Название | Eine wie wir |
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Автор произведения | Dana Mele |
Жанр | Книги для детей: прочее |
Серия | |
Издательство | Книги для детей: прочее |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783038801214 |
Sie trommelt mit den Fingern auf den Tisch und kaut an ihrer Unterlippe. »Bist du sicher?«
»Ganz sicher.«
»Ich will dich ja nicht als Lügnerin bezeichnen … ich … es klingt einfach nicht nach Tai.«
Sie glaubt mir nicht. Ich kann es ihr nicht verübeln. Ich habe es zuerst ja auch nicht geglaubt.
»Das bedeutet nicht, dass sie es nicht getan hat.«
»Lass uns Gericht spielen«, schlägt sie strahlend vor. Das ist eins von Bries Lieblingsspielen. Sie lässt es wie einen Spaß aussehen, will aber eigentlich nur zeigen, wie clever sie ist. Ihrer Meinung nach setzen sich Wahrheit und Gerechtigkeit selbstverständlich immer durch. Und sie gewinnt normalerweise.
»Na gut.«
»Du erhebst die Anklage und ich verteidige.«
»Okay …« Das wird schwierig. Ich kann Brie nicht von dem Racheblog erzählen und andere Sachbeweise habe ich nicht. »Tai Carter ist eine der talentiertesten Tennisspielerinnen, die die Bates Academy je gesehen hat. Sie besiegt jede Spielerin, die gegen sie antritt. Sie ist zweifellos ein Naturtalent. Aber sie hilft nach. Ich habe keinen objektiven Beweis, aber ich bin ziemlich sicher, dass wir uns einen beschaffen können. Tatsächlich hat Tai zugegeben, Meldonium zu nehmen, ein stark leistungsförderndes Mittel, das Marija Scharapowa eine Dopingsperre von zwei Jahren eingebracht hat. Und ein Geständnis ist der erdrückendste Beweis von allen.«
Brie fällt die Kinnlade herunter. »Die Verteidigung hat nichts hinzuzufügen. Aber woher wusstest du davon?«
»Anonyme E-Mail.«
»Echt gruselig. Vermutlich ist der Absender jemand aus dem Tennisteam. Ich frage mich nur, warum die E-Mail an dich geschickt wurde. Wieso wurde Tai nicht einfach angezeigt?«
»Ich soll sie anzeigen. Wenn ich es nicht tue, sorgt der Absender dafür.«
»Was wirst du tun?«
Ich zucke mit den Schultern. »Ich habe ihr gesagt, dass sie sich selbst stellen soll. Dann drückt die Schule vielleicht ein Auge zu. Nur darum ging es bei meiner angeblichen Attacke. Sie ist total ausgeflippt.«
Brie schaut zu »unserem« Tisch hinüber. Unsere Freundinnen haben die Köpfe zusammengesteckt und tuscheln. Tricia wirft mir einen vorwurfsvollen Blick zu.
»Das nimmt kein gutes Ende«, sagt Brie.
Ich würde Brie so gern von dem Racheblog erzählen. Denn das ist erst der Anfang. Aber ich darf nicht riskieren, sie in die Sache mit reinzuziehen. Ich hole daher aus.
»Wusstest du, dass Tai Jessica kannte?«
Brie hebt eine Schulter und stützt ihr Kinn mit der Hand ab. »Sie hat das Gegenteil behauptet.«
»Sie hat ihre Festplatte geklaut, sodass Jessica einen Aufsatz nicht rechtzeitig abgeben konnte.«
»Na und? Denkst du, Jessica steckt dahinter? Wann hast du diese E-Mail bekommen?«
»Ich habe sie erst heute geöffnet.«
»Und sie war anonym.« Brie schaudert. »Kein günstiger Zeitpunkt. Weiß Tai davon?«
»Wenn Jessica sie jemals bedroht hätte, glaubt Tai nicht, dass es über die beiden hinausgegangen wäre. Sie war total überrascht, als ich es erwähnte. Und sie schien auch überrascht zu sein, dass damit meiner Meinung nach irgendetwas nicht stimmt. Obwohl ich denke, dass ich sie darauf gebracht habe.«
»Das bleibt alles unter uns.« Brie reibt sich müde die Stirn. »Tai ist so gut wie weg«, sagt sie leise. »Ich glaube kaum, dass sich das vermeiden lässt. Aber du hast recht, es wäre wirklich besser, wenn sie sich stellt. Vielleicht sollte ich mit ihr reden.« Plötzlich dreht sie sich wieder zu mir. »Und du hast sonst niemandem davon erzählt?«
»Natürlich nicht.« Tai würde ausrasten, wenn sie herausfände, dass Nola Bescheid weiß. Aber sie wird mir sowieso nie verzeihen.
»Ich meine nur, weil Tricia und Cori dich nicht mehr in Ruhe lassen würden. Und erzähl es vor allem nicht Maddy.« Sie macht ein langes Gesicht.
»Warum kannst du Maddy nicht leiden?«
Brie zieht die Augenbrauen hoch. »Leg mir keine Worte in den Mund.« Sie schaut über meinen Kopf hinweg und winkt einem Tisch zu, an dem Mitglieder aus dem Debattierclub sitzen. Sie sind die Einzigen auf dem Campus, die Anzüge tragen, wenn wir die Schuluniformen weglassen dürfen. Ich kann das nicht leiden.
Ich zögere. »Geht es nur mir so oder scheinen alle in letzter Zeit Anti-Maddy zu sein?«
Sie richtet den Blick wieder auf mich. »Anti?«
»Es sieht nicht so aus, als würde sie ihren Spitznamen besonders toll finden.«
Brie nickt. »Vielleicht hören die anderen damit auf, wenn sich Tai jetzt um ganz andere Dinge Sorgen machen muss.«
»Aber ich meine … Notorious? B.I.G., oder was?«
Brie lacht los. »Eher wie R.B.G., denke ich. Maddy steht nicht wirklich auf Hip-Hop.«
»Was bedeutet Notorious R.B.G.?«
Ihr Lächeln verschwindet. »Ruth Bader Ginsburg«, sagt sie schnell. »Richterin am Obersten Bundesgericht.«
»Was hat das mit Maddy zu tun?«
»Frag Tai.« Brie seufzt und stützt ihr herzförmiges Gesicht wieder mit der Hand ab. »Ich hasse diese Spitznamen. Können wir das Thema Maddy einfach sein lassen?«
Manchmal verstehe ich Brie nicht. Sie hat keine Feinde und sie redet kaum irgendwelchen Mist über irgendwen. Aber wenn sie es tut, geht es immer um eine Person, mit der ich am wenigsten gerechnet hätte. Und dann sagt sie es auch noch durch die Blume, sodass ich nie genau weiß, warum sie eigentlich so angepisst ist. Es ist, als wollte sie mir einen Anstoß geben, selbst dahinterzukommen, damit sie sich nicht die Hände schmutzig machen muss. Aber heute Abend habe ich keine Lust, ihr Spielchen mitzumachen. Und glücklicherweise muss ich das auch nicht.
»Hat die Polizei schon Nachforschungen bei dir angestellt?«
Mir bleibt kurz das Herz stehen. »Ich habe nicht mit der Polizei gesprochen.«
»Gut. Denn dann würdest du ziemlich dumm dastehen. Vielleicht sogar seltsam schuldig. Bleib einfach cool.«
Erst jetzt dämmert mir, dass sie gar nicht von dem Racheblog spricht, sondern von den Ermittlern am Tatort.
»Du denkst also, dass sie Nachforschungen anstellen?«
Brie nickt. »Wir sind die einzigen Zeugen.« Mein Gesichtsausdruck scheint zu zeigen, wie ich mich bei dem Gedanken fühle, von der Polizei befragt zu werden, denn sie schiebt ihr Tablett zur Seite und schaut mir direkt in die Augen. »Sprich mir nach: Ich komme nicht ins Gefängnis.«
Ich schnipse einen zusammengeknüllten Trinkhalm nach ihr. »Du kommst nicht ins Gefängnis.«
»Jeder von uns hat ein Alibi.«
»Nicht gerade ein stichfestes«, betone ich. »Wir waren zwischen Ball und See für eine halbe Stunde nicht zusammen. Tricia hat ihren Freund angerufen, Tai hat noch was zu trinken besorgt und ich habe meine sexy Stiefel gewechselt –«
Brie verdreht die Augen. »Dann sind wir alle verdächtig. Falls es überhaupt Mord war. Aber das war es nicht.«
»Warum sollten sie dann weiter ermitteln?«
»Weil noch keine vierundzwanzig Stunden vergangen sind, Kay. Wenn diese Polizistin uns noch mal befragt, sagen wir einfach alle, dass wir die ganze Zeit zusammen waren. Problem gelöst.«
»Tja, dann sorge aber auch dafür, dass jeder diese Info bekommt, Brie.« Ich halte kurz inne. »Aber kam es dir nicht auch so vor, als hätte es die Polizistin besonders auf mich abgesehen?«
»Das