Gesammelte Werke von Friedrich de la Motte Fouqué. Friedrich de La Motte Fouque

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Название Gesammelte Werke von Friedrich de la Motte Fouqué
Автор произведения Friedrich de La Motte Fouque
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9788027207022



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und die Saiten rührte. Er sang folgendes Lied:

      Aus den lichten Panzerringen

       Spricht's mich hell und lockend an,

       Fragt: was haben wir gethan,

       Das Dir mishagt unser Klingen?

       Wollt'st Du in die Feinde dringen,

       Schellten wir doch klar und fein,

       Daß die Reiter hinterdrein

       Dir die kühnen Wege brachen.

       Nun vergißt Du, was wir sprachen,

       Läßt Dir Zither lieber sein.

      Und erwiedern muß ich ihnen,

       Wie, o Herrin, Dein Gebot,

       Das mich trieb in Schlacht und Tod,

       Nun mich zwingt zu anderm Dienen.

       Ach, wie stark, Ihr süße Mienen!

       Gern vergessen, trotz bewährten

       Thaten, all' Ihr Schlachtgefährten,

       Wollt ich Euch, wehrloser Dichter,

       Sclave selbst, wenn nur zwei Lichter

       Mich zum Sclaven recht begehrten.

      Aus dem Walde kam ein lauter Hörnerklang heran. Florismarte, als Vicomte von Bisiers, kehrte von der Jagd zurück, hinter ihm ein reiches Gefolge. Er selbst gab auf seinem silbernen Waldhorn die lustigsten Töne an. Als er herankam, und die Verwandlung wahrnahm, welche mit Arnaldo und Couci vorgegangen war, freute er sich sehr darüber, und sagte:

      Ich kann nur fechten, jagen, Gold vertheilen,

       Bei Alearda steht des Zauber's Macht.

      Die beiden erstgenannten Qualitäten schenk' ich Euch, rief der Hofnarr. Wenn Ihr aber die Dritte bei mir gehörig anwenden wollt, gedenke ich der Vicomtesse Jemanden vorzustellen, den sie trotz ihrer Zaubergabe nicht verwandeln wird. Damit führte er einen Mann im Reisehabit vor, der nach einem tiefen Bückling sagte: Ew. Gnaden ersuche ich, nicht nach dem ersten Eindruck von mir zu urtheilen, da es mir vorkommt, als sei der, welcher mich eben anmeldet, ein Narr. Ich traf ihn im Walde, wo er sich ganz ehrbar anstellte, und seinen scheckigen Anzug für eine Modetracht des Landes ausgab, (eine Art des Spaßes, die man sich mit dem Reisenden nie erlauben sollte, weil falsche Reisebeschreibungen daraus entstehn.) Nachher gab er sich immer mehr und mehr als das zu erkennen was er ist, und ich weiß nun nicht einmal, ob er die Wahrheit gesagt hat, indem er verhieß mich dem Vicomte Bisiers vorzustellen.

      Florismarte antwortete:

      Laßt Euch nichts irren; daran sprach er wahr,

       Und führt' Euch aus Instinkt vielleicht herbei

       Um seiner Narrheit das gehör'ge Maaß

       Von recht gescheutem überlegten Thun

       Als nöthige Balanz hinzuzufügen.

       Ihr seid willkommen, und des Hauses Gast.

      Ei! Ei! rief der Fremde erstaunt. So hat er doch die Wahrheit gesprochen, hat in noch viel unglaublichern Dingen die Wahrheit gesprochen, die ich kaum glauben würde, wenn ich nicht unter andern Gaben, wofür ich Gott nicht genugsam danken kann, auch die besässe, ganz vortreflich zu hören, und also schon meinen Ohren nolens volens trauen müßte. Ei. Ei! Und während dieser Rede wiegte er den Kopf unaufhörlich hin und her, weshalb der Lustigmacher immer hinter ihm herumsprang, als fürchte er, das theure Haupt könnte abfallen, und als sei er bereit es aufzufangen, und wieder an den hergebrachten Ort zu stellen.

      Das Ihr in Versen redet, fuhr der Fremde fort, das ist es was mich so wundert. Der Narr sagte, das sei hiesiger Dialeckt, und er selbst sei nur wegen seiner Narrheit darum gekommen.

      Florismarte erwiederte:

      Auch darin sprach er ein wahrhaftes Wort.

      So würden aber meine besten Reden, sagte der Fremde, hier gleichsam wie die eines Narren herauskommen. Doch ich will mir den Kopf nicht mit unnützen Scrupeln beschweren, sondern Euch lieber mittheilen daß ich Reisling heisse, ein Deutscher Oeconom, wie Ihr seht schon ziemlich bejahrt, und daher sehr erfahren, der aber immer noch mehr von der Menschheit erfahren und kennen lernen will. Vorzüglich aber bin ich den Hammeln bis hierher nachgereist, und denke ihnen bis Madrid, wenns sein muß noch weiter, nachzureisen, denn die Schaafzucht liegt mir nun einmal vor allem am Herzen, Ich weiß, es ist dies eine kleine Schwäche, die mich noch durch Jahrhunderte fort berühmt machen kann, wie man das in der Geschichte öfters findet, wenn sich einer so schwärmerisch auf ein Fach gelegt hat, sei's auch auf Erobern, Versemachen oder dergleichen.

      Die Gesellschaft hatte lange geglaubt dies sei eine neue Maske, als man ihn aber bei nährer Betrachtung für eine wirkliche Person erkannte, versprach man sich fast noch mehr Spaß davon, und lud ihn zur Abendmahlzeit in's Schloß, wohin er mit so vieler Devotion als Erkenntlichkeit folgte.

       Inhaltsverzeichnis

      Bei Tische ward Reisling immer lustiger, und fing an, mit sehr feinen Wendungen (so bildete er sich's ein) auf das Theater überzugehn, und sich endlich nach einem gewissen Alwin zu erkundigen, der ehmals ein wildes Soldatenleben geführt habe, und sich nun als Comödiant in einer Schauspielergesellschaft durch die hiesige Gegend umher treiben solle; das wenigstens sage man in Braunschweig. Raimund fiel ihm in's Wort und rief aus:

      Verwegner Schwätzer! Halt die Zunge fest.

       Du wärst der Erste nicht, den ihr Vergehn

       Um's Haupt geplaudert hätte. Halt sie fest.

       Der neben Dir im reichen Sängerschmuck

       Ist der Alwin, nach dem Du fragen darfst,

       Er singt uns reiche Lieder, dichtet sie,

       Wie's ihm ein Gott hat in die Brust gelegt;

       Nennst Du ihn Comödiant deshalb? Schweig still!

       Demüth'ge Dich! Denn wie hier Gastlichkeit

       Jedweden Fremdling aufnimmt, reich an Huld,

       So faßt auch jeden Frevler hier das Recht,

       Streng, unerbittlich, stählern, waffenklirrnd.

      Dabei schlug er wirklich seine Panzerringe klirrend zusammen, und rasselte an seinem Schwerdt. Reisling fand sich zwiefach erschreckt: durch Raimunds drohenden Gebärden, und weil es ihm unbegreiflich vorkam, daß er mit seinen klugen Anstalten drum habe anlaufen können. Endlich faßte er sich so weit, daß er bei Alwin demüthige Entschuldigungen anbrachte, welche dieser eigentlich besser aufnahm, als es zum Ergötzen der Gesellschaft getaugt hätte. Es lag in ihm ein Grund von Höflichkeit und Milde, der ihm oft den besten Spaß verdarb, und ihn zum Spielwerk jedes Erschreckten und Verlegnen machte, oder auch dessen, der sich nur so zu stellen wußte.

      Ich bringe einen Brief an Euch, sagte Reisling zu ihm. Ein sehr hübsches Mädchen in Braunschweig bat mich so artig darum, daß ich es nicht abschlagen konnte. Sie heißt Fräulein Beatrix.

      Alwin riß erbleichend den Zettel aus des ungeschickten Boten Hand, und war im Begriff, ihn zu eröffnen, aber Florismarte rief ihn zu:

      Nicht Heut' ein ernst Geschäft! Erinnrung nicht

       Vergangner Lust bei gegenwärt'ger Lust!

       Ich fodr' es als ein Gastgeschenk von Euch,

       Daß Ihr nicht les't, nur hört und singt und lacht!

      Alwin gehorchte der Anmahnung, um so lieber, da er sich dadurch Mathilden gefällig zu erweisen dachte, aber, in ein andres Gespräch vertieft, war sie von dieser ganzen Verhandlung nichts gewahr worden.

      Der Hofnarr hatte sich unterdessen wieder viel mit Reisling zu thun gemacht, welches dieser auf eine höfliche Weise zu dekliniren suchte. Weil das aber durchaus nicht gelingen wollte, wandte er sich zuletzt gradezu an Florismarte, und klagte, daß