Название | Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman |
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Автор произведения | Patricia Vandenberg |
Жанр | Языкознание |
Серия | Dr. Norden Bestseller Paket |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740937553 |
Fee seufzte. »Wenn ich mal meine Memoiren schreibe, wird ein Krimi daraus«, lächelte sie.
Daniel fuhr zur Behnisch-Klinik. Es war halb neun, und abendliche Ruhe herrschte. Aber es gab immer noch ein paar Besucher, die erst jetzt gingen. In einer Privatklinik war das möglich, wenngleich die Schwestern darüber so manches Mal auch Klage führten.
Zu Daniels Erstaunen traf er auch Margit Detloff. Bevor sie ihn bemerkt hatte, konnte er aus ihrem Mienenspiel ablesen, dass sie sehr ungehalten war, aber als sie ihn dann erkannte, wechselte es rasch zu einem Lächeln.
»Ich habe immer Pech, wenn ich Papa besuchen will, ganz gleich, wann immer ich komme. Er schläft. Was machen Sie denn zu so später Stunde noch hier?«
»Ich habe mehrere Patienten hier, nach deren Befinden ich mich erkundigen muss«, erwiderte Daniel ausweichend.
»Auch dieses fremde Mädchen, das vor Haralds Tür gefunden wurde?« Sie sah ihn forschend an.
Woher wusste sie das? Aber er brauchte nicht zu fragen, bereitwillig gab sie ihm eine Erklärung.
»Es macht schon Schlagzeilen. Haben Sie die Abendzeitung noch nicht gelesen? Da hat sich der clevere Harald schön in die Nesseln gesetzt. Ich bin froh, dass ich ihn noch beizeiten durchschaut habe. Für Papa wäre das ein schlimmer Schock. Und Harald hat sich aus dem Staub gemacht. Er jagt Großwild.«
Davon schien sie überzeugt zu sein. Sie wusste also nichts davon, dass er in Schottland war. Gottfried Detloff hatte seiner Tochter gegenüber allem Anschein nach in jeder Beziehung Stillschweigen bewahrt. Merkwürdig war das schon. Möglich war aber auch, dass es ein Täuschungsmanöver von ihr war.
Er sah sie an, aber ihr Blick schweifte zum Ausgang. Sie wurde unruhig.
»Entschuldigen Sie, Dr. Norden, ich werde abgeholt«, sagte sie rasch.
Daniel blickte zur Tür, sah dort einen Mann stehen, der aber schnell aus dem Lichtkreis zurückwich, bevor er ihn hätte erkennen können.
Margit eilte hinaus, und Dr. Norden ging zum Chefzimmer.
Dort fand er Dieter Behnisch und Jenny Lenz vor.
»Was verschafft uns die Ehre deines späten Besuches?«
»Vanessa Hunter ist der Grund«, erwiderte Daniel.
»Vanessa Hunter? Wie soll ich das verstehen? Hast du die Dame gefunden, nach der Detloff verlangt?«
»Sie ist deine Patientin. Jene Fremde, der du den Magen ausgepumpt hast.«
»Mach mich nicht schwach«, seufzte Dr. Behnisch. »Woher beziehst du dieses Wissen?«
»Von Harald Johanson.«
Dieter Behnisch schüttelte den Kopf. »Du sorgst für Abwechslung, Daniel«, brummte er.
»Dafür sorgen andere. Ich bin nur Handlanger.«
Dieter Behnisch griff sich an die Stirn. »Nun mal langsam, Daniel. Was hat diese Vanessa für eine Bedeutung in Detloffs Leben?«
»Sie ist seine Tochter.«
»Herr im Himmel, es wird ja immer verzwickter. Da soll sich noch einer durchfinden.«
»Langweilig wird es jedenfalls nicht, Dieter. Behalt es noch für dich. Und vor allem darf Detloff jetzt nicht erfahren, was mit dem Mädchen geschehen ist. Wir müssen erst herausbringen, ob sie die Absicht hatte, mit ihrem Leben Schluss zu machen.« Er wartete ein paar Sekunden, bis Dieter das verdaut hatte, dann fuhr er fort: »Auszuschließen ist es ja nicht. Junge romantische Mädchen kommen schnell auf solche absurde Idee, wenn sie mal Liebeskummer haben.«
»Bleibt herauszufinden, ob sie welchen hatte.«
»Kann ich mal zu ihr hineinschauen?«, fragte Daniel.
»Na, hör mal, du hast sie ja schließlich hergebracht. War eigentlich die Polizei schon bei dir?«
»Die Polizei?«, staunte Daniel.
»Nun, jemand hat ihnen geflüstert, dass ein Mädchen unter sehr mysteriösen Umständen ohnmächtig vor Harald Johansons Wohnung zusammengebrochen sei. Es steht schon in der Abendzeitung.«
»Die Polizei war hier?«, fragte Daniel rau.
»Gewiss, und ich habe erklärt, dass wir uns um die Patientin bemüht haben, ohne einen Gedanken zu hegen, dass es ein Fall für die Kriminalpolizei sei. Da sich unsere Ordnungshüter über zu wenig Arbeit nicht zu beschweren brauchen, haben sie auch kein allzu großes Interesse gezeigt, sich eifrig hineinzuknien. Die Presse ist natürlich gleich zur Stelle. Sie brauchen ja Sensationen.«
Und eine Sensation war es wohl, wenn eine dicke Schlagzeile verkündete: Was hat der Millionenerbe Harald Johanson zu verbergen?
»Du lieber Gott«, stöhnte Daniel, als Dieter Behnisch ihm diese Zeitungsseite unter die Nase hielt.
»Und da wundert man sich, wenn die Leute einfach vorbeigehen, wenn einer ohnmächtig auf der Straße liegt«, brummte Dieter. »Ganz leicht kann man ins Gerede kommen … Komm jetzt, Dan, deine Frau wird auf dich warten.«
Sehr zart und sehr schön sah das Mädchen aus, das still in den Kissen lag. Das feine Gesicht hatte einen schmerzlichen Ausdruck, die schöngeschwungenen Lippen waren leicht geöffnet.
Wenn sie doch nur sprechen könnte, dachte Daniel. Er trat dicht an das Bett heran und nahm die schmale wohlgeformte Hand, die wachsbleich war.
»Vanessa«, sagte er leise, um es nochmals lauter zu wiederholen.
War es nur Einbildung, oder zuckten die bläulichen Lider wirklich?
Dr. Norden ließ die Kranke nicht aus den Augen.
»Vanessa, hören Sie mich?«, fragte er.
Ein leiser Seufzer kam über ihre Lippen.
»Terry«, hauchte sie, »nein«, und dann lag sie wieder ganz still, nur ihr Atem ging etwas heftiger, erregter.
»Vielleicht kommt sie morgen zu sich«, sagte Dieter und drängte Daniel wieder mit sanfter Gewalt aus dem Krankenzimmer. »Einen Rückfall dürfen wir keinesfalls riskieren.«
»Du lässt niemanden zu ihr?«
»Ich werde mich hüten. Bisher hat auch noch niemand nach ihr gefragt, die Polizei ausgenommen, und die habe ich abgewimmelt.«
Sie gingen hinaus. Vanessa warf ihren Kopf ruckartig herum, aber das sahen sie nicht mehr. Sie hatte Stimmen vernommen, ferne Stimmen. Sie hatte auch ein paar Worte verstanden. Jemand hatte sie mit ihrem Namen angeredet. Ein anderer hatte von der Polizei gesprochen.
Ihr Kopf, ihre Glieder schmerzten.
Jede Bewegung tat weh, aber ihre Gehirnzellen begannen zu arbeiten.
Mühsam öffnete sie die brennenden Augen, sah in fahlem Licht ein fremdes Zimmer, einen Schrank, ein Fenster. Sie begriff noch nichts. In ihrem Kopf war völlige Leere.
Wo mochte sie sein? Sie versuchte, sich zu erinnern, was geschehen war, als ihr so übel wurde. Ja, daran konnte sie sich fast sofort erinnern. Und was war vorher geschehen?
Sie konnte die Augen nicht lange offenhalten. Ihre Lider waren schwer wie Blei, wie auch ihre Arme, die sie heben wollte, und die gleich wieder herabsanken.
»Laura«, flüsterte sie. Ein Nebelschleier zerriss vor ihren Augen, aber Laura war nicht da. Mechanisch hob sie den Arm, tastete mit der seltsam leblosen Hand, die gar nicht ihr zu gehören schien, herum und berührte mit den tauben Fingern unabsichtlich eine Schnur.
Wie durch einen Zauber tat sich wenig später eine Tür auf, die Vanessa eben erst als solche erkannte. Eine weißgekleidete Gestalt trat ein, wie ein Geist.
»Ich bin Dr. Jenny Lenz«, sagte eine warme Stimme, die sehr beruhigend auf Vanessa wirkte.