Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Название Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman
Автор произведения Patricia Vandenberg
Жанр Языкознание
Серия Dr. Norden Bestseller Paket
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740937553



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hatte sich mit Simon gestritten. Vorher hatte sie es nie für möglich gehalten, dass sie sich so streiten könnten.

      Und dann hatte er eingelenkt, als sie sagte, dass sie erst ein paar Tage der Besinnung brauchte.

      »Fahr in die Berge«, hatte er ihr geraten. »Schau dir Garmisch an. Schalte ab, und wenn du alles überdacht hast, weißt du, wo du mich finden kannst.«

      Sie hatten in einem Lokal in der Nähe des Bahnhofs gesessen, dann war sie in einen Zug gestiegen und nach Garmisch gefahren. Simon hatte die Fahrkarte gekauft, und während der Fahrt war ihr der Gedanke gekommen, dass sie ihm Unrecht getan hätte.

      Sie war es doch gewesen, die ihn gebeten hatte, sie nach Deutschland zu begleiten. Sie hatte ihm von ihrer Unsicherheit erzählt und ihn um Rat gefragt.

      Sie war in Garmisch in ein Taxi gestiegen und hatte den Chauffeur nach einem guten Hotel gefragt. Er hatte sie zu einem gebracht, und es hatte ihr gefallen.

      Und dann hatten eines Abends ein paar Männer an ihrem Nebentisch gespeist, die den Namen Detloff erwähnten.

      »Er ist ein sehr reeller Bankier«, hatte der eine gesagt. »Krumme Sachen gibt es bei ihm nicht.«

      »Und gut fundiert«, sagte der andere. »Außerdem wird gemunkelt, dass seine Tochter Harald Johanson heiratet. Geld zu Geld, aber Johanson hat mindestens fünfmal soviel hinter sich wie sein zukünftiger Schwiegervater.«

      Ganz genau konnte Vanessa sich an diese Worte erinnern, als sie sich nun umdrehte und auf die Uhr blickte, die leise tickte. Der Zeiger rückte auf die Sechs.

      Warum war ihr der Name Harald Johanson so im Gedächtnis haften geblieben, dass sie sich auch zwei Tage später genau an ihn erinnern konnte?

      Zwei Tage später hatte sie den Entschluss gefasst, nach München zu fahren. Sie fragte in dem Hotel, das Simon ihr genannt hatte, nach ihrem Verlobten. Er wohnte noch dort, war aber nicht im Hause.

      Es war ein exklusives Hotel, und Vanessa hatte sich gefragt, warum Simon kein bescheideneres gewählt hatte, da er ihr doch immer wieder vorhielt, dass er rechnen müsse.

      Sie war stundenlang herumgelaufen, bis sie eine Pension fand, die abseits vom Straßenlärm lag und ihr gefiel. Sie hatte geschlafen und dann Violet angerufen. Aber bevor sie Violet sagen konnte, wo sie zu erreichen war, wurde das Gespräch unterbrochen, und später konnte keine Verbindung mehr zustande gebracht werden.

      Und als Vanessa bei diesem Punkt angelangt war, kam Schwester Hertha herein, die noch Fieber messen musste, bevor sie abgelöst wurde.

      *

      »Wie sind Sie eigentlich auf die Idee gekommen, nach München zu fliegen, Violet?«, fragte Harald Johanson, als sie auf dem Londoner Flugplatz frös­telnd auf den Abruf der Maschine warteten.

      »Durch einen Anruf von Vanessa. Leider wurden wir unterbrochen, aber ich nahm mit Bestimmtheit an, dass sie im gleichen Hotel wohnen würde wie Simon. Er hatte mich ja angerufen und gesagt, wo sie zu erreichen wären.«

      Sie unterbrach sich, denn Lord Dalton kam, der deutsche Zeitungen besorgt hatte.

      »Zweiter Aufruf«, sagte er.

      Harald starrte auf eine Zeitung. »Das ist ein starkes Stück«, murmelte er. »Wer will mich da verschaukeln?«

      »Was ist denn?«, fragte Violet.

      Er hielt ihr die Zeitung hin. Sie war vom Vortag, und er hatte die gleiche Schlagzeile gelesen, die auch Dr. Norden nachdenklich gestimmt hatte.

      »Da will Ihnen jemand etwas in die Schuhe schieben, Harald«, sagte Violet, »sofern nicht ein rühriger Reporter sich etwas aus den Fingern gesogen hat.«

      Unwillkürlich blickte Harald auf die Uhr. »Das werden wir bald wissen«, sagte er heiser. »Die Herrschaften werden mich kennenlernen. Ich habe nichts zu verbergen.«

      Elf Uhr fünfzehn landeten sie in München. Harald erschien es wie eine Ewigkeit, dass er fern von dieser Stadt gewesen war, obgleich nur vierundzwanzig Stunden vergangen waren.

      Fast hätte er vergessen, dass er seinen Wagen hier geparkt hatte.

      Sie zwängten sich hinein, denn eigentlich bot er ja nur zwei Personen Platz.

      Punkt zwölf Uhr hielten sie vor der Behnisch-Klinik, und das erste, was Violet bemerkte, war ein Funkstreifenwagen.

      »Sie warten anscheinend schon auf mich«, sagte Harald sarkastisch, »aber zuerst will ich wissen, wie es Vanessa geht.«

      Er drehte sich zu Violet um.

      »Sie lassen mir doch den Vortritt?«, fragte er.

      »Bitte, diplomatisch sein, Harald«, sagte sie leise.

      »Und nicht vergessen, dass Sie Freunde haben«, fügte Robin hinzu.

      »Danke«, erwiderte Harald schlicht.

      »Das war lieb, Robin«, sagte Violet leise. »Ich glaube, er wird Freunde brauchen.«

      »Auf mich kann er sich verlassen. Ich mag ihn«, sagte Robin nachdenklich.

      Er legte den Arm um sie und seine Lippen auf ihren weichen Mund. Augenblicklich war die Welt für sie versunken, aber jäh wurden sie in die Wirklichkeit zurückgerissen. Es war jemand da, der Violet doch sofort erkannt hatte, und er stand jetzt dicht neben ihnen und starrte sie an.

      »Wieso bist du hier, Violet!«, fragte Simon Terence erregt.

      Violet war heftig erschrocken, aber das war schnell vorbei, denn Robins Arm legte sich gleich fester um ihre Schultern.

      »Wieso bist du hier?«, fragte sie sarkastisch zurück. Sie spürte seine Unsicherheit und sah ihm fest in die Augen, aber er blickte schnell zu Boden, als könne er diesem Blick nicht standhalten.

      »Vanessa liegt in dieser Klinik«, murmelte er. »Hat man dich benachrichtigt?«

      »Nimm es an«, sagte sie. »Darf ich bekannt machen: Mr. Terence, Lord Dalton!«

      Sie stieß es triumphierend aus, und Robin musste unwillkürlich lächeln.

      »Violets zukünftiger Ehemann«, fügte er lässig hinzu.

      Simons Augen verengten sich. »Eine ziemliche Überraschung«, sagte er.

      »Aber doch wenigstens eine erfreuliche«, sagte Violet leichthin. »Erzähle, was passiert ist. Seit wann ist Vanessa in dieser Klinik?« Sie stellte sich unwissend, und es gelang ihr überzeugend. Robin bewunderte ihre Geistesgegenwärtigkeit, die ihm aber auch verriet, wie sehr sie Simon Terence misstraute.

      »Ich weiß auch nicht«, erwiderte Simon. »Hat man dich nicht informiert?« Sein Blick war lauernd. »Die Polizei hat sich eingeschaltet. Sie wird hoffentlich alles aufklären. Leider durfte ich noch nicht zu Vanessa.«

      Ob sie Harald zu ihr lassen?, fragte sich Violet. Wenn nicht, dann würde sie es versuchen. Schließlich war sie eine nahe Verwandte.

      Sie war nun doch überrascht, als Simon sich sehr plötzlich verabschiedete. Er sei verabredet, sagte er.

      »Du weißt ja, in welchem Hotel ich wohne, Violet. Vielleicht können wir uns heute Abend treffen. Lord Dalton, ich würde mich freuen.«

      Was ist das für ein arroganter Bursche, dachte Robin. Was bildet er sich ein? Robin kehrte nicht gern den Lord heraus, und es war ihm auch ziemlich gleichgültig, zur Aristokratie zu ge­hören, aber diesem Terence musste er doch einen Ducker geben.

      »Ich glaube nicht, dass wir Zeit haben«, sagte er kühl. »Es scheint hier eine ganze Menge aufzuklären zu geben.«

      *

      Sehr überrascht war auch Dr. Behnisch, als Harald Johanson plötzlich vor ihm stand. Also schien er kein schlechtes Gewissen zu haben und auch keine Schuldgefühle.

      »Ich hoffe, Dr. Norden hat Sie von unserem Telefonat in Kenntnis gesetzt«, kam er gleich zur Sache. »Ich habe eine ganze Menge in Erfahrung gebracht,