Gesammelte Werke von Friedrich de la Motte Fouqué. Friedrich de La Motte Fouque

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Название Gesammelte Werke von Friedrich de la Motte Fouqué
Автор произведения Friedrich de La Motte Fouque
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9788027207022



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Wie Blick und Stellung Zeugniß deß ertheilen,

       Du darfst nicht klanglos, edles Bild, verweilen.

      Alwin sang entgegen:

      Gesänge rauschen, klingen,

       Umschweben dreisten Flugs der Länder Gränzen,

       Aus freiem Sinn in freier Lust entsprossen.

       Doch nicht zu Siegerkränzen

       Mag sich dem Herzen schwerer Gram entschwingen,

       Wehklage nach der Freude längst verflossen.

       Beschämt muß ich verstummen dem Genossen,

       Der heitre Saiten schlägt zu hellen Tönen,

       Ein Aar, den Blick wohl senkend, nie den Fittig.

       In stiller Brust erlitt' ich

       Von Liebe Leid, fand Schonung nicht beim Schönen,

       Vertraun nicht bei der Treue.

       Drum laß mich schweigen, trauter Meister, bitt ich,

       Der Schleier dort birgt holder Augen Bläue,

       Vor der ich mehr noch mein Erliegen scheue.

      Raimund.

       In liebentbrannten Klagen

       Will Nachtigall die Flammen süß verhauchen,

       Die ihren Busen schwell'n und fast zersprengen,

       Daß Sterne, die sich tauchen

       In feuchter Wolken duftumhüllten Wagen,

       Man lauschend sieht hervor die Lichter drängen.

       Dies Heil entblüht den klagenden Gesängen,

       Entblüht allein den sehnsuchtsvollen Liedern,

       Wo aus dem Abgrund lieberfüllter Herzen

       Sich Freuden oder Schmerzen

       Erheben, um als Echo zu erwiedern

       Verschwiegner Liebe Feier.

       Auf, neu entzündend Deiner Andacht Kerzen,

       Belebe süßen Klagelauts die Leier,

       Und sing' von diesen Augen fort den Schleier.

      Alwin.

       Du willst, und ich beginne,

       Auch Dir mit nächt'gen Liedern zu verkünden,

       Was stets ertönt, von mir allein vernommen.

       In tiefen Erdengründen

       Schläft die Geliebte; Seele mir und Sinne

       Ließ sie zurück in heil'ger Gluth entglommen.

       Wenn nun des Lebens Lustgebilde kommen,

       Zu mahnen mich in ihre heitern Kreise,

       Zu locken mich in's bunte Weltgetriebe,

       Dann seufz' ich nur nach Liebe,

       Fremd scheint und freudlos mir die ferne Reise,

       Feind ringsum auf der Lauer.

       Drum tracht' ich, wo ich still und einsam bliebe,

       Wo Niemand spotte meiner frommen Trauer,

       Und gütig winkt mich Nacht in ihre Schauer.

      Raimund.

       Wenn in des Frühlings Milde,

       Der Landmann ausgeht, schauend seine Saaten,

       Die er vertraut hat der Natur Umarmung,

       So weiß er: nicht gerathen

       Mag jeder Halm im grünenden Gefilde,

       Nicht jeden faßt des Sommers Lieb's-Erwarmung,

       Doch bringt's der goldnen Erndte nicht Verarmung.

       Was eines weigern mag, wird andres spenden,

       Was hier verwelkt, dort zwiefach sich erschließen,

       Und Windsturm und Ergießen

       Des kalten Regens all zum Heil sich wenden,

       Gelenkt von eigner Güte.

       Faß Muth! denn Heil muß ew'ge Liebe senden

       Den Liebessaaten, und was heut verglühte

       Wacht morgen lockend auf zu schön'rer Blüthe.

      Alwin.

       So hold, so allgewaltig

       Ist Liebe, daß vor ihren heil'gen Thronen

       Nie unerhört sich frommes Bitten neigte.

       Nur hoffe nicht Belohnen

       Wer, ein Rebell, durch Frevel mannigfaltig

       Der süßen Macht sich widerstrebend zeigte.

       War ich's nicht, dem sie günstig ehmals reichte

       Das Pfand erhörter Sehnsucht, freundlich Winken,

       Vertraulich Lächeln? Händedruck und Neigen?

       Da, neuen Sternen eigen,

       Wandt' ich mich abwärts vom gewohnten Blinken,

       Abwärts von trauten Worten.

       Nun seh' ich die verscherzten Wonnen sinken,

       Und nirgends öffnet mir an fremden Orten

       Ein neues Morgenroth die ros'gen Pforten.

      Raimund.

       O, Alchymist, wie blöde!

       Nun die geheimen Kräfte streitend ringen,

       Die Du in glüh'nden Wünschen hast entzündet,

       Sich liebend bald verschlingen,

       Bald von einander fliehn, erzürnt und spröde,

       Nun gilt's! Nun sei Dir Hoffnung treu verbündet.

       Dir wird Dein Heil im nächt'gen Grau'n verkündet,

       Dein Venusstern, Dein langersehntes Leuchten.

       Laß nicht unzeitig zweifelnde Gedanken

       Den edeln Muth umwanken,

       Den Muth, den keiner Schlachten Donner scheuchten,

       Die Zeit ist angebrochen,

       Wo Freudenthränen Deine Wangen feuchten,

       Die Pulse Dir von süßer Wonne pochen.

       Drum kühn die höchste Sehnsucht ausgesprochen!

      Alwin.

       Sie kam zu meinen Träumen,

       Die Herrin, oft in all' den Hoheits-Strahlen,

       Die ihre Bildung götterähnlich krönen,

       Bis, wach von meinen Qualen,

       Ich wieder einsam mußt' und bangend säumen,

       Unwerth, ich fühlt' es, der ersehnten Schönen.

       Wer allzu Hohes liebt, der scheut Verhöhnen,

       Nicht fremdes nur, auch das im eignen Geiste,

       Drum schweigt er, läugnet selbst sich ab die Klage,

       So wie ich jetzt noch zage,

       Nur Dein Gebot mit Widerstreben leiste,

       Dir und dem holden Bilde

       Zu Deiner Seite, das der Mond umkreiste,

       Verliebt schon, süßern Lichtes, hell'rer Milde,

       Euch trau' ich's an – mein Sehnen heißt Mathilde.

      Raimund stand am Schlusse dieser Strophe vom Rasen auf; die Dame neben ihm erhob sich zugleich mit zögernder Würde, und Beide schritten hinab, nach Alwin hinüber, der sich, wie von Magie gezogen, gleichfalls zu ihnen hinbewegte. Als sie sich im Thale zwischen den Hügeln begegneten, vom hellsten Mondglanz beschienen, warf die Dame den Schleier zurück, und Mathildens Züge leuchteten dem entzückten Jüngling in's Antlitz. Er sank wie anbetend nieder, die herrliche Gestalt beugte sich über ihn,