enttäuscht. »Okay«, erwidert sie und verdreht übertrieben die Augen. »Ich vertraue dir.« Sie geht zur nächsten Zeile. »Nimm ein Hühnchen, weiß und rot. Offensichtlich die Schulfarben der Bates. Mock, mock, verspotte es bis zum Tod. Na ja, ich kenne Tai nicht so gut wie du, aber hat deine Busenfreundin nicht den Ruf, eine Klugscheißerin zu sein?«

      Ich grinse. »Das stimmt.« Tai ist nicht nur witzig, sie ist auch unverblümt clever. Das macht es noch peinlicher, wenn sie ihr Augenmerk scharf auf jemanden richtet. Sie wird die nächste Tina Fey oder Amy Schumer, daran besteht kein Zweifel. Tina Fey hat sogar zugegeben, dass sie in der Highschool gemein zu anderen war. Natürlich würde ich Tai nicht als gemein bezeichnen. Die Wahrheit tut nur manchmal weh, besonders wenn die Leute darüber lachen. Und Tai macht dabei keine Unterschiede. Jeder bekommt sein Fett weg. Ich bin die berüchtigte Ausborgerin. Damit gängelt sie mich. Eine eisige Welle der Übelkeit erfasst mich jedes Mal, wenn sie mit der Ausleihmasche anfängt, aber jeder kriegt, was er verdient. Die anderen haben gelacht, als ich Lada Nikulajenko den Spitznamen Hodor verpasst habe, weil sie über eins achtzig groß ist und so schüchtern, dass man nie ein Wort von ihr hört, außer wenn sie die Lehrer bei der Aussprache ihres Namens korrigiert. Aber das konnte ich nur tun, weil ich mir auch jedes Mal ein Lächeln abringe, wenn Tai darauf herumreitet, dass ich mir die geborgten Klamotten selbst nie leisten könnte. Es geht immer in beide Richtungen. Fair ist fair.

      »Da ist auch noch diese unerträgliche Mock-mock-Sache«, fügt Nola hinzu, »wie bei Henry V, auf dem Hannigan letzten Monat so herumgeritten ist. Dabei geht es um Tennisbälle, stimmt’s?«

      »Oh mein Gott!« Vor Prüfungen pauke ich immer wie verrückt und dann verschwinden die Informationen aus meinem Hirn, aber Shakespeare hat tatsächlich einen Dialog geschrieben, in dem er das Wort mock wiederholt benutzt, um das Aufprallen eines Tennisballs auf dem Platz zu imitieren. »Also vermute ich mal, dass Jessica Gedichte mochte.«

      »Oder sie mochte Mr Hannigan«, sagt Nola und zieht neckisch eine Augenbraue hoch.

      »Stopp!« Plötzlich schäme ich mich dafür, dass wir so zwanglos über Jessica reden, als wäre sie eine Klassenkameradin, über die wir ablästern. Was wäre, wenn sie sich wirklich in einen Lehrer verliebt hätte? Hannigan wäre die erste Wahl, wenn man sich einen aussuchen müsste. Er ist seit diesem Jahr neu an der Bates, extrem attraktiv und flirtbereit. Es gab Gerüchte, dass mit einer Schülerin sogar mehr als ein Flirt gelaufen sei, aber keine Beweise. Ich glaube es auch nicht.