Lebenswelten und Verfolgungsschicksale homosexueller Männer in Baden und Württemberg im 20. Jahrhundert. Julia Noah Munier

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vermittels derer Rückschlüsse auf Lebenswelten möglich sind, etwa Rückschlüsse auf öffentliche und private Orte des Zusammenkommens und deren Nutzung.71

      Vermittels einer praxeologischen dispositiven Analyse von Lebenswelten und Verfolgungsschicksalen homosexueller Männer im deutschen Südwesten ist genau dies auch zu leisten.

      Codes spielen nicht nur in den auf Anerkennung zielenden Organisationen homosexueller Männer eine Rolle, sondern auch in den informellen Kontexten des »Sich-zu-Erkennen-Gebens«, in den Räumen anonymen sexuellen Zusammenkommens, meist in öffentlichen oder halböffentlichen Kontexten. Wie gaben sich die Akteure in den sozialen Praktiken des Zusammenkommens und der halböffentlichen sexuellen Interaktion als involvierte Mitspieler zu erkennen?

      Die Lebenswelten homosexueller Männer entstehen in der Verschränkung von performativen Praktiken historischer Akteure, der Verräumlichung der spezifischen Lebenswelten an spezifischen Orten oder innerhalb bestimmter städtischer Zonen sowie von medialen Praktiken der Bedeutungsproduktion. Lebenswelten werden also in »doings and sayings« (Theodore Schatzki) performativ hervorgebracht, d. h. in wiederholten und wiederholbaren kulturellen Praktiken und werden anhand qualitativ unterschiedlicher historischer Quellen in einer praxistheoretischen Perspektive beobachtbar.

      Um die Lebenswelten homosexueller Männer im deutschen Südwesten zu erforschen gilt es verstreute, heterogene Quellensplitter zusammentragen, zu systematisieren und cross-medial zu analysieren.