Gesammelte Werke von Friedrich de la Motte Fouqué. Friedrich de La Motte Fouque

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Название Gesammelte Werke von Friedrich de la Motte Fouqué
Автор произведения Friedrich de La Motte Fouque
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9788027207022



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      Drum zieh' ich oft zu Wald und pflücke Reime,

       Wie sonst zu Schattenhüthen,

       Man Blumen pflückt, ein Goldhaar zu umweben

       Und bringt man die vor's Aug' in schöne Vasen,

       So streb' ich, schöne Melodien zu tauschen

       Mit schönern noch, ja mit den allerbesten,

       Die Meister jemals sangen.

      Wem ich mit Liedes süßem Honigseime,

       Mit Liedes hell erglühten

       Lichtflammen, Mahl und Farbenlust will geben?

       Wenn sich schon längst mein Hügel wird begrasen,

       Der Heut'gen Zeiten Prunk und Kraft verrauschen,

       Dann soll'n noch Lieder ziehn auf lauen Westen

       Von der, die mich gefangen.

       Fast nannt' ich sie. Kühlung von Euern Aesten,

       Ihr Bäume, meinen Wangen!

      Im leichten, prächtigen Turnierharnisch, auf einem schneeweißen Pferde, sprengte nachdem dies Lied gesungen war, Alwin aus einem Thale herauf, und sprach den Sänger folgendermaaßen an:

      Wie dreister Spruch vor meiner Dame Schloß,

       Wie liebekündendes, gewagtes Flehn!

       Indeß ich fern umzieh' durch alle Welt,

       Preis zu erfechten dem verehrten Bild,

       Kaum so beglückt, daß Schärp' und Helmbusch mir

       Von ihren Farben glänzt, wenn ehrfurchtsvoll,

       Das stille Herz den süßen Namen birgt.

       Du auf der Schwelle! Du nur fesselnd kaum

       Den Klang, haß nicht im weitvernommnen Lied

       Man ihren Stamm und Wohnplatz mit vernimmt

       O allzukecker, zu begünstigter,

       Verwöhnter Stand der leichten Troubadours!

      Arnaldo antwortete:

      Was schiltst Du, Ritter, meinen süßen Klang?

       Was seine Kraft und Zauberallgewalt?

       Denn, singt man weithin meine Lieder nach,

       Preist weithin meiner schönen Herrin Huld,

       Das schmälert nicht, das steigert ihren Ruf.

       Klingt doch zur Sonne, wie den Flammenlauf

       Sie feiernd geht, allseit'ger Opfersang

       Vom Erdball auf. So ziemt's auch meinem Licht.

       Ja, meinem sag ich; sieh nur schnöde drein.

       Ich nehm' es nicht zurück. Sie strahlt auch mir,

       Und ihren Strahl fass' ich mit Demuth auf,

       Dich nenn ich stolz, Dich eigenliebig, dreist,

       Der eigen möchte heissen solche Pracht,

       Verschließen sie vor Sängers frommer Aug'

       Verwahren sie gleich einem Erdenschatz.

       Von uns darf Keiner ihr in's Auge schaun

       Wie Mann dem Weibe seiner Lieb' es darf.

       Von uns darf Jeder sich in ihrem Strahl

       Erfren'n, wie Schmetterling im Sonnenlicht.

      Alwin, der in diesem Spiele Couci genannt war, sprengte sein schönes Pferd an, und ließ es die Künste der Reitschule durchmachen, indem er dem Sänger zurief:

      Hier ist was Dein Gesang zu preisen wagt,

       Wenn stolz er sich in's Ritterthum verfliegt.

       Und steigt er höher, – sieh den festen Speer,

       Die scharfe Klinge, vieler Siege froh!

       Gieb, stolzer Sänger, dem Besungnen nach.

      Arnaldo begann einige kühne Gänge auf der Laute, und rief dazwischen:

      Das ist wofür Ihr Alle siegt und fallt,

       Wenn Ihr zum höchsten Ziel des Kampfes strebt,

       Des Liedes Feier, Ewigkeit im Klang.

       Die Waffen klirren selbst Dir freudger schon,

       Das Roß wagt zur Musik den kühnern Sprung.

       Beug, stolzer Ritter, Deinem Ziel das Haupt.

      Couci.

       Was dem erwiedern, der in Friedenstracht,

       Im müss'gen Schatten Wortgefechte hält.

      Arnaldo.

       Was dem erwiedern, der im ehrnen Kleid

       Aus ehrner Brust Barbarenworte stößt.

      Mathilde erschien als Alearda auf einem Balkon, und sprach hinab:

      Mich dünkt ich hörte Streit. Den will ich nicht,

       Ich will Gesang, will kühne Ritterthat

       Zu meiner Schönheit Preis. Den Rang, Ihr Herrn,

       Bestimm' ich unter meinen Dienern selbst,

       Und Keiner schmähe was er nicht vermag,

       Nicht Couci, Du, den süßen Liederklang,

       Nicht Du, Arnaldo, ritterliche Kunst.

       Wohl schlimm für Euch, daß Jeder Eins nur kann.

      Couci.

       Nicht also Herrin. Nur daß mich der Lauf

       Des Rosses, Schildgekrach und Schwerdterlärm

       Vielmehr erfreut, und edler viel bedünkt.

       Sonst säng' ich wohl die art'gen Weisen nach.

       Denn in den Hallen meiner Väter klingt's

       Von Liedern oft, und kluger Meister Sinn

       War meiner Jugend unterweisend nah.

      Arnaldo.

       Von Provenzal'schen Thälern angestaunt,

       Hebt sich ein Schloß auf grüner Bergeshöh,

       An Pracht und Lieblichkeit ein Wunderbild,

       Davon's den Namen, Maraviglia führt.

       Dort stamm' ich her, von dort ab nenn ich mich

       Arnald von Maraviglia, edlen Baum's

       Zwar junger Sproß, machtlos an äusserm Prunk,

       Nicht an der Kraft, die, kühn belebend, strömt

       Durch mein Gemüth, durch Ader, Geist und Sinn.

       Mit Knappen zwar und Roß und Rüstung prangst,

       Mir überlegen, junger Held, vorbei.

       Doch löscht die Dürftigkeit mein Feuer nicht.

       Hätt' ich Dein Roß, ich ritt' es wohl gleich Dir,

       Hätt' ich den Harnisch, prangt' ich drin gleich Dir,

       Vollbringend was schon oft mein Lied besang.

      Alearda.

       Gescheh's was Ihr Euch selbst habt auserwählt:

       Ein Jeder wag' sich auf des Andern Feld,

       Und tummle sich zu Roß, schwing' sich im Lied

       Vor mir (erneuter Circe!) wie er kann.

       Herunter Couci! mit dem Harnisch! Fort,

       Arnaldo Euer zaubrisch Saitenspiel!

       Und, Rittersmann, erweck den goldnen Klang,

       Und, Troubadour, spreng' an das muntre Roß.

      Es geschah nach ihrem Gebot. Bald glänzte Arnaldo im blanken Harnisch, schwang sich, etwas ungewohnt, doch nicht ungeübt, auf das weiße Pferd, und sprengte recht zierlich darauf